Hmmm. Ich verstehe nur nicht, warum Du das unbedingt in einem Schmalfilmforum besprechen willst.
Da treiben sich naturgemäß Leute herum, die Film als Medium interessiert, die aber ja auch im Jahr 2023 leben und um die Unterschiede zu digitaler Bildakquise wissen. Dass Du gerne auch mal - und immer mehr - digital filmst, hast Du ja schon häufiger erwähnt. Auch dass Dich die digitale Technik fasziniert.
Es ist ein wenig so, als wenn jemand im Veganer-Forum schreibt, dass er sich total gerne und bewusst vegan ernährt - aber ab und zu müsse es doch auch mal ein gutes Stück Fleisch sein. Er sei ja schließlich kein Hüter des heiligen Pflanzengrals.
Und man könne ja auch mal über Vitamin-B12 Mangel bei Veganern sprechen…
Schön und gut, aber irgendwie ziellos. Es gibt Pro-Argumente, es gibt Kontra Argumente. Irgendwann fühlt sich jemand auf den Schlips getreten und wird beleidigend und am Ende ist jeder so schlau wie nach einer Folge „Markus Lanz“.
Aber OK, vielleicht täusche ich mich ja auch. Ich kann ja mal den Anfang machen:
- Dein UHD Material ist technisch gesehen nahe an der Perfektion. Die Perspektive ist gut gewählt, aber das Video ist langweilig. Es sagt nichts aus, erzählt mir nichts, und löst nichts in mir aus.
- Ähnlich verhält es sich mit dem 16mm Film. Es ist eine Aneinanderreihung von Bildern, die für Dich bestimmt eine schöne Urlaubserinnerung sind, aber es ging Dir auch hier offenbar weniger um den Inhalt als um die technische Umsetzung einer Bewegtbildsequenz.
- Der rein technisch mangelhafteste Film, bei dem Du auch bildgestalterisch noch nicht so weit warst wie Du heute bist, ist dann doch der interessanteste, weil Du damit etwas erzählen wolltest.
Die technische Qualität eines Filmes hat selten etwas mit der Rezeption beim Zuschauer zu tun. Wenn es keine gravierenden technischen Mängel gibt und der Inhalt interessant genug ist, nimmt der Zuschauer innerhalb kürzester Zeit nicht mehr wahr, ob der Film in 4K, 16mm oder PAL SD ist - wenn er es denn überhaupt jemals wahrgenommen hat.
Ich bin davon überzeugt, dass es den meisten Menschen, die sich mit der analogen Herstellung von Werken (Film, Musik, Malerei, Schnitzerei, Schneiderei, etc.) beschäftigen, weniger um das Resultat als um den Herstellungsprozess an sich geht. Die sinnliche Erfahrung, die Reaktion des Materials, die Improvisation, den Zufall, die Ungenauigkeiten, usw.
Aspekte, die im digitalen Prozess selten oder gar nicht vorkommen.
Es wird immer Menschen geben, die ein Live-Konzert einer 32-Bit Aufnahme bevorzugen,
die bei der Betrachtung des originalen Gemäldes mehr berührt sind als bei einer digitalen Reproduktion, usw.
Neue technische Entwicklungen sind oftmals ausgereifter, bequemer und leichter zugänglich - aber oft um den Preis einer Stofflichkeit und Sinnlichkeit. Manche Menschen sind bereit, diesen Preis zu zahlen, andere nicht.