Bei einigen Kommentaren hier krieg ich echt das Grauen. Trotz aller Kämpfe gegen Websperren und co. scheint zu vielen immer noch nicht durchgedrungen zu sein, dass man das Problem nicht los wird, indem man den Überbringer der "Nachricht" (= Provider) bestraft. Das macht den Zugriff etwas schwerer, wird ihn aber genau wie bei KiPo nicht verhindern können. Doch als Nebeneffekt wird eine Zensurinfrastruktur aufgebaut, die irgendwann einmal zur politischen Willensbildung missbraucht werden kann. Schließlich steht nirgends geschrieben, dass unserer Regierung auf Ewig gemäßigt bleibt, man muss nur mal nach Nordafrika oder in die deutsche Vergangenheit gucken. Aus diesem Grund darf eine solche Infrastruktur überhaupt gar nicht erst aufgebaut werden, und wenn die Ziele scheinbar noch so gut sind.
Was die Polizei hier getan hat ist ausnahmsweise mal die absolut richtige Vorgehensweise: Die Hintermänner hochnehmen und an den Pranger stellen!
Dass es langfristig an der Situation was ändert glaube ich jedoch nicht. Die Welt hat sich geändert. Heutzutage ist es möglich, mit sehr kleinen Kameras auch drei Stunden lange Spielfilme in annehmbarer Qualität aufzuzeichnen. Früher, also bis zu den 80ern und 90ern, war das schlicht nicht möglich, da das Monstrum von Kamera und die Filmwechsel im ~60-Minuten-Abstand doch aufgefallen wären, selbst im anonymen Multiplex.
Zudem beschränkt sich das Problem ja nicht nur auf den reinen Download-Markt. kino.to war nur eine sehr freche, unverfrorene und darüber hinaus kommerziell betriebene Variante. Im Bekanntenkreis habe ich eine Familie, die zwar nicht besonders Internetaffin ist, deren 15-jähriger Sohn aber meines Wissens nach noch nie im Kino war, weil der Vater jeden aktuellen Film über Arbeitskollegen auf DVD tauscht. Trotzdem glaube ich nicht, dass diese Familie ins Kino gehen würde, wenn es keine Möglichkeit zum Download der FIlme geben würde - dann wartet man halt auf DVD oder Fernsehen. Wir haben denen sogar schon Kinogutscheine geschenkt, die nie eingelöst wurden.
Über die Gründe dafür gibt es viele Spekulationen. Ich persönlich vermute, dass es zu einem sehr großen Teil am Preis liegt. Wenn der Kinobesuch einer einzelnen Person so teuer oder teilweise sogar teurer ist wie ein halbswegs aktueller Film auf DVD im Supermarkt, dann läuft da einfach irgendetwas falsch. Mich würde schon sehr interessieren, wie sich der Markt entwickeln würde, wenn der Kinobesuch plötzlich nur noch die Hälfte kosten würde. Das würde vermutlich nur funktionieren, wenn auch die Verleiher und alle an der Kette beteiligten bis zu den (Spitzen-)Schauspielern ihre Ansprüche zurückschrauben würden.
Kleine Ergänzung noch: Bei uns gibt es seit einiger Zeit einmal im Monat eine Spätvorstellung mit einem Filmklassiker zu einem Eintrittspreis von 4,50 EUR. Das ganze wird Eventmäßig hochgezogen und mit frisch gemachtem Popcorn (was es normalerweise bei uns nicht gibt), Bier vom Faß, zu dem Film passenden Getränken und Aktionen garniert. Im Anschluss wird der "Erfolg" mit den Gästen noch ein wenig an der Zapftheke gefeiert. Das ganze wird extrem gut angenommen. Zwar kein ausverkaufter Saal, aber doch deutlich über dem Durschschnitt, obwohl die gezeigten Filme schon längst in jeder Videothek stehen oder wie bei "Zurück in die Zukunft" zufällig am selben Abend im Fernsehen liefen! Vielleicht liegt es tatsächlich vor allem am Preis und der Präsentation. Übrigens kam die Idee zu diesem Event von einer Gruppe von Mitarbeitern und wird von diesen ehrenamtlich organisiert.