Nein, nur weil ich eine andere Meinung als Du vertrete blasen wir nicht mit unterschiedlichen Noten ins gleiche Horn.
Wo ich Dir Recht gebe ist, dass die Kinos selber im Stuttgarter UFA-Palast besser als ihr Ruf, und als wohl vielfach angenommen, waren.
Neben der Problematik der Lage des Grundstücks wurde das Haus von Anfang an aber vielfach von den Gästen, derer es bedurft hätte, als zu kalt und unpersönlich empfunden. In ähnlicher Atmosphäre fand man sich anderthalb Jahre später im UFA-Palast Freiburg wieder, welchem jedoch nur eine dreijährige Lebenszeit vergönnt sein sollte. Das Haus in Freiburg befand sich als erster vollendeter Bauabschnitt der neuen Hauptbahnhofsbebauung direkt am Bahnsteig von Gleis 1. Nicht wenige Bahnreisende erkannten in den Behelfscontainern nicht den eigentlichen Bahnhof, liefen ins Kino und wollten an der Info ihr Gepäck aufgeben oder ähnliches. Das Haus wirkte schlicht so steril, dass es als Lichtspielhaus nicht erkannt wurde. Ähnliches habe ich immer wieder über die Anmutung des Stuttgarter Hauses gehört.
Stuttgart war immer als bald kommende Innenstadtlage konzipiert und errichtet worden. Für die Interimsphase wo noch Züge oberirdisch auf den Gleisen fuhren, versprach man sich durch den Sackbahnhof einen doppelten Werbeeffekt (für die ganze Kette), da die Züge ja zweimal beim passieren des Bahnhofs das Gebäude flankieren würden (was durch einen Tunnel nicht bei allen Verbindungen zutrifft). Deshalb sollte die Seite zur Bahn quasi als Visitenkarte fungieren, mit einer Vielzahl (bezahlter) Großbanner zum aktuellen Spielplan. Das wurde nur sehr kurz durchgehalten (bzw. durch die Verleiher bezahlt). Und, statt die freien Flächen dann zumindest mit Eigenwerbung zu belegen oder frei zu lassen, hing der alte Schrott teilweise ewig. Das Banner für den Van Damme-Film "Der Legionär" hing z.B. gefühlt bei jeder Bahnpassage durch Stuttgart noch ein Jahr, nachdem der Verleih Helkon pleite war.
Das Konzept des UFA-Palast Stuttgart war von der Planung her bereits gewesen, möglichst aggresiv in den bestehenden Markt der Innenstadtkinos einzugreifen und architektonische Perlen wie in Deinem Bildpost zu killen. Ein richtiges Konzept hat er bis zim Ende nie gefunden. Volker Riech sagte anlässlich der Eröffnung in einem Zeitungsinterview "die anderen Kinos interessieren mich nicht", worüber seine Pressesprecherin nicht so glücklich war. Dass es jetzt, nachdem sich die verbliebenen Bestandskinos plus das Multi-Dimension-Plex irgendwie fast ein Vierteljahrhundert gemeinsam bestanden haben ein Ende gibt ist einerseits tragisch. Die Krokodilstränen auf gestorbene (nicht totgeborene) Kinos wären aber andernorts zu suchen. Oder so ausgedrückt: ohne die Probleme, welche Stuttgart Europas größter Kinokette beschert hatte, wäre der vielkondulierte Royal-Palast in Berlin vielleicht noch am Leben.