Hallo an Alle,
zur Klarstellung (schließlich ist das ja wie erwähnt ein Fachforum und erfordert entsprechendes Fachwissen, d.h. auch praktisches, nicht nur theoretisches, bloß kein hypothetisches):
35mm ist tatsächlich ein Längenmaß und bezeichnet die BREITE des Filmstreifens - ob Stehbildfotografie oder Bewegtbildfotografie, schließlich entsprang das "neue" Kleinbildformat dem Kinofilm (s. Leica). In der digitalen Kinematografie stößt man immer wieder auf die Bezeichnungen 35 und S35, etc., jedoch offenbaren diese Entlehnungen tatsächlich das wahre Anliegen von Video; den Film zu imitieren. Ergo meinen diese "Formate" etwas, sind es aber nicht bzw. haben das, was ihnen die Bezeichnung gibt nicht. KEIN - ich wiederhole - KEIN Chip oder Sensor oder sonst eine Vorrichtung zum digitalen Erfassen von Bildinformationen der gängigen Videokameras hat das Maß 35mm, weder in Länge, noch in Breite oder gar Diagonale. Insofern ist die Bezeichnung fälschlich. Richtig ist, dass Bildseitenverhältnisse der jeweiligen Formate aus der 35mm Film-Filmerei übernommen werden (wie z.B. 24x18mm, 22x16mm, etc.) bzw. der klassischen Fotografie (36x24mm). Ist meiner Meinung nach völlig sinnlos, ist aber die ganze Geschichte sowieso. Vergleichen lässt sich das vielleicht mit den Automobilen und deren "Pferdestärken", welche ja amtlich mit kW angegeben werden. Wenn es beim Starten des Motors unter der Motorhaube wiehert, dann kann man schnell zu Set fahren und ein Video auf 35 "drehen".
Schade für beide Medien zugleich ist, dass Video zwanghaft den Film ablösen soll. Viel schöner fände ich ein gleichberechtigtes Nebeneinander. Mit dem Aufkommen der Fotografie im vorletzten Jahrhundert befürchteten viele Leute, dass die Fotografie die Malerei verdrängen würde. Sicherlich, zahlreiche Maler sind übergewechselt. Dennoch: Die Malerei hat trotz oder gerade wegen der Fotografie innerhalb der letzten ca. 170 Jahre eine enorme Vielfalt hervorgebracht. Also, Film ist Film und Video ist Video (bzw. wäre gerne Film). Ein Auto ist praktischer als eine Kutsche und die Familienfeier zu fotografieren ist bequemer als sie zu malen.
Und genau das erlebe ich in meiner Praxis als Filmemacher immer wieder; es geht um Muße und um keine Muße. Die erwähnten Produzenten, Kameraleute, etc., welche keine Muße für den Film mitbringen (oder einfach zu doof für Film sind) wählen Video und das ist gut so. Das belebt die Vielfalt und hilft den wahren Filmkünstlern sich von diesen pixeligen Kreaturen abzuheben. Übrigens bin ich professioneller Fotograf und wurde noch nie um Aufnahmen in "35mm" gebeten, wenn Kleinbild gemeint war. Auch beim Einsatz der CANON EOS 5d spricht man von Full Size Chips (eben den 36x24mm) und nicht von 35mm. In FIlm heißt dieser dann übrigens korrekt 135 FIlm. Ach, gestern waren wir beim Kameraverleih und baten um eine "35er Kamera" und erhielten- oh Wunder - eine ARRIFLEX 535 (übrigens mit einem Optimo 1:2,2 17-80). Das war auch gut so, denn unseren 35mm Film hätte ich auch nicht eine Alexa oder SONY F3 hinein bekommen. Soviel zu Praxis und der Bezeichnung "35".
Um zurück auf das eigentliche Thema zu kommen. Schade und Schande. Dennoch, Musiker mit der gewissen Muße lassen ihre Album auf Vinyl herausgeben. Arthousefilme werden noch lange Zeit analog sein. Film wird es solange geben, wie es Filmliebhaber gibt (der Preis steht auf einem anderen Blatt) und die "35MM KAMERAS" werden noch lange halten, zumindest länger als die ganzen Digiflitschen.
Und wenn dieses Forum dann irgendwann "Videovorführerforum" heißt, werde ich sowieso schon längst nicht mehr registriert sein. Mit dem tatsächlichen Fachwissen und dem Umgang untereinander ist es teilweise sowieso nicht weit her hier.
Beste Grüße vom Fachmann