Vielleicht ein paar Worte zu den Aufgaben eines Interessen-Verbandes, was der HdF zweifelsohne sein will. Laut Wikipedia ist der Interessenverband ein auf Dauer angelegter Zusammenschluss von Personen, der den politischen Willensbildungsprozess und das staatliche Handeln beeinflussen will. Interessenverbände versuchen auf die Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. Ihre Tätigkeit bezeichnet man als Lobbyismus. Also, das Bündeln und Abheften von sinnlosen Informationen und Verordnungen, die uns seit 9 Wochen aus jedem Behörden-Loch entgegenspritzen, kann damit wohl nicht gemeint sein.
„Einfluss nehmen auf die Politik“ oder gar „das staatliche Handeln beeinflussen“ oder noch verwegener „auf die Gesetzgebung Einfluss nehmen“ sind alles Attribute, die auf unseren HdF nicht zutreffen. Dass Einige von Euch der Verbands-Arbeit dennoch zujubeln oder sich euphorisch darüber freuen, dass die GEMA-Gebühren nur für uns reduziert sind, das mag sympathisch kleingeistig erregen, aber im Kontext zum Gesamt-Bild sind diese Satisfaktionen eher ein Abbild genügsamer Abstinenz denn globaler Eruptionen, die den Horizont des Bösen verdunkeln sollen. Wie habe ich am 15. Mai geschrieben :
Ob die Folgen dieser selbstverschuldeten Krise automatisch in konziliante und grundlegende Mechanismen übergehen, bezweifle ich aus Erfahrung stark. Da bräuchte es einen nicht unerheblichen Druck von der Straße der Vernunft, damit die Macht uns freiwillig das Feld für soziale und menschenwürdige Bedingungen unserer Existenz überlässt (ob dafür unser HdF richtig aufgestellt ist ?). Leider greifen aber seit Menschengedenken über unseren Köpfen Mechanismen (oder soll ich sagen Korruption, Gier und kriminelle Energie), auf die wir anständigen und aufrechten Charakteren keinen Einfluss haben oder haben wollen. Denn dieser Einfluss würde uns nie und nimmer Kampf- und Gewaltlos überlassen, macht Euch da keine Illusionen ! (Lobbyismus ?!)
Hier im Forum ist die Unmöglichkeit, eine bessere Welt zu erschaffen, wie in einem gescheiterten Labor-Versuch schmerzlich zu beobachten. Wenn wir nicht mal im Bereich unserer Leidenschaft einen Konsens gestalten können, ohne dass wir uns die Schädel einschlagen, wie soll es denn erst im Gesamten möglich sein ? Die Wenigsten sind doch bereit, auf eingespielte, erlernte und getestete Abläufe - mögen sie noch so absurd sein - zu Gunsten eines besseren, großen Ganzen zu verzichten oder dafür gar Privilegien zu opfern.
Mit gleichem, minimalem Aufwand wäre auch eine Verbesserung unserer nationalen und globalen Existenz möglich. Ich gehe davon aus, dass alle hier im Forum und/oder in unserem Land eine konkrete Vorstellungen von einer besseren Welt haben. Was hindert uns daran, diese zu kanalisieren und gebündelt auf die Agenda der vermeintlich Mächtigen zu setzen ? Unsere Trägheit, unsere Uneinigkeit, unsere Panik vor Veränderungen ? Oder ist es die Angst, von undefinierbaren Unterstellungen als Träumer, oder noch schlimmer, als sozialer Spinner gebrandmarkt zu werden ?
Ob wir im Dunkel der Aufmerksamkeit als Duckmäuser vegetieren oder glänzend in der Welt als aktive Gestalter und Erneuerer wahrgenommen werden ist, liegt alleine in unserer Hand. Das Einzige, was zählt, ist die Verantwortung sich selbst gegenüber, mindestens im Ansatz versucht zu haben, Missstände zu beheben. Ein Scheitern beim Versuchen kann nie so bitter sein wie die Gleichgültigkeit - aber diese Erkenntnis setzt ein Mindestmaß an Bereitschaft voraus, auch andere Ideen zu akzeptieren !
Frau Berg in Ehren, aber solange wir uns mit der Reduktion von dummen Gebühren zufrieden geben und begeistert fürs Abheften von Bestimmungen applaudieren, ist jedes Engagement für eine bessere Kino-Welt verlorene Liebes-Müh. Da bleib ich doch lieber ein vielgescholtener alter Mann am Bauzaun, der mit seinen Voten zwar Recht hat, aber trotz Drohungen und Schmähungen einfach nicht verstummen will.