Danke für die Worte
Bis Ende Januar nehme ich keine Aufträge an. Ich versuche bis dahin Liegengebliebenes fertigzustellen, mich neu zu sortieren, auch mich zu erholen von den slings and arrows of outrageous fortune.
Um das mit den Kameras ein wenig abzurunden: Niemand braucht Film und Kino. Als 1895 bekannt wurde, daß es bewegte Photographie gebe, ging man hin und amüsierte sich darüber. Eine Mauer wurde umgekippt, ein Pferd beschlagen, ein Gärtner wurde naß, ein Säugling wurde gefüttert. Der Beginn des Amateurfilms, besser gesagt des naïven Films. 1914 der erste Langfilm, Cabiria, dann Birth of a Nation. Wenn nun jedermann eine Filmausrüstung kaufen kann, was mit Pathé KOK 1912 versucht wurde, 1923 mit Pathé-Baby dann klappte, ging es ums Nachmachen von Teilen des sich noch entwickelnden Filmgewerbes. Bis heute äffen Leute die Professionellen nach beim Klappeschlagen oder beim Scharfstellen mittels Spiegelreflexsuchers. Alles andere interessiert sie nicht. Hitzige Diskussionen über den Negativschnitt? Lange Debatten zur Ausleuchtung?
So habe ich überwiegend mit Gerätefetischisten zu tun. Jemand in Frankreich schreibt mir, er freue sich auf seine Bolex, an der er sehr hänge. Jemand in Italien schreibt, er warte nun seit Monaten auf ein funktionierendes Produkt (Federbruch). Daß er derjenige ist, der mich wochenlang hat warten lassen, auf verbindliche Anweisung, auf eine Rücksendeadresse, auf Geld, wird verdreht. Es ist manchmal reiner Kindergarten.
Die meisten Filmamateure verlieren sich in Schnickschnack, der völlig unwichtig ist. Das Wesentliche ist ihnen nicht bewußt, und zwar daß sie Abbilder schaffen von der Wirklichkeit, die Ausschnitte sind, zeitlich, räumlich, inhaltlich, die Analyse. Aus den Abbildern etwas Eigenes zu zimmern, etwas Neues, die Synthese, geht ihnen ab. Es fehlt fast immer das Persönliche, Unverwechselbare, während die austauschbaren Bilder und Computerschriften als Titel vorherrschen. Von mir wird aber Zauberei erwartet, man will ein funktionierendes Produkt, von dem ich eine Liste erstellen könnte, was alles schon bei der Fertigung in den sechziger Jahren vermasselt wurde. Bildfensterplatte nicht planparallel (immer wieder), Geschwindigkeitenskala nicht zum Regler passend (Paillard hatte drei Versionen), vorderste Linse im Reflex-10fach-Okular unpassend für Kurz- oder Weitsichtige (konnte man wählen), schlechtere Federn als früher, u. a. m.
Zum Glück, an diese Menschen halte ich mich innerlich, gibt es Erwachsene. Jemand in Schweden mit einer NPR, deren Magazine ich in Ordnung bringen durfte, Besitzer von Pentacon AK 16, von Eyemo, von Nizo-Heliomatic, usw. Auf jeden Fall will ich nicht für die Vitrine restaurieren, das ist vorbei. Wie das aber gehen soll, weiß ich nicht.