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cinerama

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  1. Bildquelle: Pro Grindel e.V.
  2. Dazu eine umgekehrte Prognose: Kinos werden fortan nur noch von Nostalgikern und Liebhabern betrieben werden können, die zum Programm fähig sind. Als Wirtschaftsgut werden gewerbliche Kinos künftig kaum mehr zugkräftige Werbe-Fenster sein wie noch in vergangenen Dekaden, da sich die Produzenten und Distributoren auf dem Wege der Datenautobahn schnellere und sicherere Absatzmärkte suchen. Das heisst: kategorisches Medien-Ondemand zur Gewinnabsicherung, bevor durch eine negative Mundpropaganda im Aufführungsrahmens eines für heutige Lebens- und Medienwelten viel zu schwerfälligen Kinostarts der Absatz infragegestellt wird. Schon jetzt sprechen hierfür die day-and-day-"Kinostarts", die mittelfristig von day- and-day-Allround-Starts abeglöst werden dürften. Ein unbarmherziges, unausweichlichs Szenario, die notwendig der spätkapitalistischen Ausdifferenzierung entsprechen. Die Aufrichtung neuer Monopole richtet sich nicht mehr wie in den 1910er Jahren bis in die 1960er Jahre auf Kinoproduktion, sondern auf ein Monopol im Rennen um die Medienmärkte mit ubiquitären Formatwiedergaben. Selbst wenn neue Kunstformen digitaler Inszenierungen, die in ihrer erzählerischen Komplexität und auch in der Multisensorik leciht vorstellbar sind, einem Kino der Zukunft neuen Auftrieb bingen könnten, wird oft verkannt, dass Kino künftig ortlos sein wird. Es war ein Zufallsphänomen des 20 Jahrhunderts, als das Bürgerliche Zeitalter aush proletarische Bedürfnisse zu befriedigen begann und etwa zeitgleich kinematographische Standardisierungen eine breitflächige Kinoinfrastruktur ins Rollen brachten. Möglicherweise ist innerhalb der Filmgeschichte die Konsolidierung von Filmtheatern ein Zufall gewesen und nur temporärer Natur. Film (oder AV-Inhalte) sind daran nicht zwingend gebunden. Das orstfeste Filmtheater kann diesem Ansturm der Moderne nicht standhalten, es sei denn, es gebärdet sich konservativ wie die Oper oder das Kleintheater. Funktionslos werden in diesem Umwälzungsszenarios zuerst zwar die uniform betriebenen Kaufhauskinoketten, die ohnehin keinen kulturellen oder sozialen Nutzen verkörpern. Dennoch steht der Aufwertung der klassischen Einzeltheater, die dadurch begünstigt werden müssten, entgegen, daß diese nach Vorstellung der Companies (und auch der multiplexalen Mitbewerber) eigentlich einer Marktbereinigung unterzogen werden müssen. Mit anderen Worten: zerstört wird das, was in absehbarer Zeit einen kommunalen und kulturellen Fortschritt mit sich brächte, sobald eine Lücke gefüllt werden müsste. Dann aber, wenn alles an Kleintheaterkultur gerodet ist, schlüge die Barbarei wie ein Bumerang zurück auf die Sieger und Bereiniger: auf die Konzern- und Kaufhauskinoketten, die sich von innen her auflösen werden, weil sie unwirtschaftlich sind. Ähnliches prognostizierte vor 13 Jahren ein berliner Programmkinobetreiber: erst die Kinocenter, die untergingen. Dann sprossen Multiplexe wie Pilze aus den Boden. Und nach den Multiplexen kommt die Sintflut. Das aber im Detail zu betrachten die Personeneisenbahn ist nicht identisch mit der Dampflok, das Beharren auf den 35mm-Spielbetrieb keinesfalls ein Auslöser von Insolvenzen (im Moment dorth diese her mit dem Roll-out und seinen Nachrüstungszyklen), und die Freude am Bahnverkehr konnte auch die den PKW nicht erlöschen. Ob moderne ICE-Züge in heutigen Kinderzimmern als Modelleisenbahn Einzug halten konnte, kann ich nicht beurteilen. Zeitlos bleibt die Haptizität der Modelleinsenbahn allemal, während die Software der Game-Boxen oft rasch veraltet und ermüdet. Diese Metapher ist - wie jede Metapher - auf das Kino durchaus übertragbar, aber auch widerlegbar. Grundsätzlich, darin hatte Belton recht, wurden durch Digital Cinema um 2000 keine bahnbrechend neuen Sinnerserlebnisse im Kino angeschoben, daher sprach er von einer "flügellahmen Revolution" Es ist eher eine Revolution in der Postproduktion - und in der Animation. Da die Gratwanderungen komplex sind, ist auch keine Epoche des analogen und des digitalen Kinos/Films bipolar auftrennbar, da die Linien ineinander übergehen und auch oft unmerklich eingreifen. Wenn für die Filmtheater leider keine Neuerung von revolutionärem Nutzen zu erwarten ist, dann besteht eben so auch Zweifel am Nutzen der Digitalität in ihren Ausflüssen dort, wo sich der Mainstream ihrer annimmt: siehe John-Lasseter-Filme versus traditionellem Animationshandwerk. Völlig daneben liegen daher die Standardvergleiche einer Umstellung von mechanischer Projetkion zur elektronischen, wo historische Vergleiche vom "Übergang vom Stumm- zum Tonfilm" oder vom "Schwarz-weiss umd Farbfilm", oder von der Dampflok zum ICE oder von der Schreibmaschine zum PC 1 : 1 oktroyiert werden. Die Ähnlichkeiten und Bezüglichkeiten existieren natürlich, aber es ist niemand weltweit in der Lage, eine logisch nachvollziehbare Prognose oder ein belastbares ökonomisches Szenario zur Zukunft des Kinos zu erstellen. Der Grund: sämtliche bisherige Prognosen erwiesen sich als Spekulation, und die wenigsten Erhebungen der Forscher sind mit Entwicklungen früherer Dekaden der Filmtheaterbranchen vertraut. Heraus kommt eine Mißgeburt kommender Kinoschöpfungen, die als verlängerter Arm der TV- oder DVD-Produzenten eine verkrüppelte Form von Filmtheater übrigs lässt. Diese Art "Kino der Zukunft" wird - gänzlich unhinterfragt - u.a. von Herrn Höcherl ("Blickpunkt:Film") Woche für Woche propagiert. Zumal vor diesem Geschäftsoptimismus zu warnen ist, könnte sich im Filmtheatergewerbe der Konservatismus als künftiger Nährboden für Progressivität einmal erweisen.
  3. Hoffen wir, daß die Besucher anstürmen. Und daß es zu keiner "Abstimmung mit den Füßen" (ins DCI-Lager) kommt.
  4. Ich glaube kaum, dass Bradford für sich in Anspruch nehmen möchte, ein rein analoges Widescreen-Filmfestival zu sein. Die Engländer sehen das Gottseidank nicht so eng. Hier: "Widescreen" = "Widescreen", ob nun analog oder digital. Das Publikum dort vor Ort ist auch extrem interessiert an allem, was Kinotechnik angeht. Und die Leute sind dort sehr wissbegierig. Das finde ich sehr positiv. Das Interesse an Infos zum digitalen Kino und seiner Möglichkeiten ist daher sehr groß. Natürlich: wenn man ein Festival mit der Einstellung "nur analog ist gut" besucht, dann erleidet man dort sicherlich Schiffbruch. Aber selbstvertändlich steht es jedem frei, ob er das "digitale Angebot" während des Festivals in Anspruch nimmt oder lieber ein paar Stunden in der Museumskantine verbringt. Du darfst Dir ganz sicher sein, dass in Bradford auch weiterhin photochemischer Film zum Einsatz kommen wird. Analog und Digital leben dort in friedlicher Koexistenz. Mit Verlaub, wenn OKLAHOMA! in 2k Digital Cinema und eben so HOW THE WEST WAS WON so gezeigt werden, dann muss auch auf einem Wide-Screen-Festival von einem Paradigmenwechsel gesprochen werden. Immerhin finden jene Veranstaltungshöhepunkte (von ihnen wird derzeit überwiegend gesprochen!) nicht etwa statt in einer innerhalb eines Medien-Museums sicher selbstverständlichen) Exposition von elektronischen Verfahren und Medien (die ja historisch einen mächtigen Raum seit Einführung des Radios und des Fernsehens einnehmen), sondern explizit in einer rein kinematographisch und somit analog ausgerichteten Todd-AO- und Cinerama-Schau, die jedes Jahr magnetisch anzieht, weil darin vergessene oder vernachlässigte Sonderverfahren der Motor des Festivals sind - dachte ich bisher. Eine Digital Cinema-Projektion ist in jeder grösseren Stadt der Standard. Je mehr sie in reinen Museumsbetrieben Einzug hält, desto mehr erleidet irgendwann die kinematographische "Einsatzfähigkeit" Schiffbruch, wäre zu befürchten. Das muss so nicht sein, aber die Tendenz wäre doch einleuchtend? Und auch der Begriff der "friedlichen Koexistenz" (Nikita Chrustchev) ist als PR-Gag von der Geschichte ad absurdum geführt worden, ließe sich resumieren. Mein Fazit: Historisch getreue Kinematographie-Präsentation und (heutige, primär den Markteroberungsstrategien folgende Digital Cinema-Verbreitungen) schliessen einander aus, auch dann, wenn sie nebeinanderher laufen würden. Mir ist keine These bekannt, nach der ein digitaler Roll-out den Zweck verfolgt, Large Formats in ihrer gebürtigen Form und Identität wiederzubeleben resp. eine Perfektionierung und Ausweitung analoger Prozesse zu verfolgen. Sich das alles anzuschauen, auszuprobieren und durchzurechnen ist ja ganz legitim. Von einer Renaissance kinematographischer Verfahren zu sprechen, die vom Roll-out profitierten, käme mir nicht in den Sinn, da hierin ein Antagonismus angesiedelt ist, der erst aufhört, wenn das eine Platz greift, und das andere verschwindet.
  5. @Mr. sturges: kein Widerspruch: der optische Blow-up-Prozeß (auch über Naßkopierung) aus DOCTOR ZHIVAGO-Zeiten ist leider abgelegt worden. FALLBOURG 36 ist somit nicht der selbe Prozeß: es ist ein anderer, der, wenn wir uns darin einig sind, über 4k-Digital Intermediate geht und mit Trockenkopierung verfuhr. Das Ziel "Digital Lectures" (sponsored by Arts Alliance), bleibt mir als Anliegen eines analogen Wide-Screen-Filmfestivals unverständlich. Sie antworteten trocken, ich schriebe es doch selbst: Sponsoring by Arts Alliance. Das läßt mich nachdenken: wenn ein mächtiger Sponsor inderart Einfluß auf ein kleineres, analog-kinematographisch ausgerichtetes Festival nimmt, dann nicht in der Absicht, um eine Reproduktion der historischen Formate und Aufführungsweisen zu stimulieren. Sicherlich werden Sie sagen, dies habe ich vollkommen falsch verstanden. Nun: dann freuen wir uns doch auf Art Alliance, denn nur mit ihrer Hilfe ist dann gesichert, daß HOW THE WEST WAS WON auch in Zukunft original im 3-Streifen-Filmverfahren gezeigt wird und ein 70mm-Film natürlich nur in 70mm gezeigt wird. :wink:
  6. Wenn die anderen Rollen noch spielen, ist das doch eine aufhebenswerte Referenz. Und ist wegen einiger Splices im O-Negativ und der ausrangierten optischen Blow-up-Prozesse wohl nie wieder als 70mm-Revival zu erwartgen. (Hab' möglicherweise noch ein kleines Stückchen doppelt hier - vielleicht 5 Min. - mit der Zugfahrt durch die Ukraine, da können wir ja ggf. tauschen. Hat auch noch kein Indiz für das Syndrom.) In Bradford laufen offenbar wirklich erfreuliche Raritäten mit "The Taming of the Shrew", "Faubourg 36","Becket" und vor allem "Cinerama's Russian Adventure". http://www.in70mm.com/widescreen_weekend/2009/index.htm Ausserdem die Fox-Restaurierungen der beiden CS-55-Filme "The King and I" sowie "Carousel", von denen berichtet wird, die volle Negativauflösung habe sich jetzt auf 35mm konservieren lassen. Die Silberschreiben-Editionen von Mr. Belston waren auch hervorragend. Weniger prickelnd die "Digital Lectures" (sponsored by Arts Alliance), deren Ziel mir unverständlich bleibt. Wenn dafür geworben werden soll, wieviel rationeller, einfacher und sauberer das digitale Derivat eines photochemischen Originals jetzt vermarktbar sei und Beispiele dies partiell erhärten, so ist die Abkehr des Publikums von klassischer Kinematographie nicht weit - erst recht, sobald an Filmbänder kein Perfektionsanspruch mehr gestellt wird. Und sobald Fachpersonal wie Know-how ins Digital Cinema abfließen, was beim Referenten der Fall zu sein scheint. Was meint Thomas Hauerslev zu dieser Frage?
  7. Dachte ich auch, ist aber nicht so. Eben so SPARTACUS, wo sowohl wir in Berlin 2001 als später auch Karlsruhe 2006 auf SR hereinfielen.
  8. In wenigen Wochen noch einmal (endlich wieder?) LAWRENCE OF ARABIA in der Farbfassung von 1988 - Dolby-A-Magnetton. Hierfür peile die Mitte des Märzes bitte an, wer es sehen möchte (es kamen ja Anfragen im Forum, u.a. von @Fabian?). Weitere deutsche Festivals werden in diesem Jahr erwartet in Frankfurt am Main, Hamburg und evt. ab 2010 wieder in Berlin.
  9. Widerspruch: wir haben sie auch und spielten sie desöfteren. Nicht alles darin ist komplett gefadet. GRAND PRIX ebenfalls. Auch gibt es in Privathand zwei weitere 70mm-SCHIWAGO-Kopien, die Sie noch nicht kennen. Daher keine definitive Aussage über SCHIWAGO möglich, ausgenommen, dass es keine farbechte 70mm-Kopie mehr gibt und auch nie wieder geben wird.... :cry:
  10. Mich auch nicht. Information zur Restauration auf dem A-Festival? Fehlanzeige! (Ausser dts-Hinweis, Werbung für "Print courtesy of MGM, Los Angeles" braucht man das ja nicht zu wissen.) Gleich der erste Satz im Kinematheks-Programmflyer für KHARTOUM lautet: Anmerkung: Die vierminütige Prolog-Sequenz von Eliop Elisofon über das Nil-Tal wird kurz nach der Premiere aus dem Film entfenrt. Danach beginnt dann die nachgedruckte Märchen-, ähm... Inhaltsangabe aus dem "Evangelischen Filmbeobachter".
  11. Es gibt auch runde Papieretiketten. Kaum Kleber ausgetreten, und wenn, dann erneuerbar. Dann empfehlenswert, wenn man Gravuren in der Schichtseite des Films vermeiden will, die man bekanntlich nicht rückgängig machen kann.
  12. Lieber @preston, habe nicht "unrecherchiert drauflosgetippt", denn die jüngere Retaurationsgeschichte und die verschiedenen Kopierwerke sind seit 2001 bekannt. Bitte keine Unterstellung! Bildvergleiche sind seit Jahren gemacht worden. Auffallend aber ist, daß Sie aber die "unlösbare Problematik" bei FOTO KEM bei der Nachkopierung plötzlich preisgeben und dennoch deren Resultate verteidigen. Es gibt in einem normgerecht arbeitenden Kopierwerk m.E. keine "unlösbare Problematik" in bezug auf standardisierten Film. Wenn erstmals Sie, der LA BIBBIA wirklich (?) noch kennt, durch Scanablichtung und Rücksendung an Fox/Foto Kem Hinweise auf einen Zustand gaben, den normalweise das Kopierwerk selbst nach Erstsichtung der teuren Kopie hätte bemerken müsste, dann wird man schon stutzig, wer dort die Endkontrolle vornimmt. Das ist dann das "professionelle Arbeiten" der Studios, das zu bewundern einem hier vorschlagen wird? Ein oder zwei nachkopierte Akte machen vielleicht aus einem rabenschwarzem Rußloch noch ein romantisches Rabennest, ändern aber nichts an der der Gesamtproblematik. Man hätte auch ohne Ihren Hinweis LA BIBBIA sofort nachkopieren müssen, weil die BIBBIA-Fassung generell im Schwarz absäuft. ("Absäuft" ist kein beleidigendes Wort, sondern Standardbeschreibung in Filmkopierwerken.) Auch durch "Diplomatie" und "Managercharme" kann man aber sein Glück versuchen (das dürfen Sie aber nicht jedem aufzwingen, bitte), nur wird sich an dem Debakel wenig ändern, nachdem Sie selbst damit herausgeplatzt sind, was viele längst vermuteten: "Unlösbare Probleme" bei FOTO KEM. Unterstützen Sie lieber die Kopierwerke, die dieses Problem nicht haben, würde ich ernstlich anregen wollten. :) Weniger die kritischen Beiträge sind ein Problem, sondern die in Kürze erscheinende Blu ray-Konkurrenz, die die "unlösbare Problematik" bei der Nachkopierung noch unaufschiebbarer in den Vordergrund stellen wird. Und "unaufschiebbar" könnte unter Umständen lauten: Wechsel des Kopierwerks. Falls Sie selbst einmal einen Auftrag bei FOTO KEM erteilen möchten: nehmen Sie lieber einen vertrauten Kopierwerksfachmann aus Ihren Kreisen (Randolf Sch. z.B. mit auf die Reise und machen das dann so, wie es gemacht werden sollte. ja ... Andrew Oran von Fotokem war mehrere tage da, u.a. beim FLYING CLIPPER screening, bei WSS und beim empfang der retrospektive habe ich ihn gesehen und gesprochen. Statt des Empfangs haben wir vorzugsweise die neue CLEOPATRA-Kopie (dies Sie noch nicht kannten!) ziemlich detailliert studiert. Den Chat mit den Laboranten kann man später immer noch führen, wenn man zumindest vorher einmal gesehen und sich notiert hat, was produziert wurde.
  13. Ist zwar nicht mein Gebiet, aber zu hören war: es sei vom Technikleiter der Festspiele GmbH fahrlässig gewesen, auf die Versprechen von IT-Firmen hereinzufallen, die fast immer nicht eingehalten würden. Tatsächlich ist die jetzt ungeplante Sonderbeschaffung von HD-Mazzen und Playern sowie von Sonderpersonal exorbitant teuer geworden, so der interne Bericht.
  14. Es waren sowohl der vertreter von Fotokem als auch die verantwortenden studio-executives von Sony und Fox sowie vom bundesarchiv mehrere tage bei den vorführungen und auf den panels anwesend. Man konnte allerhand an backgorund-info erfahren, es wurde bereitwillig auskunft gegeben. Hast Du das gespräch gesucht? Warum hast Du auf den panels nicht nachgefragt? Leider war ich fast der einzige, der im Detail nachfragte (sie unterstellten mir die Woche zuvor, ich traute mich nicht) und auch Hinweise gab: auf eben diesem Panel. Existiert als Mitschnitt bei der SDK. Die Personen sind mir aus Gesprächen bekannt, auch aus früheren Berlinale-Veranstaltungen. Auch gab es nur ein einziges Panel unter Einbeziehung der Restaurateure, nicht mehrere, wie @preston sagt. Gesehen hab ich trotzdem alle Filme. Die auf der Berlinale gezeigten Kopien von CLEOPATRA und STAR! waren bereits Duplikatkopien mit (besonders bei CLEOPATRA) sichtbarem Schärfeverlust. STAR! kann man nur noch als dunkel-grünstichig bezeichnen (Achtung Nachspieler!), WESTSIDE STORY als tendentiell ähnlich, aber mit deutlicherem Detailverlust und offensichtlichen Bildstandsproblemen sowie grausam eingeflachtem Klangbild. SOUND OF MUSIC hatte einen adäquaten Farb- und Lichtausgleich, scheiterte aber am Dup. LAWRENCE: wie oben beschrieben, orange-braun gefiltert, was angeblich dem Original-Look nahe kommen sollte, aber vorher einer Komplettwiederholung der Harris-Restaurierung bedurft hätte. PLAYTIME: war der Abschlußfilm der Berliner Reihe. Leider nicht die zweite, auskorrigierte Kopie, sondern eine unausgeglichene grünlich-gelbliche, die schon einmal im 'Arsenal' gezeigt wurde. Beim Betreten des Saals sprang mich eine gewisse Körnigkeit an, die in meiner alten Kopie fehlt. Dennoch hatte diese Kopie gewisse Ähnlichkeit mit einer halbwegs normalen Kopierung und Entwicklung. Die Körnigkeit des Dups war leider nicht viel feiner als bei der CLEOPATRA. Es ist wohl kaum zu erwarten, daß Auskünfte zu kopierwerksinternen Problemen/Ausfällen erteilt werden. Wissen aber tun alle diese Herren darum, das ist sonnenklar. Ändern wird sich vorauss. nichts. Ansonsten ist der Hinweis von @Ultra Panavision weiterhführend, dass in verschiedenen Kopierwerken gearbeitet wurde.
  15. Der Schlußfolgerung von @magentacine hinsichtlich des Umgangs mit Farbmaterial (er hat sich vorsichtig genug ausgedrückt, denn die Schwarzweiss-Kopien eines kritisierten Kopierwerks sind offenbar weniger kritisierbar) ist grundsolide. Sicherlich beeindrucken die o.g. Referenzen, der menschliche Enthusiasmus, die "70mm Besessenheit", wie man es oben liest. Eine Background-Info über die Prozessbeschreibung (auch das gehört zum Anstand eines jeden Restaurateurs) fehlt leider. Daher gibt es auch keine brauchbare Background-Info. Die Ausgangsmaterialien und Budgets haben nichts mit dem zu tun, was allgemein als dramatischer Kopierfehler konstatiert werden muss. "Mangel an professionellem Anstand" kann aber nicht daran festgemacht werden, daß öffentliche Debatten über Restaurierungsergebnisse/Neueditionen, die uns die Industrie liefert, immer auch Anlaß für Vergleichssichtungen, Prozessrekonstruktionen und Materialforschung sein müssen. Auf die fortdauernden Anwürfe aus der Gossensprache ("Güllekübel" bin hin zu "Hinterlassen von Duftmarken") braucht man daher weiter nicht einzugehen, zumal sich dahinter vermutlich Geschäftsinteressen verbergen, die gerne das Leichentuch des Schweigens über noch so absurde Restaurierungen ziehen möchten. Denn "der Sache" nützt es letztendlich gar nichts, vor lauter Angst, der Restaurateur könnte sich zurückziehen, jedwede Kopierwerks-Version über den Klee zu loben. Gerade weil sich seit Jahren fast nichts geändert hat, aber andererseits Silberscheiben herangezogen werden, um den tatsächlichen Restaurationswert einer heutigen 70mm-Kopie aufzuzeigen, zeugt es von Anstand, Widerspruch einzulegen. Da Farbraum, Kontrastumfang und Auflösung einer Filmkopie übrigens höher angesiedelt sind als die einer Silberscheibe, kann der Stellenwert der Filmkopie nur dann abgesichert werden, wenn diese Optionen auch genutzt werden. Erst dann steigen die Chancen für weitere 70mm-Revivals und Neukopierungen, wenn sie wieder Referenzwert haben.
  16. "Filmtheater Berlin" soll entkernt worden sein. War noch vor 18 Jahren ein Aktenlager der Oberfinanzdirektion, wo ich auch auf Anmietung anfragte. Schluachartiger Saal, eher beengend. Aber die Region ist durchaus erwägenswert, zumal hier das Kinosterben stattfand. Man bedenke aber, dass selbst ohne Miete die Betriebsnebenkosten eines 120 qm-Saals bei mind. 2000 Euro liegen. Das hatte ich in Deckungsbreitragsrechnungen eingesetzt mit stets negativer Bilanz. Daher ist das Andocken interessant: u.a. an die bestehende "Berlin-Ausstellung" im Kudamm-Karree. Ein ähnliche Variante ist bereits im Gespräch, aber im Moment hier nicht darstellbar. Die Symbiose mit einem Multiplexbetrieb (vergleichbar dem Modell etwa des KoKi im CxX Heilbronn) wurde von den Mitgliedern der Kinomuseumstruppe abgelehnt.
  17. Diese ist Teil einer kinohistorischen Entwicklung, aber möglicherweise nicht die entscheidende, und auch nicht der Gebrutshelfer oder der Garant einer infrastrukturellen Exploitation des Kinobetriebs. Also für die Zeiträume und Segmente, die in einem grösseren Objekt für ein "Kinomuseum" genutzt werden, haben analoge Güter eine archetypische Funktion. Umgekehrt ist ein Dokumentar- und Indy-Festival mit original in Videoformaten prodzierten Beiträgen in der bestmöglichen Videoprojektion herzurichten, anstatt den Kompromiss der Ausbelichtung auf Filmträger immer wieder einzugehen. Im Moment bleiben die Kommunalen Kinos, inbesondere das Arsenal in Berlin, strikt beim Filmbandbetrieb, zumindest was das filmhsitorische Erbe betrifft. Diesen Standard sollte man keinesfalls unterschreiten, selbst wenn der Mangel einiger Filmkopien im Vergleich zu neuesten Blu ray-Versionen augefällig ist. Die Altkopien sind die letzten Zeugen der Premierenzeit, in derem zerfurchten Gesicht sich auch in Würde des Alters widerspiegelt. Da ich von unserem Vorgänger M.C. (vielbelächelter Betreiber des "1. Berliner Kinomuseums" seit 1962, eines spartanisch hergerichteten Kinos in Manier der Nickelodeons mit harten Klappstühlen der 1910er Jahre) in den letzten Jahren einiges begriffen habe, was ich zuvor lediglich skurril fand, ergeben sich einige Beobachtungen: - das Konzept eines archetypischen Spielbetriebes unter Ausblendung sämtlicher späterer Moden und Technologien erklärt sich aus dem Anspruch eines Museums selbst - Der Rückgriff auf Consumer-Medien (falls dies gar in einigen KoKis in Kürze Schule machen sollte) wäre ein Virus im gesamten Museums-Unternehmen - Der derzeitige DCI-Digital-Roll-out scheint nicht unbedingt die Hoffnungen zu nähren, die auf eine Wiedergeburt des Repertoires, auf die Stärkung der Programmkino- und Verleihszene, auf Vielfalt der Programmsparten u.a. gerichtet sind, wie einst propagiert wurde. Tatsächlich ist es eine Marktbereinigung der Majors, und das Repertoire wie auch Spartenprogramme und Dokumentafilmfestivals werden es aus Gründen der verleihpolitischen Bedingungen in diesen Kinos genau so schwer haben wie zuvor - Mittlerweile sind 4k-Projektionsgeräte in Rede, die in Kürze zu erschwinglicheren Preisen als 2k-DLP-Projektoren erwerbbar sind und möglicherweise in der Programmkinoszene Verbreitung finden könnten - Die ständigen Auf-, Nach- und Umrüstspiralen der Digitalisierung arbeiten gegen die Lebensinteressen und Betriebsgewohnheiten des ortsbasierten Schaustellerbetriebes "Kino" - Für die Durchführung von Dokumentarfilmfestivals mit Videoformaten genügen i.d.R. Leihbeamer vollauf - Der geringe museale Etat für Ankäufe eines Museums sollte daher kinohistorisches Inventar ins Auge fassen, aber auch Produktions- und Kameratechnik berücksichtigen (so wurde kürzlich über eBay die erste 70mm-Kamera angeboten, eine Mitchell Fox-Grandeur von 1929) - Ein Mehrsaalhaus (wie "Die Kurbel") liesse verschiedene altmuseale oder auch postmoderne und avantgardistische Konzept zu. Für diesen Zweck wären aber spezifische Räume herzurichten. Für Widescreen-Projektion eigente sich kein einziger. Ein Hin und Her der unterschiedlichen Medien und Filmbänder zwischen gleichförmigen Sälen (wie wir sie leider in einigen modernen Museumskinos erleben) wäre sogar zum Nachteil der Vielfalt und Differenzierung - Es besteht durchaus ein Anspruch, mit photomechanischem Equipment Perfektion zu erreichen, die von modernster Digitalprojektion eben nicht zu schlagen wäre: dazu gehört auch das Tilgen peinlicher Mechanik-Fehler, wie wir sie hier wie dort erst kürzlich erlebten. Ein perfekter Filmbildstand ist keineswegs etwas Aussergewöhnliches, sondern die Mindestvoraussetzung für einen anbietbaren Spielbetrieb - Ein Museum für Audiovsion ließe sich durchaus andocken! Erstens existiert es noch nicht in Berlin, und zweites wäre es durch räumliche/architektonische Trennung zum Kinomuseum begründet und sogar geboten. Ähnlich Bradford. (Allerdings bitte ohne Digitalprojektion von "How the West was won" - solche Kontaminierungen gilt es von vorneherein auszuschliessen). - Dennoch ist an ein Grossprojekt nicht zu denken, denn die Betriebsnebenkosten des genannten Charlottenburger Kinos sind derzeit nicht einmal durch Mainstream-Versorgung zu decken. Klein, aber fein, sage ich immer wieder. Das in Kürze - aufgrund heftigen Kränkelns bleibt das Exposee etwas dürftig
  18. HELLO DOLLY ist deswegen überragend, weil eine der wenigen neuen Kopien vom Originalnegativ und ausserdem als Korrekturkopie zu sehen. (Im Gegensatz zur CLEOPATRA, STAR! u.a. Titeln). Kleinere Einwände betreffen aber die Abstimmung des Aufmarschs in New Orleans sowie diverse Nachtaufnahmen. Mindestens auf diesem Niveau befanden sich alle zeitgenössischen Todd-A0-Kopien. Bergab ging es erst mit den Blow ups der 1970er Jahre sowie mit der Restaurations-Dupkopien von Robert A. Harris bei LAWRENCE, SPARTACUS, MY FAIR LADY. Aber auch diese Kopien sind dramatisch näher an normal aussehenden Filmkopien als die jüngst von Fox vorgestellten Restaurationskopien- :wink: Das Blendenziehen und die massive Bildstandsunruhe auf dem DP-70- Projektor B im *Kino International' ist definitiv vorhanden. Wir litten schon vor 30 Jahren im 'City im Europacenter' darunter, zehn Jahre später auch damit gearbeitet, und 2008, als bekannt wurde, dass sie ins 'Kino International' kämen, witzelten alle über die Unausrottbarkeit dieses Phänomens sowie über den Einbau neuer Kabinenscheiben im 'Inter', da DP-70 wenige wandnah installierbar ist wie Pyrcon UP 700. Insgesamt ist der Wechsel von Pyrcon UP 700 zu DP-70 in der Güte der im Saal wahrnehmbaren Qualität ein Rückschritt. FLYING CLIPPER leidet unter massiver Unterbelichtung in vielen Szenen bei Einsatz m.W.n. relativ lichtschwacher Objektiven (muss nochmal nachschauen). Die erzwungene Öffnung der Blende führte wohl zu diesen flauen Resultaten. Die Farbgebung war immer strahlend, neutral und gesättigt über das gesamte Spektrum. Da ich sowohl CLIPPER hatte als auch DOLLY in 70mm Magnetton, kann ich bestätigen, dass der dts-Ton deutlich flacher und beschränkter klingt. War der Magnetton raumgreifend und dreidimensional vorwärtsdrängend, bewegt sich das dts-Klangbild auf einer Ebene, das man hinter dem zweiten Bühneraum vermuten könnte. Weit weg jedenfalls.
  19. Daher ist mir unbegreiflich, wie Verantwortliche der Kinemathek wie die Gemüsehändlers das anpreisen, was eigentlich einer medizinischen Vorwarnung bedürfte. Der Deutschen Kinemathek waren von mir Vergleichsbilder der verschiedenen Fassungen der Filme zugegangen, die schlagartig Verluste und Verfremdungen der aktuell im Umlauf befindlichen Restaurationskopien nachweisen. Das wurde ungläubig ad acta gelegt und stattdessen der Unwahrheit einiger Berichterstatter oder der Restaurationstätigen blindlinks Glauben geschenkt und absolut falsche Ergebnisse eternalisiert. Ich finde, der Direktor sollte in anbetracht seiner Fehleinschätzungen in fast allen Belangen der diesjährigen Retrospektive keine weiteren Retrospektiven mehr betreuen, sondern für kommende Themen per Ausschreibung geeignetere Fachleute rekrutieren. Hier einige Bilder vom Berlinale-Empfang, für den ja immer Geld da ist. Mag das Kinoprojektionsbild fernab vom Umtrunk auch wackeln, dass man fast seekrank geworden wäre, die Partylaune soll's nicht berühren. http://www.in70mm.com/news/2009/berlina.../index.htm :wink: Allerdings muss ich sagen, dass in den Empfangsräumen bei Musikeinspielung noch kein Ton klirrte. wIR sehen also, an welchen filmlosen Stätten man heutzutage die technischen Prioritäten setzt: immerhin könnte hier ja unverhofft der Bundeskulturminister eintreffen, den man in proletarischen Niederungen einer 70mm-Vorführung kaum zu fürchten braucht.
  20. Althen von der FAZ mag sich ja in eine Scheinwelt flüchten, aber dem jungen Film und der Avantgarde, die durchaus ihr Recht und ihre Chance auf einem Festival haben muss, auch in Videoformaten über den Zustand der Welt etwas zu sagen, jetzt mit der Keule des 70mm-Films zu begegnen, ist sehr schwach. Um so angreifbarer, zumal die 70mm-Retrospektive kaum einen Ansatz der Todd-AO-Idee umsetzen konnte, wie die malade Technik und die empörenden Restaurierungsergebnisse nun einmal ausweisen. Ich war vormittags stets wie neugeboren, wenn man im Forum des Jungen Films oder im Wettbewerb auf die heutigen Realitäten stiess. Althen darf sie ignorieren und sich in die angebliche Vollkommenheit des Todd-AO-Kinos flüchten, die aber in den 1960er Jahren längst Teil des in der Systemauseinandersetzung erzwungenen Eskapismus, also eine "Kinodroge" gewesen war, zumal die Antagonismen selbst auf der Strasse nicht gelöst werden konnten. Es entstand zwar ein neues Bewußtsein, aber die großen Filmstudios wurden nicht reformiert, sondern trachteten danach durch äusserliche Superlative und Schauwerte Positionen am Kinomarkt zu retten. Somit erstaunt die Wiederentdeckung "zeitloser" Singspiele wie HELLO DOLLY! oder THE SOUND OF MUSIC in späteren Jahren kaum, da sie, von Anfang auf Eskapismus setzend, ein Phänomen an Zeitlosigkeit demonstrieren, das sich zeitgleich immer auch der Verantwortung zur Weltanalyse entziehen möchte.
  21. An ARSENAL Welserstr. verbinden einige emotionale Erinnerungen (so auch ich an meinen damaligen Vorführlehrer, vormals MGM-Theater Kurfürstendamm). Richtig schön ist der Saal dennoch nicht, Exponatfläche nicht vorhanden. Interessant ist aber die Schwulenszene im Kiez um die Fuggerstr., da es sich um das repertoire-liebendste Publikum handelt (von Techncolor zu 70mm, Von Mary Poppins zu The Sound of Music). Die Einbindung der Szene wäre bei damals erhoffter Revitalisierung des ROYAL-PALAST-Centers enorm wichtig gewesen, wozu es nicht kam. Mein Beitrag für ein IFB-Projekt "Berliner Filmtheaterarchitektur" ist fraglich, denn wenn das nicht der Herrichtung eines Kinomuseums und den Wünschen der Mitglieder enstpricht, sondern ablenkt, wäre es am Ende noch ein Beitrag für den Potsdamer Platz, der sich an falschem Standort mit Tradition zu schmücken begänne. Ziel wäre aber die permanente Zugügänglichkeit zur Berliner Filmtheaterikonographie, die Einbeziehung von Besuchergruppen in immer neue Diskussionen oder Erinnerungen und der Regelbetrieb für kinematographisch hochwertige Verfahren des 20. Jhds. mit einschlägigen Filmbeispielen. All das würde der Kosslick nicht mitmachen können, erst recht, wenn die SDK Einspruch erhebt, daß hier irgendwelche Gegengründer sich auf ihre Kosten profilieren wollten. Und wo würde die Ausstellung situiert sein? Gar in den Potsdamer-Platz-Arkaden, in der ungeheizten Keller-Lobby des ARSENAL oder in der Kassenhalle der Blu Men-Group? ZOO PALAST wäre geeigneter. sofern sich der Betreiber auf Repertoire oder Nostalgie besinnt (vermutlich aber Ende des Jahres wegen Umbua schliesst). ASTOR FILMLOUNGE passt bestens in das Konzept, verfügt aber über keine Ausstellungsfläche, es sei denn, die gesamte hintere Kassenhalle würde für den Zweck umgebaut und hergerichtet werden, sodass die Vorankündigungsplakate dort weichen müssten. Alle weiteren historischen Häuser haben einfach zu kleine Foyers, auch das BABYLON-Ost. Im INTER wäre dies gut darstellbar, allerdings müßte auch eine Programmschiene für den Verein komplett freigemacht werden, um die Ausstellung in Verbindung mit zeitgenössischen Premieren zu bringen. URANIA hätte geeignete Ausstellungsfläche und ist ähnlichen Themen zugeneigt, aber der Kinosaal ist eher Vortragssaal. Hervorragende Anbindung an ein Programmkinopublikum hat heute der Prenzlauer Berg.
  22. Nachschlag zu CLEOPTRA - hier allerdings nur in Kurzform: Berlinale-Kopie war vom Duplikatnegativ gezogen, wirkte wie eine 35mm-Scope-Kopie und wurde in diesem Seitenverhältnis auch projiziert (Beschnitt des Kopf- und Fußraums aufgrund normverfälschter Projektormaske). Farbeindruck: rußig in den Geischtern und Detailzeichnungen, und im dort erlebten dts-Ton auch klanglich verfälscht. Nachtszenen zeigten gar keine Details mehr, und selbst herausragend ausgeleuchtete Innenaufnahmen zeigten Frau Taylors Haarpracht wie eine "Einheitsperücke", die mit dunklen Hintergrundflächen verschmolz. Schon die Szene im orangefarbenen Raum mit Cäsars Leuten bildet sich nunmehr viel zu steil ab. Sämliche Innenaufnahmen zu dunkel, und auch die Tagesansichten zeigen verschattete Gesichter und vergraute Farben. Das sind komplett Fehler einer nicht sachgemässen Duplikatkopierung, obwohl dieser Prozess standardisiert ist und jahrzehntelang auch beherrschbar war. Als Ursache für das katastrophale Ergebnis dieser Restaurierung kann u.a. fehlerhaftes Interpositiv vermutet werden, das zu hell abgestimmt ist, womit sämtliche Fehler auch in das 65mm-Restaurations-Duplikat mit überführt wurden. Wer sich die dargelegte Verfälschung des Originals noch immer nicht vorstellen kann, der möge sich ältere Agfacolor-Kopien auf 35mm zurate ziehen, auch in Technicolor-Kopien hineinschauen oder notfalls die DVD heranziehen. Und ob es aufgefallen ist! Neben allen kleinen und kleinsten Ärgernissen, über die man letzthin dann doch gerne hinwegsehen kann - der Ton im International war durchgängig von Übel. RYANS DAUGHTER in six track magnetic hätte tontechnisch ein Erlebnis werden können; stattdessen wurde ich in der 18. (der drittletzten) Reihe Zeuge, wie sich vor mir die Leute in den Musikpassagen reihenweise die Ohren zuhielten (!) - und das aus gutem Grund. Armer Maurice Jarre! [...] Die Saalbetreuung, daraufhin angesprochen, versuchte sich in Ausflüchten: (1) Die Dynamik sei nun einmal auf den alten Kopien so hoch (???), dafür könne man nichts; (2) in Reihe 8 sei der Ton besser, man solle sich künftig lieber nach vorne setzen (???), (3) es sei nicht Aufgabe der Saalbetreuung, einen in den Musikpassagen zu lauten Ton herunterzuregeln, dann könne man ja den anschließenden Dialog nicht mehr verstehen. Es ist diese Mischung aus Hilflosigkeit und Ignoranz, die mich immer wieder auf die Palme bringt; Das ist bedrückend, gerade weil die Magnetton-Dynamik bei RYANS DAUGHTER enorm ist. Ein lauter und dennoch unverzerrter Film wäre niemals Anlass für solche Klagen! Wir hatten niemals Klagen, und zeigten den Film schon einmal 1991 im 'Kino International' während der IFB (Mitchum-Hommage). Schade, denn gerade diese alte Vintage-Kopie aus Stockholm konnte noch am ehesten ein 70mm-Bild und Raumtonerlebnis dieser Zeit vermitteln, was in den sog. Restaurierungen der Neuzeit verfälscht wurde.
  23. Der Friedrichstadtpalast, auf den Trümmern des Staalichen Schauspielhauses entstanden, ist als Kino nur bedingt geeignet. Leider überzeugten weder Leinwandgrössse noch 35mm-Ausleuchtung und Bildschärfe in diesem Haus, man fühlte sich wie in einer Tropfsteinhöhle. Ausstellungen zu Berliner Filmtheatern können lange vor dem IFB-Event gemacht werden. Die Konvolute sind grundverschieden (bei uns etliche tausend Motive, auch Bezirkkinos), und die IFB alleine im Kooperation mit den bekannten Archiven kann somit einiges zusammenstellen, aber nichts, was dem gewaltigen Anspruch gerecht würde: die die Archive geben das einfach nicht her. Da war Kosslick etwas zu optimistisch wohl, alle Kinos von Anbeginn dokumentieren zu wollen. (Ich habe ja noch keine endgütlige Absage bekommen, aber rechne auch mit keiner Zusage - denn den SDK dürfte an der Besetzung des Themas interessiert sein, schon um alternative Museumsgründungen zu verhindern.) Betrachtet man den dünnen Retro-Katalog in diesem Jahr, so wird auch dieses gewaltige Thema nur selektiv abgehandelt werden können. Es gibt ja verschiedene Widescreen-Festvials, so eben auch differente Filmtheaterhistoriographien.
  24. Unterstellungen sind leider kein guter Stil. Weder CLIPPER noch Bundesarchiv wurden hier kritisiert. Achtung Karlsruher Lobby: falscher Thread!
  25. Schön, dass Herr Kosslick unsere Idee übernahm. Wir fragten drei Wochen vor Festspielbeginn in seinem Büro an, ob wir kuratieren dürften. Kuratieren dürfen wir jetzt zwar nicht, aber "Ideenübernahme" ist natürlich der persönlichen Schamgrenze unterworfen ... [ein schlechter Stil der IFB-Leitung!] Die heute letzte 70mm-Vorstellung im 'Kino International' brachte einen natürlich ausverkauften LAWRENCE OF ARABIA - in der bis dato traurigsten Kopie überhaupt. Daß der Film auch noch in schwarz-weiß und Video unterhalten würde, ist unschwer zu erahnen. Einen derart braun-grünlich angegrauten Look aber hat die Welt von einem David-Lean-Film wohl nie gesehen: "bigger than life" ist darin allenfalls das Filmkorn. Der Veranstalter Kinemathek hätte mühelos auf eine der älteren Robert-A.-Harris-Restaurierungen von 1988 zurückgreifen können, die farblich intensiver, neutraler und in den Kontrasten ausbalancierter sind. Ignoranz und Leichtfüssigkeit wurden also wieder einmal auf dem Rücken der Zuschauer ausgetragen, bei denen eine gewisse Toleranz an Leidensfähigkeit oder Unvoreingenommenheit vorausgesetzt wird. Verkaufstechnisch hatten somit auf den IFB 2009 nicht die besten Kopien Vorrang (etwa als Folge der angeblich hochintensiven Recherche für das 70mm-Projekt, was sich jetzt als PR-Blase erweist), sondern die neuesten Experimental-Versionen kooperierender US-Archive, denen man eine Plattform für Verkaufsveranstaltungen einräumte, auf denen jeder noch so abenteuerliche Wurf als grandiose Restaurierung abgefeiert wurde. Die jeweiligen Studioressortleiter wurden natürlich von Steuermitteln des Bundes eingeladen und als Kulturretter ins Scheinwerferlicht gestellt: Leute, deren Restaurierungsergebisse von den Filmemachern, würden sie noch leben, vermutlich in Grund und Boden gestampft würden. So geistert auch im Zusammenhang mit 70mm der Begriff "völlig unverfälscht" und "bigger than life" durch die Gazetten, stimuliert von Presseerklärungen des Kinematheks-Leiters, der kaum eine der hier eingeflogenen 70mm-Neuschöpfungen zuvor zu Gesicht bekommen haben dürfte. Wer nicht einmal in der Lage ist, seine Kinovorführungen in halbwegs unverfälschten Seitenverhältnissen über die Bühne zu bringen, der macht sich um so sorgloser zum eMail-Auswahlgremium für US-Restaurierungen, die sein deutsches Haus in erster Reihe neben die US-Studios stellen, die alle angeblich vorbildlich ihr Kulturerbe restaurierten (oder auch aus anderer Sicht formuliert: "ruinierten"). Event-Massenkultur dieser Art ist leider keine Grundlagen- und Quellenforschung, keine Rekonstruktion historischer Aufführungsweisen und keine Produktion bzw. Reproduktion kinematographischer Prozesse, wie sie ein Museum eigentlich zu verfolgen hätte, sondern die zur Retro 2009 praktizierte mediale Verblendung könnte bezüglich der 70mm-Revivals einmal zur einer Legitimation eines Fälschungsgewerbes ausarten. (Apropos: es soll Museen der Bildenen Künste geben, die mittlerweile Kopien aushängen und die Originale im Keller bunkern. Nur dürften hier die Kopien immerhin Ähnlichkeit mit dem Original haben, damit der Betrug nicht auffällt.) Nachdem die 70mm-Retro mehr als die Hälfte der verfahrenseigenen Ingredienzien ausser Funktion gesetzt hat, ist leicht ausmalbar, wie Leute, die praktisch nie im Kinobetrieb tätig waren (die gesamte Bordmannschaft der Deutschen Kinemathek beispielsweise), eine Filmtheaterausstellung kuratieren möchte. Der Presserummel der vorauseilenden Ehrenakkreditierten hierfür wäre ihnen zwar gewiss, aber das Ergebnis läßt sich schon jetzt erahnen.
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