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Dieser Thread soll dazu dienen, sich über die Hintergründe zur orange-braunen Maske von Farbnegativfilm auszutauschen und entsprechendes Wissen, Erkenntnisse, Tipps und Tricks zu sammeln. Er soll nicht dazu dienen, sich über Sinnhaftigkeit von Farbnegativmaterial, Abtastung, FAZ oder Digitalisierung zu ereifern. Wem das Thema nicht analog genug ist -- der möge es bitte einfach ignorieren. Warum hat moderner Farbnegativfilm eine orangene Maskierung? Die einfache Antwort lautet: Weil die bei der Entwicklung entstehenden Farbstoffe nicht perfekt sind. Sie haben nicht die "ideale" Farbe, sie absorbieren anteilig unerwünschte Farben. Deshalb hat Herr Dr. Hansen von Kodak (maßgeblich) die Maske erfunden. Die detailliertere Antwort ist komplizierter, aber logisch: Farbstoffe sind also nicht perfekt. Sie absorbieren unerwünschte Farben. Cyan-Farbstoff zum Beispiel absorbiert natürlich vor allem rotes Licht, aber eben auch etwas grünes Licht. Da Farbstoffe (v.a. im Kupplerverfahren entstehende) aber nicht so einfach zu perfektionieren sind, wird ein farbiger Kuppler zur rot-empfindlichen Schicht hinzugegeben. Dieser farbige Kuppler ist zu Beginn Magenta, aber während der Entwicklung verliert er die Farbe Magenta und bildet Cyanfarbstoffe. Während die rotempfindliche Schicht also ein negatives Farbstoffbild aus Cyanfarbstoff beinhaltet, beinhaltet sie auch ein positives Farbstoffbild aus unbenutzten Magentakuppler. Dieses magenta-farbene Bild kompensiert die unerwünschte Grün-Absorption des Cyan-Farbstoffs. Der Magenta-Farbstoff in den grünempfindlichen Schichten absorbiert vor allem grünes Licht, aber auch ein bisschen unerwünschtes blaues Licht. Deshalb wird, analog zu oben, ein gelb-gefärbter, magenta-bildender Farbkuppler der grünempfindlichen Schicht zugegeben. Die "Fehlfarben" des gelben Farbstoffes in der blau-empfindlichen Schicht sind vor allem UV-Energie, für uns unsichtbar und daher nicht zu kompensieren. Durch die so dem Film hinzugefügten Magenta- und Gelb-Farbkuppler erscheinen unbelichtete Negativbereiche (Dmin) im typischen Orangeton. Diese orangene Färbung befindet sich also in den Schichten, nicht im Träger selbst. In Wirklichkeit sind es zwei Masken: Eine gelbe und eine magentafarbene, die sich für das Auge entsprechend mischen. Warum ist das wichtig? Diese Maske des Farbnegativfilms ist keine "durchgängige Einfärbung", die man einfach (zum Beispiel durch entsprechende Lichtfärbung oder Gegenfilterung kompensieren kann. Wichtig: Die Dichte der orange-braunen Maske (genauer: der gelben und der magenta-farbenen Masken) ist abhängig von der im jeweiligen Bildbereich des Negativs dargestellten Farbe. Gut, die Maske korrigiert also Farbstoff-Fehler. Aber warum muss jetzt alles so nach orange verschoben sein? Negativfilm wurde entwickelt, um Positivbilder davon abzuziehen, nicht um ihn zu scannen. Sowohl die Farbstoffe in Farbfotopapier als auch die in entsprechendem Kopierfilm haben aber die gleichen "Fehler" wie die Farbstoffe im Negativfilm. Schlimmer noch: Im Printmaterial (also dem Träger des farbrichtigen Bildes) befinden sich nicht nur viel mehr Farbstoffe als im Negativ, sie müssen auch noch günstiger sein -- denn es gibt in der Regel ja viel mehr Prints als Negative. Das Ziel war also ein System zu finden, in dem Printmaterial einfach und günstig herzustellen war und keine noch teureren Farbstoffe bzw. Farbkuppler benötigte. Der Negativfilm wurde also auf die Eigenheiten des Papiers "angepasst", um bestmögliche Prints zu erhalten. Ein weiterer Aspekt ist, dass das Licht beim Erzeugen des Papierbildes zweimal auf den Schichten landet: Einmal auf dem Weg zum Träger, dann vom stark reflektierenden Träger zurück in die Schichten. (Deshalb übrigens sind auch SW-Negative immer flacher als ihre jeweiligen Abzüge). (Anmerkung am Rande: Von Sakura gab es übrigens ein "besseres" System, bei dem sich die Farbstofffehler von Negativ und Fotopapier einfach ziemlich exakt kompensierten. Dieses System hat es aber durch die Einführung des standardisierten C-41-Prozesses nie auf den Markt geschafft. Kodak hat hier quasi sein "VHS" am Markt diktiert, auch wenn Sakura oder Fuji im Grunde bessere Ideen hatten. Kommt einem bekannt vor, oder?) Ich verstehe es immer noch nicht und brauche ein illustriertes, praktisches Beispiel. Bitte Bescheid sagen, falls gewünscht. Wie mache ich also nun aus einem Farbnegativfilm ein farbrichtiges Positiv? Analog ist das einfach: Man benutzt das Äquivalent zum Fotopapier, den Kopierfilm. Beide sind im Grunde auch Negativmaterialien (sie machen aus dem Negativ schliesslich wieder ein Positiv). Sie "erwarten" ja ein wie oben maskiertes Negativ (und etwas allgemeine Lichtfarbkorrektur), um ein korrektes Farbbild zu erzeugen. Kopierfilm ist also "Negativfilm ohne Maske". Er ist das "Gegenstück" zum maskierten Negativ. Die Negativmaske bügelt also die Farbstoff-Fehler im Aufnahmematerial und im Printmaterial gleichzeitig aus. Andec verwendet solchen Kopierfilm beim "Wetgate-Verfahren". Auch Kinofilmkppien wurden genau so "gezogen". Digital ist es schwieriger. Vor allem, es wirklich korrekt zu tun. Der erste Schritt ist es, die Maskenfärbung etwas zu kompensieren. Das tut man am Besten, in dem man die Lichtquelle einfärbt. Dichroitische Blau/Cyan-Filter sind ideal, man kann aber auch einfach ein Stück unbelichteten Farbnegativfilmes als Dia (!) scannen, invertieren und auf Folie drucken. Zusäzlich mit einem Diffusor lässt sich das "Kopierlicht" so entsprechend einfärben. Diese Korrektur "hebt" das erfasste Bild in den Bereich von Tageslicht-Temepratur. Digitale Sensoren sind "auf Tageslicht optimiert". Füttern wir sie mit braunorangenem Licht, liegt das zu erfassende Bild im Histogramm sehr ungünstig ud im Ergebnis leiden einige der Farben. Der zweite Schritt ist es, so hochauflösend wie möglich zu digitalisieren. Gemeint sind hier nicht Pixel Auflösung, sondern Auflösung pro Farbkanal. Ein Farbnegativ ist kontrastarm und "flach", was vor allem im direkten Vergleich zum Dia sehr auffällt. Unsere üblichen Kamerasensoren sind aber "auf Dia" geeicht, also auf vollkontrastige, knackige Bilder. Ein digitalisiertes Negativ erfasst also immer nur einen Bruchteil des Histogramms. Eine normale Kamera mit 8 Bit pro Farbkanal ist für die Digitalisierung von Farbnegativfilm ungeeignet. Sie kann Rot, Grün und Blau in jeweils 256 Abstufungen auflösen. Da unser Negativ aber nur z.B. ein Drittel dieses Bereiches nutzt, bleiben "nur ca. 80 Abstufungen" pro Farbe, was immer zu hässlichen Verläufen und übel sichtbaren Rechenfehlern (durch Inter- und Extrapolation) führt. Sensoren mit 10, besser aber 12 oder gar 14 Bit Auflösung pro Farbkanal sind also wesentlich geeigneter, um die Informationen aus einem Negativ zu erfassen. (Bei z.B. 14 Bit unterscheidet der Sensor im obigen Beispiel nicht in 80 Abstufungen , sondern in mehr als 5000.) Desweiteren muss man die Maske "wegrechnen". Dieser Schritt wird leider von den meisten Telecine-Diensten ausgelassen oder durch nachträgliche Farbkorrekturen ("Kurvengezerre") ersetzt. Das Ergebnis kann daher farblich niemals dem einer guten Analog-Kopie entsprechen, egal, wie teure der erfassende Sensor war. Der korrekte Weg ist es, das erfasste Bild (in 16 Bit) in ein CMY-Bild zu wandeln (nicht CMYK, denn das Negativ hat keine Schwarzschicht!), die gelbe und die magenta-farbene Maske daraus einzeln zu extrahieren und entsprechend von den jeweiligen Kanälen abzuziehen. Zur Farb- und Gradationskorrektur sollte man das Bild jetzt in den Lab-Farbraum überführen. Detaillierte Schritte führen hier aber wohl zu weit... das Thema ist komplex. Und wie kann Rudolf jetzt günstig farbige Vorführkopien fertigen? Es gibt nur einen Weg: Er benutzt Kopierfilm, und zwar genau solchen, wie Andec ihn nutzt um Kopien zu ziehen. Dieser Kopierfilm bracuht aber ein maskiertes Farbnegativ. Rudolf hat aber nur ein Positiv (von seiner DVD). Hier fehlt noch ein Stück Software (das es meines Wissens nach auch noch nicht auf dem Markt gibt): Er muss auf dem Monitor seiner "Kopierstation" ein Farbnegativ simulieren. Das ist genau so komplex, wie die Maske "wegzurechnen". Einen Versuch wäre es aber Wert, den "billigen Weg" zu gehen: Das Gamma des Monitors ganz niedrig stellen (für ein ganz weiches Bild, einem Negativ entsprechend), das Monitorbild invertieren (auf dem Mac ein Mausklick) und vor das Aufnahmeobjektiv ein Stück unbelichteten, entwickelten Farbnegativ-Rollfilm als "Maskenersatzfilter" schnallen (bzw. ein entsprechend gefärbtes, hochwertiges Glas). Damit ist die Maske zwar nicht adaptiv, aber das Ergebnis könnte ansehbar sein. Und warum geht das nicht einfacher? Man kann Negativ-Aufnahmefilm leider nicht so umentwickeln, dass keine Maske entsteht. Die Farbkuppler sind eben nun mal da und man kann sie vom Entwickeln nicht ausschliessen. Man kann auch nicht einfach Printfilm (Kopierfilm) mit einem invertierten Positiv belichten, weil er eben für maskierte Negative konzipiert ist. Das Ergebnis wäre knüppelhart und knatsch-türkis. ---- Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich. Bei Fragen bitte fragen.5 Punkte
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Moin, also, ich würde den Artikel mit dem Rat beginnen, der sich in fast jedem Schmalfilm-Ratgeber von 1950-1965 findet: fange immer einfach an. Wenn eine brauchbare Pentacon AK8 / Pentaka 8 weniger als eine Rolle Doppel-8 kostet, eignet sich soetwas doch ideal zum Experimentieren. Fixfocus und einfacher Filmwechsel, dazu eine Menge preiswertes Zubehör - da kann man doch gar nichts falsch machen. Die Mechanik ist so einfach, dass man notfalls auch als Laie ein bisschen ölen kann. Ähnliches gilt auch für die ganz einfachen Kameras von Bolex, Zeiss Movikon usw. Ich würde immer einen externen Belichtungsmesser nehmen. Auch, um alle Erfahrungen mit dem Material auf eine andere Kamera übernehmen zu können. Wenn die ersten Filme etwas geworden sind und der "junge Kreative" seinen Spaß hatte, ist immer noch Zeit für eine bessere Hardware, oder? Das ist früh genug, um das kleine Rädchen der Bolex B8 Sektorenblende kennen zu lernen, das sich so gerne selbsständig macht. Oder die Freude, am Set einen neuen Film in eine Nizo Heliomatik zu fummeln. Die Herausforderung, ein schnelles Motiv auf der Mattscheibe einer H8 zu fokussieren. Oder mit einer Kamera, die Wechselobjektive, dadurch aber keinen Entfernungsmesser hat. Und die Enttäuschung, dass für den teuren Exoten gar keine Literatur, kein Zubehör, nicht mal eine Gebrauchsanleitung aufzutreiben ist. Christian2 Punkte
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Hallo Friedemann, Wow... das sind Erklärungen... da komme sogar ich klar damit... Das nenne ich echte Hilfe zum Verständnis der Maskierung... genau diese informationen haben mir gefehlt, um endlich mal zu verstehen, wie so ein Farbilm überhaupt funktioniert... Herzlichen Dank... Irgendwann musst du natürlich auch noch eine Abhandlung schreiben, wie denn ein Umkehrfilm funktioniert... bist selber schuld, du hast es so gewollt... *smile Du bekommst von mir gelegentlich Post, lieber Friedemann: Ich habe da so gewisse Sachen, die ich nicht mehr benötige, für die du aber garantiert gute Verwendung hast... Kodak Kassetten mit E100 drin... 5 Stück... *smile Rudolf1 Punkt
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Wenn Friedemann Noris will, sollen alle Noris bekommen - in schmalfilm 2/2013.1 Punkt
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http://www.peaceman.de/blog/index.php/super-8-notch-ruler-new-and-improved ist Dein Freund. :) Im Zweifel: Probier es mit einem Film aus.1 Punkt
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Martin, du als Oberwessi musst ja wieder den Osten niedermachen. Dass da "drüben" so manches nicht berauschend war, wissen wir alle. Jedoch kann das DDR Kopierwerk nichts dafür, wenn man teilweise aus einem Farbstichigen Positiv neue Kopien ziehen musste, weil der (West-)Lizenzgeber in etwa sagte "Lizenzen für die DDR gerne, aber schaut selber von was ihr die Kopien zieht) Tja, da wurde dann genommen, was gerade irgendwie greifbar war (Teils auch 16mm Positive) und dass man da noch was herausbekommt, das ist eine Leistung, die man erstmal nachmachen muss. (übrigens, ich bin ein Bayer, das wohl schlimmste in ganz D)1 Punkt
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Vieles aus dem "Osten" war doch früher gut genug, dass es der "Westen" abgekauft und als seins ausgegeben hat. Und wenn das Kopierwerk ne schlechte Kopiervorlage bekommt, dann kann da auch kein scharfes Bild bei rauskommen. Ich hab auch etwas ORWO-Material mit "kapitalistischen" Inhalten von 1980 rumliegen und das ist farbecht und scharf. Ein Hoch auf die hochwertigen Ostmärchen alla 3HfA! Hat jemand mal diese Fernseh-Neufassungen gesehen? Mieses Sprechtheater mit schlechter Regie und Auflösung(Umsetzung) in Bilder. Wer will schon noch die alte Schule, bei der noch etwas Magisches, eben Atmosphäre zu fühlen war?1 Punkt