Das mit der abgeschnittenen Ecke und der Feuerprobe funktioniert so nicht, weil auch Sicherheitsfilm brennt. Ein Sicherheitsfilm muss seit alten Tagen zwei Kriterien erfüllen:
seine Entflammbarkeit muss reduziert sein, und zwar in der Form, dass er eine Temperatur von 300° C zehn Minuten lang übersteht, ohne sich zu entzünden, und
seine Abbrandzeit muss lang sein und darf eine eine bestimmte Mindestzeit nicht unterschreiten. Dazu prüft man das Abbrandverhalten einer 40 cm langen Probe.
Beide Prüfverfahren sind in der ISO 18906:2000 beschrieben und haben sich seit alten Tagen nicht verändert. Gerade die Entflammbarkeitsprüfung setzt aber spezielle Einrichtungen voraus und lässt sich so vor Ort nicht durchführen.
Die wichtigste Kennzeichnung ist das SAFETY alle 240 mm am Filmrand bzw. das S auf dem Perforationssteg. Allerdings gibt es dazu keine internationale Normung. Gelegentlich sind dem Filmträger auch fluoreszierende Materialien beigegeben worden, so dass er sich unter ultraviolettem Licht gut identifizieren lässt. In den Anfangstagen des Sicherheitsfilms war auch eine leichte Blau-Färbung des Trägermaterials in Betracht gezogen worden.
Eine vergleichsweise schnelle und auch sichere Identifizierung von Nitro-Material erhält man durch den Trichlorethylen-Test, den man wegen der Gesundheitsschädlichkeit der Dämpfe nun allerdings nicht in der eigenen Wohnung veranstalten sollte (von der Umweltschädlichkeit mal ganz abgesehen). Man versenkt einen kleinen, 6 mm² großen Schnipsel des fraglichen Filmmaterials in einem Reagenzglas mit T.; wenn es untergeht, ist es klar Nitro. Geht es nicht unter, dann ist die Vermutung, dass es sich um Azetat oder Polyester handelt, wenngleich damit noch nicht nachgewiesen ist, dass das Material die Anforderungen der ISO 18906:2000 erfüllt.
Den Vorführern in alten Tagen war untersagt, eigene Versuche zum Brennverhalten nicht eindeutig zu klassifizierenden Materials vorzunehmen. Dennoch enthält die ISO 18906:2000 in ihrem "informativen Teil" einen Feldtest, dessen Ergebnis nach dortiger Einschätzung zur Grundlage von Entscheidungen herangezogen werden kann, wenn es sich nur um sehr begrenzte Mengen von Filmmaterial handelt und eine gewisse Unsicherheit tolerierbar ist. Für diesen Test schneidet man ein 16mm breites und 35mm langes Stück Filmmaterial aus, knickt es entlang der Längsachse und stellt es senkrecht auf einer feuerfesten Unterlage auf. Die oberen Ecken werden angezündet; brennt das Material in weniger als 15 Sekunden mit heller gelber Flamme ab, handelt es sich mit Sicherheit um Nitromaterial. Verlischt die Flamme wieder oder braucht die Probe mehr als 15 Sekunden, dann hat man zwar keine Sicherheit, dass es sich um Sicherheitsmaterial handelt, aber die Gefährlichkeit ist doch als deutlich reduziert einzuschätzen.
Letzte Bemerkung: Wer mal Nitromaterial in der Hand hatte, wird gemerkt haben, dass es sich völlig anders anfasst als Azetat-Material. Drückt man es entlang der Längsachse zusammen, verhält es sich ähnlich lappig wie ein neuer 5-Euro-Schein und kehrt eher widerwillig in seine Ausgangslage zurück; während Azetat-Material kräftig zurückfedert. Aber das sind Bemerkungen zur Haptik, die keinen Test ersetzen können.
Ach ja, doch noch eins: Alte schwarz-weiß-Filme enthielten sehr viel mehr Silber als Materialien der Nachkriegszeit. Wenn die Schichtseite eines Films insbesondere in den Schwärzen silbern glänzt, dann ist das Material a) sehr alt und b) mit ziemlicher Sicherheit Nitro.
https://law.resource...18906.2000.html