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  1. Im Berliner Zoo Palast ist - es war zu erwarten - die 70mm-Projektion auf unbestimmte Zeit zusammengebrochen. Man spielt seit Längerem modern, also digital - die Tickets werden aber an den ahnungslosen Gast weiterhin fuer ein 70mm-Erlebnis verkauft. Auch in Essen stoppte die 70mm-Projektion in der Vorwoche. Ursächlich hierfür in beiden Fällen ist der Projektortyp der Serie Philips DP75, ein Monstrum, bestehend aus "Plastikteilen und Kaffeelöffeln". Verantwortlich ebenso für das nachgewiesene und unvermeidliche Zerschrammen und Splitten älterer Archivfilmkopien. Leider kommt es immer wieder auch zum Einsatz sehr rarer Filme auf dem DP75-Projektor, weil die jeweiligen Betreiber mit verbundelten Kinotechnikern immer neue Anflüge, Experimente, Neustarts, Versuche und Erfolge propagieren, wie wohl man diesen Projektor nur sauber einzustellen bräuchte, und danach liefe alles gut. Systemisch geht das gar nicht: man lügt sich aber in die eigene Tasche, nur um an einer Veranstaltung, die anders als mit DP75 nicht möglich erscheint, zu profitieren, sich selbst darzustellen und besser zu verkaufen. Minimale Verbesserungen werden dann schon als Durchbruch oder Erfolg verkauft, was gelogen ist, denn die Filme leiden weiterhin. Dem Filmeinsatz auf diesem Projektortyp sollte seitens der Verleiher oder Archive ein Riegel vorgeschoben werden. So können wir auch in Zukunft noch Freude an gut erhaltenen und sauberen Filmkopien haben. Da aber zumindest am Premierentag am Zoo der Film noch als 70mm-Band zum Einsatz kam, betrübte das trübe Bild mit teils verschleierten Bildecken mit einem unruhigen Bildstand so sehr, dass wir unsere Eintrittskarten nach drei Minuten zurückgaben. Die Antwort an der Kasse war: "Sie wissen aber, dass das ein altes Format ist?". Dies ist seit Jahren die Standardantwort in jenem Hause, da man die Hoffnung offenbar längst aufgegeben hat und solche Filme nur noch aus dem Marketing-Gründen einsetzt. Unsere Antwort war dementsprechend: "Wir wissen, dass das ein altes Haus ist...". Das selbsternannte "Grand Cinema von Berlin". In Heinz Riechs (zweiter, stark umstrittener Betreiber des Hauses) Royal Palast und City im Berliner Europacenter mit Oscar-praemierten DP70-Projektoren und der größten Breitleinwand der Welt (mehr als viermal so groß wie derzeit am Zoo) wären solche Zustände unvorstellbar gewesen, so sehr auch dort kleinere Mängel ausgesessen wurden. Unter diesen Umständen wirkt heute auf mich Kinokoenig Heinz Riech gegenüber Hans-Joachim Flebbe wie ein ehrenwerter, bodenständiger Geschäftsmann, der sein Haus "im Griff" hatte. Aber die Hauptstadt ist reich an windigen 70mm-Ausstattungen mit DP75-Projektoren, zu kleinen Leinwänden und unproportionierten Saelen - und man wird davon in Zukunft noch mehr hören. Aufnahmetechnisch ist "Murder on the Orient Express" weitaus uneinheitlich als 1996 "Hamlet", der damals zumindest zur deutschen Erstaufführung eine kopierwerkstechnische Glanzleistung war. Der Unterschied zur "alten Kamellen", die vor 50 Jahren oder länger auf diesem Format gedreht worden waren, ist leider gewaltig. Und leider nicht im positiven Sinn zu verbuchen. Allerdings gab es auch nie Richtlinien dafür, wie ein 70mm-Film auszusehen hätte. Das Chiffre bezeichnet ja nur die Breite eines Filmbandes. Und falls es nicht gelingt, dieses zum Vorteil gegenueber heutigen 3D-Projektionen zum Ausdruck zu bringen, werden die nach wie vor vorhandenen Potentiale eben nicht konsequent ausgelotet. Hier müsste man auch konsequent gegen gegebene Aufnahme-, Material- und Entwicklungsstandards verstoßen, wollte man semi-plastische Bilder zurück auf die Leinwand holen, mit denen das Verfahren einst eingeführt worden war.
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