Hallo zusammen,
ich habe dieser Tage die Zeit gehabt und mir einen defekten Eumig Mark S802 mal näher angesehen - nachdem ich ihn auf ebay schon als defekt zum Kauf angeboten habe. Projektor läuft zu langsam, teils gar nicht, je nach Stellung des Geschwindigkeitsschalters, kein Licht. Das Ding stand bei mir jahrelang unbeachtet, aber verpackt und staubgeschützt unter Kisten und Kartons rum.
Nach Lösen von grade mal 2 Schrauben und Abnehmen des Rückdeckels war ich angemehem überrascht: Sehr übersichtliche Technik wie beim Käfer, Elektroanschlüsse sauber aufgelegt mit Bezeichnungen für 220,230,240,250 Volt ! Frequenzschalter für 50/60Hz. Weitgehend zugängliche Technik, keine Riemen, die sich zersetzen oder rumschlupfen. Der Lautspecher im Deckel ist über Kontakte angeschlossen, oft hängt der an Käbelchen rum. Alles erklärt sich von selbst. Also wirklich sauber gemacht !
Ich bin heute im Modellbauladen gewesen und diese Raubritter haben mir €10,95 für 25g "Präzisionsfett" von Robbe abgeknöpft (Empfehlung von peaceman war Robbe Teflonfett, es müßte aber das gleiche sein - hoffe ich) und nochmal über €3,- für einen Silikon-Borstenpinsel. Mit dem Pinsel habe ich die alten Fettreste von den gut zugänglichen Schneckengetrieben und Zahnrädern entfernt, dann das neue Fett mit dem zuvor gereingten Pinsel aufgetragen. Die Hauptwelle wurde dann noch an den Lagerstellen mit Projektorenöl beträufelt, so das dieses in Richtung der Sinterlager laufen konnte (nach Empfehlung vom Filmtechniker). Es wurde dankbar "aufgesaugt".
Anschließend wurde das Reibradgetriebe mit einem Alkohol komplett entfettet (Rasierklingenreiniger von BRAUN, uralt, sehr ungesund beim Einatmen, der Filmtechniker empfahl Aceton) und damit auch die leicht eingelaufenen Gummibeläge gesäubert.
Was soll ich sagen ... das Ding läuft und zwar TOP ! Extrem ruhig und leise. Wie der Boxer des Käfers halt. Die Kontakte der 100W-Lampe waren oxidiert... gereinigt, leuchtet auch wieder.
Sehr angetan bin ich von der Filmführung des Eumig - wesentlich besserer Andruck am Bildfenster als bei den Bauer Studioklassen ! Die Filmführung samt Greifer wurde ebenfalls gereinigt und noch mit Gate-Lube von Wittner "eingecremt"
Der Doppelzahngreifer (!) ist extrem schmal, kann aber im Perfoloch mit mehr Spiel arbeiten und deswegen sind die Gefahren von horizontalem Bildzittern durch Berühren der seitlichen Kanten des Perfolochs geringer.
An dem Greifermechanismus habe ich nichts gemacht, ist nicht so einfach zugänglich.
Der Reibradantrieb ist, wie hier schon berichtet wurde,der große Schwachpunkt dieses Projektors. Der Gummi der Treibräder macht aber noch einen sehr guten Eindruck (nicht verhärtet, klebt auch nicht), ist aber leicht eingelaufen - man fühlt eine Rille. Die Behandlung mit dem alkoholischen Reiniger hat zunächst geholfen.
Ich stelle aber mal die Überlegung in den Raum, den Durchmesser des metallischen Antriebsrad durch Auftragung irgendeines Materials zu vergößern. Irgendetwas, das nicht schadet und sich wieder mühelos entfernen läßt - sich meinetwegen auch relativ schnell abnutzt - man kann es dann ja immer wieder mal neu auftragen.
Ich wüßte da schon was, aber das schreibe ich noch nicht ... (sonst stehen gleich die Männer mit der weißen Jacke vorm Haus)
Fazit: Meine Gleichgültigkeit gegenüber Eumig-Projektoren hat sich in Respekt gewandelt. Ein wirklich sehr schönes, einfaches Modell. Im Augenblick funktioniert alles, einschließlich dem Ton. Leiser Lauf, gleichmäßige Bildschärfe.
Kritikpunkte sind der Reibradantrieb und die Plastikzahnräder (letztere haben auch andere)
Damit wir uns richtig verstehen: Auseinanderbauen tue ich das Ding vorerst nicht, ist auch gar nicht nötig. Und an so Boliden wie die großen Bauer und Elmo gehe ich nicht ran - die sind mir zu kompliziert, verbaut, man kommt an fast nichts ran.
Die ebay-Auktion habe ich beendet ... das Ding ist mir plötzlich ans Herz gewachsen !
Wer sonst noch Tipps zu diesem Eumig-Modell hat, bitte melden. Insbesondere zum Reibradproblem.
Gruß
Reinhard