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Meine Eindrücke vom diesjährigen Todd-AO-Festival, in der Reihenfolge ihres Auftretens (Vorsicht, langes Posting!): HOW THE WEST WAS WON / Das war der wilde Westen Aus heutiger Sicht betrachtet erstaunlich, daß die 70-mm-Fassung bei der Wiederaufführung vom Publikum akzeptiert wurde, zumindest in jenen Großstädten, wo er zuvor in Dreistreifenprojektion zu sehen war. Theoretisch wäre bei der optischen Reduktion von den großformatigen 6-perf-Panels eine recht gute Bildgüte zu erwarten gewesen, aber das ist leider gar nicht der Fall. Die Herstellung der kombinierten Fassung war weder vom Ausgangsmaterial noch von der Angleichung der Panels gelungen. Mich erstaunte, wie unterschiedlich der Bildstand des Tryptichons war, manchmal "sägte" es an allen Nahtstellen gegeneinander, andere Szenen waren perfekt stabil. Um meine Augen zu schonen, ging ich noch einmal in die reale Welt (?) hinaus und sah mir erst die zweite Hälfte nach der Intermission an. Der Ton war in der Tat eindrucksvoll, Alfred Newmans Score ist immer wieder atemberaubend. Von der BluRay hatte ich bisher nur die englische Fassung gehört. Fazit: Ich muß irgendwann doch nach Bradford, um HTWWW in 3-Streifen-Projektion zu sehen... CUSTER OF THE WEST / Ein Tag zum Kämpfen Das gestochen scharfe Super-Technirama-Bild dieser gut erhaltenen Kopie war wieder einmal eine Freude, trotz des üblichen Farbschwundes und der entsprechend verminderten Dichte. Das Westerngenre verträgt (wie wir schon bei WILD ROVERS und WILD BUNCH sahen) das Farbfading etwas besser, wenn es im Bräunlichen bleibt und nicht Pink wird, dann wird die landschaft eben herbstlich. Der Film selbst bleibt eigenartig zerrissen und unentschieden, Robert Shaw als Custer zu statisch. Visuell bietet CUSTER einiges, die oft kritisierten "Cinerama"-Sequenzen (Baumstämme, Kutsche) fand ich nie besonders störend oder selbstzweckhaft. Das Problem des Films ist wohl seit der EA gleich geblieben: Custer bleibt ein rechter Unsympath, dessen eisigen Blick man irgendwann oft genug gesehen hat. Einige Sequenzen (Exerzieren, Finale) sind optisch gut gelöst, insgesamt ein zu kraftloses Alterswerk von Altmeister Siodmak, aber ein schöner Demonstrationsfilm für Technirama. AROUND THE WORLD IN EIGHTY DAYS / In 80 Tagen um die Welt Für mich einer der Höhepunkte: Die (fast) vollständige Fassung in 30 Bildern/Sekunde und englischer Originalfassung. Die Kopie war relativ entsättigt und "dünn", beeindruckte aber durch einen für mein Ohr sehr volumig klingenden und "warmen" Magnetton. Die Räumlichkeit des O-Tons war eindrucksvoller als bei manch anderen Magnettonfilmen, besonders den DF, und sicher profitierte der Klang auch von der noch höheren Laufgeschwindigkeit. Die 30 B/s brachten eine deutlich verbesserte Bewegungsauflösung, wobei sie für rasche Bewegungen quer zur Kameraachse natürlich auch nicht ausreichen (schnell trabende Pferde quer zur Kameraachse). Auffällig war der Fortschritt in den Eisenbahnszenen und bei raschen menschlichen Bewegungen (Tanz, schnellen Aufstehen, Türöffnen usw.). Die Méliès-Passage war nicht mehr erhalten, es gab einen Schnitt von der ersten, sehr grobkörnigen 35-mm-Aufnahme des Narrators direkt auf das Ende seiner Einführung, wenn er den Globus anwirft (bereits 65mm-Aufnahme), so daß man von einer gezielten Entnahme durch wen auch immer ausgehen kann. Fazit: Ein für mich rundum gelungener Klassiker, der gute Laune macht und auch nach 56 Jahren noch beeindruckt. Wer den Film in dieser Version gesehen hat, sollte sich unbedingt die noch regelmäßig gezeigten und mit etwas mehr Farbe gesegneten deutschen 70-mm-Kopien ansehen, denn es ist der seltene Fall, den gleichen Film in zwei Versionen sehen zu können, die aus verschiedenen Takes (einmal 30, einmal 24 Bilder) bestehen. Trotz des Farbfadings eine weitaus bessere Begegnung mit EIGHTY DAYS als die relativ unscharfe, grobkörnige Cinestage-Fassung, die wir vor einigen Jahren zu sehen bekamen, obwohl sie als Kuriosität natürlich auch sehenswert bleibt. PS: Der Victor-Young-Walzer ist schön, aber wenn ich noch einmal mehr "Rule Brittania" gehört hätte, ich hätte glatt zugegeben, ein amerikanischer Spion zu sein (vgl. "Eins zwei drei"). FIRST MEN IN THE MOON / Die erste Fahrt zum Mond Interessant als Beispiel für Blowups von 35-mm-Panavision, wie sie in den 1960ern populär wurden. Keine großartige Kameraarbeit, aber doch gute Bildqualität, solange keine optische Kopierung von Trickaufnahmen die Illusion unterbrach. Nichts für Harryhausen-Fans, denn die expressive Puppenanimation, für die der Meister berühmt war, kommt nur sparsam vor. Die Spezialeffekte - Harryhausens raffinierte Kombination von Splitscreens und Minaturen - dienen hauptsächlich dazu, die gewaltigen Sets auf dem Mond zu realisieren. Für wirklich überzeugende Wandermasken war wohl weder genug Zeit noch Geld vorhanden, so daß die Darsteller in vielen Shots von daumendicken schwarzen Rändern umgeben sind. Um dem Film gerecht zu werden: FIRST MEN ist keine A-Produktion, weder in der Besetzung noch vom Drehbuch her. Die Idee mit der Entdeckung der Flagge fand ich immer großartig, aber der Rest der Handlung kommt mit Logik und Originalität nur in homöopathische Berührung. Der hemmungslos chargierende Lionel Jeffries übertrifft sogar noch sein eigenes Gezappel in CHITTY CHITTY BANG BANG (Robert Newton würde neben ihn gestellt wie ein Method Actor wirken) und auch die übrige Besetzung verlangt nicht auffällig nach Raum im Langzeitgedächtnis. Insgesamt stellte sich bei mir die Stimmung mittelprächtiger Disney-Realfilme der Mittsechziger ein, mit einer Prise Doktor Dolittle und - leider zuwenig - THE MOUSE ON THE MOON. Fazit: Technisch interessant, gnädig veraltet, aber gut, ihn gesehen zu haben. Für Blowup-Fans, die nostalgische Kindheitserinnerungen an den Film besitzen. THE GREAT WALL / Der große Wall Mir ist bewußt, daß der Film wenig Freunde fand und irgendwann für mehr Heiterkeit als Ergriffenheit sorgte. Ohne leugnen zu wollen, daß auch mich die erste Blutfontäne, der Nylonfaden-Schmetterling (mit sauberem Knoten!) und der rätselhaft verschwundene abgeschlagene Kopf verwirrt haben, möchte ich dennoch auf die Vorzüge des Films hinweisen. Erstens hat er eine wirklich schöne Ausstattung. Zweitens fand ich die Kameraführung und Lichtsetzung sehr ansprechend, im Gegensatz zu heutigen Filmen ist stets alles zu erkennen und in der Schärfe, worauf das Auge gelenkt wird oder sich automatisch richtet. Die Bildqualität war ganz hervorragend, wenn man bedenkt, daß ja eine normale 8-perf-Vistavision-Aufnahme oben und unten kaschiert und auf das breite 70-mm-Seitenverhältnis umkopiert wurde. Die genutzte Bildfläche war also kleiner als bei den echten Technirama-70-Produktionen. Die anamorphe Delrama-Optik kam nicht zum Einsatz, anamorphotische Artefake waren weder bei Großaufnahmen noch bei Aufnahmen mit Gegenlicht zu entdecken. Die angekündigten und in der damaligen Fachpresse erwähnten 35-mm-DaieScope-Aufnahmen habe ich nicht bemerkt, möglicherweise kamen sie in den 5 Minuten, die ich nicht im Saal war. Drittens gab es gut inszenierte Kampfszenen, wie man sie auch in manchen Samuraifilmen dieser Zeit sehen kann - kurze aber wirkungsvolle Feindberührung mit maximaler Wirkung. Viertens gab es schöne Frauen zu sehen, besonders die japanische Audrey Hepburn gefiel mir gut. Der Hauptdarsteller hätte in seiner Pausbäckigkeit der backenbärtige japanische bzw. chinesische Bruder Herbert Loms sein können. Hauptschwäche des Films ist das Drehbuch, weshalb ich recht dankbar bin, die dreistündige Ursprungsfassung nicht gesehen zu haben. Das übliche Problem der Synchronisation asiatischer Filme zeigte sich wieder einmal, und etliche "Komikerstimmen" (Gerd Duwner aka Barney Geröllheimer, ich meine auch einmal "Stan Laurel" alias Walther Blum gehört zu haben) machten es doch schwer, die ernst vorgetragene Geschichte bis zum Ende ernstzunehmen. Die Anrufung der Götter mit Freisetzung des skelettierten Gatten überraschte mich vollkommen, aber warum auch nicht? Fazit: Dem Auge eine Freude, nicht über den Dialog nachdenken, locker bleiben & dem Film offen begegnen. PS: Derjenige, der während des Films aus dem Parkett dem Kaiser soufflierte, "Niemond hod die Obsischd, ejne Mauer zu errischdn!", gehe sich schämen... Aber mir lag's auch auf der Zunge. :blush: WATERLOO / Waterloo Rod Steiger als Napoleon, der mitleiderregende Orson Welles und die suboptimale Bildschärfe dieses Blowups brachten mich zu Entschluß, hier eine Runde auszusetzen und nicht über Los zu gehen, sondern im Hotel eine Stunde zu schlafen und Energie für den nächsten Film zu tanken. Vielleicht ein Fehler, da sich so viele hernach lobend über WATERLOO äußerten, aber die Batterie war eben leer... WEST SIDE STORY / West Side Story Wie AROUND THE WORLD einer der Klassiker, die ich immer wieder sehen kann und deren Energie mich unabhängig von der technischen Form und Fassung mitreißt. Musicals sind Geschmackssache,daher hier nur ein paar technische Anmerkungen. Der Ton klang für meine ungeschulten Ohren sehr sauber und eindrucksvoll. Offenbar hat man aus früheren und wenig befriedigenden Umspielungen der Magnettonmischungen auf DTS-Format insofern gelernt, daß man nicht mehr versucht, zu "verbessern" und dabei eine in sich harmonische und schlüssige Tongestaltung zu beschädigen (worunter z.B. der digitale Lawrence zu leiden hat). Den Unterschied zwischen drei und fünf Frontkanälen haben einige bemerkt, die weiter vorn saßen als ich und auch die von Robert Wise abgesegnete 1993er-Magnettonkopie kennen. Tonseitig für mich keine Einwände, vielleicht möchten sich audiotechnisch besser Qualifizierte hier dazu einlassen? Was das Bild angeht - es ist ganz sicher keine Katastrophe wie die seinerzeitige DTS-Lawrence-Fassung, und ich bin sicher, daß der unbedarfte Kinobesucher, der des Films wegen kommt und heutzutage bei neuen Filmen die absurdesten Farb- und Kontrastübungen vorgesetzt bekommt, keinen Anstoß nehmen wird. Ohne den Bearbeitern bei FotoKem einen Vorwurf zu machen, muß man doch feststellen, daß es innerhalb der verfügbaren Kopierprozesse nicht möglich zu sein scheint, den originären Super-Panavision-Look der 1960er in neue Kopien herüberzuretten. Die Abstimmung innerhalb der Kopie war durchaus sorgfältig, aber im Interpositiv-Internegativprozeß war der Kontrast insgesamt doch aufgesteilt und die Zeichnung in den Lichtern verschwunden. Man spürte, daß jemand sich Mühe gegeben hatte, die eindrucksvollen Farb- und Lichteffekte zu erhalten, aber das feine Korn und die extreme Schärfe der 65-mm-Aufnahme waren einfach nicht mehr vorhanden. Ich verweise mal auf CHEYENNE AUTUMN (Super Panavision) und vom Material her vergleichbare Produktionen dieser Jahre. Selbst AROUND THE WORLD, einige Jahre älter und ohne den optischen Fortschritt der Panavision-Optiken, hat ein feines Korn und - in weniger gefadeten 24B/s-Kopien - mehr Schärfe. Die zusätzlichen Zwischengenerationen wirken sich besonders stark bei allen optischen Effekten aus, die schon bei den EA-Kontaktkopien vom Originalnegativ in 4. Generation etwas körniger und weniger scharf waren, nun sind sie faktisch 6. Generation, was auch das 65-mm-Format nicht mehr auffangen kann. (Vgl. hierzu die seinerzeitige Diskussion um die neuen 2001-Kopien und enthaltene Klammerteile.) Ein Rätsel sind für mich die extremen Bildstandsschwankungen in der Ouvertürengrafik, die völlig "schwamm" - an der Projektion lag's nicht. Auch das Rätsel der Luftaufnahmen, die in den anderen Kopien ebenfalls sichtbar qualitativ abfallen, habe ich nicht lösen können - vielleicht optisch herausvergrößert wie der optische Rückwärts-Zoom vom Kind mit der Kreidezeichnung? (Man vergleiche sie im Geist mit denen aus FLYING CLIPPER oder SKY OVER HOLLAND...) Das Auge des Betrachters gewöhnt sich im Lauf des Films ja an fast alles, aber im ersten Akt von WEST SIDE STORY gab es etliche Einstellungen, bei denen z.B. Russ Tamblyn selbst wie ein Puertoricaner (oder eingeschlafener Sonnenbankbenutzer) aussah! Sollte man sich WEST SIDE STORY in dieser neuen Kopie mit der fünfkanaligen Mischung ansehen? Definitiv ja! Aber man solte auch unbedingt die Gelegenheiten nutzen, eine der erhaltenen 70-mm-Magnettonkopien (mit 4-Kanal-Mix) zu sehen, die Anfang der 1990er vom Kameranegativ kopiert wurde. Fazit: Grandiose Kameraarbeit, sauberer Ton, Einschränkungen im 70-mm-Erlebnis. Nach langen Gesprächen bis in die Nacht und zu wenig Schlaf ging es weiter, ein zweitesmal erschien uns Natalie Wood, diesmal in BRAINSTORM / Projekt Brainstorm Gute Güte, ist es schon so lange her? "Ich spürein mir 'ne kleine Sympathie wachsen", sagt Manfred Krug in SPUR DER STEINE, und so geht es mir mit BRAINSTORM. Zwischendurch mehrfach ganz oder teilweise im Fernsehen gesehen, aber die Wiederbegegnung war schon interessant. Das Thema fand ich damals faszinierend, die Umsetzung erscheint mir heute weniger überzeugend, trotzdem habe ich mich keine Sekunde gelangweilt. Das ist meiner Meinung nach Verdienst von Christopher Walken, der mit seinem exzentrischen Charisma den ganzen Film zusammenhält. Natalie Wood ist viel besser als das Material, das das Drehbuch ihr vorgibt, und solide Nebendarsteller wie Cliff Robertson sind die Säulen, die das etwas uneinheitlich entworfene Gebäude tragen. Überrascht war ich, wie wenige 70-mm-Aufnahmen tatsächlich für den Film angefertigt wurden, die besten kannte ich allesamt aus älteren Cinema-180-Filmen (die Golden Gate Bridge vermutlich aus FLIGHT 747, den rasenden LKW eventuell aus IMPACT, bei den Achterbahnen weiß ich's nicht. Kann Kollege @Kinomuseum, der kürzlich einige gerettete C-180-Filme zeigte, da netterweise etwas Licht ins Dunkel bringen?) Großartig fand ich den Vorspann mit den Testbildern, die "Memory-Kugeln" der Himmelfahrt wirken nach 30 Jahren CGI-Effekten etwas hausbacken, aber die stargate-artige Flugaufnahme mit dem flatternden Ausfzeichnungsband gefiel mir immer noch gut. Verblüfft war ich, daß die mit dem Fisheye-Objektiv aufgenommenen Laborszenen durchweg die knackige Schärfe vermissen ließen, die man bei 65mm erwarten sollte. Da muß irgend etwas schiefgelaufen sein, denn sogar viele 35-mm-Szenen sahen besser aus! Kann jemand von der Ganzweitvorn-Fraktion der Festivalbesucher sich dazu äußern? Die Formatwechselei hat mich nie besonders überzeugt, die Kameraarbeit der "Normalszenen" finde ich heute uninspiriert und unansehnlich, aber das waren vielleicht auch die 1980er, als man an der Ausleuchtung zu sparen begann und sich in der Ausstattung weniger um Farbabstimmungen kümmerte. Den Hinweis auf geringen Farbschwund in der Einführung kann ich nicht nachvollziehen, der Film sah exakt so aus wie ich ihn von der ähnlich gekrümmten MGM/Royal-Bildwand des Jahres 1983 in Erinnerung hatte. Sattes Schwarz von Anfang bis Ende. Deutsche Synchro leider blaß und akustisch steril, bis auf die Effektszenen natürlich. Fazit: Immer wieder gern gesehen, die Schwächen sind die gleichen wie damals, nur hat man inzwischen viel mehr und aufwendigere Visualisierungen solch fantastischer Themen gesehen und ist kritischer geworden. Traurig, daß Trumbull nach diesem Film nicht mehr als Regisseur tätig wurde. KURZFILMPROGRAMM Zu den beiden ersten kurzen Filmen kann ich nur sagen, daß sie mich visuell nicht beeindruckten, weil sie recht körnig waren und viele unscharfe Aufnahmen hatten. Der technische Höhepunkt des Festivals kam an dritter Stelle, nämlich SVALBARD - ARCTIC SEASONS. Berauschende Schärfe, so ähnlich sahen die Super-Panavision-Filme der 1950er und 1960er auch mal aus (und tun es heute leider nicht mehr). Großartige Luftaufnahmen, geradezu dreidimensionale Tierfotografie, die Walrosse und Robben sind zum Greifen plastisch. Ein Genuß war auch die wohltuend kommentarfreie Tonspur, wer solche Bilder hat, braucht kein Geschwätz. Das von Thomas Hauerslev geführte Gespräch mit dem Regisseur erinnerte daran, daß es nicht auf das Format allein ankommt (siehe HAMLET), sondern was man gestalterisch damit anzufangen weiß (siehe BARAKA). Wenn ich mir einen Demofilm für das 70-mm-Format wünschen dürfte, wäre es dieser! Vielleicht im Double Feature mit A YEAR ALONG THE ABANDONED ROAD! Sehr schön war auch der Sowscope-70-Demonstrationsfilm mit einem jungen Paar, das auf dem Motorrad auf gefühlten 50 Kilometern Landstraße mit doppelter Schrittgeschwindigkeit an grob geschätzt 2 Millionen Birken vorbeirauscht und vom Wachtmeister belehrt wird, so fahre man höchstens im Kino. Andererseits lehrt der Film, daß im Kommunismus an Begrenzungspfählen und Reservebrillen nie Knappheit bestand. - Erstaunlich war das im Vergleich zu anderen russischen 70-mm-Kurzfilmen sehr feinkörnige und stellenweise sehr scharfe Bild - verrät die Randsignierung möglichweise, ob Negativfilm vom Klasenfeind im Spiel war? THE MASTER / The Master Zum Inhalt sollte jemand etwas sagen, dem der Film etwas sagt. (Ich bin's leider nicht, erkenne zwar großartige Schauspieler, aber nichts, was mir Erkenntnis oder Erbauung verschafft.) Technisch interessant, extrem scharf und feinkörnig, zumindest die Teile des Bildes, auf die scharf eingestellt wurde. Auch wenn ich jetzt "Schärfe-Nazi" tituliert werde, so hat sich mir der Sinn des fotografischen Konzeptes für den ganzen Film nicht erschlossen, weder die Formatbegrenzung auf 1.85 noch die extrem flache Schärfe. Einstellungen wie die, in denen Sean Penn - pardon: Joaquin Phoenix :) einen Gang entlangkommt, während wir auf die vorne sitzende komplett unscharfe Frau schauen, die dann per seitlichem Schwenk aus dem Bild genommen wird, bevor Phoenix vorn angelangt ist, und dann det Janze nochmal retour, bis "Miss Blurry" wieder die rechte Leinwandhälfte dominiert - also, für mich ist das nur anstrengend und lenkt mich von der Handlung ab. Technisch ist das alles sehr sorgfältig gemacht, und die Lichtsetzung ist durchaus schön und durchdacht, aber die Strategie, gegen das gewählte Format anzuarbeiten, empfand ich nur in der Sequenz sinnvoll und passend, während der die Hauptfigur als Fotograf tätig ist. Da entstehen faszinierende Gruppenaufnahmen, die tatsächlich an großformatige Porträts der 1950er Jahre erinnern. Fazit: Toll, daß man diesen aktuellen Film in seiner optimalen Form fürs Festival gewinnen konnte. Ich verstehe trotz großartiger Schauspielerleistungen leider nicht, was der Regisseur will und bin entsprechend ratlos. Aber mir hat neulich auch TREE OF LIFE nicht gefallen, der sich für ein Doppelprogramm sicher anböte. ;) Muß mir endlich mal MAGNOLIA ansehen, und mal wieder BOOGIE NIGHTS. Vom heimlichen Unwesen der Psycho-Manipulation zum unheiliches Wesen: ALIEN / Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt Den Abschluß des diesjährigen Programms bildete der erste ALIEN-Film in einem Blowup von 35mm Panavision. Sehr gut gefiel mir die Einführung aus persönlicher Perspektive, weil sie daran erinnerte, was für einen Kulturschock der Film seinerzeit bedeutete. Die 70-mm-Kopie war deutlich gefadet und hatte mäßige Gebrauchsspuren, einige Tonstörungen im Surroundkanal (es sei denn, Ripley hätte den "Alien-Tracker" eingeschaltet gelassen). Die dolbysierte Magnettonfassung ließ u.a. einige Unebenheiten im O-Ton hörbar werden, die in Mono oder Dolby-Lichtton vermutlich keiner hörte. Zu meiner Schande muß ich zugeben, daß mir die Verwendung der Hanson-Symphonie am Filmende noch nie aufgefallen war, obwohl sie doch so unverwechselbar ist. Das spricht für den Film, der mich wieder einmal gefesselt hat, obwohl ich ihn x-mal gesehen habe und alle Wendungen kannte. Zuletzt sah ich eine neue Kopie des Director's Cut, allerdings auf wesentlich kleinerer Bildwand. Auf der riesigen Schauburg-Wand war ich dann aber doch schockiert, wie fehlerhaft die originale Fotografie des Films daherkam. Unzählige halbscharfe oder komplett unscharfe Szenen, bei aller Bewunderung für die Lichtsetzung dennoch ein schlimmes Beispiel für die laxe und widersinnige Verwendung des Drehens mit anamorphotischen Optiken bei zu weit geöffneter Blende. Schärfeziehen klappt auch nur in 60% aller Fälle, sämtliche Totalen lassen Details vermissen und manche Großaufnahmen erschienen mir recht unmotiviert, etwa die von Yaphet Kotto in den Besprechungsszenen. Auch andere wichtige Insert wie die "Bremsstäbe" nach der mißglückten Entschärfung der Selbstzerstörung kann ich nur als lieblos hingepfuscht bezeichnen. Vom Bild her hat das Blowup auf 70mm meiner Meinung nach nichts gebracht als mehr Licht auf großen Bildwänden, der hochwertige Mehrkanalton mag der bessere Grund gewesen sein. Fazit: Die Ridley-Scott-Geisterbahn ist noch in Betrieb und funktioniert bestens, Breitfilmfans werden gebeten, vor dem Betreten Brillen und Kontaktlinsen abzulegen. Sie erhalten nach dem Film von russischen Verkehrspolizisten neue Sehhilfen. *** Die Organisation war wie immer hervorragend, die großzügigen Pausen vor den Abendvorstellungen sind eine gute Sache. Die Bildschärfe war untadelig und gleichmäßig, soweit ich es sehen konnte, die Saallautstärke ideal (das ist ja oft ein Streitpunkt). Raum für Verbesserungen gibt es immer und überall, und jeder, der einmal ein Filmfestival organisiert hat, wird wissen, was alles schiefgehen kann. Wer übrigens genaues Benennen von technischen Details für Erbsenzählerei hält, den möchte ich daran erinnern, daß dies ein technisches Fachforum ist und ich von manchen weiß, die selbst aus beruflichen oder finanziellen Gründen nicht teilnehmen können, aber an Eindrücken aus erster Hand, seien sie nachmeßbar objektiv oder diskutierbar subjektiv, interessiert sind und sich gern darüber austauschen. Abschließend möchte ich noch erwähnen, daß die ausgestellte M.C.S.-70-Kamera eine schöne Überraschung war, dem neuen Besitzer gratulieren und hoffe, daß sie kein Ausstellungsstück bleiben wird.1 Punkt
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Habe mir das Trauerspiel bei meinem letztjährigen Bonn-Aufenthalt angesehen. Man kann sich immer noch vorstellen, wie großartig die Raumwirkung einmal gewesen sein muß. Persönlich finde ich es nur pervers, die noch sichtbare Kinoarchitektur als Dekoration für Schwedenkrimis, Huschifuschi-Pendel&Globuli-Selbsthilfeliteratur und Frauen-sind-bessere-Menschen-Wohlfühlbücher zu mißbrauchen. Eine TK-35 als vermeintliches Technikobjekt ausgestellt zu sehen, trieb meinen Blutdruck um fünfzehn Punkte nach oben. Lieber sehe ich etwas komplett geschleift, als es zur Schaufensterdekoration für Eigenurintherapie-Sachbücher und Janosch-Plüschtiere degradiert zu wissen. Es sei denn, es gäbe eine Chance, das Gebäude und seine Architektur wieder einer würdigen Nutzung zuzuführen, was aber bei der gesellschaftlichen Wertschätzung von Kino kaum geschehen dürfte. "Just my 2 cents."1 Punkt
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Hallo Rene, alle Aufregung umsonst. Du kannst schmalfilm auch als pdf abonnieren, eine Anfrage an den Verlag oder an mich hätte genügt und Du hättest diesen Link bekommen: http://www.pressekatalog.de/schmalfilm+-+epaper-ebinr_2102139.html?PA=2&PT=1&PR=1&Warengruppe=&CSS=995 Wir freuen uns über einen neuen Abonnenten! Gruß Jürgen1 Punkt