Wenn man auf beiden Augen blind ist, kann man das so sehen.
Nicht gemerkt, dass zahlreiche Halbnah- und Nahaufnahmen fast gänzlich auf 2D zusammenrutschen und im Wechsel mit den stereoskopisch einwandfreien Totalen hin- und hergeschnitten werden: in ein und derselben Sequenz?
Nicht sehen wollend, dass die Photographie der Realaufnahmen und der Aufnahmen vor der Green-Screen (völlig egal, ob das ein toller Red MX-Sensor wäre, eine Sony HDCAM-SR, eine Arri-Alexa ... oder eine 35mm- und 65mm-Kamera) erschreckend unmotiviert ist, sich auszeichnet durch partielle Unterbelichtung (trotz digitaler Sensoren saufen die Schatten in diesem Film ab), eine dramaturgisch schwer nachvollziehbare Farbentsättigung zum Stilprinzip macht, dass die Produktion eine mangelnde native Auflösung aufweist (sowohl in der D-Cinema-Projektion als auch auf Imax überzeugte sie nicht, ähnlich AVATAR - unterliegt Film in allen Parametern), dass bei diversen Einstellungswechseln innerhalb ein- und derselben Szene zwischen 1,78 und 2.39 : 1 hin- und herspringt, dass der Film zwar einen zwar guten Surround-Sound aufweist, aber in den Sprachen mittig-monaural und eher verzerrt daherkommt - wobei die Perspektiven, die selbst bei Monoton möglich wären, nicht genutzt werden, sondern alles vordergründig klingt?
Nun gucke ich den Film nebst Vorgänger zwar immer gerne wieder, aber "herausragend" höre ich die Musik von Daft Punk nicht heraus, zumal in jedem Motiv Phil Glass hier mitschwingt und das übrige Hans Zimmer aus INCEPTION reanimiert.
In Szenen-Zitaten kommen LORD OF THE RINGS, MATRIX 2, 2001, STAR WARS Teil 1 und Teil 6, ARTIFICIAL INTELLIGENCE, THE TEN COMMANDMENTS oder SPEED RACER zu neuen Ehren. Die Zitate sind nett gewählt, keine Frage, aber sie ersetzen zu oft eigene dramaturgische Einfälle. Ohne Jeff Bridges, der hier fast die Aura von Charlton Heston entwickelt, und ohne den Fleiß der Graphik-Designer würde alles wir eine studentische Pflichtübung ausfallen.
Vom Thema und formal vom gestalterischen Potential gäbe das Thema aber viel mehr her als AVATAR. Die Themen künstliche Intelligenz, künstliches Leben, soziale Schieflagen durch Erbmanipulation/Software-Manipulation könnten doch brisant Stoffe hergeben. Man scheut offenbar die Wirklichkeit und bemüht immer wieder die alte Fantasy-Leier.
Da muss ich sagen, dass Spielberg damals aus JURASSIC PARK interessantere Bezüge zur Jetztzeit herausholen konnte. Auch MATRIX von 1997 hat die Fantasie durchaus beflügeln können.
Bei TRON bleibt die Fantasie weitgehend auf der Strecke.
Man sieht förmlich den Regisseur oder Produzenten vor sich, wie sie sich sagen könnten: "Machen wir's hier wie in Matrix, dort wie in Star Wars, und kompilieren wir eine Soundtrack aus Glass, Zimmer und Horner: von jedem ein bisschen, und wir liegen im Trend".