Es gibt da keine einfache Patentformel.
Fakt 1: Einige alte Farbmaterialien mögen und vertragen keine E6-Temperatur. Da fährt man mit kühleren Prozessen dann schichtschonender.
Fakt 2: Die erreichbare Qualität an Farbbalance steht und fällt überwiegend (nicht ausschliesslich) im Erstentwickler, die drei wichtigsten (und keineswegs einzigen) Steuer-Faktoren sind hier a) Temperatur, b) pH-Wert und c) Verweildauer. Alle drei Faktoren haben Einfluss darauf, "wie stark" (und mit welchem Gamma) jeder einzelne Layer entwickelt wird.
Kältere Prozesse sind also gut, weil sie schichtschonend sind, und weil sie steuerbarer sind (einfachere Temperierung, mehr Toleranzen bei Agitation und Verweildauer). Generell besser sind sie nicht, z.B. wenn die Diffusionsgeschwindigkeit einfach nicht mehr stimmt. (Dagie legt aber auch nicht wert auf maximal erreichbare Qualität, sondern auf "ein Bild", möglichst ökologische Chemie und Umarmen Ihres Assistenten Zufalls. Finde ich völlig legitim und super alles!)
Leider gibt es auch nur bedingt "Patentrezepte für einen Filmtyp". Das Problem hier ist die Lagerung, die Alterung, der Fog. Er ist unvorhersehbar, unbekannt, und Gegensteuern erfordert individuelle Maßnahmen.
Beispiel: Ich besitze recht große Mengen VNF. Von einer Sorte habe ich erhebliche Mengen (ca. 1000m 16mm) aus einer Charge, die erst 1992 gekauft wurde. Mein "Standard VNF Alternativrezept" lieferte ganz okaye Ergebnisse, aber nicht so ansehnlich, wie anderer VNF bei mir aussah oder wie Retrofilme generell aussehen können. Darauf hin habe ich VNF-1 angesetzt, ohne jegliche Substitute, akribisch genau angesetzt, Bad für Bad, mit Magnetrührern und sündhaft teurem pH-Messegrät und allem. Das Ergebnis? Unterirdisch, meiner "Hausbrühe" deutlich unterlegen. In über 20 Entwicklungsgängen habe ich dann systematisch mit Zeit, Temperatur und pH gespielt, um das Ergebnis zu verbessern. Zum Schluss kam noch ein Restrainer dazu, und endlich sah das Ergebnis besser aus. Allerdings mit guten zwei Blenden Empfindlichkeitsverlust. Ernüchtert war ich dann nach Vergleich mit meiner "Hausbrühe": Die war zwar alles andere als typgerecht, aber feinkörniger und mit höherer Sättigung. Deren Farbkipp etwas auszugleichen hätte wahrscheinlich keine 20 Versuche gebraucht und am Ende besser ausgesehen.
Kurz: Selbst typgerechte Entwicklung ist bei alten Filmen nicht mehr Garant für bestmögliche Ergebnisse.