Also ich bin ja einer von den Alten und bei mir funktioniert die stille Werbung am besten. Ein gut gestaltetes Plakat, ein Emaille-Schild, sorgfältig gemachte Drucksachen mit verbindlichen Angaben, das Produkt selbst als Warenmuster und ansprechende Auslage von Händlern, die sich auskennen. Die Vermittlung erzählt vom Verkauf: Wenn es keine gibt, dann weiß ich, da will bloß jemand schnell etwas umsetzen wie die Strandläufer mit ihren Lederwaren aus Marokko.
Hinter einem Plakat steht ein beträchlicher Aufwand, das kann man nicht eben so mit dem Farbroller malen. Firmenschilder, schon der Firmenname, sind mir einfach sympathisch oder nicht. Die Agfa-Raute verfehlt ihre Wirkung bei mir nicht, man hat dann noch den Kontrast zwischen Preussischblau und Orange eingesetzt, das weckt auf. Fuji hat ein aggressives Grün gewählt, beim gelben (ehemaligen) Riesen gab es eine beste Zeit der Corporate Identity, und zwar von 1935 bis 1970 mit der serifenbetonten Schrift allein. Der von der Super-8-Kassette abgeleitete Keil trat in Konkurrenz mit dem Wort Kodak, was kontraproduktiv ist. Ferrania ließ einen Grafiker so ein spazierendes Männchen aus dem F machen, das sah kindisch aus.
Warenmuster sind zu Gunsten einer Bilderflut aus der Mode gekommen, wirklich schade. Klar kann man sich bei IKEA selber den besten Eindruck von der Ware machen, indem man durchs Labyrinth schlendert, aber daneben werden Kataloge gedruckt und übers Internet Bildchen über Bildchen geschaltet. Ich finde, bei Verbrauchsgütern, wie es Foto- und Kinefilme auch sind, muß entweder ein packendes Logo her oder dann die Ware selbst. Wer anders als die Fotohändler, deren Geschäfte man besuchen kann, trägt die Rolle des Vermittlers besser? Die legen mir die Packung auf den Ladentisch, die Versuchung kann wirken. Pixelbildchen, schlecht oder falsch geschriebene Angaben auf Internetseiten, das stößt mich ab. Ich habe kürzlich als Ausnahme ein Paar Schuhe per Internet gekauft, da war ein sehr günstiges Angebot, ich mache das nicht mehr. Etwa ein Dutzend E-Mails von der Firma und von der Post, vierzehn Tage Warten auf eine Bestätigung, nachdem es erst hieß, der Artikel wäre nicht aufzufinden, das Chaos. Ich werde wieder zu Al Bundy gehen.
Wie ich schon ein Mal geschrieben habe, könnte und sollte Film Ferrania ihre Produkte sachgerecht bewerben, das heißt in Projektion, dort wo noch Film projiziert wird. Es gibt immer noch Kinos, wo Filmkopien gespielt und Dias gezeigt werden. Da gehören sie hin. Mit Filmprojektion kann auch ein Fotohändler auffallen. Im Spätherbst in Rückprojektion am Schaufenster, Karussel-Diaprojektor im Endloslauf, 8-mm- oder 16-mm-Projektor mit Endlosschleife, Projektion im Schaufenster von der Seite gezeigt, es geht nur darum, daß man den Vorgang sieht. Kinder kennen ihn nicht, die werden wie magnetisch angezogen. Mir erzählt so eine Aktion, daß da nicht eine Wurst am Drücker ist, sondern jemand Aktives, jemand Lebendiges. Film Ferrania hätte schon längst 35-mm-Werbespots auf P30 drehen können. Wird so einer am Filmfestival von Locarno laufen?