WAs viele bei all dem berechtigten Kritisieren an der Filmverleihpolitik gerne übersehen: Es gibt kaum eine Branche, die einen so risikolosen Wareneinsatz hat, wie Kino. Der Nettoüberschuss vor Eigenkosten liegt zwischen 90 und 300%, ohne dass man hier in Vorleistung gehen müßte. Und der Endkunde bezahlt sogar, bevor er die Ware bekommt.
Verleihanteile des Nettokartenpreises liegen zwischen (30) 33 und 51,5 (53)%, und werden von der Preisgestaltung gegenüber dem Endkunden erhoben. D.h. die Spanne ist nicht von einem ggf. gewährten Rabatt abhängig.
Wir als Technikdiensleister wären über 30% Umsatzspanne extrem glücklich, die Realität sieht anders aus, und liegt sehr weit darunter.
An 90 oder 300% zu denken, unglaublich.
Wir müssen Ware beim Hersteller einkaufen, vorfinanzieren und uns mit unwilligen Kunden herumschlagen "Motto: Das FFA Subventionsgeld ist noch nicht eingegangen, also will kann ich noch nicht bezahlen."
Kinos haben hohe Festkosten? Nun in vielen Fällen werden wohl kaum Renditemieten erhoben, und feste Kosten hat auch der Edeka Kaufmann und der Technikdienstleister, dieser sogar erhebliche. Da gilt es Ersatzteile- und Geräte vorzuhalten, Fahrzeuge, Betriebsräume und Techniker. Es ist zwar vieles nicht so verderblich, wie der frische Fisch beim Edeka, der am 2.Abend zum Lebensmittelabfall gehört, aber bei der Fischwirtschaft bezahlt werden muß. Im Technikbereich mal an Dolbyteile gedacht. Musste man am Lager haben, heute außerhalb von ein paar Amateuerinteressenten wertloser Plunder, weil diese Geräte kaum noch benutzt werden. Ähnliches gilt für Filmprojektorteile. Bis Ende 2013 noch notwendig, sind es heute, sofern vorhanden Kostenfaktoren ohne Recht auf Verbleib.
Ja, und nun bitte nicht noch das Argument "Mindest-Garantie"... Wer die nicht einspielt läßt besser die Finger von dem betreffenden Kunstwerk, wer das des öfteren hat schließt dann lieber und sucht sich eine gut bezahlte Arbeitsstelle.
Ich mußte das auch mal aus dieser Warte schreiben, mir geht dieses "Ich kann vor Hunger kaum Brot sagen"* Gejammere, welches mir zum ersten Mal in Baden Baden um 1980 als Student zu Ohren kam, nicht mehr hören. Kino ist ein Vollgewerbe mit Waren An- und Verkauf und dient nun mal der Gewinnerzielungsabsicht.
Zum Schluß vielleicht noch, in meinem Freundeskreis befinden sich einige Kinobetreiber, die das bestätigen, was Martin hier schon erwähnt, in den ersten 10 Wochen 2018 gab es Zuwächse zwischen 25 und 30 Prozent, gegenüber den nicht mal schlechten Zahlen des Jahres 2017. D.h. die geschilderten Probleme müssen eher subjektiver Natur sein.
*Damals "beim gemeinsamen Knabbern am Hummerschwanz", übrigens
-St