Es handelt sich um Cineco, den letzten großen kommerziellen Film-Dienstleister in den Niederlanden, der neben Filmkopien u.a. Filmentwicklung, professionelles Telecine und Filmrestauration anbot - und auch die Densitometrie bzw. Qualitätskontrolle für Franks Labor besorgte. Cineco schloss von einem auf den anderen Tag unerwartet seine Tore, z.T. suchen Leute noch verzweifelt nach ihren dort hinterlassenen Filmen in der Konkursmasse. Die Pleite hat mehrere Gründe, die wichtigsten: die Niederlande sind ein relativ kleines Kinoland mit rund 132 kommerziellen Kinos, 31 Filmkunsthäusern und insgesamt 675 Leinwänden. (Deutschland hat rund 4800 Leinwände bei einer 4,8fachen Bevölkerung; pro Kopf gerechnet liegt die Anzahl der niederländischen Kinos/Leinwände damit ein knappes Drittel unter der von Deutschland.) Mit der Umstellung auf Digitalprojektion sind 35mm-Projektoren aus den kommerziellen Kinos so gut wie verschwunden. Es ist kaum zu glauben, aber größtenteils wurden die funktionierenden Apparate sogar vernichtet. In einzelnen Fällen sorgten Filmvorführer kleinerer kommerzieller Kinos dafür, dass die Projektoren von den Machern von Filmkunsthäusern bzw. Kunstzentren wie z.B. WORM in Rotterdam abgeholt und dadurch gerettet werden konnten.
Damit gibt es für Cineco keinen großen kommerziellen Markt mehr in den Niederlanden, der früher noch u.a. durch die Notwendigkeit untertitelter Filmkopien bestand. (Mit der Ausnahme von Kinderfilmen werden Filme hier - glücklicherweise - nicht synchronisiert.) Die Geschäftsführung hatte wohl gehofft, als Fachbetrieb für die Restauration und Digitalisierung historischen Filmmaterials überleben zu können. Dies zerschlug sich jedoch, als sich herausstellte, dass das grandios wiedereröffnete niederländische Filmmuseum EYE in Amsterdam zu diesem Zweck eigene Technik angeschafft hat.
Hier eine Übersetzung des niederländischen Texts:
Analoges Kino - von der Industrie zum Kulturerbe
Das letzte Filmlabor der Niederlande schloss vor kurzem seine Tore. Ist analoger Film also nur noch eine überholte Technik, die unter dem Druck wirtschaftlichen Kurzfrist-Denkens ausgemustert werden muss? Nehmen wir künftigen Generationen dieses Kulturerbe weg?
Petition
Wir,
Filmemacher, Filmproduzenten, Künstler, Filmtechniker, Konservatoren, Programmgestalter, Filmliebhaber,
stellen fest,
1. dass den Niederlanden die analoge Kinokultur verloren zu gehen droht;
2. dass viele Filmemacher und Künstler noch immer lieber mit analogem Film arbeiten;
3. dass analoger Film mangels eines langzeithaltbaren Videostandards noch immer das beste Format für die Bewahrung analog und digital gedrehter Filme ist;
4. dass die Bewahrung von Kulturerbe nicht der Industrie oder dem Markt überlassen werden kann, sondern eine öffentliche Aufgabe ist.
und bitten
(das niederländische Filmmuseum) Eye und das (niederländische) Ministerium für Erziehung, Kultur und Wissenschaft, zu den weltweiten Bemühungen zur Bewahrung der analogen Kinokultur beizutragen, indem die analoge fotochemische Filmtechnik in die Denkmalschutzrichtlinien aufgenommen wird und das Fachwissen und die Ausstattung von Cineco/Haghefilm für die Niederlande erhalten werden.