Beim herrschenden visuellen Analphabetentum, das von den Marketingabteilungen von Videofirmen noch befeuert wird, wage ich das nachwievor in vielen Fällen zu beweifeln. Beim visuellen Analphabetentum rede ich nicht nur von Blindheit gegenüber den Vorteilen von Film, sondern beim Spielfilm auch von der Krankheit, daß allein aus dem Prinzip heraus, irgendwie hip sein zu wollen und: "weil man das halt heute so macht", der Begriff: "Stativ" grundsätzlich und nicht nur in Actionszenen immer mehr zum Fremdwort wird (hier kann man wirklich langsam von einer penetranten Dominanz sprechen; es gibt ja auch noch einige altmodische Regisseure und Kritiker, die diesen wachsenden Trend des sinnlosen Dauergewackels, von dem immer mehr Leute glauben, daß man damit auch noch Zeit und Geld in der Produktion sparen würde, ebenso wie ich bemängeln), sowie das Wissen um intelligente, sinnvolle und ausdrucksstarke Bildgestaltung (u. a. auch in Einstellungsgrößen und Brennweiten) immer mehr verlorengeht. Stattdessen meinen immer mehr Analphabeten, Laien wie Berufskranke, die Spezialeffekte, wenn sie von: "tollen Bildern" reden. Auch geplante Bildgestaltung an sich fällt zunehmend hinten runter, wie ich erst neulich wieder in einem Interview mit einem amerikanischen Regisseur (könnte Gilliam gewesen sein) gehört habe, einfach nur, weil die Leute Zeit und Geld sparen wollen, weshalb auch Studios zunehmend Produktionen größtenteils ohne Stativ und Storyboard bevorzugen oder ihnen zumindest aus genau diesem Grunde wohlwollend gegenüberstehen.
Ich habe ja nicht gesagt, daß es mit Video notwendigerweise mehr Leute als bei Film wären. Ich habe nur gesagt, daß man das, was man in der Produktion zu sparen meint, an Gesamtkosten und -aufwand in der Postpro hinten wieder reinstecken muß. Bei einem größeren Aufwand in der Post, den man schon daran erkennen kann, wenn man das aus der Kamera kommende Rohmaterial miteinander vergleicht.