So, mal wieder zum ursprünglichen Thema dieses Threads:
Ich habe "Super 8" gestern gesehen und fand ihn vor allem einen Retrotrip in Spielberg- und Joe Dante-Blockbusterfilme der 80er Jahre, mit Anklängen an amerikanische Kleinstadt-B-Horrorfilme wie "The Blob". Super 8 ist darin eigentlich nur eine historische Requisite für die Amateurfilmtechnik der Zeit, in der der Film spielt. Weder ist es echtes Handlungselement, noch ästhetisches Mittel. Es hätte für den Plot keinen Unterschied gemacht, wenn alles ein paar Jahre gespielt und die Kids auf VHS statt Super 8 gefilmt hätten. Ich vermute auch, dass ein paar wesentliche Szenen dem Schneidetisch zum Opfer fielen: Die Kinder filmen zufällig das Zugunglück, sehen den Ausserirdischem auf dem entwickelten Material, und im Evakuierungslager gibt eines von ihnen dem Hilfssheriff die Filmspule. Doch dann bricht dieser Handlungsfaden ab, und die Filmspule spielt keine Rolle mehr.
Abgesehen von Kameras, Projektoren und Filmspulen als Amateurfilm-Requisiten kommt Super 8 erst im Abspann zur Geltung, in dem das Beste dieser zwei Kinostunden zu sehen ist - nämlich der von den Kindern gedrehte Zombiefilm. (Diese Film im Film-Konstruktion erinnerte mich doch stark an Michel Gondrys "Be Kind Rewind"...) Wie man auch in den technischen Credits auf IMDB lesen kann, wurde hier wirklich auf Super 8 gedreht, und zwar mit einer Beaulieu 4008 ZM4 und Canon 1014XLS auf Vision3-Negativmaterial, also eine semiprofessionelle Stufe oberhalb der Eumig- und Kodak-Kameras und der Kodachrome-Cassetten, die im Film zu sehen sind.
Vielleicht bin ich zu pessimistisch, aber ich glaube nicht, dass dieser Film eine Super 8-Retrowelle auslösen wird. Super 8 wird darin einfach zu wenig medienspezifisch thematisiert. Für technisch unbedarfte Zuschauer dürfte nicht einmal deutlich genug sein, dass Super 8 keine Videotechnologie ist. Der Fokus liegt stattdessen darauf, wie die Kids als Filmcrew arbeiten. Das ist so, wie es gezeigt wird, zeitlos und unabhängig von der Aufzeichnungstechnik. Wenn sich jemand davon zum Selberfilmen inspirieren lassen sollte, dann wohl vor allem Jugendliche in Cliquen. Die aber haben weder das Geld für Super 8, noch liefert ihnen dieser Film irgendein Grund, mit analogem Film zu arbeiten. Schlimmer noch: So, wie es hier gezeigt wird, nämlich als szenischer Tonfilm mit live aufgenommenen Dialogen, kann man heute mit Super 8 sowieso nicht mehr drehen und braucht digitale Technik. (Speziallösungen wie die neue Pistenbespurung aus Spanien lasse ich mal außen vor, da sie nur für Hardcore-Super 8ler wie hier in diesem Forum relevant sind.) Hinzu kommt, dass "Super 8" ein Familienfilm ist und bei den potentiellen Filmern nicht die kreative Zielgruppe ansprechen wird, die sich z.B. auch eine analoge Fotokamera oder einen Vinylplattenspieler kauft.
P.S.: Ein Gegenbeispiel ist Joel Schumachers (für meinen Geschmack ziemlich idiotischer) Thriller "8mm" von 1999. Da ist der Schurke ein satanistischer Sado-Pornofilmer, der als selbststilisierter Künstler und einzelschaffender "Auteur" nur für ein kleines Kennerpublikum und nur mit seiner Beaulieu auf Super 8 dreht, weil es interessantere, intensivere Bilder liefert und jede Filmrolle ein künstlerisches Unikat ist. Mit dieser Figur identifizieren sich wohl wenig Zuschauer..., aber er erzählt übers Medium Super 8 deutlich mehr als der Spielberg/Abrams-Film.