Man kommt nicht gleich darauf: Magnetfilm, perforiertes Magnettonband, woher kommt diese Industrie in Frankreich? Nun, die heutige Aktiengesellschaft Pyral, die mit gleichnamiger Handelsmarke auf dem immer kleiner werdenden Markt einsam da steht, führt eine Tonträgerfabrikation fort, die sich auf das Geschäft mit Pyrolac stützte. Unter dieser Marke wurden von 1926 bis 1951 Schallplattenrohlinge verkauft. Pyrolac war ein Lack aus Schießbaumwolle und Methanol als Lösungsmittel. Trägerscheiben wurden damit beschichtet, auf die in den Musikstudios im Direktschneideverfahren aufgenommen wurde.
Die Firma war über Jahrzehnte in Créteil ansässig. Doch der Schießbaumwolle geht ja das Schießpulver voraus. Eine der größten Pulverfabriken Frankreichs, die poudrerie du moulin blanc im Costour-Tal, wurde 1876 in Betrieb genommen, vorab für die Bedürfnisse der Marine. 1914 wurden dort 1233 Tonnen Schießbaumwolle oder Nitrocellulose hergestellt. 1941 ist die Fabrik sabotiert worden, um für den Feind wertlos zu sein.
Albert Barbier St. Hilaire meldete 1933 eine Schallplattenbeschichtungseinrichtung zum US-Patent an, man merkt, welche Kraft dahinter steht: Pathé. Die Pyrolac war 1932 auf der Radiowelle, indem kurz zuvor aufgenommene Atmosphäre von Radrennen als Hintergrund für Live-Reportage gespielt wurde, ganz anderes Radio als das gewohnte!
Die PVC-Schallplatte löste die Lackplatten, tierisch und pflanzlich, nach dem Zweiten Weltkrieg ab. Pyral mußte sich über den schmalen Steg, der ihr zur Filmindustrie hinüber blieb, in die Zukunft retten. Um 1950 stellte man in Europa von Lichtton auf Magnetton um, das war die Chance für das Unternehmen. Bis heute rattern in Avranches Perforierapparate.
Die Film Processing Corporation in Mountain City, Tennessee, wurde 2014 von Kodak abgewickelt. Die Lagervorräte werden noch abverkauft. ATR in York, Pennsylvania, stellt Magnettonbänder her und könnte grundsätzlich auch Magnetfilm fertigen. Ihre PET-Trägerfolie ist 0,036 mm stark.
Die Vertonung eines Films mit Magnetfilm ist etwas so Sinnliches, buchstäblich für Gehör, Augen und Hände, daß es eigentlich unmöglich ist, davon zu berichten. Ich kann es nur umschreiben, versuche es hier, und möchte jeder und jedem raten, sich diese Erfahrung zu holen. Was man an Gerätschaft benötigt, ist ein Schneidetisch oder eine Moviola oder das archaische System mit Synchronroller und Magnetköpfen. Wer das beherrscht, darf an die Himmelspforte der Filmtechnik klopfen, und es wird ihr und ihm aufgetan werden. So lange Pyral noch da ist: Möge die Magnetkraft mit euch sein!