Eine Frage, die schon seit längerem in meinem Hinterkopf sitzt: Wie ist es eigentlich zu den Standard-Brennweiten von Schmalfilmkameras gekommen?
Bei 16mm gilt 25mm als Standardobjektiv. Bei Normal-8 sind es 12,5 oder 13mm. Die erste Super 8-Kamera, Kodaks M2 Instamatic, hatte ebenfalls ein 13mm-Objektiv. Spätere Festbrennweiten-Super 8-Kameras wie z.B. die Chinon Pocket-8 und GAF Anscomatic hatten 15mm-Objektive, die Porst/Magnon Pocket Super 8 hatte ein 16mm-Objektiv und nur die Agfa Family eine kürzere Brennweite von 10mm.
Wenn man diese Brennweiten Kleinbild-Foto-äquivalent umrechnet (und wegen der verschiedenen Seitenverhältnisse die Bildhöhe für den Umrechnungfaktor verwendet), kommt man auf:
25mm bei 16mm-Kamera -> 80mm Kleinbild
13mm bei Normal-8 -> 94,5mm Kleinbild, bzw.: 12,5mm -> 91mm
13mm bei Super-8 -> 77mm Kleinbild, bzw. 15mm -> 90mm; 16mm -> 95mm; 10mm -> (immer noch) 59mm
Selbst der typische 8mm-Kamera-"Weitwinkel" von 6,5mm entspricht 47mm KB (Normal-8) bzw. 39mm KB (Super-8).
In der Fotografie, aber auch im heutigen Kinofilm und in der Videografie, würde man die "Normalbrennweiten" von Schmalfilmkameras daher als Porträt-Telebrennweiten betrachten. Und übrigens als Brennweiten, mit denen man eigentlich keine stabilen Handkamera-Bewegtbilder mehr drehen kann. [Dazu würde man i.d.R. auf KB-äquivalente 35mm oder weniger gehen, also die Hälfte der Schmalfilm-Normalbrennweiten.]
Wie kam es eigentlich zu diesen langen Brennweiten als Standard-Brennweiten für Schmalfilmkameras? Denn eigentlich stehen sie ja im Widerspruch zur unkomplizierten Amateurkamera, mit der auch handgehaltene Aufnahmen einfach bzw. wackelfrei gelingen. (Weshalb alle Smartphone-Standardkameras heute 24mm-KB-äquivalente Brennweiten haben...) Hatte das etwas mit der - vor allem in frühesten 8mm- und 16mm-Zeiten - geringeren Bildauflösung bzw. der Grobkörnigkeit und dem kleineren Projektorbild zu tun? Dass man durch längere Brennweiten Filmamateure dazu 'erziehen' wollte, Totalen und Halbtotalen zu vermeiden und möglichst Nahaufnahmen zu drehen?
Oder hat dies mit anderen Brennweiten-Konventionen aus Stummfilm-Zeiten und der Frühzeit des Films zu tun? So war ja z.B. der japanischer Meister-Filmregisseur Yasujirō Ozu dafür bekannt, dass er alle seine Spielfilme mit einem einzigen 50mm-Objektiv drehte. Da 35mm-Kinofilm wegen der Querlage ein kleineres Bild hat als 35mm-Kleinbild-Foto, entspricht das einem 75mm KB-Fotoobjektiv...