Hallo Micha,
Ich sehe das ein klein bisschen anders: Dieses Webcamspielzeug suggeriert zwar, dass es eine Kamera sein möchte, aber du wirst sehen, ausser ein paar Sammlern und Freaks kauft sich niemand so ein sinnloses Teil. Ist doch wie mit all dem sinnlosen Gadgetkram, den die Welt nicht braucht: Durchsetzen tut sich sowas nicht. Wo fast jeder ein Full-HD taugliches iPhone hat...
Aber nun zu deinen Worten bezüglich Super-8: Die Worte "lächerlich" und "schlecht", die du da benutzt, da gebe ich dir recht, Super-8 ist keines von beidem. Nehme ich aber die zwei anderen Worte, wie "antik" und "dem Video unterlegen", dann meine ich, dass das absolut stimmt. Heutiges HD Videomaterial ist rein technisch gesehen in jeder Hinsicht unserem Schuhbändelformat überlegen, das sollte sich auch der härteste Analogverfechter eingestehen. Das heisst aber nicht, dass deshalb Super-8 keine Daseinsberechtigung mehr hätte, ganz im Gegenteil. Es ist eben das, was es ist, ein antikes, technisch völlig überholtes und teures Aufnahmeverfahren für bewegte Bilder, das aber eben dadurch seinen ganz besonderen Reiz hat. Mehr ist Schmalfilm nun aber wirklich nicht mehr... es dient nur dem Spass und sicher nicht dem technischen Fortschritt...
Das war nun meine rationale Meinung. Die emotionale sieht da schon ganz anders aus: Da kommt dann nebst dem Spass auch noch die relative Einfachheit, die Nostalgie alter Gerätschaften der tolle Filmlook und solches ins Spiel, was aber mit fortschrittlicher Technik im eigentlichen Sinne nichts zu tun hat. Mir fällt da im Mometn insbesonders das extrem "antike" Denken einiger Filmer auf, die sich über uralte, seit Menschengedenken nicht mehr erhältliche Filmemulsionen und deren Farbgebung unterhalten. Wo liegt da der Sinn...? (Es stört mich nicht, kann aber nicht mitreden...) Eigentlich wäre es ja wesentlich sinnvoller, sich mal ausgiebiger darüber zu unterhalten, mit welchen Tricks man den Farbcharakter von modernem Material, also Ekta 100D seinen Wünschen anpassen kann. Ich denke da speziell an Filter, mit denen man die Farbgebung in alle Richtungen beinflussen kann. Da hört man kein Wort davon. Als bekennender Schwarzweissler, -also einen Hauch noch nostalgischer denkender-, sind für mich Filter eine tolle Möglichkeit, Stimmung und Dramatik zu unterstreichen.
Sich über Bildschärfe von Super-8 auszulassen ist ähnlich wie über Beschleunigungswerte von Mopeds zu plaudern, da sind wir schlicht auf dem hintersten Platz aller heute zur Verfügung stehender Aufnahmeverfahren. Auch beim Ton stehen wir an hinterster Stelle, egal, ob Synchronität oder auch Qualität. Die paar wenigen Amateure, die Lippensynchron und in CD-Qualität vertonen, die kann man fast an einer Hand abzählen. Die allermeisten haben noch gar nicht mal Ton zu ihren Filmen, und wenn, dann irgendwelche grauenhafte Nachvertonungen (rein technisch gesehen...).
Stellt man sich also die Frage, warum wir trotz all dieser technischen Nachteile Film über alles lieben, dann muss man nicht den Kopf fragen, da ist eher das Herz gefragt.
Nun aber zum eigentlichen: Wir Schmalfilmer (und auch viele Schmalfilmer vor uns...) sind eigenltich ja selber schuld, dass man uns irgendwie mitleidig belächelt. Wir schleppen da kiloweise Material mit uns herum und zeigen am Schluss irgendwelche scheusslich verwackelte, danebenbelichtete und unscharfe Bilder im Bekanntenkreis herum. Ist übrigens auch heute bei den Videoten noch genauso. auch die demonstrieren zumeist, wie man es eigentlich nicht machen sollte, anstatt durch Stativ, Schnitt und etwas Nachdenken gepflegte Erinnerungen zu sammeln. Da wird meist bloss Schrott archiviert, der sicherlich keine Hundert Jahre halten muss. Ich schliesse mich da überhaupt nicht aus, ich bin auch nicht besser... wir sind allesamt eben Amateure, die Spass haben wollen und uns bloss minimal um "Feiningersche Aufnahmetipps" und solche kümmern.
Es gibt da aber auch Ausnahmen, die Achtung verdienen: Da gibt es Super-8 Filme mit Hand und Fuss, die an Festivals gezeigt werden und die aufzeigen, dass es sehr wohl möglich ist, auch auf einem schmalen Film etwas anständiges zu zeigen. Vermutlich haben eben diese Leute die "Feiningerschen Tipss" etwas mehr zu Herzen genommen als die meisten anderen Filmamataure (inklusive der meisten Videoten...). Das sind dann eben die "ernsthaften oder die ambitionierten" Amateure, die das Beste aus ihrem Film machen wollen.
Was soll also so ein Gadgetspielzeug noch an unserem Ruf ändern...
Rudolf