Kim Ludolf Koch (ehemals rmc medien consult, heute GF Cineplex Dtld.) analysiert die Unterschiede zwischen dem französischen und dem deutschen Kinomarkt: http://beta.blickpunktfilm.de/details/442464?fbclid=IwAR1vv382HAjB9NsaWRaogB1cPW0wHNE9eS5zlJg-bytXywSWOO6f8DY6PQ4
Zitate in zufallsgegeben loser Folge:
Mit knapp 20 Mio. weniger Einwohnern konnte Frankreich im vergangenen Jahr nahezu doppelt so viele Kinobesucher verzeichnen wie Deutschland. (...) Auffällig war in allen Kinos der vergleichsweise geringe Sitzkomfort. (...) Popcorn war geradezu ein Nebenprodukt, Nachos und Postmix-Getränke suchte man sogar vergeblich, obgleich den Nebenprodukten regelmäßig große Flächen eingeräumt werden. (...) Alle der von uns besuchten Filmtheater beginnen mit dem Spielbetrieb um 10:00 Uhr morgens, manchmal sogar noch früher. Bis mittags gibt es reduzierte Preise, danach werden relativ hohe Einheitspreise (in Paris zwischen zehn und 14 Euro) (...) Während Deutschland zuletzt gut 4800 Leinwände für seine 83 Mio. Einwohner bereithielt, standen in Frankreich 5900 Leinwände für knapp 67 Mio. Einwohner zur Verfügung. Aber auch die Vorliebe für das heimische Produkt ist klarer Treiber des Marktes. (...) Tatsächlich ziehen Majors wie Independents im Nachbarland weniger Geld aus jeder einzelnen verkauften Karte als in Deutschland. (...) Der Vorsprung von Frankreich war übrigens nicht immer so groß wie zuletzt. Ende der 1990er Jahre trennten die Grande Nation und Deutschland nur wenige Millionen Besucher. (...) starten die Filme dort auch an einem Mittwoch (Was übrigens auch den Zeitraum des Kinofestes erklärt). Zusätzlich dürfen an diesem Tag keine Spielfilme im Fernsehen gezeigt werden. Angeblich gilt dies auch für den Samstag, eine entsprechende Aussage ließ sich aber nicht ad hoc verifizieren. SVoD-Portale wie Netflix dürfen Spielfilme ihrem Publikum erst 36 Monate nach dem Kinostart anbieten. Grundsätzlich gilt für sämtliche Kinofilme ein gesetzlich verankertes viermonatiges Fenster, von dem nur im Einzelfall für kleine Filme eine Ausnahme gemacht werden kann. Bei erfolgreichen Filmen wird die viermonatige Frist sogar häufig - und mitunter deutlich - überschritten. (...) Die eher unselige Trennung in Mainstream und Arthouse existiert in Frankreich offenkundig schlicht nicht - dort zeigen alle Kinos alles. (...) ohne Preise für sporadische Kinogänger, Rabatte für das junge Publikum und starke Incentives für Heavy User scheinen sich in der Kombination zu bewähren. Auch wenn unsere französischen Kollegen im Vergleich pro Besucher nicht nur geringere Ticketumsätze, sondern auch geringere Nebeneinnahmen zu verzeichnen haben, geht die Rechnung für sie durch die Masse an Gästen auf.
Dabei ist die franzöische Kinolandschaft nicht erst seit gestern so, aber es hat sich in Dtld. einiges ins "Negative" verselbstständigt (freieres Streaming und VOD, Userverhalten bei mobiler Technik, Durchdringung mit Flachbldschirmen, stärkerer Hedonismus, Madigmachen des Werts einer Kinoveranstaltung? Übersättigung? Politische Polarisierung in Links und Rechts?)