Um zu verstehen, was da gerade vor sich geht, muss man sich die Kinogeschichte ein bisschen vor Augen fuehren.
Die ersten Filme hat man in Guckkaesten angeschaut, bald gabs Projektion, um mehreren Leuten gleichzeitig das Geld aus der Tasche zu ziehen. Es war ein wirtschaftlicher Grund, die Leinwaende groesser zu machen um mehr Leuten gleichzeitig die Filme vorzufuehren. Und bis vor 20 Jahren war diese Art der Filmvorfuehrung auch die einzige, bei der aus Zusehersicht keine Abstriche gemacht werden mussten (kleines, rauschiges Bild, Werbeunterbrechungen, beschnittenes Bild, gekuerzte Fassung etc.)
Diese Zeiten sind vorbei.
Man darf nicht den Fehler machen, alles aus der Sicht des Kinofans, des Cineasten zu betrachten. Film ist und vor allem war eine Massenvergnuegung, billige Unterhaltung, ein dunkler Raum zum Schmusen, eine leistbare Abwechslung fuer die Kinder, die sonst 20cm vorm Fernsehr buchstaeblich in die Roehre starrten. Zeitvertreib.
Hollywood produziert das meiste heute fuer den asiatischen Markt, wo man noch Leute mit drittklassigem Actionzeugs ins Kino locken kann.
Aber auch das ist langsam am abklingen.
Die Verleiher scheinen in Europa und auch in USA auf die Kinos zu scheissen. Offenbar ist ihnen diese Vermarktungsschiene voellig wurscht. Warum?
Soll es wirklich nur noch ein, zwei Kinos pro Grosstadt geben, wie es ja auch nur ein, zwei Opernhaeuser und Theater gibt?
Fuer mich ist Kino pure Nostalgie. Ein Raum aus einer laengst vergangenen Epoche. Nach der man sich sehnt und die doch unwiederbringlich verloren ist. Es ist wie Dampflokfahren, Film entwickeln oder in einer Telefonzelle stehen.
Ich ertappe mich des oefteren (speziell waehrend der unsaeglichen Lock Downs war das der Fall), dass ich mir alte Formel 1 Rennen aus den 80er Jahren anschaue, oder alte Derreck-Folgen, einfach um in diese Zeit, die so undystopisch im Vergleich zu heute war, einzutauchen, wie in einen Traum.
Heute ist die gesamte Popkultur nur mehr ein Schatten. Es kommen keine Leute mehr nach, weil das Publikum, das noch irgend ein Interesse hat, lieber 60 bis 80 jaehrige Leinwandhelden, mit denen sie aufgewachsen sind, sehen wollen, als sich an neue Gesichter zu gewoehnen.
Weil das Sterben der Konzertveranstalter angesprochen wurde: Stones, Springsteen, McCartney - sie alle touren noch, sind im Greisenalter und Tickets kosten mehrere tausend Dollar! Warum ist das so? Warum gibts die fuenftausendste Beatles Neuauflage?
Die Menschen wollen nichts neues mehr, denn neues steht fuer eine Zeit, die deprimiert, die einen Niedergang repraesentiert.
Waere ich noch in Wien und gaebe es da eine Kneipe-Kino-Kombination, die zwei Derreck-Folgen als Double Feature spielt, oder Vier Faeuste fuer ein Halleluja, ich waere da einmal die Woche und die Huette waere vermutlich voll.