Korrekt, und das können auch nur Insider nachfühlen und nicht nostalgisch inspirierte, getäuschte Gäste. Hinter der süßlichen Schale verbirgt sich nicht selten ein zynisch kalkulierter Kern, auch im Rahmen eines sogenannten Kulturprogramms.
Gerade die am meisten auf Kultur spielen, drückten sich schon immer vor Tariflöhnen und zahlen noch heute nicht mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Wie hoch dann die Privatentnahme ist, geschieht nach Gusto.
Außerdem ist bei den sogenannten historischen Festivals eine Unmöglichkeit der Veranstalter zu konstatieren, in irgendeiner Weise Ursprung und Herstellungsweise ihres Produkts (etwa der Filmkopie) zu erklären oder zu hinterfragen, also nennt man das Konglomerat schlicht "Traumfabrik".
Die Abzocke beginnt nicht erst beim Popcorn und beim Vorbestellsystem, sondern bereits bei Prädikaten wie "Event" oder "exklusiv". Eine immer wieder funktionierende Irreführung.
Bei der digitalen Projektion wird nicht selten mit 4K-Projektoren geschwindelt, die lediglich 2K-Objektive oder 2K-DCPs zur Regel haben.
Nirgendwo ist auch nur annähernd
ein Kontrast zu erreichen, den man mit billigsten consumer-Geräten zu Hause erreicht mit fast kostenlos hinterhergeworfenen 4K UHD-Playern. Und Blu-ray-Discs liegen preislich unter dem einer Kinokarte. DCI - eine einzige Sinnlosigkeit?
state-of-the-art-Tonanlagen findet man in der deutschen Hauptstadt sowieso keine, die besten, größten oder schönsten Kinos wurden schon vor langer Zeit abgerissen.
In den kommunalen Kinos oder Museumssätten herrscht ein kunterbuntes Durcheinander der Medienträger zwischen Filmrolle oder Digisat. Warum entweder das eine oder das andere zum Einsatz kommt, wird auf Auskunft weder fundiert begründet, noch dem Publikum didaktisch vermittelt.
Wie schon schon @Filmtechniker andeutete, besteht die Performation nicht mehr aus einem einmaligen kreativen Akt, sondern in der Auswertung einer Konserve. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, als Ornament der Masse.
Auf dem derzeitigen Stand seiner Entwicklung handelt es sich langfristig um ein Auslaufmodell, so bedauerlich dies auch wäre. Und dass sich die Kinobranche neu erfindet, ist nicht erkennbar. Sie beruhte ja auf dem Privileg einer technischen, also audiovisuellen Überlegenheit gegenüber häuslichen consumer-Medien mittels einer exklusiven Auswertung, wonach oft erst nach Jahrzehnten ein Film erstmals für eine Fernsehausstrahlung zugelassen wurde und Kultstatus erreichen konnte. Alle derzeitigen Trends laufen dem zweifelsfrei zuwider.
Dann gibt es aber zur allergrößten Glück noch immer andere Formen wie etwa das Konzert oder die Oper, die jeden Besuch wert sind, habe immer mehr Freude daran.