Die Meinungsäusserung hinsichtlich älterer Filme: "Bewertung des photographischen Rundumeindrucks besser als heute" würde ich recht gerne verteidigen, so weit das möglich ist.
Sie spiegelt einen subjektiven Eindruck in Abwägung des Rundumeindrucks.
Dieser hat sich seit den 70er Jahren verschlechtert, was gestalterische, nicht messtechnische Gründe hat.
Messtechnische Gründe sind ebenfalls ein entscheidender Aspekt in der Rundumbeurteilung, spiegeln aber in meinen Augen keine rettenden Voraussetzungen im Falle von "Verlust an Kultur in der Bildgestaltung" (= Photographie).
Zum Beispiel finde ich den "photographischen Gesamteindruck" in der 70mm-Projektion von THE DARK KNIGHT oder FAR AND AWAY aus unterschiedlichen Gründen enttäuschend.
Nicht alle 60er Jahre-Objektive waren schlecht, einige späte T-Kitagone konnten durchaus gute Kontrastwerte und Auflösungenlevels (80 lp / qmm) erreichen. Projizieren würde ich heute ebenfalls nur noch mit Ultra Star-HD-Plus/rote Serie. Zustimmung.
35mm-Filmnegative der 50er / 60er Jahre haben jedoch Eigenschaften, sogar 8K Scans ratsam erscheinen zu lassen. Man sollte die Eigenschaften gerade des niedrigempfindlichen Materials nicht unterschätzen: auch 60 Jahre später genügen sie Anforderungen einer Projektion auf grosse Bildwände. Von Large Formats gar nicht zu reden.
Einige VistaVision-Filme der 50er/60er Jahre sind geradezu vollkommen in der Farbgebung und Raumwirkung (das meinte "photographischer Rundumeindruck"), dass mir kein aktueller Vergleich der Produktion einfällt, der die Rechtfertigung zur Abschaffung dieses Eindrucks hergibt.
Schwarzweissfilme sind in der Regel deutlich grobkörniger als Farbfilmmaterial, sodass ich messtechnisch widerspreche.
Polemisch gesagt (und das erscheint legitim) war auch im Kohlbetrieb der 50e3r/60er Jahre eigentlich nie Lichtmangel zu beklagen. Was ist aber bei 3D-Projektion zu konstatieren, auch mit der aktuellen? "Photographisch" ein Verlust in vielerlei Hinsicht, in der Leuchtdichte ohnehin.
Farbnegativ-Kopien, direkt vom Kameraoriginal gezongen (Standard der dt. Filmproduktion der 50er und 50er Jahre) zeitigten herausragende Eindrücke, gekoppelt an erstklassige Fotografie, die die Materialunzulänglichkeiten schnell vergessen liessen.
Die Filmemulsionen machten somit verschiedene Entwicklungen durch, aber das heutige Kodak-Negativmaterial möchte ich nur noch als Farbverschlechterung klassifizieren (zu beachten: Connex mit den Anforderungen des Digital Intermediate-Prozesses).
Die analogen Schwankungen des Printprozesses werden gewiss nicht abgestritten, die Fehlerhaftigkeit gerade des "glorious Technicolor" am wenigsten. Aber Direkt-Scans der 35mm-Technicolor-Negative von WIZZARD OF OZ (30er Jahre-Beispiel) haben es letztens sogar noch auf eine Imax-Leinwand geschafft.
Das der fotografisch gelungene Eindruck auch durch Fehlkopierungen und Kopienverschleiss degradiert wird, darf nicht bestritten werden. .
Missverständlicherweise spannte ich das Gedankenfeld zu weit, wenn das Thema des Threads ja lediglich die Projektionsqualität heranzieht. Aber "Bildqualität im Kino" hätte ich gerne nicht nur unter erwiesenen Nachteilen von Gammelobjektiven, zerranzte Kopien, Konvergenzprobleme bei DCI-Projektoren oder unter Fortschritte in der Emulsion und Körnung bwz. in Ultra-HD-Systemen untersucht.
Übrigens kann man das Thema auch auf andere Künste oder das Handwerk übertragen.
Die Pallette der aufnahme- und wiedergabetechnischen Möglichkeiten ist zwar heute so gross wie nie zuvor, der die Zahl der photographisch überzeugenden Titel finde ich (sowohl im Autoren- wie im Blockbusterbereich) dagegen oft enttäuschend [was noch ausführlicher auszuführen wäre].
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Die obige Replik nach Motto "hast ja nicht zu Zeiten Jesu gelebt und kannst nicht urteilen" ist ein Totschlagargument. Man wird als Idiot hingestellt, ist der Breitseite zu entnehmen.