Kunst trägt zur Võlkerverständigung bei, ist ebenso eine Sprache wie die Sprache der Diplomatie. Ein Beispiel aus der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung":
"Vor hundert Jahren hoffte eine Generation gebildeter Bolschewiken noch auf das Überspringen des Funkens zur Weltrevolution. Als 1920, mitten im Bürgerkrieg, im Moskauer Bolschoi Theater das frühere Adelsfoyer als Beethoven-Konzertsaal eröffnet wurde – mit der fünften und der siebenten Symphonie –, erklärte Lunatscharski dem proletarischen Publikum, ihm stünde schwierige Musik bevor, die aber die Mühen des Zuhörens lohne. Gerne zitierte er Revolutionsführer Lenin, der über seine Lieblingsklaviersonate, Beethovens„Appassionata“ op. 57, sagte, diese Musik mache einen stolz auf die Menschheit. Lenin hatte indes auch angemerkt, dass sie einen verführen könne, den Menschen die Köpfe zu streicheln, obwohl es notwendig sei, auf diese Köpfe einzuschlagen.
Als gegen Ende der zwanziger Jahre klar wurde, dass es eine Weltrevolution nicht geben würde, trübte das vorübergehend Beethovens ideologischen Heiligenschein, weil sein Name mit den Ideen des Internationalismus und der Völkervereinigung verbunden war. Den Parteiideologen erschien zumal die Zugänglichkeit seines Spätschaffens für die Volksmassen zweifelhaft. Die neunte Symphonie, mit deren Finale der erste Jahrestag des Oktoberumsturzes begangen worden war, erklang dann aber doch beim Festakt anlässlich der Ratifizierung der Stalin-Verfassung 1936 zum Zeichen, dass Beethoven offizielles Symbol der sowjetischen Kunst und der sowjetischen Staatsordnung geworden war."
Quelle: F.A.Z."