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Es gibt Bücher über Filmkameras, in denen ihre Bedienung und der Umgang mit dem Zubehör erläutert werden, doch auf das wahre Geheimnis einer Konstruktion kommt man nur, wenn man das Objekt selber untersucht. In Gebrauchsanleitungen findet man ja keine technischen Details. Hier das Innenleben des Mißerfolgs von Eumig. Mißerfolg? Es hätte nur einer Einsicht bedurft und die Bolex-Paillard hätte scharfe Konkurrenz gehabt. Wäre man in Wien etwas anders mit dem Belichtungshalbautomaten umgegangen zu Gunsten einer Objektivwechselfassung . . . Die Mechanik der C 16 hat es nämlich in sich. Die Reglerwelle ist mit der Hauptwelle im Verhältnis 24 zu 53 verzahnt. 53 ist eine Primzahl, was bedeutet, daß die beiden Außenzahnräder erst jeweils nach 53 Umdrehungen der Reglerwelle wieder gleich kämmen. Gleichmäßige Abnutzung des Getriebes ist die Folge, auch gleichmäßiger Lauf. Wer schon eine Eumig C 16 gehört hat, wird bestätigen, daß die Kamera überaus gleichförmig läuft. Dazu trägt auch bei, daß Hauptwelle und Reglerwelle in Kugellagern stecken und diese nicht fest montiert, sondern leicht schwimmend unter Blattfedern aufgehängt sind. Das erzeugt Geräusch, weil mehr Material mitschwingt, doch sichert es für lange Zeit raschen Hochlauf und erfordert kaum Wartung. Der Verschluß besteht aus schwarzem Kunststoff und hat 160 Grad Öffnung. Er steht im Abstand von 9 Millimetern zum Film, im Vergleich mehr als bei Bolex-Paillard, aber weniger als bei Beaulieu. Von diesen drei Kameras für 16-mm-Film ist die Eumig die kompakteste, leichteste und preisgünstigste. Voraussetzung dazu war der Verzicht auf Rückspulmöglichkeit, Einzelbildzählwerk, Federmotorkupplung, Objektivrevolver und Reflexsucher. Eine patentierte Einrichtung der C 16 ist die Federkraftanzeige. Das ist eine sehr nützliche Funktion. Sie täuscht aber nicht darüber hinweg, daß auch die Wiener Kamera das Spannen der Zugfeder vom Kern her verwehrt. Beaulieu hat diesen Zweck nicht erfüllt und bei Paillard hat man es mit der zweiten Baureihe ab 1941 aufgegeben. Die Eumig C 16 setzt mit starr geführtem Greifer von vorne nach Norm ab. Zusammen mit einem normgerechten Projektor hat man maximalen Bildstand, der nur durch einen einzigen Wermutstropfen vergällt wird, und zwar durch die minimalistische seitliche Filmführung. Eine Blattfeder auf Höhe der optischen Achse soll es richten. Bei dem Punkt trumpft die Bolex auf. Dafür ist der Eumig-Filmkanal blitzschnell geöffnet, weil die Andruckplatte mit einem Griff herausgenommen werden kann. Mit einer kleinen Rundbürste hat man die Fensterplatte schnell gesäubert. Das Konzept dieser Amateur-Kamera stammt, vermute ich, aus den Vereinigten Staaten. Die Greifermechanik ähnelt derjenigen der Bell & Howell Filmo. Nach 33 Jahren noch keine Änderung, das spricht für Qualität. Nur eben, die solide Mechanik ist in einer Sackgasse gefangen, wenn man die Optik nicht tauschen kann. Das vierlinsige Eumigar 25-1.9, eine Variante des erweiterten Tripletts, ist sicher brauchbar. 16-mm-Film reißt dem Liebhaber allerdings schon gehörige Löcher in den Geldbeutel, so daß diejenigen, welche das Format wählten, vom Knipsen eben Abstand nahmen. Einstellung bis zu einem Meter herab schließt zu viele Aufnahmen aus. „Dann doch gleich etwas Rechtes.“ Eine Möglichkeit für die Selen-Zellen-Messung wäre gewesen, sie mit dem Verschluß zu kombinieren. Das hatte die Bolex nicht, Paillard hielt Patente aufs Einschwenken einer Zelle vor dem Verschluß (B/C/D 8 L). Photo-Bosch hatte später ein Patent auf verspiegelten Verschluß und in der Nähe stehende Meßzelle. Heute könnte man eine Siliziumzelle gleich als Verschluß zuschneiden und über zwei Schleifkontakte auch während der Aufnahme Spannung abgreifen. Vom Eumigar 25-1.9 ist gesagt worden, daß es knackige Bilder macht. Das bestreite ich nicht. Die Beschränkung aufs Normalobjektiv kann in Vergessenheit gelangen, wenn man diese Kamera als Reporter einsetzt. Wo andere Kameras unhandlich sind, schwer, verkabelt, da läuft die C 16 zuverlässig los. Ich denke ans Menschengewühl, an die Baustelle, an alles Filmenswerte, wo es etwas rauer werden kann. Das Projekt Eumig C 16 ist auch an der Blasierheit seiner möglichen Besitzer gescheitert. Nicht wenige Käufer von 16-mm-Film-Kameras haben nicht eigentlich Filme gemacht, sondern bloß geprahlt. Sie hatten das Geld für das Format, doch nicht das Format für die Sache. Es ist möglich, hochinteressante Streifen zu produzieren mit nur einem Objektiv. Wenn es darum geht, den Menschen mit der Filmkamera zu verfolgen, sind einfache Mittel in den meisten Fällen genügend. Um hingegen einen lippensynchronen Tonfilm herzustellen, benötigt man doch eine Kamera mit der Möglichkeit zum elektrischen Antrieb und da wird es mit Beaulieu, Paillard-Bolex und Pathé gleichermaßen schwer. Die Eumig C 16 ist heute noch, meine persönliche Ansicht, die beste Kamera auf Reise und Expedition. Sie ist mechanisch robuster als alles andere. Es wird sich immer lohnen, eine C 16 generalüberholen zu lassen.1 Punkt