Ich sehe zwei Szenarien:
Kodak und/oder Fuji erhalten endlich mal fähige Marketingabteilungen, die den weltweiten Analogtrend (Vinyl, Analog-Fotokameras) erkennen und darauf mit Massenprodukten reagieren. Es liegt hier geradezu auf der Hand, Super-8 wieder so zu beleben, wie es derzeit mit Polaroid geschieht. Massenmarkt bedeutet: Kamera, Film, Entwicklung, heute auch Digitalisierung aus einer Hand und möglichst in einem Produktpaket für nicht-Spezialisten. Wenn Fuji hier die Initiative ergriffe und Single-8 doch noch 8mm-Standard würde, wäre das auch kein Drama.
Wahrscheinlicher: Schmalfilm wird zur Boutiquen-Nische und entsprechend teuer. Man wird sich noch mehr als heute auf kleine Spezialfirmen verlassen müssen, die Film herstellen, konfektionieren, entwickeln etc. Irgendwann werden sich dann 8 und 16mm von den Kosten her nicht mehr viel nehmen. Diesem Zustand nähern wird uns ja jetzt schon an. Unter diesen Umständen könnte 16mm das längere Leben beschieden sein, weil es immer noch als professionelles Format taugt. Schmalfilm wird dann nichts mehr für Hobbyfilmer, die ihren Alltag oder Urlaub filmen, ausser in einem elitären Luxus-Segment, in dem sich bei der Analogfotografie heute z.B. auch Leica und Hasselblad tummeln.
Beide Szenarien stellen für nichtprofessionelle Filmer eigentlich kein Problem dar. Szenario 1 wäre der Optimalfall, weil es für eine preiswerte Film- und Laborinfrastruktur sorgen würde. Aber auch Szenario 2 ist okay, wenn man wirklich ernsthaft filmt. Denn wer nicht Wochen und Monate seiner vollen Arbeitszeit in ein Filmprojekt stecken kann, wird sowieso seine Mühe haben, mehr als vier Rollen 15m- bzw. 30m-Film für einen überlegt gestalteten Kurzfilm zu verdrehen, der in der Schnittfassung vielleicht fünf Minuten läuft. (Ich finde es oft schon schwierig genug, eine ganze Super 8-Kassette zu verbrauchen.) Auch wenn Material und Entwicklung doppelt oder dreimal so teuer sein würden wie heute, bliebe ein Projekt dann noch im Low Budget-Rahmen und, bei einem bis zwei Projekten pro Jahr, inner- oder unterhalb der Abschreibekosten für Digitalequipment, das man ca. alle drei Jahre erneuert. Und wer auf den Unterschied von Film zu Digital wert legt, bzw. ihn für ein Projekt braucht, wird dies investieren. Leute, die früher auf Super 8 drehten, weil es die einzige bezahlbare Amateurfilm-Technologie war, und die auf die Ästhetik des Filmmaterials sowieso keinen gesteigerten Wert gelegt haben, sind schon heute bei Digitalkameras besser aufgehoben.