Na, Na,Na....
Da muss ich dir aber auf´s heftigste widersprechen.
Die Kinoorgeln aus dem ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts sind nun wirklich alles andere als "Rummelplatz-Musikinstrumente". Wurlitzer, und andere, bauten zwar auch Orchestrions (Mechanische Karrusellorgeln) aber diese sind eher ein Nebenprodukt der Kinoorgeln als andersherum.
Eine Kinoorgel, in der entsprechenden Umgebung installiert und fachkundig unterhalten, steht weder in ihrem Klang noch im Repertoir einer Kirchenorgel nach ( wobei es der Orgel ziemlich egal ist ob man auf ihr Bach oder Beatles spielt).
Leider gibt es weltweit nur noch eine Handvoll "Theater Organs", die sowohl an ihrem ursprünglichen Standort als auch in ihrer geplanten Registrierung erhalten sind. Und da liegt das große Problem. Wurlitzer ( als Marktführer) baute seine Orgeln immer nach den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten und passte die Registrierung entsprechend an. Somit war zwar eine gewisse Standardisierung ( innerhalb der Register) vorhanden, das einzelne Instrument ( bei Wurlitzer Opus genannt) war jedoch eine sehr individuelle Angelegenheit.
Wenn ein solches Instrument dann allerdings in einer anderen Umgebung eingebaut oder gar aus einzelnen Registern ein neues zusammen"gebastelt" wird geht und ging das in den allermeisten Fällen senkrecht in die Hose.
Zum Repertoir wäre noch anzumerken, das Kinoorganisten selten auf fertige Partituren zurückgriffen (greifen konnten) sondern häufig "Meister der Improvisation" waren. Ein Hausorganist kannte sein Instrument in und auswendig und wusste wie er die Orgel "sprechen" lassen konnte.
Ohne auf den "Sinn" der muskalischen Stummfilmbegleitung und deren Entwicklung näher einzugehen( das würde den Rahmen sprengen) steht eine virtuos gespielte Kinoorgel in nichts, aber auch gar nichts einer Kirchenorgel nach ( wobei man natürlich auch die ursprüngliche Zweckbestimmung der jewiligen Instrumentengruppe nicht auser acht lassen darf).
Leider ist die die Generation der alten Kinoorganisten inzw. samt und sonders verstorben, sodass es nur noch sehr wenige Musiker gibt die überhaupt noch wissen, wie ein solches Instrument zu spielen ist. Und hier liegt wahrscheinlich auch die Ursache deiner Aussage Kinoorgeln sein "Rummelplatzinstrumente".
Ein Musiker, ob nun Pianist oder (Kirchen)organist, ist zwar technisch und künstlerisch durchaus in der Lage, einer Theaterorgel Töne zu entlocken, Wenn es aber darum geht die "Seele" einer solchen Orgel zu enthüllen und zum Klingen zu bringen, tut er /sie sich in den allermeisten Fällen schwer. Ich habe viele, sehr gute, Organisten gehört, die sich an einer Wurlitzer versuchten und kläglich scheiterten, weil sie es eben wie eine "normale" Kirchenorgel behandelten.
Nein, ein Rummelplatzinstrument ist eine Theaterorgel nun wirklich nicht (gewesen). Es wurde bestenfalls in späteren Jahren ( > 1970) dazu gemacht. Ich erinnere mich mit Grausen an die kläglichen, ja gradezu stümperhaften Versuche einiger "Profis" die Wurlitzer im Berliner Musikinstrumentenmuseum zu spielen ( einige wahren zumindest so ehrlich zuzugeben, dass sie vor der Aufgabe kapituliereten und einfach so spielten, wie sie es gewohnt waren) oder das unsägliche "Organ Stop Pizza" in Arizona, ja da ist Rummelplatz.
Wer jedoch mal einen Dwight Thomas, eine Rosa Rio oder eine Ron Reseigh an einer der "großen" Orgeln (live) gehört hat der wird schnell den Unterschied erkennen.
Btw. wer sich über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Theaterorgeln informieren möchte: Die ATOS ( American Theatre Organ Society)ist ein guter Startpunkt.