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Kurzer Einwurf (denn ich bin nicht der Angesprochene): Die Argumentation ist widersprüchlich. VPF sei gut für DCI und schlecht für TC 3D (den US-Markt betreffend), würde ich hier herauslesen wollen. Jedoch wird durch jede VPF der freie Programmzugriff, der gerade erst propagiert wurde, stärker eingeschränkt als je zuvor. Bei TC 3D wäre die VPF glücklicherweise nur auf das Kontingent von 3D-Filmen und auf die USA bezogen, nicht auf das gesamte Jahresprogramm. Redet man im weiteren das Wort den freien Progammzugriffen (was ein Vorteil der Medialisierung [der Elektronisierung, präziser benannt: der Digitalisierung wäre], gibt es auch keine moralische Berechtigung mehr, den Mitbewerber davon abzuschneiden, wie hier zu lesen ist. Je mehr Mitbewerber, desto freier die Gesellschaft - das würden selbst die Marktliberalen als Credo ausdrücklich verteidigen wollen. Ich gehe noch einen Schritt weiter: die individuelle Befreiung durch das Internet und die Digitalität liegt gerade darin, den freieren Zugang zu befördern. Was künftig auch für international auf allem Medienplattformen vermarktbare Filme gilt, denn anders macht der elektronische Vertrieb und der Widerstand gegen ein exklusives Filmtheaterformat (wie 35mm) keinen Sinn, wenn man nicht überall und ohne Schutzfristen präsent sein kann. Andersherum bedürfen Kinos der Schutzfristen und als Immobilien eines möglichst exklusiven Angebots und der Bewirtschaftung durch Spitzenkräfte in der real existierenden Marktwirtschaft. Diese Konstellationen bildeten sich in der Monopolisierung der 1910er Jahre als ortsfeste Filmtheater heraus - entgegenstehend dem Massenmedium der Schellackplatte oder des Radios. Lichtspiele konnten und mussten exklusiv in sog. Film-"Theatern" besucht werden. Und auch die Fernsehverkäufe ab Anfang der 1950er Jahre waren nicht lukrativ genug, um das Produktions- und Verwertungssystem grundsätzlich infragezustellen. Ironischerweise ist gerade Technicolor 3D (ohne die weltbeste Technik darzustellen) ein technisch nicht austauschbares, explizit für Filmtheater eingeführtes Format. Bedenklicherweise sind gerade die in der Kalibrierung moderneren Technologien bei DCI diejenigen, die über abgewandelte Blu-ray-Codecs in abgespeckter Version in verblüffend ähnlichem Gewand auf den Heimkinomarkt drängen. Bestürzenderweise sind gerade die neuesten 3D-Kinoinstallationen (in dieser Stadt im Sony-Zentrum sowie an der Hardernbergstr.) dauerhaft so dunkel und unscharf, daß man den Technicolor-Präsentatoren vom letzten Februar ihre Doofheit, in alter Vorführermanier nicht einmal die Bildschärfe nachgezogen zu haben, leicht verzeihen möchte. Die Präsentation war allerdings lange nicht so dunkel und kontrastschwach wie in den erwähnten DCI-Häusern der Hauptstadt). Das alles stellt massiv jeden Druck infrage, die Kinos zwingen zu wollen, auf diesen Zug aufzuspringen, der zu ständigen Umrüstungen ("konvertieren" genannt) oder durch zu viele alternative HD-Programmsparten eher davon wegführt, was den althergebrachten Kinobegriff ausmachte. Wenigstens hätte man gerne gewusst, wohin die Reise in neuen Zügen gehen soll; aber, @preston sturges hat es erwähnt, dieses Ziel ist vorher nicht klar deklariert worden. Man fährt also mit, weil alles das so machen und man nicht zurückbleiben möchte - das wäre der einzige einleuchtende Grund für die Akzeptanz des DCI-Cinemas. Fast 17% Besucherrückgang in diesem Jahr - trotz AVATAREN - zeigen eigentlich ganz woanders einen Handlungsbedarf. Kino in der noch heute allgemeinverbindlichen Form könnte es in schon wenigen Jahren nicht mehr geben, weil die treibenden Kräfte des Marktes die theaterbasierte Form nur als einen Partner unter anderen betrachten, auf den man im Ernstfall auch verzichten könnte. Man wird den Theater sicher nicht die Verwertungsmöglichkeiten verschliessen, allerdings ist es dann deren Sache, wie sie aus dem grossen Medienkuchen ihrer Schnitte noch habhaft werden. Je mehr alternativer Content in den Filmtheatern gespielt würde, desto vielfältiger und bürgernaher könnte der Versammlungsort werden. Umso mehr aber auch schwächt er sein Profil als Bastion für exklusive Spielfilme, wie wir es aus dem 20. Jhd. gewohnt sind. Angesicht dieser bedrohlichen Szenarien Geräte für EUR 80.000 anzuschaffen oder gar noch Virtual Print Fees und Third Parties zu bedienen, empfinde ich als Hohn. Gäbe es ein ausreichendes 3D-Angebot auf 35mm in Deutschland, könnte man dieser schleichenden Unterwanderung der Kinos eventuell entgegentreten und die tradierte Branchenstruktur, die womöglich doch einige standortsichernde Vorteile hatte, verlängern.
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Höflich erinnert, wurde mehr als einmal behauptet und beklatscht: Na, das wird dann wohl ein wahres Arbeiter- und Bauernparadies, folgend dem, was die BWL-Genossen den (Bezichtigung von @preston sturges) "Ahnungslosen" hier verständlich machen wollen. (Jene Zeitgenossen erzählen jeden Tag was anderes, sobald der Wind sich dreht). :drink:
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Man sollte jedoch nicht zu sehr auf die Irrläufer in diesem DVD-Forum schimpfen, da die User solche Spezialinfos einfach nicht heranziehen können, die laut Produzentenauflage in verschlossenen Räumen lagern. Die ganze Debatte zielt ja auf die bestmölgliche Blu-ray-Disc-Erstellung, deren Reinheit sich alle anderen Medien unterzuordnen oder auch (unter Verlust) anzupassen haben. Ich sehe das schlichter: den Film so zu lieben, wie er ist, was mir genügt - und weniger den Markt, der etwas fordert, was sich als neu verkaufen lässt oder was man erst verwandeln muss, damit es als Produkt der Neuzeit sich verkauft. Darum las ich den Thread nicht zuende, weil die Probleme und Bedürfnisse der dortigen Konsumenten mir oft fremd und überzogen erscheinen.
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Während bei den Majors noch gemunkelt wird, schafft Arri München für den 35mm-Markt Tatsachen. Der Startschuss zur künftig generellen Ausbelichtung der 35mm-Kopiernegative mindestens in 4k-Auflösung ist gefallen. Die Bildgüten werden - zumindest die Auflösung betreffend - mindestens wieder das Niveau der 1990er Jahre erreichen respektive übertreffen. Um ganz deutlich zu werden: unter den 4k-Standard will man in der münchener 35mm-Postproduktion nicht mehr zurückfallen. [ich gehe aber auch von Kundenwünschen niedrigerer Standards aus, denen man sich letzlich nicht verschliessen wird.] Das stellt m.E., sofern dieser Mindeststandard auch die ausländischen Companies erreicht, die Notwendigkeit einer "flächendeckenden" Kinodigitalisierung, wie Dr. Bernd Neumann sie fordert, infrage.
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Gut argumentiert. Eindeutig wird hier durch Präferenz für "Infrastrukturerneuerung" (durch Ansiedlung der immerselben Handelsmarken) der Verödung der Städte Vorschub geleistet. Langfristige Standortinvestionen wie Theater- oder Kinobauten dem schnellen Basar zu opfern, fällt in der geistigen Höhe der Zeit noch hinter die Erkenntnisse des frühen Kapitalismus der Kaiserzeit zurück. Wir werden aber in dieser Rubrik noch die Schliessung von Multiplexen erleben, die nicht den Bruchteil an Betriebsdauer der Traditionsstätten erreichen dürften. Andersherum, wenn schon der Staat das Gemeinwesen ruiniert, ist es Aufgabe von Bürgerbewegungen, das Schicksal (und ihre Lebensräume) selber in die Hand zu nehmen. Ich denke da an die sehr achtbaren Erfolge der Hausbesetzerbewegung vor etwa 30 Jahren.
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Die Benannten und Zitierten sind hier in Berlin gut im Geschäft. Um nicht in Missverständnisse hineingezogen zu werden, nur kurz der Vermerk meiner Sichtung des OCN im Sommer des Jahres: wirklich guter Zustand. Auch die Sichtung einer Filmkopie aus den 1980er Jahren ergab keine besonderen Auffälligkeiten, um standardisierte A.R.s abändern zu müssen. "CinemaScope-Dreh", so wie in den Credits erwähnt, scheidet aber nach Prüfung des Negativs aus. Bei Ultrascope käme man evtl. weiter (allerdings habe ich in dieser Woche keinen Zugriff auf das Archiv, um die Produktionshistorie nachbilden zu können: könnte @magentacine vielleicht fündiger werden??).
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Nicht in den analogen Kopierwerken.
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--- Schreibkorrektur in Zeile 2: es heisst nicht "Antiemistische", sondern richtigerweise "Antisemitische". --- Enschuldigung für den Tippfehler.
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Den Mut Godards zur Radikalität bewundere ich mehr als den Drang Cohn-Bendits ins Establishment. Aber Cohn-Bendit berührt einen wunden Punkt, der Teilen der damaligen ausserparlamentarischen Opposition auch als Ausfall ins Antiemistische unterstellt wurde: gemeint ist der Fehler, nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges den Angehörigen des sog. auserwählten Volkes plötzlich mehr Klugheit, Heiligkeit und Unfehlbarkeit abzuverlangen oder nachzusagen, in der Erwartung, gerade die Verfolgten müssten es künftig am besten machen. Und wenn nicht, so seien sie nur die Lakaien des in Nahost sich niederlassenden US-Imperialismus und Unterdrücker eines flüchtenden Drittweltvolkes, das ihnen militärisch nie das Wasser reichen könnte. In späteren Jahren wurde die Lage komplizierter: sowohl Irak wie Iran waren in der Lage, einen Angriffskrieg gegen Israel zu führen. Er brach bis heute nicht aus, aber die aktuelle Rhetorik des Machthabers aus Teheran wäre in ihrer Umsetzung schlimmer als jede Landnahme und jeder orthodoxe Judaismus, die sich in überschaubarem Rahmen bewegen. Godard als Befürworter der palästinenstischen Befreiungskämpfer befindet sich daher mitnichten in der Bastion Amadinischads (und dessen Credo: "Israel muss von der Landkarte verschwinden"). Auch nicht in der Bastion der Schuldverdränger oder "Aufrechner" (von denen wir in Deutschland immer noch zu viele haben). Ich kann auch nicht erkennen, dass er sich zur jeweiligen Zeit in seinen Bewertungen völlig geirrt hätte.
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Den Diskurs zum sowjetischen Panorama-Kino könnten wir fortsetzen? -- Dennoch in kurzer Unterbrechung ein weiterer Vorführhinweis für LORD JIM, morgen, um 11 Uhr in Berlin. Erfreulich, dass in der verjüngten Presselandschaft mitunter ein Funke für die verfemten und untergegangenen Epen neu aufglimmt. Es ist also noch immer ein Wert, einen aufwendig und langwierig produzierten Film in einem Auditorium zu erleben, obwohl dort nie die Perfektion möglich ist, die man mit calibrierbaren Heimkinoanlagen und Director's Cut- und sonstigen x-Versionen sich zuhause nach eigenem Geschmack zubereiten könnte: die neuen Silberscheiben leben ja von der Behauptung, nur sie hätten das echte und das wahre Kino zurückgebracht und Ultimate Editions erschaffen. Neben "TIP" und "ZITTY" auch ein Artikel in "NEUES DEUTSCHLAND" zu dieser (arg frühen) Matinee: »Die drei Monate in Kambodscha waren ein Albtraum. Wir standen bis zu den Knien in Eidechsen und allen möglichen entsetzlichen Insekten, und alle hassten uns.« So sollte sich der irische Schauspieler Peter O’Toole später über den Dreh der Joseph-Conrad-Verfilmung »Lord Jim« äußern. Die Hollywood-Produktion – 1964 von Regisseur Richard Brooks als farbenfrohes und actionreiches Monumentalepos in Fernost gedreht – stand anfangs offenbar unter keinem guten Stern. [...] Auch als der Film in die Kinos kam, fiel er bei Publikum und Kritik zunächst durch. Doch heute gilt er als Klassiker und ist im Rahmen der Matinee-Vorführungen von 70mm-Filmen aus den 60ern in der Astor-Filmlounge (wieder) zu entdecken. zit. aus: http://www.neues-deutschland.de/artikel/186214.70mm-im-dschungel.html Website: http://www.astor-filmlounge.de/filmprogramm/film/lord-jim/ Erschaffen in 70mm - plastisches Sehen ohne Brille! Bildrechte bei Columbia Pictures, 1965
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Retrospektive mit 3D-Filmen im Filmmuseum München
cinerama antwortete auf Unforgiven's Thema in Nostalgie
IMAX 3-D sollte, da viel in 65mm gefilmt wurde, allemal schärfer sein. Aber auch für die Ausbelichtung und Kopierung gilt: je grösser das Format, desto stärker ein der Kontrastzuwachs (das ist bei 35mm auf 70mm in der Blow-up-Kopierung bekannt seit den 1960ern). Bei IMAX DMR verhält es sich noch etwas anders, aber auch hier ist das Printmaterial zu einem grösseren Kontrastumfang fähig als eine DLP-Projektion. Durch Interpolationsverfahren und den 4k uprezz können auch reine 2k Produktion schärfer werden. Das gilt auch für analog gedrehte 35mm-Filme, die den DMR-Prozess durchlaufen und dann auf IMAX 70mm durchaus erfolgreich mit einer 2k DLP-Projektion konkurrieren können. Nimmt man den Innovationsfilm AVATAR allerdings, war er auf keinem Medium wirklich scharf, ausser auf der Blu-ray Disc. :???: Die, die von Schärfe sprachen, meinten etwas anderes. Immerhin war er auf IMAX-70mm vollformatig (window box) und ausreichend hell. Jedenfalls würde ich gerne HiFi-Stereo 70-Filme und Stereo-70 auf 70mm sehen wollen (wir haben dazu in Berlin die Projektionsmöglichkeit), um ein authentischeres Bild zu bewerten. -
Mit vermutlich beschränktem Sichtwinkel. Aber jenseits der momentanen Schwierigkeiten gehört die Zukunft den wirklich fortschrittlichen Technologien: dem brillenlosen 3D eben so wie der Laserprojektion. Wenn schon in der Holographie Fortschritte erreicht werden und schon 1970 70mm-Film nach dem Linsenrasterverfahren in Moskau Erfolge zeitigte, wird klar, dass es mit "Sehkrücke" und "Trübkonstrast" wie im heutigen Kino so nicht weitergehen kann. Wenig "realD"-imensionale Bilder von 2010, die schlechter aussehen als guter 35mm-Farbfilm schon vor 75 Jahren (3-streifiges Technicolor - mit pseudoplastischer Bildwirkung aufgrund der Farbsteuerungsprozesse) werden doch in diesem Jahrzehnt nicht das letzte Sagen haben, oder?
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Retrospektive mit 3D-Filmen im Filmmuseum München
cinerama antwortete auf Unforgiven's Thema in Nostalgie
Mutig gesagt. In dieser Stadt (und mit dem hiesigen sog. "Filmmuseum") könnte man deswegen einen vehementen Dissens anstimmen. Dort scheut man sich auch nicht vor Werbeveranstaltungen mit völlig unbekannten Dienstleistern, die (darin unreflektiert und unhinterfrage seitens der Kinematheks-Kuratoren) in amerikanischer Showmanier auf den Symposien im Filmhaus am Postdamer Platz neue Datenspeicher präsentieren, die a. LKW-Unfälle überleben [erinnert an den Film "T2"] oder gar tausend Jahre überleben. Länger wie Gorleben. Die, die das propagieren, haben auch mit Film sonst nichts zu tun, obwohl sie funktional damit betraut sind. Und in den heutigen Filmmuseen gibt es ja auch fast keine Filmtechniker mehr, sondern nur welche, die das vom Hörensagen kennen. Nicht, dass man sich darüber nicht freuen könnte, was gut und sicher irgendwie mal digitalisiert ist - wie über jede technische Neuerung man sich freut, die partiellen Nutzen bringt. Aber hier geht es primär nur ums Geschäft, um Marktverdrängung und Marketing. Dem sich Filmmuseen und KoKis leider blauäugig unterworfen haben - und selbst einmal vom Markt weggespült werden könnten. Ansonsten hängt die Geschichte des Films im 20. Jhd. mit einem perforierten Transparentträger zusammen, wenn das heute noch straffrei bleibt, einmal erinnern zu dürfen. Das ist ein spezifisches Medium mit eigenem Charakter. Man baut ja auch keine Geige und setzt ihr, anstelle der Saiten bunte LED-Leuchten und Tongeneratoren ein. Ausserdem fällt auf, dass die meisten, die so enthusiastisch die Digitalisierung entdeckt haben (die es seit 40 Jahren gibt), am wenigsten um die Zusammenhänge wissen und zeitlebens nie im Kopierwerk waren. Sondern sich einfach nur ein leichtes Leben machen. -
Der Filmwissenschaftler Karl Sierek schreibt: »Was war das Auge Gottes im neunten Wiener Gemeindebezirk vor seiner Renovierung im Jahr 1990? Ein jubilierender Aufschrei der Lichtspielkunst, ein Rufzeichen vergangener Monumentalfilme. Und heute: Gottlos geworden und somit der Allwissenheit verlustig gegangen, wirkt das Auge wie der lichtbringende Erzengel Luzifer nach seinem Sturz: entrechtet und nur als Seitenflügel eines Coca-Cola-Tempels im Nachbarhaus geduldet.« ("Aus der Bildhaft", Sierek, Karl: a.a.O. S. 1.)
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Auf 35mm-Film?
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Das hört sich doch recht positiv an, da damals das Lagerdenken noch stärker ausgeprägt war, und ein Mann des knallharten Box-Office-Denkens hier eine Schneise für die aufkommende Programmkinobewegung bereitet. Wo auf der anderen Seite die Programmkino-Hardliner es lange verpönten, Lean, Kubrick oder Hitchcock zu zeigen, weil zu "spekulativ". Im Zeitgeist der 70er Jahre allerdings verständlich. So konnte man auf kinematographischen Gebiet und dem Durchführen des Kanons des "Filmkunstkinos" eher mit den liberal-konservativen und etablierten Kinofürsten etwas unternehmen als mit den Revoluzzern mit ihrem Interesse mehr an einer Politisierung: wobei leider Filmästhetik oft ins Hintertreffen gerieten. Da man ja mit den Alt-68ern täglich zusammen ist, sind die Scherers der Sechziger Jahre für mich die wahren Entdeckungen und Vorbilder. Verwandt und in dieser Linie liegt auch Flebbe. Man sollte mehr Bücher über solche für die Kinolandschaft prägenden Figuren schreiben. Wenn ich das nicht durcheinanderbrachte, war Scherer auch bei Premieren in Österreich und der Schweiz zugegen, vermutlich mit kontinentalen Befugnissen ausgestattet? Der Vater des (erzkommerziell erscheinenden) Projekts, Gandert, ist aber auch Derjenige, der länger als irgendjemand sonst die Exilantenforschung vorantrieb. Sonst fällt mir nur noch Günter-Peter Straschek ein (in 35mm im Okt. 2010 auf der Viennale wiederaufgeführt), der zur Zeit der APO aufgrund seines radikalen Engagements vom späteren Kinematheks-Direktor Rathsack aus der dffb "religiert" wurde. Ob Gandert und Straschek sich verstanden haben? Gandert ist Mitgründer des doch weltberühmtem 'arsenal'-Kinos in Berlin. Da ich mich über diesen Boulevard beschwerte, bot er einem gestern noch galant ein Rederecht für Gehässigkeiten an. Hinterher tat mir das dann leid. Denn es hilft ja auch nicht, auf die Pro7-Fassade des Boulevards Farbbeutel zu werfen, wenn die Erinnerung an die Exilanten tatsächlich - so Ganderts Befürchtung - in Vergessenheit zu geraten droht. Er scheint auch an jeder Gedenktafel wie an eigenen Angehörigen zu hängen - die ihn über Jahrzehnte der Forschung "begleiteten". Daher hat ihn das mitgenommen, dass die Plaketten durch das Granulat immer mehr verkratzen (Fertigungsfehler). Dieser Boulevard ist trotz multimedialen Schnickschnacks auch nicht gut besucht, und man kommt nicht umhin, sofern man dieses Modell der Aufarbeitung nicht mitvollziehen kann, selber die Exilanten-Gedenken voranzutreiben. Da bin ich ja der Meinung, es gibt nichts Besseres, als deren Filme zu zeigen. Und der Etat für den Boulevard hätte vielleicht 1000 neue 35mm-Kopien Realität werden lassen können. Aber dem widerspricht natürlich das Interesse der Stadtplanung an attraktiven Orten, die geschichtlich als Mahnmal oder Monument fungieren: und somit Werbemittel im Tourismus hergeben (denn mit einer Filmkopie lassen sich keine Berlin-Kataloge füllen).
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Wollte kommen, denn Person und Thema interessierten sehr! Grassmann und dann noch Eckelkamp, der PLAY TIME nach Deutschland brachte! Gibt es einen Videomitschnitt? (Leider gestern zeitgleich Mitgliederversammlung des Förderkreises des Museums für Film und Fernsehen. Ohne Antrag - aber aufgrund eines Schreibens zum "Boulevard der Stars" - wurde einem das Mikro in die Hand gedrückt, danach stürzten auch die Temperaturen unter Null).
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Das könnte man gerne auch tun und es wäre sehr informativ mit Blick auf ein Zeitgefühl. Wirklich ärgerlich und weitaus weniger lustig wird es aber, dass neueste BD-Editionen wie SOUND OF MUSIC, ALIEN, ALIENS, GLADIATOR so gut wie nichts mehr mit dem Filmlook oder, ich ergänze, einer perfekten Abtastung und filmgetreuen Nachbearbeitung zu tun haben. Bei LAWRENCE OF ARABIA ohnehin nicht: was der Grund wohl ist für den hohen Preis dieser Technicolor-Kopie.
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Aber der Inhalt des Films vermittelt sich manchmal auch über synästhetische Erfahrung. Der Wahrnehmung bspw. von bestimmten Farben könnten bestimmte Töne oder Worte zugeordnet werden. Töne können auch "schmecken". Eine sprachliche Information. Synästhetische Assoziationen sind oft dauerhaft, auch wenn sie auf (technisch) fehlerhafter Vermittlung beruhen. Sie werden also durch die Form (weniger durch die Bedeutung) vermittelt.
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Eigentlich wollte ich nur verschiedene von den obigen Forumskollegen in die Diskussion eingebrachte Erfahrungen ein wenig weiterspinnen. Warum das empört, verstehe ich nicht. Von einer CD-Überspielung war im ganzen Thread überhaupt keine Rede. "Affekte Erinnerung" meint einen Begriff der Psychologen. Einige Filmsammler eventuell, die exklusiv 16mm-Versionen erwerben, verbinden damit Erinnerungen, die sich anderweitig nicht einstellen: Schulzeit, frühere Clubvorführungen, spezielle Farbgebung (Thema des Threads "LoA auf 16mm TC") usw. Bei den 35mm- und 70mm-Sammlern sicher nicht anders. "Three Coins in the Fountain" z.B. könnte auf 16mm TC Erinnerungen an jahrzehntelang zurückliegender Kinoerfahrungen anspringen lassen, auch wenn der Film heute in einer Neuumspielung vom Kameraoriginal mit englischen Raumton angeboten wird, wiederum mit einer reinen Eastmancolor-Farbgebung. In diesem Falle sind es Farberfahrungen, die mental etwas auslösen (-> Synästhesie-Debatte). Beim rotstichigen Breitfilm sind es wiederum andere Erinnerungen, die Emotion und Geist anspringen lassen. Das Schulorchester bringt beim Ausgraben alter Aufnahmen Erinnerungen an eigene Mittätigkeiten wieder, die Neuerscheinung eines Profi-Orchesters ist von persönlichen Lebenserinnerungen und Aktivitäten stärker abgekoppelt: eine andere Erfahrung. Ganz ohne Wertung wollte ich das sagen.
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"Natürliche" (oder naturalistische?) Farbgüte ist nicht das primäre Anliegen in der Geschichte der Technicolor-Klassiker. Das sie dennoch mit diesem Verfahren erreichtbar wäre, ist unbestritten (siehe neuere Filme von Ende der 1990er Jahre, die "neutral" abgestimmt sind). Aber die Regisseur suchten die Stilisierung. Leichte Unschärfen und grobes Korn sind war aufgrund von optischer Kopierung und Matrizenherstellung mitunter konstatierbar (im Vergleich mit einer Kopie oder dem Scan vom Originalnegativ), aber historisch nicht von Bedeutung: gerade im Vergleich zu den extrem schlechten Eastmancolor-Duplikat-Stocks der 1950er Jahre, als man plötzlich für Massenkopien für den Auslandsmarkt (und leider selbst bei Roadshow-Kopien in Scope und Magnetton) Dupnegative herstellte, wirkt jede Technicolor-Kopie farblich gesättigter, schöner in den Hauttönen und auch feinkörniger: selbst auch 16mm. Von DOCTOR ZHIVAGO hat es IB-Kopien gegeben, zumindest auf 35mm. Durchaus wurden für 35mm-Klassiker vor wenigen Jahren noch ohne weitere 5.000 USD bezahlt (etwa für eine gefadete Kopie von LAND OF THE PHAROES). Für 70mm zahlte ich dies auch schon. Altes 70mm-Material allerdings muss nicht in den Schrott gehen, das dieses den Look einer Kopie vom Kameraoriginal besitzt, der den Dupkopien wie den Technicolor-Kopien nicht gegegeben ist - zzgl. eines bis heute unübertroffenen Raumtons auf 6 magnetischen Kanälen und des perfekten Bildstandes nebst ausgezeichneter Randschärfe. Die Blu ray Disc als Surrogat ist ja schön und gut und in vielen Fällen: blank, bunt und scharf -, aber nur in den Grenzen dieses Mediums. Sie erreicht kein 35mm-Referenz-Niveau (auch nicht bei "Casino Royale"), und mir ist nicht bekannt, dass die Industrie diese Norm nochmals ändern möchte. Zwar könnte man digital in 4k etliche Technicolor-Klassiker herausbringen, bei denen die Matrizen oder Negative geschrumpft sind und bei Neukopierung zu keiner ausreichenden Deckung führen. Andererseits sollte man sich ein Wissen darüber aneignen, wie Filme in ihrer Zeit, in ihrem Umfeld und in der mechanischen Darbietung in Theaterräumen gewirkt haben mögen - weil nur daraus darauf geschlossen werden kann, warum bestimmte Filme aufgrund ihres Looks, ihre Klangs und ihres Format bestimmte Publika erreichten oder nicht. Und warum oft unbedeutende Filme (wie m.E. "MacKennas Gold") bei vielen Millionen Menschen bis ans Ende ihre Tage in Erinnerung bleiben. Dieses Verständnis, ja dieses Gefühl kann eine Blu ray Disc nicht vermitteln und m.E. auch keine 4k-Projektion. Ketzerisch gesagt: selbstverständlich können 16mm-Kopien bestimmte Jugenderinnerungen. sog. affekte Erinnerungen, zurückholen, wenn diese Kopien zeitgenössisch verbirgt sind. Nur eine 16mm-Kopie von DIE FAHRTEN DES ODYSSEUS könnte mich an meine erste Filmvorführung in der Aula einer Grundschule zurückbringen. Die 35mm-Technicolor-Kopie, die ich besitze, konnte eine solche Affektierung leider nicht evozieren. Vielleicht ist das in der Musik ähnlich. Eine alte Aufnahme des Schulorchesters einer Beethoven-Sinfonie könnte das Herz zum Schmelzen bringen und alten Jugendlieben erinnern. Eine unbekannte Neueinspielung, meinetwegen der Berliner Philharmoniker, brächte dieses Schwingungen eventuell nicht hervor. Das nennt man oft "Phänomenologie" (nach Kant, Hegel oder Husserl), und das macht das Leben interessanter, gerade weil es nicht perfekt ist.
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Ein wunderbares und modernes Haus mit erstklassiger Akustik. Als ich dagegen am Samstag in Berlin eine Konzerthalle (oder besser gesagt "Opernhalle") in Charlottenburg besuchte, wurde die schlechte Akustik und Architektur von 1961 sofort offenbar. Somit war man in der DDR zehn Jahre offenbar deutlich moderner.
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Ein berliner Filmverleih hatte neue Kopien gezogen - zwischenzeitlich wurde auch das Dupnegativ erneuert. Jedoch war Godard wohl ein Gegner des überwältigenden Panorama-Kinos - und splittete die Bildwand gerne, um den Verfremdungseffekt zu steuern und die Diegese in autonome Räume zu fragmentieren: Er [Godard] dringt in die Wahrnehmungen selbst sein, in den Untergrund des Erzählens, dorthin, wo es einem erst mal die Sprache verschlagen hat und wo die künstlerische Form zum Widerstand gegen Überwältigung wird. http://www.literatur-live.de/strand/work/roman/kapitel2.htm Auch Godard benutzt in „Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß" die breiten Bilder zur Darstellung gesamtgesellschaftlicher Unternehmungen - fast im Sinne Dsiga Wertows, der in erfundenen Kleindramen mit individuellen Helden nur eine blinde Fortsetzung alter Kunstgewohnheiten sah (Frieda Grafe) GIGI wäre noch 4-Kanal-Magnetton gewesen, wenn man die Premierenzeit berücksichtigt. Dem 'arsenal' passiert zwar keine absichtliche Bildbeschneidung (abgesehen vom leicht angeschnittenen Format der dort eingerichteten Bildfenster-Masken), aber auch Gutgemeintes (das meint das Credo. alles zu zeigen, was auf der Kopie bei Draufsicht erkennbar ist), entspricht nicht historischer Aufführungspraxis. REAR WINDOW hätte daher im Sommer nicht in Normalformat, sondern Breitwandformat vorgeführt werden müssen. Aber gut hätte das auch nicht ausgesehen bei der beschriebenen Kopie auf Technicolor von 1999, die wir ja bereits als farbstichig ausgemacht hatten, und die @u1amo01 so treffend beschrieb (auflösungsmässig nämlich 16mm nahekommend) - sodass man in diesem Kino vielleicht Angst vor jeweder Grösse bekam? Auch ist im Kino 2 das Normalformat so bedrückend unterdimensioniert, dass selbst Home-Cinema-Vorführungen mittlerweile vorzuziehen sind. Bei REAR WINDOW zeigte dies ein anschliessender Vergleich mit der Silberscheibe. BAND WAGON lief vor etwa 5 Jahren (bei der Berufung eines M. Koerbers zum ordentlichen Professor) im 'arsenal'-Kino als sein Wunschfilm. Man bestellte typischerweise mal wieder eine in etwa "neue" (d.h. nachgezogene) Kopie: mit schrillen und völlig verfälschten Farben, die mit Technicolor nun wirklich keinerlei Ähnlichkeiten mehr hatten. Es darf angenommen werden, dass aufgrund dieser Auswahl, die auf keinen Widerspruch stiess, die gleichen Archive auch diesmal in Betracht gezogen werden, anstatt nach Alternativen zu suchen. Auch SINGIN IN THE RAIN, den ich vor 15 Jahren noch im alten 'arsenal' in der Welserstr. sehen durfte, zeigte man in einer "neuen" Kopie auf Eastmancolor, die schreiend bunte und falsche Farben hatte. Ob man 2010 plötzlich eine historische Kopie mit stimmigeren Farben herbeischafft, wage ich zu beweifeln.
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So durchaus auch eine "konservativ" geprägte Reihe des Vincente Minelli ab 17.12.2010. Ob manche Werke in Technicolor oder mit Magnetton laufen, ist natürlich ungewiss. Ein Projekt infolge der "Medienpartnerschaft" zwischen "film dienst", "Deutsche Kinemathek" und "Kino Arsenal". Eröffnungsrede von Gerhard Midding (ein vom vormaligen Direktor Helmut Prinzler herangezogener Autor, dem man zutraute, filmhistorisches Repertoire gebührend aufzubereiten). http://www.arsenal-berlin.de/de/arsenal/programmtext-anzeige/article/2083/304.html?cHash=83dab23a2d
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Thank your for your delightful report on the best 70mm production ever made. It was my hope since the 70s seeing new 70mm print one day, at a better print material and without most of flickerings (coming from the processing of Owro or Swema stocks. Probably there will remain only few flickerung from the OCNs, I think. But really better than on earlier stocks. In the 90`s I read from "sales" of the original negative to new owners in Australia. So it is very auspicious now to experience from the saving of all stocks by Gosfilmofond. Furthermore I would like to hear, if you see possibilities in changing the sprocket reels for KS perforation (against the Bell and Howell perforation) at the optical printers? Then more stony faced I am having in mind problem with the lamphouses and the color timing. Regarding Fotkem we was gutted about their new Eastmancolor prints of the Fox titles - even though their production line for the DVD or Blu ray editions offers very fine timed versions. And Arane/Gulliver brought PLAY TIME prints with a complete other look we know from the earlier times: mostly to bright, green, blue and grainy. In my option there still exist a couple of options for manufacturing new 70mm prints (exceptly the Technirama process), but not many experts from the old shool doing well. So the temptation would popular in "make it digitally". After consumption of recently arrived Blu ray Discs of THE SOUND OF MUSIC, ALIEN, GLADIATOR and ALIENS we were shocked about that, containing nothing more from the original film look and sound quality. And those are prestige editions from so Oscar prize winners as Mr. Belston, Mr. Scott and Mr. Cameron. Poor results in film restoration and I hope, we will see it better with a new 70mm print of VOINA I MIR within the next years. The DVD edition shows the typical look of the 35mm dupes, but the cinematographer was "happy" to see his film once more, "thank the digisation", having no hope more in conjunction with a revival of the 70mm materials which are "lost". I think, he has resigned the last years. Lastly I saw over the DEFA 70mm Orwocolor stocks and there are factual symptoms of old age as buckled materials - but without any visible color fading! Only very few splices and with intact perforation. Hope to hear more from your project! -- Nachbemerkung zu "Lawrence of Arabia" und "The Bridge on the River Kwai": Zeitzeugen und Historiker waren über beide Film empört. Liest man dann Statements von Robert Bolt zur Vorproduktion von "Doctor Zhivago", versteht man, dass arg nachgeschönt, karikiert und idealisiert wurde. Bei aller filmischen Brillanz muss erlaubt sein offenzuhalten, ob es auch andere Darstellungen dieser Epochen gibt, die die Hintergründe kritischer hätten herausschälen können. Vorschau zu LORD JIM (man erkennt, dass Francis Ford Coppola sich an diesem Film zu schaffen machte, als er "Apocalypse Now" drehte) - zu erleben am 3. Advent in der 'astor Filmlounge' Berlin, 11.00 Uhr: Und ein Clip von einem DEFA-70-Negativ: