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cinerama

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Alle erstellten Inhalte von cinerama

  1. Politische und philosophische Höhenflüge in diesem Thread! Mein Tip: in die FDP eintreten! Langjähriges Motto dort: "Alte gebt die Löffel ab!" Nach Wegfall der Fachberufe des Spediteurs, Filmvorführers, Kopierwerklers und Theaterleiters werden dann die Kinos künftig nach obenstehenden Empfehlungen revolutioniert. Thanks and goodbye!
  2. Die KRIEG UND FRIEDEN-Kopien sind hier alle deutschsprachig: vorvorige Woche wurde bereits aus der Gefrierkammer im Bundesarchiv Berlin diese Kopie hervorgeholt, derer es zwei in Berlin gibt, und sie hat sich nicht nachteilig gegenüber den 1990er Jahren verändert (als wir eine Matinee-Reihe im "Kino International" u.a. mit diesem Titel durchführten). Die Bildgüten sind o.k., aber können nicht mithalten mit der an die Oscar-Adademy in den 1960er Jahren verschickten Referenzkopie, die ich 2009 sehen konnte: diese ist sehr sauber und weist kaum Bildflackern auf (bedingt durch die mangelhaften Entwickler-Turbulenzen bei der Breitfilm-Behandlung). Übrigens zeigen wir im April 2011 - nachholend zum 100. Todestag Tolstois - ANNA KARENINA in Berlin, bei der das Negativmaterial gegenüber KRIEG UND FRIEDEN stabiler aussieht. Hier gab es eine ostdeutsche und eine westdeutsche Synchronisation mit unterschiedlicher Musikuntermalung.
  3. "Jeder Tag ohne Digitalisierung ist also eigentlich schon ein Gewinn, zumindest wenn man Digitalisierung gleichsetzt mit DCI." lautet die ernüchternde Quintessenz aus dem Desaster sich überschlagender Standardisierungsversuche, nach denen vorgezeichnet scheint, dass DCI nur einen kurzen Frühling erleben könnte ... dem noch ein sehr langer Kinowinter folgen dürfte. Unter Beschuss gerät ausgerechnet das Versprechen der "Vielfalt", auf dem die gesamte Umrüstungswelle ihre Luftschlösser baute: "Die Mitglieder der AG Verleih, die Filmkunstkinos, die Kommunalen Kinos, die Sonderformen haben von einer Umstellung bisher fast ausschließlich Nachteile." Der ganze Artikel erschien in diesem Portal: http://www.kulturprojektor.de/2010/09/17/die-mar-vom-mehr-digitales-kino-versus-dci/ Nun geht es nicht allein um Finanzierungsfragen, sondern um komplexere Weichenstellungen. Tunnelfahrten fürdar, und sie verlaufen, das wird befürchtet, in Richtung Fremdbestimmung, Anpassung an Produktlebenszyklen von Mediamärkten oder schwer kalkulierbare Verschukdungen. Übertönt werden jedwede Zweifel durch die Trommeln des Marketings, die, weil sie psychologisch wirken, zur Autosuggestion verleiten: jeder, heisst es, der durch DCI bestückt wurde, sei nun "digital gerüstet" - somit auch unangreifbar in der Verheissung des "eigenen", korrekt arbeitenden Rechenwerks (das aber nicht mehr meint als eine binär bestimmtes Produkt-Gütesiegel.) Ähnlich dem Totem der Unsterblichkeit verheisst "digital" nun dem Kunden ein "ultimativ" perfektes oder freies Angebot, wie er es auch vom Wunderwerk seines Heimcomputers her erfahren durfte. Dabei gräbt sich die Public Relation, die von "Kinorevolution" spricht, nur ihr eigenes Grab. "Revolution" aber, die historisch in kürzesten Intervallen permanente Umbrüche zum Wesen hatte und sich auf Politikwechsel, nicht aber auf Produktgüten beziehen lässt, ist das Gegenteil ultimativer Konsumentenbefriedigung. Kurz gefasst: DCI verträgt sich als geschlossenes System (verglichem mit dem seit den 1910er Jahren verbindlichen 35mm-Standard, der trotz eines festen Bezugsrahmens [der Filmschnittbreite] in jeder Beziehung in Bewegung blieb!) weder mit Revolution noch mit freier Marktwirtschaft. -- Mit Blick auf die Kino-Trinität angestammter Filmformate (16mm, 35mm, 70mm), die ihre Berechtigung hatten und haben, gilt es einmal abzuklopfen, ob und wie lange sich DCI überhaupt als Kinostandard behaupten könnte? In einem anderen Internetportal heisst es hierzu hellsichtig durch Vergleichsziehung zur bisherigen Bewirtschaftungsbasis der Kinos: "Das ist keine Frage von "Filmauflösungen" oder der Vorführqualität, sondern schlicht eine des betriebswirtschaftlichen Kinobetriebskonzeptes, das aus verschiedenen technischen Möglichkeiten (die als Pluralität nebeneinander bestehen können) und aus aktuellen Bedingungen eine technische Möglichkeit für das aktuell anstehende Kinobetriebskonzept als passend auswählen konnte. Dieser Möglichkeit wird die Kinobranche mittels DCI beraubt. DCI-Kino ist optionslos in jeder Hinsicht." Aus: http://kinoberlin.blogspot.com/2010/11/dci-oder-nicht-dci-das-ist-hier-die.html Dabei soll nicht der technische und kommunikative Fortschritt geleugnet werden. Aber wem nützt DCI letzendlich, und könnte es sich bei so viel "Einigkeit" nicht eher um einen Schein-Konsens handeln? Für eine stabile Beibehaltung der Erstverwertungkette unter Beibehaltung des Kinofensters mutet ein erzwungener DCI-Standard mehr als paradox an: Major Companies und Produzentenverbände, die zwar nicht mehr ausschliesslich ihre Schäfchen auf dem Kinomarkt mehr hüten, gleichwohl aber keine Brückenabbrecher sind, geben dem Kino das Versprechen eines einheitlichen, kinoeigenen Standards. So weit, so gut. Ein "Standard", welcher sich bei genauem Hinschauen allerdings als Normwandlung aus HDTV, Blu ray oder JPEG2k erweist, deren derzeitige "Differenzen" wohl nur temporärer Natur sind. Im Zeitalter multimedialer Wahloptionen und Angebote, bestimmend aber mit der Veränderung im Umgang mit audiovisuellen Inhalten, darf man sagen dürfen: es klingt anachronistisch (oder wie eine Selbsttäuschung), dem Kino feste Standards zu versprechen, die ihm im verflossenen Aufbruch der 1910er Jahre, d.h. durch Monopolaufrichtung in der Unterhaltungsindustrie, einst signifikante Vorteile und Überlegenheiten zu anderen Freizeitanbietern bescherte (Überlegenheit etwa über unscharfe, schlecht auflösende und schwarzweisse Fernsehbilder und häusliche Schmalfilme). Dieses Wunder der garantierten "Sehmaschinen" ist mit der digitalen Evolution untergegangen. Zu sehr ähneln sich die Projektions- und Wiedergabetechnologien heutiger filmischer Inhalte in Kino und Monitormedien. Kinostätten also, die in Zukunft neue Wege zu den Menschen suchen, könnten womöglich nur durch individuelle Vielfalt, unabhängige Programmgestaltung (= Selbstbestimmung), kulturelle Nischen - aber auch durch soziale Funktionen überleben. Das Festzurren des DCI-Standards wie das Einkesseln in der Blockade vor Stalingrad erscheint wie eine Drohung der noch existierenden Major-Companies (entgegen ihrer eigenen Strategie der freien Vermarktung auf möglichst vielen Plattformen) ausgerechnet der gebeutelten Kinobranche Pakte überzuziehen, die auf einseitige Unterwerfung beruhen. Und diese auch noch als "technologische und ökonomische Vorreiterrolle" zu verklären. Eher scheint es m.E. um eine Ausdünnung des Kinomarktes zu gehen, um unabhängige Programmgestalter "vom Netz" zu nehmen. In dieser Betrachtung sollte endlich einmal Klartext gesprochen werden und auch dem BKM die Fragwürdigkeit von aktionistischen Förderversprechen deutlich gemacht werden: "Weg also mit dem Zwang zu technischen Monopollösungen, die allen Zwecken dienen aber nur nicht einer Existenzsicherung einer pluralistischen Kinobranche. Kino als Erfahrungsraum muss neu erfunden werden, die DCI-Debatte kann dafür einen Anlass bieten. Wer möchte künftig noch Kinos als Passion und Geschäft betreiben, wenn er nicht mehr Herr im Hause ist? Die 16-mm-Clubkinos hatten auch ihren damaligen Markt und ihre Existenzberechtigung, vor allem wenn man ihnen historisch zu Gute halten kann, dass sie das Subventionsfüllhorn via Neuen Deutschen/Jungen Deutschen Film der 1970er-Jahre überhaupt erst in Kategorien der kulturellen Werthaftigkeit als ein Bewusstsein miterschaffen haben. Und das bedeutet vor allem, dass die Schnittstelle zwischen Content und Technik offen zu bleiben hat. Erst damit würden überhaupt die Voraussetzungen geschaffen, Kinos weiterhin betreiben zu können [...]" Der ganze Essay auf diesem Portal: http://kinoberlin.blogspot.com/2010/11/dci-oder-nicht-dci-das-ist-hier-die.html
  4. Einen sehr skeptischen Einblick in Harry-Potter-Glaubenskriege verschafft vielleicht diese Filmkritik: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33682/1.html
  5. Wer wäre denn Kurator des Projekts - und ist dort eine Ausstellung geplant? Interessant wäre schon zu hören, von welcher Stelle (Institution oder Verein) die Initiative ausging.
  6. @Odiug hat es bereits überzeugend beschrieben, Es geht nun mal um's Geschäft - auch über Leichen - und in Manier von Russisch-Roulette-Spielern auch mal locker über die eigene Leiche... Energiekonzerne pressen zwangsläufig Profite heraus aus längst abgeschriebenen Anlagen - darum laufen sie nun länger. Und damit, indem sie erneuerbare Energien verhindern, auch in Zukunft die Marktkontrolle im Griff behalten. Da der Abbaum von Uran energieintensiv ist, wird ebenfalls CO2 in die Luft gepestet. Der derzeitige Gesamtenergiebedarf weltweit wird nur zu 2,5% aus Atomstrom gewonnen. Schändlicherweise werden die von Konzernen ausgepressten Atommeiler noch staatlich subventioniert (ca. 100 Milliarden EUR allein in Dtld.). Ihr Neubau kostet somit ein Fünffaches von Gas-Blockheizkraftwerken, die auch nutzbare Wärme liefern. Interessant, dass Salzstöcke für eine Lagerung von jahrmillionenlang strahlenden Zeitbomben ausgerichtet sein sollen. Gibt es dafür Versicherungsgesellschaften? Statt einem Sparkurs bei der Energieverschwendung Rechnung zu tragen wird nun noch weiter hochgedreht. Ironie am Rande: Die Digital-Cinema-Roll-outs (wenn auch nur marginaler Energieverbraucher) laufen ideologisch übrigens in die gleiche Richtung wie die Einführung neuer Kernkraftwerke. Der Flurschaden ist gleichermassen vorprogrammiert.
  7. Diverse Eröffnungsfotos (mittelmässige Bildgüte) von stuttgarter Kinos ab Mitte der 1950er Jahre haben wir vorzuliegen. Eingescannt ist dies nicht. PANORAMA PALAST ist darunter, aber auch erste CS-Vorführungen, nämlich im ATRIUM. Desweiteren GLORIA PALAST im Rohbau usw.
  8. Freddie Young an den Super Panavision 70-Kameras, Bronislau Kaper mit seinem Score sowie Richard Brooks als Regisseur bestreiten den nächsten Beitrag der FilmClassics-Reihe im Large-Format-Verfahren - in den Hauptrollen unvergesslich: Peter O’ Toole, James Mason, Daliah Lavi, Jack Hawkins und Curd Jürgens. 70mm-Matinee am Sonntag, 12.12.2010 um 11.00 Uhr im 'astor'-Kino Berlin, in deutscher Fassung (mit Pause): LORD JIM Am Anfang war das Licht. […] Während ein Blitz den rabenschwarzen Himmel über der schäumenden See für einen kurzen Moment erhellt, fragt der von Jack Hawkins intonierte Erzähler […]: „Joseph Conrad schrieb einmal: ‚Willst Du das Alter der Erde erkennen, schau auf das Meer, wenn der Sturm es peitscht. Aber welcher Sturm könnte das Herz eines Mannes ganz offenbaren?“. Bronislau Kapers […] Musik, die indonesische Folklore und westliche Sinfonik miteinander verschmilzt, setzt ein. Dazu verfehlen authentisch wirkende Breitwand-Impressionen der Handelsschifffahrt Ende des 19. Jahrhunderts nicht ihre Wirkung.[…] Es scheint, als wäre das Aufnahmeverfahren 70mm-Super-Panavision extra für solche Szenen geschaffen worden. Die extrem hohe Feinkörnigkeit und Tiefenschärfe lassen die Eastmancolor-Bilder fast überrealistisch wirken. […] Viele der Szenen sind in der Dämmerung gedreht, vor allem die Kampfszenen in Angkor Wat. […] In „Lord Jim“ spielt Peter O’Toole einen ambivalenten, gebrochenen Charakter, der sich bei allem Streben nach dem Wahren, Schönen und Guten mit allzu menschlichen Unzulänglichkeiten auseinander setzen muss und genau an diesem Konflikt scheitert. […] Im Augenblick der Bedrohung versagt er. Als das Schiff im Sturm leck schlägt und zu sinken droht, flüchtet er mit der Besatzung in das einzige Rettungsboot und überlässt die 900 moslemischen Pilger ihrem Schicksal. In Schande entlassen, schlägt er sich jahrelang durch die gefahrvolle Welt des malaischen Archipels, aufrecht gehalten nur von „einer Hoffnung, die alle Menschen haben, ob reich oder arm, stark oder schwach“. Der Schatten der Vergangenheit läßt ihn nicht mehr los. Als der Pirat „Gentleman Duncan Major Brown“ mit seiner Bande Patusan bedroht, handelt er mit dem Schurken, anstatt zu kämpfen. Er wird so schuldig am Tod einiger Eingeborener. Jim übernimmt die Verantwortung und blickt seinem freiwilligen Tod gefasst entgegen […]: „Ich bin ein so genannter Feigling gewesen und auch ein so genannter Held… Ich glaube, Feiglinge und Helden sind nur Menschen, die im Bruchteil von Sekunden etwas Ungewöhnliches tun. […] Es ist nicht wichtig, was man tut, sondern warum man es tut.“ Auszugsweise zitiert aus „Die zweite Chance. Der philosophischste aller Abenteuerfilme: „Lord Jim“ - von Marc Hairapetian. Erschienen in „Film Dienst“, 29.1.2009. Hommage an Peter O'Toole von Marc Hairapetian: http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,207829,00.html Marc Hairapetian hält eine Einführung zu dieser Joseph-Conrad-Verfilmung. In den letzten Tagen hat er die Originalschauplätze besichtigt. Die Todd-A-O-Filmkopie zeigt sie in gestochener Schärfe, und auch der magnetische Ton beeindruckt sehr.
  9. Typischer Laienbericht: "Schnellstrassekopierer", erzählt der Mensch. Und hat offenbar noch nie im Leben eine gute Kopie gesehen, das sie alle "miserabel" sind. Und der US-Bericht ist sowieso gefärbt von den Broadcast-Verwertern. Aber das hatten wir hier im Forum schon hundermal durchgenommen. Aber für Filmpuristen gibt es ohnehin keine "Grenzwerte" nach oben oder unten: I would think that 16K would be the high limit for 35mm negatives to archive them for all time to come, and at least 48bpp of averaged exposures shot with slight exposure bracket. You would not be able to see much of that in a film print projected, but you could see some of it looking at high resolution digital images with the tonal range expanded. If the idea is to burn all the negatives, then 16K with 48bpp would be good enough. At 16K you image each grain and dye blob, along with the dust and scratches, so you are archiving more than the "pictures" you are making a record of everything that the film holds. You are also recording the shape of the circle of confusion of the camera lens, not just a "point" so you could use computers someday to bring out details that film printing could not. Aus: http://www.reduser.net/forum/showthread.php?t=31567 Oder hier: However, a 2K DI also looses resolution over 2 generations of duplicating- some estimates put release print resolution of 2k prints at closer to 1.4K, which is much less than a S35 negative duped chemically over 4 generations to print at approx 2.4K. Aus: http://www.cinematography.com/index.php?showtopic=43683 Und dort geht's ins Detail: In the scan research that I have performed I found that it takes something more like 64K to capture some amount of those smallest grain/clouds. Even then, the tiniest 5% of grain/clouds were only represented with a pixel proxy version of it. They would require about 256K to be represented by a differential cluster of four pixels each. Of course, who can sustain a resolution of 256K in the current digital and computer environment? Aus: http://www.cinematography.com/index.php?showtopic=43683 Michael Ballhaus in "Zoom", ab S. 7: http://schiele-schoen.de/schieleschoendata/files/divers/originals/zoom_demo.pdf Auch eine Dupkopie über den traditionellen I.P./I.N.Prozess muss nicht miserabel sein, sondern könnte durchaus 95% des Kameraoriginals übertragen und sogar mehr Farbraum als über ein Digital Intermediate. "Mies" wurden 35mm-Kopien erst durch die Digitalisierung der Filmmaterialien. Darüber spricht ein französischer Filmemacher im letzten "Film- und TV-Kameramann": die in 2k gescannten Filme sähen immer für ihn verschleiert aus, egal ob in 2k DCI-Projektion oder 35mm-Pojektion.
  10. Gratulation. Wir hatten auch vor anderthalb Jahren das grosse Glück,(fast unbenutzte) Pyrcon UP 700 aus Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) für unseren Verein Kinomuseum Berlin erwerben zu können. Inkl. der Präciton-Verstärker. Die Revitalisierung dauert noch etwas, aber für uns ist das oberste "Bauherrnpflicht", alles wieder ingang zu setzen. Spielt ihr mit den Bildwerfern museal im Foyer ("Technik zum Anfassen") oder ist alles in einem BWR fest installiert? Fotos wären toll!
  11. Volle Zustimmung. Sicher. Ironisch hinzugefügt: "Was? Und ihr braucht noch eine Festplatte?". Die angebliche Fortführung bestehender Filmlager, Spedis und regionaler Verleihagenturen auch im "Digitalzeitalter" ist ein Märchen. Und die Prosperität der Kinoauswertung ist unter diesen Bedingungen gefährdet. Die Marktbereinung hängt auch von mehreren Faktoren und Akteuren ab, das ist richtig. Viele haben unterschiedliche Interessen, produzieren aber im "Zusammenwirken" eine Marktbereinigung. So wie die derzeitigen BKM-Betrachtungen und sinnlose Förderungen.
  12. Das 'taz'-Interview mit Grassmann ist recht anregend. Aber auch hier befriedigt die mir zu kurze Induktion nicht, wonach die Marktbereinigung nur diejenigen erreiche, die keine Festplatte abspielen wollten. Das ist im dt. Blätterwald ein Trugschluss, der auch noch gepflegt wird. Die Marktbereinigung erreicht m.E. alle Spielbetriebe früher oder später, da die Auswertungsfenster fallen, per Satellit statt Festplatte "geliefert" wird und der Sonderstatus einer Kinoauswertung multimedial aber auch durch die sich anpassenden Verleiher/Produzenten unterspült wird. Das trifft dann die 3D-Kinos mit Digital Cinema eben so (indirekt bei Grassmann herauszulesen) wie die Programmkinos mit bewährter Traditionstechnik und einem Archiv im Hintergrund. Das Problem ist wohl nicht einvernehmlich lösbar, so sehr das BKM das verspicht. Man rettet allemal noch Reste an Kinokultur, was jedoch nicht allein an der Technologiefrage des Vertriebsmedium "festhängen" kann. Filmrollen wird es immer geben. Zu Grassmann noch eine Einlassung meinerseits auf http://www.filmvorfuehrer.de/topic/7764-werner-grassmann-zu-40-jahren-abaton/page__p__108228__hl__abaton__fromsearch__1#entry108228 , die Kritik erntete. -- Die Minuskeln zum Kino 'arsenal' werden trotz aller Bedachtheit und Höflichkeit keine Änderungen bewirken. Wenn mancher (ich z.B.) seinen PC nur soweit rüstet, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, dann kann man bei anderen keine vertiefte Liebe zur Kinematographie voraussetzen, zumal dort der Autoreninhalt des Films dominiert, aber die Technik eher als Last und Laster empfunden wird. Es gibt dort m.E. keine mit Entscheidungsbefugnis ausgestattete Kraft im heutigen 'arsenal', die dafür eine Lanze brechen würde. Gregor sagte ja neulich im 'tip': "wir haben hier doch alles". ^_^ Trotzdem ist dort eine Unzahl wertvoller Filme und Filmkopien zu sehen: die man nicht missen möchte.
  13. Wer hat das denn gesagt?
  14. Aus der Entfernung lesen sich seine Einlassungen hochauthentisch - "Märchen" kann zumindest ich nicht erkennen. Hatte aber nur 1x die Gelegenheit, Saal und BWR des stuttgarter ATRIUM zu besuchen (und kaufte nach Schliessung die dortige Magnettonanlage an). Einige gewinnbringende Zitate: Kinos wurden damals erstmals nach der Leinwand gebaut, also nicht wie früher umgekehrt. [...] Der Vater meines Schulfreundes hatte dann in Cannstadt in der Augsburger Straße das "Panorama" als 70-mm-Filmtheater als ganz neues Kino mit einer riesigen Leinwand von über 100 Quadratmetern gebaut. Da das "Atrium" aber die Erstverträge hatte, konnte er nie gleich mitspielen. Bedingt durch die langen Spielzeiten im "Atrium" war es dann aber schon bald nicht mehr lukrativ. Zwar war das "Atrium" das Top-Kino in Stuttgart, aber der Vater meines Schulfreundes hatte durch Neigung und Können eben im "Panorama" noch das letzte Tüpfelchen als Vorführqualität herausgeholt, weil er eben mehr Interesse hatte. Das "Panorama"-Gebäude steht immer noch, das Kino gibt es nicht mehr, es sind jetzt Büros und Wohnungen daraus geworden. [...] Die Filmvorführer in den Kinos waren in ihrer Tätigkeit damals ja recht einsam. Sie mußten in ihrer Vorführkanine bleiben und durften dort nicht raus [...] Interessant am "Colibri" war aber, dass die schwarze Leinwand-Abdeckung nach oben wegfahren konnte, so dass man Filme im Normalformat ziemlich hoch und damit groß und zugleich brilliant zeigen konnte. Denn beim "CinemaScope des armen Mannes", beim Bildformat 1 : 1,85, wurde die beim 35-mm-Film mögliche, maximale Bildfläche auf dem Filmstreifen doch recht arg beschnitten und zudem die Bildqualität noch durch den höheren Vergrößerungsfaktor weiter reduziert. [...] Im "Atrium" waren grundsätzlich immer zwei Vorführer im Vorführraum anwesend. Die damalige 70-mm-Technik bedingte, dass zwei Leute gut im Vorführraum beschäftigt waren. Neben Herrn Locher gab es im "Atrium" noch eine Vorführerin, Emma Eisenlauer, eine ganz pingelige, die ständig den Boden nass wischte, was den Kopien sehr gut tat: "My Fair Lady" lief durchgehend 16 Monate lang und die Kopie sah hinterher wie neu aus und ging im Anschluss nach Dresden. [...] auf der anderen Seite war es so, dass es zur Straßenfront hin riesige gemalte Kinoplakate gab, in denen die besondere Bildwirkung der Filmverfahren wie "Camera 65" bei "Ben Hur" oder "Todd AO" mit Mehrkanalton groß dargestellt, groß "herausgehängt" und deutlich hervorgehoben wurde. Man hatte auf Colms Seite recht früh erkannt, dass man mit der Wirkung der großen Bilder ein gutes Geschäft machen kann und dass auch der technische Neuheitenreiz ein Verkaufsargument war. Und die Kinogeneration damals kannte eben die Wirkung der großen Bilder des Kinos und sie haben es entsprechend honoriert. Von der Bildwirkung her, gerade bei 70-mm-Präsentationen, war das "Atrium" der reinste Wahnsinn; man meinte, man sitzt mitten drin im Geschehen. [...] Es hieß ja eine Zeit lang, dass Heinz Riech, als er von Bertelsmann die Ufa-Kinokette übernahm, die deutsche Kinobranche gerettet habe. Es war aber letztlich nichts anderes als der Versuch, ein überreichliches Angebot an Filmen im Kino zu schaffen. Statt auf "große Bildwirkung" wurde nunmehr plötzlich auf "allgegenwärtige Präsenz" aller aktuellen Filme in möglichst vielen Innenstadtkinos gesetzt. In Wahrheit aber wurde jedoch dem Kino mit der Parzellierung großer Säle in mehrere Schachtelkinos die eigene Substanz entzogen: nämlich die Macht der großen Bilder. [...] Detlev Mähl: Ich bin mit dem Hollywood-Film groß geworden. Und die deutsche Ware der damaligen Zeit, das waren mir zu viele Probleme auf einmal. Die Zuschauer, die da dann reingehen, die sehen sich dann quasi selber. Wer will das schon sehen? Kino ist Unterhaltung, ist Traum. Das deutsche Kino der damaligen Zeit hatte sich schon sehr abgegrenzt zum amerikanischen Film mit seinen Qualitätsstandards. [Widerspruch!] [...] Die Zuschauer saßen dicht vor der leicht konkaven Leinwand, die Wirkung für das Auge war ganz hervorragend. Die Tiefe des Saals war in etwa genau so lang wie seine Breite. Der Saal wirkte durch den abgetrennten Balkon zudem eher noch breiter in einem Raum, der in etwa quadratisch angelegt war. Durch die Betrachtungsnähe des Zuschauers sah die Leinwand riesengroß aus, war aber in Verhältnis zu anderen Kino-Palästen keine besonders große Leinwand mit ihren knapp 15 Metern Breite. Das "Atrium" zeigte jedes Mal auf's Neue, dass Leinwanderfahrung relativ ist, [...] Ich bemühte mich auch, Einstell- und Testfilme zu bekommen, um die Anlage eben entsprechend gut hinzubekommen und auf hohem Niveau zu halten. Digitale Meßgeräte und parametrische Spitzen-Equalizer waren damals ja noch Zukunftsmusik; ein gutes Gehör half manchmal auch weiter. [...] Man darf nie vergessen, dass damals die Vorführer noch aus einer anderen Generation kamen. Diese Vorführer kannten noch brennbaren Nitrofilm im Kino, dass man Filmstreifen eben besonders pfleglich behandeln muss, dass der Film eben nicht einreißt oder es zu Perforations-Rissen kommen kann. Die Vorführer hatten dabei eben noch eine andere, eine sorgfältigere Beziehung zu ihrem Material gehabt, weil sie brennenden Film und dadurch brennende Kinos noch kannten. Der Respekt vor dem Filmstreifen steckte noch in den Knochen, sozusagen. Die Projektoren mit ihren Laufrollen und ihrer Filmlaufbahn mußten sauber sein, wenn nicht, drohte Gefahr.Zu dieser Zeit war der Filmvorführer ein Beruf mit großer Verantwortung. Das änderte sich dann, als Mitte der 1970er-Jahre mit der Einführung der Filmteller-Anlagen für matrixbetriebenen "automatischen Spielbetrieb" und mit der gleichzeitigen Umstellung auf Schachtelkinos der Vorführerberuf zu einem Filmeinleger-Job in "Kino-Centern" wurde, gleichzeitig aber die "Alte Garde" langsam in Pension ging. [...] für diese kurzen Projektionsdistanzen benötigte man halt besonders kurze Brennweiten bei den Objektiven. Das Schwierige war nun, dass man das Verhältnis der Optik sowohl zur Leinwand als auch zur Filmbahn genau und exakt hin bekommt. Bedingt durch die kurzen Brennweiten fehlten die großen Toleranzbereiche bei der Schärfe, die nur die langen Brennweiten hatten. Also mußte es exakt stimmen, ansonsten traten immer Unschärfen auf. Das war immer ganz schwierig und aufwändig. [...] Und dann aber plötzlich so ein Knaller wie "Easy Rider" oder Konzertfilme wie "Woodstock". Als David Lean "Ryans Tochter" 1970 in die Kinos kam, erfüllte er schon nicht mehr die Erwartungen des Publikums und damit natürlich auch nicht die Erwartungen an der Kinokasse: Wunderschöne Bilder und eine bezaubernde Geschichte, aber die Zeit war einfach vorbei. Und dadurch benötigte man eben auch nicht mehr diese aufwändige Kinomaschinerie. [...] "2001" hatte im Kino natürlich auch so seine Probleme. "2001" war ja im eigentlichen Sinn kein Science-Fiction-Film, sondern eher ein Kunstfilm, man muss es so betrachten, gerade mit seiner Bild- und Tonwirkung -- bedingt durch seine Aufnahmetechnik, die wirklich super-scharfe Bilder hervorbrachte, wenn die Projektion stimmte. Und da lag oft das Problem. So ein überbreiter Film, wie eben das 70-mm-Format, musste sehr genau im Bildfenster des Projektors liegen. Wenn irgendwelche Unebenheiten vorkamen, war das Bild von Vorneherein unscharf. Vorführer tendierten dann oft dazu, solche partiellen Unschärfen durch Verkannten des Bildfensters wieder auszugleichen, was aber das Problem letztlich nur noch verschärfte. Gleichzeitig muss bei der 70-mm-Vorführung auch im Lampenhaus bei der Ausleuchtung der Brennpunkt ein anderer sein und dafür muss die Optische Achse verschoben werden, sonst bekommt man in der Bildmitte einen Hotspot mit Abschattung zu den Rändern. Zudem scheint bei falscher Ausleuchtung das Bild unschärfer zu sein. Und da fängt dann die Kunst der Filmprojektion und die des Filmvorführers eben an. [...] Die DP-70 hatte eine eigenartige Konstruktion: Man konnte die Filmbühne im Projektor zum Filmeinlegen nur dann aufbekommen, wenn die Umlaufblende einen ganz bestimmten Stand hatte. So ein Projektor benötigt eben eine gewisse Zeit, bis nach dem Filmdurchlauf und dem Ausschalten der Machine die Mechanik ausläuft und ganz zum Stehen kommt. So mancher Filmvorführer wollte dies nicht abwarten und hat die Filmbühne noch bei auslaufender Mechanik aufgerissen, was dazu führte, dass die Umlaufblende auf die Filmbühne knallte, und so zu einem belastenden bis überlastenden Ruck auf das Malteserkreuz führte. [...] Die Investitionen der Produzenten in 70-mm-Aufnahme und -Vertrieb hatten sich damals in den meisten Fällen durchaus gelohnt, wenn auch die Projekte insgesamt einfach zu teuer wurden, um sich weiterhin finanziell amortisieren zu können. Und das lag nun wiederum nicht etwa an den Kosten des 70-mm-Filmmaterials oder möglichen Zusatzkosten für 70-mm-Spezialkameras, sondern schlicht an den zusätzlichen Kosten für filmischen Aufwand vor der Kamera. In ein größeres Bild mit einer hohen Detailauflösung muss man mehr hinein stellen, es muss inhaltlich vor der Kamera mehr "Masse" bewegt werden. Kinobilder sind dazu da, ausgefüllt zu werden. Darin lag das grundlegende Problem. Hinzu kam erschwerend, dass das Publikum eben auch ganz plötzlich und ganz heftig nach "Kammerspielen" verlangte. [...] Man war allerdings generell, Mitte der 1970er-Jahre, bereits über die zeitgenössische Erfahrung des 70-mm-Films hinweg. Man hatte die Erfahrung des täglichen Spielbetriebs mit 70-mm-Kopien einfach nicht mehr. Es hatte sich, schon aus der damaligen Perspektive heraus, bereits alles schon überholt: [...] Was von dieser großen Zeit des Kinos und seiner mächtigen Kinomaschinerie übrig bleib, das waren die Idealisten. -- Idealisten, die das gern gemacht haben und mit Liebe bei der Sache und ihrer Arbeit waren. Man musste sich mit seiner Arbeit identifizieren können. Interessant war, dass nach 1989 die Vorführer aus der ehemaligen DDR technisch wesentlich versierter waren, als was im Westen noch übrig geblieben war. Einige von denen waren so gut, dass sie sich nach der Wende im Westen als Kinotechniker etablieren konnten. [...] Ich hatte immer noch im Sinn, einmal wieder so etwas wie das "Atrium" zu machen. Damals stand in Ravensburg das "Frauentor"-Kino von Burth zur Verpachtung an, auch ein ehemaliges 70-mm-Haus. Allerdings war die Pacht zu teuer; mein Finanzberater riet mir zudem zu Rücklagen für's Alter und nicht zu neuen Experimenten. So war meine Idee eben nicht mehr realisierbar, zumal die Zeit für einen 70mm-Revival in den 1980er- und 1990er-Jahren einfach auch vorbei schien. [...] Ob es allerdings ein Kinovergnügen ist, beim Nebensitzer Popcorn-Schmatzen, stinkende Taco-Soße oder lautes Strohhalm-Schlürfen aus Cola-Trommeln wahrnehmen zu müssen, das ist eine andere Sache. Wenn auch die Kino-Töne vielleicht so überlaut sind, um dies übertönen zu können: Popcorn-Schmatzen, Taco-Soßen-Gestank und Strohhalm-Schlürfen ist im Kino einfach eklig und es trägt nicht zum Kinoerlebnis bei. Das Kinoerlebnis wird durch dieses Konsumverhalten meiner Ansicht nach deutlich und rapide geschmälert, weil es den dunklen und damit magischen Raum des Kinos mit trivialen Küchensinnen des Alltags abtötet. Aber die neue Kinogeneration kennt es ja nicht anders, also wird sie es auch nicht weiter stören. Und wenn man es nicht mehr anders kennt, dann findet man es eben toll, so wie es ist. [...] Dann wird im Kino von den Jüngeren vielleicht auch noch an den unpassendsten Stellen geredet, weil das Wegzappen vor "blöden Situationen, die anstrengen" bereits eingeübt ist. [...] Früher hat man im Genrekino mitgelitten, mitgelacht und mitgefiebert. Die ganze emotionale Skala wurde mit trickreicher Dramaturgie abgerufen. Heute sind die Kino-Figuren nicht mehr lebensecht, sondern eher lachhaft überzeichnet. [...] Ich denke, dass die Technik so voranschreitet, dass man Kino bald nicht mehr unbedingt in dunkler Umgebung veranstalten muss und dass sich auch in absehbarer Zeit holografische Bewegtbilddarstellungen ohne Brillenaufsatz realisieren lassen werden. Kino war und ist immer Traumfabrik, aber diese Träume und ihre Essenz verändern sich mit der Zeit. Heute scheint der zeitgenössische Traum eher im interaktiv-virtuellen Austausch oder aktivem Dialog zu liegen, also dort, wo man chatten und sich aktiv einbringen kann, dass man also selbst der aktive Held sein kann. Das Brabbeln und das nicht mehr Stillsitzenkönnen im Kino ist dafür schon ein Symptom. [...] Der Schritt zum aktiven Ausleben von sexuellen Gefühlen in virtuellen Online-Situationen ist dann nicht mehr weit. Du bist der Held, weil Du aktiv sein kannst. Im Kino musstest Du es träumen. Du kannst nicht Deinen Nebensitzer packen und verprügeln, sondern man träumte sich im Kino in eine andere Welt. Und weil man es träumt, wurde es für einen persönlich wirklich. Jeder träumt für sich und jeder träumt gemeinsam mit anderen etwas anderes. [...] Ich denke, dass in diesem Sinne das neue Wiedersehen von älteren Filmen im Kino uns erhalten bleiben könnte. Was für mich heute so erstaunlich ist, dass wenn im Kino Kinderfilme laufen, die Kinder begeistert ins Kino gehen. Etwas Unbekanntes und noch Unbegriffenes passiert da Vorne. Wenn die Kinder dies lernen und erfassen können, wird sich daraus auch weiterhin etwas entwickeln können. Deswegen ist Kinderkino heute so wichtig. [...] Ich fände es nicht schlecht, wenn es auch weiterhin Versuche gibt, die alten Filme öffentlich darzustellen. Nur sollte das ohne technische Überraschung passieren. Es sollte technisch perfekt sein. Denn der Film als Medium des Kinos war ja auch technisch perfekt. Das ist natürlich immer auch eine Frage der Filmkopien. Aber wenn man heute schon 70-mm-Retrospektiven veranstaltet, dann sollte man dem technischen Anspruch, den das Format als Herausforderung stellt, auch gerecht werden. Man sollte sich dann also schon wirklich überlegen, was man tut. Unruhiger Bildstand, Unschärfen, klirrender Ton, falsches Format und matschiges Bild wegen Projektionsfenster-Reflexionen haben bei historischer Aufführungspraxis nichts zu suchen. [...] Es ist ja noch extremer. Viele gehen heute in Videotheken und leihen sich mehrere DVDs eines Genres gleichzeitig aus, die dann hintereinander im Schnelldurchlauf angesehen werden. Dabei entstehen komplett neue Filme im Kopf. Das Konsumieren von Filmware wie aus der Chipstüte statt sich einem besonderen und einmaligen Erlebnis aussetzen wollen. Durch die Permanenz an Verfügbarkeit wird das Internet zur "Stromversorgung des Erlebens". Ins Kino musste man noch gehen und das Haus verlassen. Es war begrenzt, einmalig, teuer und etwas Besonderes. [...] Eine Marktchance sehe ich eher dann, wenn man heute Kino so machen würde, wie es früher mal war: mit freundlichem Türsteher in Uniform, mit taschenlampenbestückter Platzanweiserin an jeder Ecke doppelt besetzt, mit einer Wiedereinführung der Sitzklassen im Kino und der Bedeutung, dass man für bestimmte gute Plätze eben auch mehr bezahlen muss. Mit Lautsprecher-Live-Ansagen wie: "Guten Tag, hier spricht ihr diensthabender Chefvorführer, das unbekannte Wesen, er sitzt hinter und über Ihnen und wünscht Ihnen eine angenehme Vorführung". zit. aus: http://kinoberlin.blogspot.com/2009/11/stuttgarter-kinogeschichten-leben-live_14.html Wirklich sehr durchdacht und treffend formuliert. Auch für die sog. Filmwissenschaft sind das echte Impulse. Dank auch nochmals an J.P., der dieses Interview mit Herrn Mähl realisieren konnte und die relevanten Fragen aufwarf.
  15. Klasse Veranstaltung. Aber ein wenig früher hätte man das doch schon gerne erfahren! Das Interview mit Mähl verrät mehr über Sinneserfahrung und Verarbeitung einer Kinoepoche als alle bemühten "filmhistorischen Abhandlungen", da hier jemand spricht, der die Industrie gleichzeitig von der Innenansicht wie auch der Außenwirkung her beschreiben kann. Und in allen Beurteilungen stattelfest ist. Das ganze Interview auf http://kinoberlin.blogspot.com/2009/11/stuttgarter-kinogeschichten-leben-live_14.html Und dieses Haus dürfte noch bekannt sein?
  16. So, wie es lief, war es jedenfalls seit langem vereinbart. -> Siehe Foyergespräch im Sommer 2009 (zwischen H.J.Fl., M.Ha., J.P.Gu.) mit der Betreiber-Empfehlung, der Leihgeber/Koveranstalter solle das selber vorführen. Bestätigt durch den Theaterleiter im Nov. 2010, der durch technischen Sachverstand, Branchenerfahrung und direkte Herrichtung auch im BWR die wichtigste personelle Sicherheit darstellt. Ihm möchte ich danken. Der Projektionist vom Sonntag hatte ab 1985 für H.J.Fl. die Lupen-Kinos vorgeführt, 1985 und später für IFB (Forum, Panorama, Wettbewerb/Presse). Wenn jemand bei bestimmtem Altmaterial die Szenen auswendig kennt, an denen fragliche Klebestellen oder Perforationen durchlaufen, dann stellt er sich rechtzeitig daneben. Im Kopierwerk ist das so, weil Versicherungsfall. --- Wir testen derzeit mehrere Optiken: @filmuwe hat das Thema bereits eröffnet. Es zeigte sich, dass verschiedene Kopien m.E. mit verschiedenen Optiken vorgeführt werden können. Unterschiedlich starke Negativklebestellen (Blitzer), aber auch verwellte Filme mit Neigung zur Bildfeldwölbung verlangen offenbar danach. Konkret: es kann passieren, dass eine sehr scharfe Optik, die aber im Test einen Randabfall im Fokus produziert, sich gerade deshalb optimal für eine verwellte Kopie eignet (welche ebenfalls Randabfall im Fokus produziert). Durch die Gegenkompensation stellten wir fest, dass Material, welches lange Zeit in einigen Kino Probleme bereitete, wieder einwandfrei und randscharf auf die Bildwand gelangte. --- Zurück zum Thema und hinführend zu LORD JIM, dem nächsten Beitrag der FilmClassic-Reihe: Marc H. schrieb einen Schauspieler-Artikel über O'Toole: http://www.spirit-fanzine.de/heroes/texte/peterotoole.htm Es läuft die deutsche Premierenfassung der sechziger Jahre. Der Film hatte seinerzeit Verrisse, aber auch Lob geerntet. Einige Kritiken werden wir noch auszugsweise einbringen, um auf das Thema einzustimmen.
  17. Da würde ich widersprechen wollen. Polemik (meinerseits) und nur am Rande: hatte Anfang bis Mitte der 1990er Jahre in einem Filmvorführbetrieb der öffentlichen Hand (Kongress- und Veranstaltungswesen) die Gnade eines Stundenlohnes von DM 25,- (was wäre das nach Inflation in 2010?). Im Kopierwerk oder in der Postproduktion wäre das sogar der untere Level. Warum in Filmtheatern (mit bisweilen extrem stressigen Tätigkeitsprofilen, oftmals sogar auf der Basis von Fähigkeiten und Begabungen in verschiedensten Richtungen und auch noch gleichzeitig ausgeübt) niedrigere Löhne als noch vor 20 Jahren in Mode gekommen sind, niedriger noch als in anderen und ruhigeren Branchen, zeigt doch den Geisteszustand der Nation. Das alles geschieht trotz eines nachweisbaren industriell-produktiven Fortschritts. Und da der digitale BWR als Lösung der Hochlohnproblematik angepriesen wurde, empfehle ich, gleich auch die Kassenkräfte und die Betreiber maschinell zu ersetzen. Mit der fortschreitenden Kontrolle der Programmkulturen, bald auch von Übersee, sowie im Ticketverkauf mit Reservierungsautomaten usf., hat sich das bald erledigt. Polemisch gesagt.
  18. Herr Kollege, Mr. Sturges einen Nachbericht, bitte. Behauptet wurde, die REAR WINDOW-Kopie habe eine gute Schärfe: aber die Grundabstimmung tendiere zu Magenta (Ähnliches in DES KÖNIGS ADMIRAL zu erinnern). Da ein Restaurierungsvergleich in Karlsruhe gezogen wurde, würde ich inhaltlich gerne erfahren, welches Resumee gezogen wurde. Welche Vor- und Nachteile kann man der WA-Version von 1983 zuweisen, welche der Technicolor-Version von 1999? Warum ist das so und wie lauten die Begründungen der Restaurateure?
  19. schaute auch gerade rein und bin ganz meschugge vom guten Vorverkauf des Films. Dank Eurer Unterstützung des Flyer-Projektes, vielen herzlichen Dank! Es liegt aber auch am hohen Bekanntheitsgrad dieser englischen Produktion - nicht zuletzt auch an der zeitintensiven Schaukastenarbeit der 'astor Filmlounge', die glücklicherweise mit Vitrinen überreich gesegnet ist. :) Gottseidank war auch ein LAWRENCE-Trailer beschaffbar. LORD JIM-Trailer suchen wir derzeit noch ganz fieberhaft. Zu den anderen, weitaus rareren und m.E. besuchenswerteten Filmen (ANNA KARENINA, GOYA, DAS LAND DES REGENBAUMS) gibt es offenbar europaweit keine Trailer mehr. Das wird sich leider bemerkbar machen. Aus der populären Presse - dem Volke nahe - kam gerade recht deftige Unterstützung (wie man sie sobald auch nicht mehr bekommen dürfte) - der Journalist hat verstanden, was an der Sache mordsaufwendig ist (dabei hatten wir ihm keinerlei Hintergrund-Infos geschickt, sodass er selbst recherchierte oder sich auskannte). Berlin hat für Repertoire und Kinokultur auf höchstem Niveau weiterhin ein enormes Potential. Wir werden auch in Zukunft die kinematographische Artenvielfalt zum Thema machen. --
  20. Durchaus hochinteressant. Dinge brauchen ihre Zeit, und es müssen Kopien für die optimale Auswahl erst miteinander verglichen werden. Vor 2011 leider aber nicht mehr. 8)
  21. Danke für die Schreibkorrekur: 1983 und 1984 waren die Wiederaufführungen (nach Jahrzehnten). 1999 sah ich die TC-Kopie zum ersten Male, da war sie schon fast zwei Jahre alt. Ein weiteres Mal in Berlin in 2000 (Kino der City-West). Nochmals in 2010 (Kino am Potsdamer Platz). Eastmancolor gab es in der 1984er-Version: was ich erst um 2000 im Kopierwerk in der Hand hatte. Vielleicht könnte man die Daten noch umfänglicher auflisten (mich interessiert eigentlich jedes Detail), aber der Kopieneindruck war immer gleich: die Technicolor-Neuversion sah immer gleich magentafarben aus. Sie sah dennoch gut aus und befindet sich, da sie jetzt nach Karlsruhe weitergereicht wurde, in exzellentem Zustand! Vergleich beider Fassungen ist ebenfalls löblich - aber in der Gänze würde ich die "alte" Version von 1984 aus farblichen Gründen vorziehen: lass' doch mal Dein Publikum urteilen und berichte dann... Der Eindruck entspricht farblich Deinem Video: Also sicher kein typischer Eindruck für TECHNICOLOR, und ich finde immer Werbebotschaften wie diese unangemessen: "Like 'Vertigo,' we can make 'Rear Window' look like it's never looked before, with rich colors to show off the new process," says Katz, who produces the restorations. "This serves the future without forgetting the past." (http://edition.cnn.com/SHOWBIZ/9712/11/rearwindow.restoration.lat/)
  22. Nein. Hatte REAR WINDOW zweimal auf TC gesehen (neue Version von Robert A. Harris). Auch einmal im Bildwerferraum gewesen und Kopie näher beschaut (1999). So wie das Video ist auch die Kopie. Die 1983 EA-Kopie auf Eastmancolor hatte ich natürlich ebenfalls gesehen (Gast im Gloria-Palast 1984) und später im Kopierwerk selbst für eine Klammerteilkopierung wiederverwendet. Diese war recht gut.
  23. Peck? (Douglas nicht im weiten Lande... hätte aber einen tollen Bösewicht abgegeben)
  24. cinerama

    How The West Was Won

    Ist das eine Erkenntnis von 2010 (oder seit langem die Realität in nicht wenigen Mischstudios und in Kinos)? Woran erkennt ihr, ob Eure Grundeinstellung (für die Zeit vor Dolby) den zeitgenössischen Parametern entspricht? Mit welchem Film bewertet Ihr den Klirrgrad? Hier stehen Behauptungen im Raum, und eine zumindest ansatzweise Erläuterung wäre sehr informativ.
  25. Auch hierin müsste ich zustimmen: kleiner Hinweis genügt und beglückt: grosse Werbetrommel besser nicht. (Das Haus hat seine grossen Themen inhaltlich auch anders strukturiert, weswegen der redaktionelle Teil durchaus ja vorhanden ist, nur eben filmwissenschaftliche Akzente setzt). Meine Skepsis gegen zu brachiale Werbung (auch wenn sie auf gewisse Weise fast immer wirkt) speist sich aus der Erfahrung, dass vollmundige Ankündigungen hinerher relativiert werden müssen. REAR WINDOW in Technicolor gleicht nun einer gefadeten Eastmancolor-Version, wie bereits das Video (und meine Snaps) aufzeigen. Bei der EA Ende der 1990er Jahre freute ich mich erst riesig, später dann lange Gesichter... TALES OF HOFFMANN dagegen war auf der Berlinale im Februar sehr bemerkenswert. Anzufragen ist also, ob es hoffentlich die selbe Quelle ist (was man aus "Rountine"-Gründen sogar fast annehmen könnte). Nichts wie hin!
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