KiKi/Ufa-Pavillon/Ufa-Palast/Filmpalast Berlin/Astor Filmlounge
Im Rückwärtslauf - und zurück den Anfängen - "back to the roots":
Sein heutiges Volumen erhält der Kinosaal am Kurfürstendamm 225, der 1948 als 'KiKi' ["Kino im Kindl"] mit erst 315 Plätzen eröffnete, erst nach dem Umbau Gerhard Frisches von 1952.
Er erlebt eine Verlängerung und einen kühnen Innenausbau im Retro-Look des italienischen Opernstils: eben so prankt seither die berühmte muschelförmige Decke zentrifugal herab.
Ab etwa 1956 wird die UFA-Theater AG langjähriger Mieter des Kinos und verleiht ihm das bis heute vielleicht eindrucksvollste Neon-Emblem: "Ufa-Pavillon". Es 7 Jahre später, 1963, erfolgt der Bühnenumbau zum noch heute klassich-dominanten CinemaScope-Format: der Anlaß für die Berlinale, 1993 gar eine Retrospektive "CinemaScope - zur Geschichte der Breitwandfilme" genau dort abzuhalten.
Heinz Riech, als einstiger europäischer Kinozar bekannt, übernimmt in den 1970er Jahren die UFA-Theater AG und versorgt das Haus mit solidem Genre- und Action-Film bis Ende seines Mietvertrages 1987. Das Haus hält er intakt, und Verschandelungen der Räumlichkeiten, die anderen Traditionskinos nachgesagt werden, sind nicht zu verzeichnen. Das unfreiwillige Ende seines Mietvertrages verleitet ihn aber zur Politik der verbrannten Erde, als er seinem Nachfolger Hans-Joachim Flebbe ein weitgehend disfunktionales Haus hinterlässt, in dem Technik und Elektrik (im Bildwerferraum z.B. Ernemann X-Maschinen mit 4-Kanal-Magnetton und Dolby-SR) bis auf die Grundmauern herausgerissen werden.
Der Neuanfang mit Totalsanierung und Mobiliar im Stil moderner Theater gerät zu einem sehr teuren Unternehmen: 1988 erfolgt die Wiederöffnung unter dem Namen "Filmpalast Berlin", welcher als erstes Haus in Berlin eine THX-zertifizierte Anlage erhält und - in Ermangelung von durch die UFA-Theater AG reservierten Premieren - und der nun einen regen, alle 3 Tage wechselnden Schienenbetrieb mit Unterhaltung- und Programmkinofilmen unterhält. Nach dem Fall des Monopols der UFA-Gruppe Anfang der 1990er Jahre geht man im 'Filmpalast Berlin' über zur Langzeitauswertung von anspruchsvollen Grossproduktionen wie SCHINDLERS LISTE, HOWARDS END, DER MIT DEM WOLF TANZT oder SINN UND SINNLICHKEIT unter weitergehender Aufgabe des Schienenspiels. Firmengründer Flebbe baut inderzeit die CinemaxX-AG auf, die sich jedoch 2008 von dieser Einzelspielstätte zurückzieht. Als Folge weiterer Firmengründungen, die exklusives Lounge- und Luxus-Kinos nach englischem Vorbild in Deutschland etablieren möchte, behält Flebbe schließlich in Alleinregie die Führung des in 'astor Filmlounge umbenannten Hauses, renoviert es nur wenige Jahre nach dem grossen Kinosterben am Kurfürstendamm und am Zoo von Grund auf nach modernen Service-Konzepten und reaktiviert ein Schienenspiel mit Spartenprogrammen, denen endlich wieder eine stärkere Bedeutung beigemesssen werden.
Erhalten geblieben sind die klassischen Filmbildwerfer aus der Epoche des 'Filmpalast Berlin': Kinoton "FP-30" sowie Philips "DP-70". Hinzugetreten ist eine Kinoton-Digitalprojektor mit 3D-Wiedergabe, der der Spielstätte mit AVATAR nach vielen Jahren wieder den ersten Langzeiterfolg beschert (rund 5 monatige Laufzeit) sowie auch Opern-Übertragungen ermöglicht.
Seit 2009 wird das Experiment einer Filmklassiker-Reihe gewagt - in weiten Teilen der Branche ein totgesagtes Hobby - das an den frühen Sonntagen zu teils beachtlichem Besuchererfolg führt und mit Monumentalfilmklassikern und 70mm-Unikatkopien von SPARTACUS bis LAWRENCE OF ARABIA auftrumpft.
Neben den klassischen Kinohäusern 'Cinema Paris', 'Delphi-Palast am Zoo' sowie 'Zoo Palast' hat sich somit ein Stück Lichtspielhaus-Tradition in der City-West erhalten. Dem Thema gewidmet ist auch eine Ausstellung von Kinomuseum Berlin e.V. in der Kassenhalle des Kinos, die jederzeit und eintrittsfrei zu besichtigen ist.
[Text: © cinerama, 31.12.2010]
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