Hier sollte ein wenig differenziert werden, weil doch zahlreiche Falschinfos vorhanden sind und recht stark polarisert wird.
Kontrast
Eine Zunahme des Kontrastumfangs mittels Anamorphot ist per DCI sowohl sichtbar als auch messbar!
Der Kontrastumfang beschreibt das Verhältnis von Schwarz zu Weiß.
Wenn bei gleichem Schwarzwert das Bild eine höhere Maximalhelligkeit besitzt, steigt der Kontrstumfang.
Das ist hier der Fall.
Durch die Nutzung des gesamten Panels während der anamorphoten Projektion werden insgesamt rund 30% mehr Pixel genutzt. Diese Pixel liegen brach, wenn die "Zoom-Methode" verwendet wird (Letterboxbalken).
Auf der identischen Projektionsfläche bedeutet das zunächst eine Zunahme von 30% an Maximalhelligkeit im Vergleich zur "Zoom-Methode".
Allerdings gehen durch Streulicht und reduziertem Blau (ca. 10% Blau wird durch den Anamorphoten geschluckt und sollte bei der Kalibrierung entsprechend wieder erhöht werden) auch wieder Helligkeit verloren. Je nach Anamorphoten haben wir im Vergleich zur "Zoom-Methode" aber immer noch eine Steigerung der Maximalhelligkeit auf gleicher Bildbreite zwischen 15% und 25% ermitelt, bei annähernd gleichem Schwarzwert. Entsprechend steigt natürlich auch der Kontrastumfang.
Wenn Streulicht innerhalb des Objektives entsteht, weil der suboptimale Bereich eines Anamorphoten genutzt wird, ist die Folge u.a. eine Aufhellung des Schwarzwertes und bedeutet neben dem Detailverlust in Grenzbereichen zum Schwarz wiederum eine Verringerung des Kontrastumfanges.
Artefakte
Das native Bildformat 1,85:1 wird vertikal auf 2,39:1 verzerrt/gestreckt. Da sich Bildzeilen (oder vielmehr einzelne Pixel) nur ganzheitlich darstellen lassen entsteht ein Problem. Der Verzerrungsfaktor liegt bei rund 1,3. Das bedeutet, dass jede Bildzeile um exakt 1,3 verzerrt werden müsste. Das funktioniert aber nicht, weil nur komplette Pixel angesteuert werden können. Die Bildinformation des 0,3 Pixel wird also als ganzes Pixel darüber oder darunter dargestellt oder ganz einfach weg gelassen. Hier ergeben sich zwangsläufig Abbildungsfehler. Je nach Skaler werden diese Skalierungsfehler mehr oder weniger deutlich sichtbar.
Vor allem die Feinauflösung ist davon betroffen.
Die Folge sind in der Regel eine Art von Kantenflimmern, weil horizontale Linien in unterschiedlicher Höhe dargestellt werden und ein Schärfeverlust (aufgrund der nicht ganzheitlichen Skalierung). Auch Farbfehler in Form von Solarisation konnte ich bereits feststellen, weil Farbverläufe durch die nicht ganzheitliche Vorverzerrung für die anamorphote Projektion betroffen sind.
Bildschärfe
Der Anamorphot reduziert die Bildschärfe nativ nicht, wenn nicht gerade das preiswerteste Modell für den Homecinemabereich eingesetzt wird. Der auf der Bildwand sichtbare Schärfeverlust hat seine Ursache in der Skalierun (siehe Artefakte).
Darüber hinaus kann bei Nutzung von Anamorphoten mit kleinerem Durchmesser das Bild während der Projektion ebenfalls unscharf werden. Gerade auf großen Bildwänden mit relativ geringen Projektionsabständen kann das projizierte Bild an den Randbereich der Optik geraten. Die Folge sind Chromatische Aberrationen. Das sind (vereinfacht ausgedrückt) farbige Doppelkonturen die aussehen wie Konvergenzfehler.
Auflösung
Zunächst einmal erhöht sich durch die Skalierung auf die Panelhöhe des Projektors die nutzbare Bildauflösung. Da auf gleicher Projektionsfläche (Bildwand) das Bild nun mit einer höheren Anazhl an Pixel dargestellt wird als in der "Zoom-Methode" verringert sich auch der sichtbare Screendoor. Die 30% mehr Auflösung erlaubt somit einen geringeren Sitzabstand zur Leinwand bis der Fliegenttereffekt in gleichem Maße sichtbar ist wie mit der "Zoom-Methode".
Preise
Hochwertige Anamorphoten kosten um die 12.000 Euro z.B. von Schneider (ehemals ISCO). Abhängig ist der Preis vom verwendeten Modell und der entsprechenden Halterung.
Fazit
Ob einem die Zunahme von 15% bis 25% an Maximalhelligkeit und Kontrastumfang sowie rund 30% an Bildauflösung bei identischer Bildbreite im Vergleich zur "Zoom-Methode" diesen hohen Aufpreis Wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, zumal die anamorphe Wiedergabe auch mit sichtbaren Nachteilen wie Skalierungsfehler, Chromatische Aberration, und Detailauflösungsverluste verbunden ist.