Ein wenig Fachchinesisch
Ich hatte ein Paar Schnittwalzenrohlinge zum Härten gegeben, und zwar mit der einfachen Form des durchbohrten Zylinders, zwei Rundstangenabschnitte Ø 22, Bohrung 8, aufgerieben für die Achsen 8 m6. Der Härter sagt: „Was nicht krumm ist, ist nicht hart.“ Man muß immer mit Härteverzug rechnen.
Die gehärteten Werkstücke paßten gut auf die Achsen, eigentlich kein Verzug. Dann habe ich das erste verschliffen, d. h. Ausschuß gemacht. Ich mußte mir eingestehen, daß ich mit dem Supportschleifer auf der Drehmaschine nur Flächen schleifen kann, jedoch nichts auf Maß. Für einen Schleifer ist ein Hundertstel eine Landschaft.
Die Schnittwalzen müssen auf einen Hundertstel genau geschliffen sein, ansonsten sie keine sauberen Filmkanten erzeugen und schnell abstumpfen. Jeder kennt das Prinzip der Schere. Die beiden Klingen sind gebogen und dank der Federkraft ist der Schnittspalt Null. Das kann ich mit Walzen nicht realisieren. Folglich muß die Passung möglichst eng sein. Die Überdeckung ist gering, ein Zehntel genügt. Bei Passungsluft Null könnte man die Walzen aufeinander stellen, ohne Überdeckung, doch dann müssen sie sehr genau rund laufen. Dieses widerspricht ein Stück weit der Konstruktion mit festen Achsen und losen Walzen, denn die Bohrungen sehr gut gerade und rund hinzubekommen, ist schwieriger, als man glaubt. Bohrungen sind im Allgemeinen wendelförmig. Zum Geradermachen kennt man das Ziehaufdrehen, das ist Innenlängsdrehen unter Zug. Weiter kann man honen oder erodieren. Der Aufwand steht aber schnell in keinem Verhältnis mehr zum Gewinn.
Jetzt geht es um die Wurst. Ich drehe neue Rohlinge vor, Aufmaß zum Schleifen in den Längen ein Zehntel. Das Risiko von Verzug ist größer, weil die Form nun asymmetrisch ist. Das Längenschleifen mit rotierender Scheibe (aktives Schleifen) fällt weg. Das Aufspannen der Werkstücke will ich überdies auch besser machen als bislang.
Ich hatte die Rohlinge auf Drehdorn mit einer Blecheinlage. Ein Drehdorn ist ein gehärteter Rundstab mit 60-Grad-Kegelflächen je in eine Stirnfläche eingeschliffen. Aufnahme zwischen Spitzen, Mitnehmer auf angeschliffene Flächen am Dornende gespannt.
Der Stab hat eine kegelige Mantelfläche mit Konizität 1:2000, d. h. der Durchmesser nimmt über 100 mm Länge 0,05 mm zu. Ein Werkstück mit einer H-Bohrung, das ist ein normiertes Toleranzfeld minus Null, plus soundsoviel je nach geforderter Genauigkeit, kann auf den Dorn gepreßt werden und hält. Da ich Achsen 8 m6 gewählt habe, die Ø zwischen 8,006 und 8,015 haben, müssen die Bohrungen ums obere Abmaß liegen. Die meisten Stifte, die ich als Achse verwende, haben einen Ø von gut 8,01. Tatsächliche BohrungsØ waren 8,15.
Damit der durchfallende Dorn verwendet werden kann, der tatsächlich 8 minus 0,013 plus 0,042 über 65 mm Länge hat, legte ich einen Zuschnitt von 0,025-mm-Messingblech ein. Die angestellte Meßuhr zeigte eineinhalb Hundertstel Rundlauffehler, womit ich zufrieden war. Leider ist die Kraftübertragung nicht gut genug. Trotz Einpressen rutscht der Dorn durch, wenn ich das Drehmesser zum Eingriff bringe. Doppelt genommene Einlage macht die Sache nicht besser.
Also bin ich jetzt am Herausfinden, wie ich von Drehdorn und Kraftschluß wegkommen kann. Die Lösung ist ein langer Zylinderstift mit Innengewinde, gleich wie die Achsen 8 m6, gehärtet, geschliffen und geläppt, in Spannzange, darauf das Werkstück, axial mit Scheibe und Schraube gesichert. Die Spannzange, eine ER 32 von Rego-Fix, besitzt acht Schlitze, durch die sie einen halben Millimeter Federweg machen kann. Je vier Schlitze enden auf der gegenüberliegenden Seite im Material. Ich mache nun eine durchgehende Nut in eine Stirnfläche des Werkstücks und stecke zwei Stahlblechzuschnitte in die Spannzange und ins Stück. Dieserart habe ich reinen Formschluß zur Kraftübertragung und entspanntes Stück. Der Reitstock kann wegbleiben und ich kann mit einem Ölstein im Werkzeughalter passiv schleifen. Der Oberschlitten der Drehmaschine erlaubt Zustellung im Hundertstelbereich.
Ein Spreizdorn, komplett, kostet gegen 600 Franken. Wenn nach dem Prototypen eine kleine Serie in Auftrag gegeben wird, lohnt sich seine Anschaffung.
Mechanische Grüße vom Rheinknie!