Die an Transfers Interessierten kennen seit DVD-Zeiten neueste Abtastungen, standardmäßig vom Interpositiv oder vom Originalnegativ. Wer sich für Filmlooks interessiert, konnte sich zu genuege ueber "gut oder minderwertig" mit anderen bis aufs Blut streiten. Generell sahen diese Abtastungen aber spurenweise noch "filmisch" aus.
FLYING CLIPPER hingegen geraet zur Novität. Weil die Spur zum ursprünglichen Look unkenntlich geworden ist, weil man so etwas in der Tat noch nicht gesehen hat.
Dies hat der brillante M.C.S.70-Film nicht verdient, und das irritiert zunehmend auch junge Leute.
Vorschusslorbeeren wurden reichlich verteilt:
"in einer digitalen 4K-Version, die von einer original 70mm-Kino-Kopie abgetastet und hochwertig digital restauriert wurde"
gelesen in: reservix.de
"Aktuellen Informationen zufolge sind beide Blu-ray-Fassungen absolut identisch"
gelesen in: https://www.foto-tv-deals.de/flying-clipper-4k-restaurierte-fassung-ende-juli-2017-im-handel/
Die Bildbearbeitung produzierte und überwachte m.W. Preston sturges. Auch das Marketing kann kaum ohne ihn entstanden sein.
Was konkret ist die Intention des digital wiedergeborenen FLYING CLIPPER 2.0?
Moegliche Intentionen:
- Propagieren einer 70mm-Neukopierung? [wohl kaum. Allerdings ein Alibi, darauf künftig verzichten zu können]
- Moeglichkeit, aufgrund eines nicht mehr kopierfähigen Negativs wenigstens durch Digitalisierung den Film-Look wiederhergestellt zu haben? [kaum. Erstens ist das Negativ noch kopierfähig zur Herstellung einer neuen 70mm-Kopie. Zweitens ist ein mittels Digitalisierung erhoffter annehmbarer Look der Variante "Flying Clipper 2.0" leider abzusprechen.]
- Erreichen eines breiteren Zuschauerkreises für diesen Filmtitel, der regulär keine Filmtheater oder 70mm-Festivals aufsucht? [evt ja. Aber warum muss man es auf 70mm-Festivals propagieren, auf 70mm zu verzichten? Breiterer Zuschauerkreis? Eher nein, da das Bildergebnis hinter den Werbeversprechen zurückfällt.]
- Hoffnung, am Film auf dem Heimkinomarkt das Geld zu verdienen, das der Kinomarkt nicht mehr hergibt? [in diesem Fall schwer vorstellbar in Anbetracht der artfremden Bildqualität und der bei der Tonumspielung eingetretenen erhöhten Kosten].
- Das Publikum daran zu gewöhnen, sich mit hochauflösenden Digisaten anzufreunden, da das Eis, ältere Klassiker weiterhin auf Film gegen Eintritt vorzuführen, immer dünner wird? [ diesen Schritt vollzogen beispielsweise die Astor Lounge Kinos. Nur hat dies mit den Threads "35/70mm Vorführungen" nichts zu tun.]
- Technisch und geschäftlich fortschrittliches Denken und Handeln gegenüber den 70mm-Festivals in Oslo, Somerville, Varnsdorf oder Seattle, die auf Digisate verzichten, unter Beweis zu stellen? [ja und nein. Wirklich fortschrittlich in meinen Augen wären neue und vor allem bessere 70mm Filmkopien.]
Gegenüber der nun verbreiteten bildlich enttäuschenden digitalen Version würde ich die Technicolor-Fassung von @Martin auf 35mm trotz des Monotons und normaler Abnutzungserscheinungen tausendfach bevorzugen!