Es gibt, meines Wissens -- nach mittlerweile über 100 Jahren Erfahrung mit Filmprojekton und der ständigen Herausforderung des "Wie bringe ich das Ende zum Anfang?" --, noch immer nicht d e n (Motor-)Umroller, der immer mit dem perfekten Drehmoment anfährt und bremst. Den sich an den jeweiligen Vorführer einfühlsam anpassenden Projektor auch nicht.
Mein Standpunkt beruht auch nicht darauf, die eine oder andere Vorführtechnik als besonders leistungsstark, vorteilhaft oder unkompliziert darzustellen; im Gegenteil: Sowohl im Tellerbetrieb, als auch bei der Überblendung sorgt vor allem das menschliche Versagen für Probleme. Sicherlich haben die Projektormodelle untereinander ihre Tücken in der Konstruktion und sicherlich haben die verschiedenen Teller, Einsteckeinheiten oder Spulentürme verschiedener Hersteller oder Baujahre ihre Eigenheiten, aber letztlich kommt es auf den Anwender an:
Wenn der Teller nicht gescheit zieht, die Kopie deshalb zu locker ist und daher beim Abziehen die Bahnen gegeneinander verrutschen, ist es ein Wartungsproblem (seltenst lag es an der Kopie, die einfach "weich" war.) Wenn die berüchtigten Tellerschrammen vom falschen Umgang mit Umlenkrollen (eigentlich müssten sie Umlenkrollenschrammen heißen, die Entstehung ist ja allerdings immer noch umstritten...) auftreten, dann gab es Nachlässigkeiten im Filmweg. Dass man beim alten ST200 den Teller mitbremsen musste, ist ein konstruktiver Mangel. Jeder, der mit diesen Dingern arbeitete, war sich des Problems bewusst; falls es dazu im Haus keine allgemeine Lösung gab und der Einzelne sich keines Lösungsweges bewusst war, gab es hier wieder einen Fall menschlichen Versagens.
Ohne die Kollegin der vergangenen Tage in irgend einer Form persönlich diskreditieren zu wollen: Wenn im Jahre 2018 ein Haus eine 35-mm-Kopie spielen soll und es ein Rätsel darstellt,
1.) ob die Kopie überhaupt geschrumpft ist und
1a.) wie das festzustellen ist, oder
2.) welche Probleme im Zusammenhang mit der vorhandenen Technik auftreten könnten, und letztlich
3.) wie jedenfalls ein grober Lösungsweg aussehen könnte,
dann gibt es jedenfalls eine Realität, die von der Haltung, es sei heutzutage nur dann (aus sich der Archive und Verleihe) möglich 35-mm-Film zu spielen, wenn dort zwei Projektoren stehen. Ganz abgesehen davon, dass es sich dabei nicht um ein Überblendungshaus handelte.
Ich bleibe dabei, es ist der Mensch an der Maschine, der die Ursache für beschädigten Film ist. Wenn ich falsch einlege, habe ich das verursacht. Wenn ich eine Umlenkrolle vergesse oder zu lasch einlege, dann sind das meine Schrammen. Wenn ich beim Umrollen lediglich die Schalterstellung "An" und "Aus" kenne, darf ich mich nicht wundern und als mir damals, wie vielen von uns bestimmt auch, mal eine Kopie vom un- oder schlechtgebremsten ST200 runterflog und in der Wand eine Delle hinterließ, weil ich die Anzeichen dafür missdeutet hatte, dann war das ich und nur ich alleine.