Weil die Frage aufkam wegen Absurdität oder Sinnhaftigkeit digital ausbelichteter Filmkopien: leider kenne ich kein gelungenes Beispiel. Der mit dem Oscar dekorierte Ausbelichter aus unseren Landen, mit dem auch das 35mm-Intermediate des oben zitierten Films erstellt wurde, müsste einmal daraufhin geprüft werden, ob er überhaupt jemals einen Filmlook zustande brachte (ich sah immer nur das Gegenteil).
Die Grundideen des Films muten charmant und sympathisch an: eine nicht zu schlechte Kameraarbeit, wenn auch nicht vergleichbar mit "Pulp Fiction", aber die Umsetzung ist wieder unernsthaft. Einiges soll auf schwarz-weiß double-x gedreht sein, aber auf keinem Medium, weder 35mm-Kopie noch DCP, noch Blu-ray oder uhd, kommt das adaequat zum Ausdruck (im Gegensatz etwa zur uralten Blu-ray Disc von "Schindlers Liste", die verblüffend ähnlich der 35mm-Arbeitskopie entsprach).
Die farbliche Grundabstimmung könnte ein wenig den Sonnenschein in Kalifornien stilisieren, weiß ich aber nicht. Möchte mich mit dem Film gar nicht länger beschäftigen.
Auf den jetzt erschienenen Blu-ray- und UHD-Medien konnte man nicht ansatzweise diese Verfälschungen ausmachen, die ich in der einzelnen Vorführung auf 35mm gesehen habe.
https://youtu.be/a0bXU8g75Io
Dennoch für 35mm exzellent (!) war der Bildstand und die fast absolute Sauberkeit. Wurde ja vom 35mm-Intermediate im wetgate
printer gemacht. Das 35mm-Intermediate (Dupnegativ) stammt vom 4k Digital Intermediate, aber sieht man das dieser Filmkopie wirklich an? Fand diese ansonsten qualvoll schlecht. Ein Forumskollege, der 20 Jahre lang FILM verteidigte, schrieb mir nur dies:
flau, unscharf, Farben so lala. Alle Vorteile [er meint fotochemischen Film] hin. 70mm IMAX geht noch so, aber ab 5 perf abwärts wird es gruselig. Von mir aus sollen sie es [er meint das betreffende Filmkopierwerk] zumachen.
Liest man über die Postproduction im "American Cinematographer", möchte man sich in diesen Bericht verlieben. Alles, was man sich je von FILM gewünscht hätte: Wiederherstellung der tonalen Balance, feinste Zwischenabstufungen, hoher Silberanteil im Film und grandiose Sättigung, absolut natürliche Hauttöne. Alles über look up table perfekt kalibriert. So liest man es.
Nur leider zeigt die nach Deutschland geschickte Kopie davon das Gegenteil! Vielleicht taucht einmal eine andere Filmkopie auf, aber nach 15 Jahren Erzeugnissen aus dem immerselben Kopierwerk glaube ich nicht mehr daran.
Film auf Film vorzuführen ist unwahrscheinlich interessant, vielfältig, ernüchternd oder begeisternd: es hat sehr viel mit dem Original zu tun. Es gibt auch über 100.000 Produktionen in 35mm-Format und entsprechende Filmkopien, man muss sich nicht zwangsläufig mit den kopierwerksmäßig amateurhaften Ergüssen von Quentin Tarantino oder Christopher Nolan befassen. Man sollte sie sogar kritisieren, zur Ehrenrettung der traditionellen Filmtechnik und unendlich vieler Meisterwerke auf Filmkopien, die man ja auch in den Kinematheken sehen kann, nicht nur einmal im Monat, sondern täglich.
https://ascmag.com/articles/back-in-time-making-once-upon-a-time-in-hollywood
https://www.areadvd.de/reviews/once-upon-a-time-in-hollywood-4k-ultra-hd-blu-ray