Liebe Forums-Mitglieder,
seit einiger Zeit experimentiere ich mit der Digitalisierung, ich habe von meinen Eltern 44 Rollen mit S-8 Film geerbt, die bis ins Jahr 1965 zurückgehen. (120 und 240 m). Mit dem ebenfalls geerbten Bauer T 610 habe ich mir eine Vorrichtung gebaut, aber ich möchte das Original-Projektions-Objektiv von Schneider verwenden, und keine Spezialoptik. Dazu habe ich ein sehr scharfes altes Leica Objektiv mit 90 mm (auch ein Erbstück!) auf meine Sony A7III Vollformatkamera gesetzt, und filme direkt in das Bildfenster. Der Projektor läuft mit 18 Bildern/Sek, 16.66 habe ich mit einem 16 mm Projektor getestet, es bringt nicht viel, weil man die Kamera und den Projektor phasenstarr verbinden muss, sonst läuft der Greiferschalt-Moment trotzdem durch das Bild, aber langsamer, das ist noch schlechter als das gleichmässige Flimmern bei 18 B/S, das man leicht herausrechnen kann.-
Die ersten Versuche waren sehr enttäuschend. Wie hier so oft beschrieben, ist der Bauer einfach nicht richtig scharfzustellen. Das war aber immer so, ich kann mich gut erinnern, als mein Vater damals vor mehr als 40 Jahren den Projektor kaufte, waren wir vom Tonteil begeistert, aber enttäuscht vom Bild im Vergleich zu unserem alten Bolex SM 8. Scharf war es in der Mitte, dafür nicht am Rand, man konnte die Schärfe nie über das ganze Bild gleichmässig kriegen. Das scheint keine Abnützung zu sein, sondern ein Konstruktionsfehler. Ich habe übrigens die Metallmaske aus dem Andruckstück genommen und bekomme das Perforationsloch sowie geschätzte 10% mehr ins Bild.
Die übliche Licht-Anordnung mit einer flächigen LED Lampe- ich habe eine Taschenlampe von passendem Durchmesser aus dem Baumarkt abgeschnitten und den Leuchtkopf mit einem LED Array verwendet, mit einigen Schichten Diffusion (Butterbrotpapier) dazwischen- scheint ungeeignet zu sein. Dann kam ich auf eine Idee- Freunde von mir haben vor Jahren Dia-Projektoren von Halogenlicht auf HTI-Gasentladungslampen umgebaut. Das ist eine fast ideal punktförmige Lichtquelle. Und siehe da- das immer störende "Ploppen" der Dias in unverglasten Rähmchen war auf einmal weg, man hatte eine Tiefenschärfe, die bis an den Kondensor ging, und das Durchbiegen des Films unsichtbar gemacht hat. Das müßte doch auch....
Durch Abblenden der LED Lampe im Filmprojektor auf ein kleines Loch mit 8 oder 9 mm Durchmesser (schwarzes Papier) habe ich nun plötzlich ein gestochen scharfes Bild, das Korn wird sehr gut sichtbar, allerdings auch die Kratzer und Schrammen. Klar, die unscharfen Randstrahlen werden abgeschnitten, es gibt aber keine Vignettierung mit dunklen Ecken, weil das Lichtbündel ohnehin nur das Bildfenster ausleuchten muss. Licht hat man trotz der Abblendung immer noch mehr als genug. Die Original-Halogenlampen waren auch keine Flächenlichter!
Ich digitalisiere mit 4k Auflösung, und in der Nachbearbeitung habe ich das Bild dann mit der "Deflicker" Filterung in Resolve behandelt und auf HD heruntergerechnet. Durch dieses Oversampling wird das überdeutliche Filmkorn so abgeschwächt, dass es nicht mehr stört. Eine Rauschunterdrückung ist nicht notwendig. Mit der "automatic dirt removal" Filterung kann man auch noch die Flecken auf dem Film herausbringen. Stärkere Laufstreifen allerdings nicht.
In diesem Zusammenhang habe ich auch gesehen, dass ein scharfes seitliches Licht auf den Film im Bildfenster NUR noch die Kratzer und Laufstreifen zeigt. Das könnte eine Möglichkeit sein, die man bei der Digitalisierung Bild für Bild vielleicht verwenden könnte. Ein Bild mit normalem Licht, ein zweites mit Seitenlicht. Mit Differenzbildung oder einem anderen rechnerischen Trick könnte man die Streifen vielleicht auch ohne wet gate herauskriegen.
Diese Möglichkeiten der Manipulation des Lichts bei der Digitalisierung scheinen mir noch zu wenig erforscht zu sein, man könnte ja auch die LED gepulst verwenden und den Film gleichmässig durch den Projektor laufen lassen. Mein Bauer hat nach all den Jahren leider die hier so oft beschriebene Krankheit des verschlissenen Greifers entwickelt...da half auch kein Nachschmieren mehr. Zum Überspielen des Tons lasse ich jetzt den Film gleichmässig durch den Projektor laufen, den Greifer habe ich, ohne was kaputt zu machen, einfach aus dem Eingriff entfernt, der Film wird trotzdem durchgezogen, wir haben ja 2 Zahntrommeln. Ein Stückchen Bindfaden um den Greifer und ihn leicht nach oben ziehen, bis er ausser Eingriff ist...das Fädchen geht so grade an der Flügelblende vorbei. Diese Sache mit der gepulsten LED will ich noch erforschen, ich stell sie mal hier in den Raum. Ein zweiter intakter Bauer steht schon bereit (Ebay).
Ich bin begeistert von den vielen Kreativen hier im Forum - vielleicht kann dieser Thread helfen, das letzte aus dem Super 8 Film rauszuholen, es ist viel mehr drin als man meint, sogar viele der im Youtube zu sehenden Beispiele sind weniger scharf als die Bilder, die ich im Moment bekomme. Mich würde Ihre Meinung interessieren.