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Ja. Wesentlich kommt es auch auf die Nachbearbeitung an. Wird beim Intermediate-Prozeß nicht sorgfältig genug gearbeitet, treten bei Super-35/Scope-Kopien eklatante Unschärfen und Körnigkeit hervor. Der Dup-Prozeß ist mitentscheidend. Da bei HDR III ein digitales Intermediate erzeugt wurde, kommen weitere Vor- und Nachteile hinzu. Eine 2k-Ausbelichtung ist zwar der gebräuchlichste Standard, mit dem etliche Filmemacher bei Vergleichsvorführungen "zufrieden" waren (vor drei Jahren bei Testvorführungen im ARRI-Kino in München), aber entschieden zu wenig. Das sieht man i.d.R. auch, zuletzt fiel mir das bei den CGI-Effekten von "Spiderman" gegenüber den Realszenen auf, wie deutlich der Bruch ist. Die SMPTE empfiehlt als neuen Minimalstandard seit längerem 4 k, hervorragend belichtete Negative sollten sogar mit 6 k gescannt werden, 65-mm-Produktionen eigentlich erst ab 12 k (wo bleiben die geeigneten Scanner für Large Formats?!). Obwohl Super 35, projiziert über die dann anamorphotische Kinokopie, die A.R. von 2.35 : 1 besitzt, und schon bei der Aufnahme Markierungen (Sucherlinien) im Bildsucher der Kamera aufweist, verführt das "Full Aperture"/"Open Gate" bei der Aufnahme zu Kompositionen, die zudem bei Wahl mittlerer und längerer Brennweiten deutlichst hinter die Möglichkeiten des anamorphotischen Aufnahmeverfahrens zurückfallen. Dabei kann sich auch die Bewegungsunschärfe unangenehmer als bei "echtem" Scope bemerkbar machen. Seit geraumer Zeit findet eine Produktionskontrolle immer weniger durch adäquate Mustervorführungen in Filmprojektion statt, sondern an einschlägigen Avid-Schnittplätzen auf Videobildschirmen des 4 : 3-Formats. Ein 4 : 3-Verhältnis des Full Aperture-"Super 35"-Negativs läßt sich überdies bildschirmgerechter beurteilen als etwa ein anamophotisch gestauchtes Monitorbild. Gleichwohl dominiert hier in der Post-Produktion überall der 4 : 3-Charakter des Aufnahmemediums, was kaum adäquate Rückschlüsse auf die "Endwirkungen" beim Zuschauer, der auf einer Riesenleinwand die dann anamorphotische Breitbildkopie betrachtet, zuläßt. Ursprünglich ist Super 35 dafür gedacht gewesen, bei Video- und TV-Auswertung die Möglichkeiten des Full Apertures zu nützen, in dem der Bereich ober- und unterhalb der 2.35:1-Sucherlinie, der ja im Negativ mitbelichtet wird und im anamorphotischen Interpositiv/Dupnegativ/Kinokopie "abgeschnitten" ist, wieder voll aufzufahren. Typisch für viele Super 35-Filme ist die "fernsehtypische" Komposition: Brustanschnitte und schlechter ausgeleuchtete Sets gegenüber anamorphotischem Scope. Gründe: Bei Super 35 wird die höhere Lichtstärke der sphärischen Objektive ausgelobt gegenüber den anamorphotischen. Praktisch verführt dies zur Einsparung/Verkürzung von Lichtsetzung und Mangel an Schärfentiefe und kompositorischer Brillanz. Regisseure/Kameraleute, die dieses Manko kennen, belichten ihre Filme um ein oder zwei Blenden mehr, um das Negativ anschließend im Kopierwerk zu deforcieren (James Cameron: "Terminator 2", "Titanic"). Weiterhin wird propagiert, die Auswahl der Brennweiten sei für Super 35 größer als bei den Scope-Verfahren. Dem ist zu widersprechen: Ventage-Film bietet mit neueren Hawk-Anamorphoten die umfangreichste Palette an Brennweiten hochkorrigierter anamorphotischer Aufnahmeobjektive überhaupt an. Zudem gibt es anamorphotische Variobjektive seit den 1960er Jahren. Dieser Faktor also ist irrelevant. Allenfalls sind moderne Kameras mit ihren zentrischen Fassungen weltweit für alle möglichen sphärisch Festbrennweiten und Zoom-Objektive geeignet, weswegen "global" eine beliebige Anzahl sphärischer Objektiv-"Fabrikate" für den Super 35-Dreh vorliegt, was nicht zu verwechseln ist mit dem verfügbaren Bereich der Brennweiten bei Super 35 oder anamorphotischem Scope, der wie erwähnt ohne Belang bleibt. Zum Bildwinkel: Defacto erleben wir in frühen Scope-Filmen der "klassischen" Hollywood-Ära schärfentiefere und weitwinkligere Aufnahmen, besser ausgeleuchtet und "plastischer" als ich sie je im Super 35-System u.a. Filmen der letzten Jahre beobachtet habe, eine umfassendere Darstellung der Raumkoordinaten ist daher seit jeher mit anamorphotischem Scope vortrefflicher als mit sphärischer 35-mm-Aufnahme (ausgenommen die Large Formats "VistaVision" und "Todd-A-O") zu bewerkstelligen. @TK-Christ würde ich beipflichten, daß dieses Format ebenso wie die derzeitigen digitalen Formate den photographischen Charakter des Filmkinos tendentiell verschlechtert haben und der falsche Weg ist. Ansonsten verdiene ich Prügel: HDR III konnte ich noch nicht sehen (die Vorgängerfilme sahen optisch nicht gut aus). Da aber die Fortschritte des digitalen Internegativs (vor anderthalb Jahren noch grauenerregend schlecht!) jetzt so ausgelobt werden, muß man das wohl sehen. Vielleicht konnten ja auch über eine subjektiv erscheindende gute Schärfe von Digital-Negativ/Kinokopie einige "Unsitten" und Schwächen von Super 35 etwas kompensiert werden? Die angeführten "Grundübel" bei Super 35 jedoch bestehen fort, daran wird auch ein neues Aufnahmematerial wenig ändern, da hiermit im Grunde "das Pferd von hinten" aufgezäumt wird.
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Da ist viel dran, wenn auch in Programmkinos die Lässigkeit bei Einstellung von jungen Anlernlingen manchmal etwas salopp gehandhabt wird. Grundsätzlich aber sollte es eine "Kompetenz-Nische" geben: für die Repertoire-Kopie, aktweises Überblenden und längere Kopienvorbereitung etc. das angestammte Programm- oder Einzelkino, für die Blockbuster-Erstaufführung das Multiplex, das ja mit digitalen Substandards wie DLP ausreichend bestückt wäre. Problematisch wurde es aber, als plötzlich Ende der 80er Jahre Programm- und Off-Kinos US-Mainstream-Kracher zeigten, ihr immerhin bescheidenes Stammpublikum verloren und die Mainstreamversuche mit Aufgabe ihrer Existenz bezahlten, sobald anderswo das Overscreening einsetzte. Umgekehrt gab es einige Multiplexe, die einen Saal für eine mehr oder weniger avanciertere Programm- und Kunstkinoschiene umstrukturierten, sehr zum Nachteil der angestammten Akteure in der Region, die seltenen Repertoire- oder Kleinverleiherkopien aber über die Teller katapultierten wie die Müllabfuhr. Gekoppelt wurde da nach Fleischermeistermanier, "sicherheitshalber" wurden "unsauberere Stellen" weggeschnitten, um angeblich "perfekte neue" Klebestellen zu fabrizieren, die so toll "halten" sollten. In diesem Punkt verfügt man in einem Programm- oder Einzelkinos doch über etwas mehr Erfahrung und Gewissenhaftigkeit, da man die Problematik des Nachspiels täglich am eigenen Leibe erfahren konnte und sich verantwortungsvoller verhält und sich auf die erforderlichen Arbeiten besser konzentrieren kann.
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Nabend, @magentacine: aufschlußreich, daß zumindest der Wahrheitsgehalt des FR-Reports in diesem Thread von niemandem bestritten wurde, allenfalls verkürzte Darstellungen und fehlende Fachtermini. Nun - was vorher in dieser durchaus verdienten Tageszeitung nicht interessierte, kann ja noch kommen, und aller Anfang ist schwer. Im übrigen kenne ich niemanden im Raum Hessen außer Dir, der seit 1987 vehementer filmgenußschädigende Praxen einiger "frevelnder" Betreiber aufrichtig kritisiert hat. Somit war der Kardinal-Punkt Deines Threads mit Sicherheit nicht der zu oberflächliche FR-Report, sondern Erneuerung der Kritik an dauerhaft wiederkehrenden Projektionsproblemen im Frankfurter Raum, wobei einige Kinos öfter als andere aufgefallen sind, wie anderswo in Dtl. auch. Wir kennen uns ja viel zu lange, als daß m.E. das von Dir offenbar zu recht kritisierte Kino Dir mehr am Herzen gelegen haben könnte, als die Problematik der filmgenußschädigenden Pannen, zumal besagte Panne halt passiert ist und - wie im Thread auch herauskam - strukturelle Probleme hierfür die Ursache waren. Insofern bist Du kein Parteigänger des besagten Kinos, das Versäumnisse sich zuzuschreiben hat, und dessen tränenreibende Notlage doch die FR bitte zu berücksichtigen habe. Es geht Dir, denke ich, nicht allein um das journalistische Handwerk der FR, sondern primär um das kinohandwerkliche. Ich hoffe, dieses Mißverständnis wird hier nicht weiter vertieft werden? Vielerorts außerhalb Berlins waren die ersten Multiplexe nach Jahren der Verwahrlosung (programmatisch, technisch, servicebezogen) einiger Traditionshäuser eine Erlösung, wenngleich deren Fundamente billiger und wackliger waren und gerade den Mindeststandards ensprachen. Und was neu ist, hat (zunächst) in vielen Aspekten nur Vorteile und Vorzüge. Einige Ortschaften hatten nun sogar die bis dato größte Bildwand in ihrer Geschichte (Breiten deutlich oberhalb der Zwanzig-Meter-Marke), den unverzerrtesten Stereoton und die größte Beinfreiheit anzubieten. Alte Kinos, die keine Programmambitionen o.a. zeigten, waren somit nur aus nostalgischen und architektonischen Gründen noch interessant: die Vorführpannen dort dürften noch häufiger als die des hier angeprangerten Interlockbetriebes gewesen sein, der Totalabbruch einer Vorstellung war dort aber wohl eher die Ausnahme (da stimme ich der FR wage zu). Das alles gilt es objektiver in Relation zusetzen, obwohl ich nachwievor sehr klar gegen Interlock und den "Endsieg" der Multiplexe votiere. Berlin nun besitzt nicht ein einziges Multiplex, das Innovationen in die Stadt gebracht hätte (obwohl einige Häuser anfangs brummten). Die Säle sehen zu 98% hier konform aus: am Potsdamer Platz rosa und schwarz bei CinemaxX und ohne Interlock-Betrieb, pechschwarz bei Cine-Star mit roten Tube-Lights an den Wänden sowie Interlock-Betrieb und ausschließlich flachen Leinwänden, überall völlig sterile Säle der mittleren Größe bei UCI - m.W. ohne Interlock, dann kommunale Kinos am Potsdamer Platz - Filmmuseum Berlin - Deutsche Film- und Fernsehakademie, die sich in Betriebsweise, Personalführung, Technik, Design und Ambiente fast chamäleonartig an das benachbarte Multiplex angeglichen haben, "nahtlos" baulich sogar darin übergehen ("Interlockarchitektur?"). Die Bildgrößen der Websites der Betreiber geben leider durchgängig kaum korrekte Maßzahlen der realen Bildgrößen an, bei zwei Multiplexen habe ich noch schriftl. Unterlagen von Objektivberechnungen, die das ausweisen. Obwohl die "alten" Bildwände der City-West im Schnitt größer sind (mit einer 20-Meter- und einer 33-Meter-Bildwand), reklamieren die durchschnittlichen Multiplexsäle dieser Stadt die jeweils größte Leinwand stets für sich - defacto aber überragt in keiner der neuen Spielstätten eine einzige Bildwand die Zwanzig-Meter-Marke, in den Websites aber sind sie natürlich schon 22 Meter und größer. Die Säle liegen auch allesamt (mit Ausnahme von CxX Kino 7 Potsd. Pl mit etwas über 700 Pl.) stets deutlich unter der 700-Platz-Marke. Auch hier also bietet sich der Interlockbetrieb gelegentlich an oder die Kopienzahl steigt wieder einmal (5 stinknormale Dup-Kopien HDR III alleine in einem einzigen CinemaxX!). Das nenne ich Overscreenung und Mittelmäßigkeit. Zur digitalen Normierung und Einführung wage ich keine Prognose. In England sind da eher die Programmkinos engagiert, und in Dtl. lehnen alle Multiplex-Betriebe ein derzeitiges Engagement strikt ab, weil fast alle kurz vor der Insolvenz stehen. Die Parallele zum Interlock-Betrieb zog ich aufgrund der in diesem Thread immer wieder geltend gemachten Sachzwänge. Die hierbei immer höher werdenden Kopienzahl bei tlws. immer weniger gecheckter Qualitätsgüte (zudem bei sinkender Wareneinsatzquote), die Popularität des Interlockbetriebs andererseits mit gelegentlichen Pannen, lassen m.E. hochwertige, auf das jeweilige Haus mit seinen differenten Farbtemperaturen und Leuchtdichten abgestimmte Filmkopien als nicht primäres Ziel erscheinen oder gar zuzulassen. Der Einbau der digitalen Projektion könnte somit (derzeit auf einem Substandard verharrend) insgesamt homogenere Resultate zeitigen: konstante Bildschärfe, keine am Kasch herausragenden Bildstriche, zum Aufnahmemedium endlich ein äquivalenter Bildstand, Schrammenfreiheit, Sicherheit vor vertauschten Akten - obgleich auch die DVDs vertauscht werden könnten -, geringere Anfälligkeit vor Bedienfehlern durch das Vorführpersonal oder Ausschußkopierung seitens der Kopierwerke. Das alles zwar mit momentan geringerem Kontrastumfang und begrenzter Auflösung und Lichtstärke, aber man arbeitet daran. Der nächste Schritt ist die HDTV-Home-Cinema-Initiative für die Privathaushalte. In Dtll. stehen ja schon ab Januar erste Beamer für etwa 20 Tsd. Euro im Angebot, die mit "echtem" HDTV (1080 x 1920 i) der Panelauflösung einer derzeitigen DLP-Kino-Dijektion gleichziehen. Die PC-Monitore haben ähnliche Kapazitäten. Somit löst sich das Kinos selbst auf, würde ich als mögliche Prognose in die Debatte werfen. In Frankreich ergaben jüngste Umragen, daß 25 % der DVD-Player-Besitzer (720 i) kaum noch ins Kino mehr gehen wollen. Betrachte ich aber die traurigen Berliner Filmdarbietungen in den neuen Kinos, so muß ich abwägen: eine störungsfreiere, wenngleich in den Parametern eingeschränkte Dijektion oder weiterhin eine Projektion und eine Kopie, die das gesamte Erbe der letzten hundert Jahre in Mißkredit bringt. Persönlich würde ich die Kapazitäten und Potentiale des chemischen Films und der Präzision von Projektionsmechanik bis zuletzt verteidigen, allerdings rennt man damit in den Berliner Kinos (den neuen wie den alten) und branchenweit (selbst Mitarbeiter bei ARRI München, die ich kurz sprach, geben den chemischen Film innerlich längst auf) gegen die Wand. Das wird Dir @magentacine für Frankfurt zum großen Teil bestätigen und ebenfalls der - verglichen mit mir mehr mit neuzeitlichen Technologien erfahrene - Kollege, der öfter in der Forumsrubrik "Technik" Tips gibt und die Substandards beklagt. Man wird überwiegend branchenweit feststellen, daß die Mißstände derzeit eher zementiert und abgestritten werden, als gewinnhemmend oder unnötig betrachtet werden und die normale Geschäftskultur stören. Umso eifriger ist man aber dabei, sich für die "Turnübungen" (ironische Anm. von mir) des Interlockbetriebes auf die Schulter zu klopfen, hat man doch was "geleistet": alle Besucher in seinen Hallen irgendwie zahlend untergebracht zu haben. Das verärgerte mich etwas, daher meine Einmischung in diesem Thread.
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Na bitte, da kommen wir dem Problem langsam näher. Zurückspulen" geht beim Interlock-Betrieb nicht, da die anderen Säle, die unterbrechungsfrei weiterspielten, ein dort sinnloses Abstoppen der Vorstellung und eine sinnlose Wiederholung zu erleiden hätten. Ergo fährt man in dem von der Panne betroffenen Saal einfach weiter, bis der Defekt behoben ist. Und wenn er nicht in Sekundenschnelle behoben werden kann, wird eben ausgezahlt. Soweit eines meiner Argumente gegen den Interlock-Betrieb. Aber hatte ich das nicht schon ausgeführt? Zum nächsten Kritikpunkt: Multiplexe auf der Grünen Wiese saugen ja auch Besucher von älteren, oftmals technisch und renovierungsmäßig zurückliegenden Dorf- und Kleinstadtkinos ab. Aber auch diese etwas staubigen Dorfkinos haben Charme und verdienten Bestandsschutz. Das Multiplex ist auch hier ein Killer, der einen Alleinvertretungsanspruch durchboxt und nach kurzer Zeit ebenso dunkle, unscharfe Bilder und topfige Töne fabriziert, wie man sie zuvor im Dorfkino erlebte. Hinzu kommt dann Interlock, der die mir als Zuschauer wichtigen Qualitätsfaktoren in Bild und Ton des vorfgeführten Films nicht positiv ergänzt, eher im Gegenteil. Konkret erlebte ich zwei "Super-Gaus" mit Interlock: in meiner alten Firma und als Zuschauer jüngst nochmals. Das wirft Fragen auf. Zu meiner Stadtsituation (Haifischbecken Nr. 1 im Lande, daher mein gereizter Ton in diesem Forum): Einzelhäuser und Traditionskinos am Kurfürstedamm-Boulevard schlossen jetzt reihenweise, da Megaplexe am Potsdamer Platz und anderswo wie ein Schwamm die Jugend anlocken. Dort aber ist die Bild- und Tongüte eher schlechter als in den älteren Traditonshäusern. Ich rede von unserer Stadt, anderswo könnte es auch umgekehrt sein. Wir haben ein volkswirtschaftlich kriminelles Overscreening (die Investitionsruinen irgendwann schließender Multiplexe - und sie werden teilweise schließen und abgerissen werden - müßten volkswirtschaftlich belastend aufgefangen werden), und dem Mittelstand, der in den letzten Jahren viel investiert hatte und auch Qualität ablieferte, wird derzeit durch künstlich forciertes Overscreening die Luft abgedreht. Aber auch ältere Kinoketten-Häuser wie Zoo- und Royal-Palast sind vom Abriß bedroht, sollen durch kleinere Multiplexsäle ersetzt werden oder sind insolvent - obwohl hier die schönsten und größten Kinosäle, in einem sogar die größte Bildwand weltweit, noch existent sind. Gehe ich also zum Potsdamer Platz und seinen Megaplexen, sehe dort kleine und flache Leinwände, Trapez- und Schrägprojektionen, verwackelte Bildstände und ständig durchknallende Hochtontreiber und wie unkritisch Publikum und Festspielleitung das Fast-food-Niveau tolerieren, packt mich doch die Wut, wenn ich da noch von Interlock-Projektion höre, als wenn nicht alles schon schlimm genug wäre! Ob das die Realität ist oder nur Lamentieren, wie Du, lieber @sewi, herunterspielst, ist eine Frage der Position. Mir durchaus bewußt, daß als Nächstes hier Argumente für die Vielfalt, die Synergieeffekte und die Freizeit- und Arbeitsplatzangebote der Multiplexe zu hören sind. Ich weiß, was ich davon halte, und zumindest einige Hundertausende in dieser Stadt lehnen diese Spielstätten ebenfalls vehement ab! Es könnten ruhig noch mehr werden, sofern Tradtionshäuser und Porgrammkinos endlich ein aggressiveres Marketing betrieben ... Ich rufe immer gerne (zumindest die Kleinverleiher und andererseits die cinéastisch sensibilisierten Kunden) dazu auf: Keinen Meter Film an Multiplexe, keinen Cent in deren Kassen. Deutlicher brauche ich wohl nicht zu werden. Sorry, wenn Ihr Euch in Eurer Berufsehre, da Ihr in solchen Kinos offenbar überwiegend arbeitet, diskreditiert fühlt. Man sollte aber auch etwas Distanz zur eigenen Tätigkeit finden, was natürlich außerordentlich viel verlangt. Im Grunde sind da einig selbstkritische Äußerungen von @Stand-By durchaus erhellend, obgleich es unsinnig ist, diejenigen zu verdammen, die in vielem glauben: "früher war alles besser". Ich fand früher tatsächlich vieles besser und das Meiste heute technisch schlecht. Sonst würde ich es nicht so direkt sagen. Also: "back to the roots"! Und das wird kommen, wenn die Branche an allen Ecken und Kanten kracht, weil nicht alle überleben können und die Angebotsmonotonie (z.B. Interlock-Betrieb u.a.) ihre Karten ausgereizt hat (Steilvorlage für die digitale Projekiton, die die Fehlerchen zu beseitigen behauptet). Da bin ich total optimistisch, daß Multiplexe großenteils verschwinden, da die Distribution sich ändern wird, wie wir alle wissen. Das schafft Platz für "Marktnischen".
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Ist doch gar nicht der Fall. Bitte mal genauer lesen, hier nochmals im Zitat @Stand-By: " Das Multiplexe (auch nicht die von Kieft) nicht mit Kinos der tradionellen Art vergleichbar sind, dürfte bekannt sein. Die ewige Debatte , das "früher" alles besser war, kann ich persönlich nicht mehr hören. "Früher" gab es auch keinen so hohen Auschuss an frischen, trotzdem defekten Filmkopien, [...] Und wie so üblich ist das genannte Haus einzigartig, trotz Baujahr 2001 ist das Gebäude eher als Ansammlung von Räumen und Türen anzusehen, und ist mit Sicherheit nicht ein nach modernen Masstäben geplantes Multiplex mit entsprechender Ausstattung (u.a. 12 Kinos mit 11 Vorführräumen auf 4 Ebenen und Interlockrollen in luftiger Höhe). [...] Das die wahrscheinlich in der letzen Nacht reingezimmerte Technik ab und zu ein Eigenleben entwickelt und bei Fehlern aufgrund fehlender Überwachungsmöglichkeiten"nichts von sich hören lässt" ist nicht nur kostenintensiv, sondern für Besucher wie Mitarbeiter recht nervig. Definitiv kann "menschliches" Versagen am Tag X ausgeschlossen werden." Zitat-ENDE. Somit geht's nicht um einen Vorführer-Fehler, sondern um strukturelle Probleme in deutschen Multiplexen. Da zudem ein sehr harter Verdrängungswettbewerb herrscht, wo Multiplexe als Kinos der Zukunft ausgelobt wurden und alles "Alte" herunter gemacht wurde (und alsbald schloß, oder andererseits Renovierungen dort zu spät kamen), schien mir der Einwand gegen die Betriebsform Multiplex und Interlock-Betrieb berechtigt, nachdem man dort sieht, wie toll das ist. Zudem fragte @magentacine, der den Thread einrichtete, Folgendes: "Mich würde rein technisch viel mehr interessieren, was eigentlich bei der Interlock-Geschichte schiefging". Diese Frage wurde von @Stand-By bislang noch nicht beantwortet. Warum sollte man dann froh sein, daß überhaupt eine Antwort kam?
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Wer sich wendet, möge dies tun. Apropos "Speicherplatz": wird in diesem Forum eher durch dumpfe Witze und Privatnachrichten verbraucht. Zum Thema: Natürlich kann ein Kolben während des Betriebs ausfallen, alles selbst erlebt. Nur trifft meine Annahme inofern nicht ins Schwarze, als daß laut FR ja zwei Säle gleichzeitig ausgefallen sein sollen. Da bereits die Möglichkeit des "Zurückspulens" (Umrollvorgang, der im Falle einer Unterbrechung gegenüber dem Zuschauer den Zweck hat, nach Neustart die Handlung dennoch vollständig nachzuholen) seit Aufkommen des Filmtellers (der gewiß andere Verdienste hat) leider entfällt und im Interlockbetrieb unmöglich würde, zeigt sich eben, wie fragwürdig gewisse Betriebsweisen sind. Somit wende ich mich von einigen dieser "Systeme" ab und ebenso von deren Apologeten, da offenbar ihre gewerbliche Existenz damit zusammmenhängt. Wie gut, daß es bei so viel "coolness" noch die Frankfurter Rundschau gibt! @Haueptling-Zitat: "Der Vorteil bei einer Kopie beim Interlock in einem Saal Englisch und im anderen Deutsch zu spielen find ich nähmlich auch sehr nützlich! Klar ist das Risiko bei 4 fach Interlock größer... Aber bei neuen Kopien seh ich da eigentlich kein problem! [...] Der Zuschauer merkt doch da gar nichts, ob mit oder ohne gespielt wird. Die Besucher haben ja auch die möglichkeit zum beispiel - bei der ersten Startwoche - einen guten Platz zu bekommen. Und muß sich das nicht immer anhören: Tut mir leid Ausverkauft oder es sind nur mehr die ersten Plätzen frei usw. Zitat Ende. Das läßt sich nicht ganz abstreiten. Ob das aber die enttäuschten Frankfurter in der ausgefallenen Nachtvorstellung überzeugt hat, wage ich zu bezweifeln. Das ist offenbar nicht ernst genug genommen worden, habe ich den Eindruck. Auch möche ich nochmals daran erinnern, daß in unzähligen Nicht-Multiplexen oder solchen, die über keine Interlock-Möglichkeit verfügen, in einem einzigen Haus mehrere HDR III-Kopien zum Einsatz kamen und der Verleih auch vorbehaltlos lieferte (liefern mußte). Dies als Hinweis für den Fall, daß die Interlock-Technologie in manchen Häusern nicht in den Griff zu bekommen war/ist. Dabei liefen diese zeitversetzt hier in sehr schönen Traditions-Sälen an, die jeweils 1056 und 438 sowie 905 und 609 Plätze aufweisen und der bezeichneten Anoymität von Multiplexen und dem zeitgleichen Massenstart durch den Interlockbetrieb m.E: vorzuziehen sind, da die Laufkundschaft u.a. Interessenten hierdurch geschickter abgefangen werden. Da ich aber bereits den Event-Charakter einer Kinodarbietung ansprach, die in den von mir geschätzten traditionelleren Filmpalästen - sofern es solche noch gibt - besser zu Geltung kämen, sei hinzugefügt, daß man beim Interlockeinsatz - wenn der Verleih schon auf diese Weise Geld an der Kopie spart - durchaus eine besondere Showprint wieder erwarten dürfte. Leider aber ist es ja doch nur wieder die Massen-Dupkopie, sodaß alles eben billiger und lukrativer, aber nicht besser wird. Habe aber den Eindruck, daß dieser Punkt in diesem Thread keinen Anklang findet. Ebenso der gleichfalls von der Geschichte überrollte Anspruch, daß besonders große Säle einiger klassischer Paläste mit einer Showprint (früher Originalkopie) und bestens gewarteter Anlage mit perfektem Bildstand weit eher das erfüllen, was ich von einer Premiere erwarte. Gehe ich indessen in eine "Interlock"-Premiere, jedenfalls in meiner Stadt (und offenbar auch anderswo), so wird diese einzige mittelmäßige Dupkopie mit zahllosen Schalt- und Kopierfehlern und schlechtem Bildstand unreklamiert von den Kinobtreibern und auch uns Vorführern zum Einsatz gebracht, interlock-verschaltet und auf mehreren Projektoren, deren Bildstand und Ausleuchtungsgüte von Saal zu Saal unterschiedlich ist, nochmals degradiert. Das führt in eine Richtung, von der ich mir als anspruchsvoller Zuschauer keinen Genuß und keinen Gewinn verspreche. Und dieser Zuschauer merkt zwar nicht, daß es Interlockbetrieb ist, aber er bemerkt das verwackelte Bild, wohingegen eine Zweit- und Drittkopie (oder ein Showprint) die Chance eines besseren Bildstandes vielleicht geliefert hätte. Deshalb sehe ich für den Zuschauer nur bedingt Vorteile durch den Interlock-Betrieb (freie Platzwahl, weil halbleere Säle, die aber, weil sie nicht voll sind, entspechend weniger Atmoshäre haben; mehrsprachige Versionen, die aber auch durch Zusatzkopien zur Verfügung stünden). Da wie von mir erhofft das Wort "Zurückspulen" soviel Gelächter evoziert hat, fühle ich die Annahme bestätigt, daß dieser in Programm- und kommunalen Kinos noch gepfelgte Service so sehr ein Fremdwort geworden ist, daß man darüber heute höhnt und halt irgendwie weiterspielt oder die Gäste auszahlt, als sich zu überlegen, wie man den Spielbetrieb zu umbaut, daß solches wieder möglich würde (Spulenturm etc.). Die fortschreitende Automatisierung hat also zu Risiken geführt, die in uralten Betriebsweisen noch nicht erahnbar waren. Ich werde immer Bekannten abraten, ein Multiplex zu besuchen und sie auf Traditionshäuser verweisen.
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Gute und prägnante Ergänzung! Aber auch Gründe der Filmschonung bei längerfristigem Einsatz (evt. auch bei Archivkopien) würde ich ja anhand meiner obenstehenden längeren Ausführungen gerne weiterdiskutieren. Ebenso mechanische Risiken, die en detail zugunsten oder zuungunsten Überblendbetrieb/Koppeln sprächen. Schonender Einzelaktbetrieb mit Überblendung ist wohl nur mit Gleichstromläufern (Vierquadrantenreglung) am Ab- und Aufwicklungsarm zu empfehlen, sonst Verregnung und zusätzliche Verstaubung vorprogrammiert. Dafür muß bei gekoppelten Filmen (1800 Mtr.-Spule bis hin zum Teller) ausnahmslos so professionell eingelegt werden, daß eine Einlegefehler nicht zur durchgehenden Beschädigung aller Akte führt, denn das wäre der m.E. einzige gravierende Einwand gegen das Koppeln.
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Ich habe bewußt provokativ-"naiv" aus der Distanz formuliert wie jemand, der "die Welt nicht mehr begreift". Mit den erwähnten Technologien habe ich gearbeitet und sie gewartet, in zwei Kinocentern und einem Multiplex zwischen 1987 und 1999. Vorführtätigkeit begann 1981. Parallel Kopierwerkstätigkeit. Bin gespannt, ob mir einer die Fragen endlich qualifiziert beantworten möchte, anstatt sich abzulachen, wo man das Weinen bekommt?
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Nochmals würde ich den Artikel in der FR gerne verteidigen. Allerdings gelten in beiden Branchen berufsethische Prinzipien, nämlich die einer wahrheitsgemäßen, selbstkritischen und wenn möglich auch noch objektiven Darstellung. Die FR hat nach meinem Eindruck nicht gelogen, und die nicht-fachmännischen Begriffe wie "Umlenkung" umschreiben nichtsdestotrotz einen eindeutigen Vorgang, der im Abspielbetrieb von Filmen (hier: Interlock-Betrieb) mit Risiken behaftet ist und zur "Sicherheit" von Kopie und Betriebsablauf nichts Positives beträgt, zumal das Primärinteresse (das vor der Betriebssicherheit rangiert) in der Erhöhung der Kundenreichweite mit ein und dem selben Artikel liegt, welcher innerhalb kürzester Zeit "anormal" oft zu zirkulieren hat (Interlock-Betrieb). Ansonsten dürfte eine einzige Kopie auch für ein einziges (größeres) Haus vollauf genügen, und die Vereinfachung des dortigen Abspiels trüge zu eine "Perfektionierung" der Betriebssicherheit bei. Aber leider lassen sich nur kleinere Säle im Dauerbetrieb und angesichts des Overscreenings "über Wasser halten, wenn man dieser Ideologie glauben mag. Ich wiederhole mich natürlich hier und bleibe auch bewußt sehr "theoretisch", um an die Wurzeln zu gelangen. Mit Polyester, Massenstart, Internetpiraterie, Multiplex usw. änderten sich wie wir wissen die Anforderungen an Technik und Abspiel. Das sollte hier auch detailliert ausdiskutiert werden. Immerhin hat die FR hierzu einen Anstoß gegeben, wird aber zu meinem Erstaunen als Schmähblatt eines ganzen Berufsstandes hier ausgebuht. Aber die FR ist eben nicht verantwortlich für die Panne im Interlock-Betrieb, sie ist eine öffentliche publizistische Instanz, die die Pflicht hat, Interessen verschiedener Bevölkerungsschichten (in diesem Fall des arglosen Kinobesuchers) zu artikulieren. Es ist lobenswert und leider viel zu selten, wie ich finde, daß Schiefstände im Kinobetrieb öffentlich beleuchtet werden, denn nur so kann der Willkür und Ignoranz gegenüber dem Zuschauer und der Entwertung der Ware Kino ganz allgemein (äußerst gefährlich und hochaktuell!) entgegengetreten werden, und der Betreiber und die Mitarbeiter geben sich nach einer Schelte mehr Mühe. Ich werde mich aber hüten, pauschal den Interlock-Betrieb hier als reines "Pannenmonster" zu verdammen, da sowohl die modernen Projektoren eine größere Filmschonung aufweisen, außerdem sowieso mit strapazierfähigem Polyester-Film gespielt wird und die Kopien meist neu und mechanisch zuverlässig sind. Drehen wir nun die Zeit um 20 Jahre zurück und betrachten einmal die Repertoire-Filmeinsätze von Triacetat-Kopien auf uralten, Splice-freudigen Projektoren unter von Überblendung zu Überblendung hetzenden, oft unvorbereiten Vorführern, so kann von Betriebsicherheit auch hier wenig die Rede sein. Neu aber ist die "Dimension" des kalkulierten Risikos per se im Interlockbetrieb. Diesbezüglich sind die bisherigen Thread-Beiträge durchgehend gespalten: einerseits wird pauschal gelobt "klappte bei uns prima", andererseits heißt es warnend "kriminell", und manche geben zu, bei jeder zweiten Anwendung dieser Praxis in ihrer Firma Probleme bemerkt zu haben. Weiterhin werden der ökonomische Druck durch Internetpiraterie und die kurzfristigen Entscheidungen für die Filmwahl kurz vor Kauf des Kinobillets angeführt, die die Beschleunigung der Warenzirkulation auf die Spitze getrieben hätten. Meine Frage: Ist das die Zukunft des Kinos, kommt da noch mehr (digitale Projektion statt Interlock?), und: muß man alles mitmachen oder geht das mitunter auch anders und ebenso erfolgreich? Ist dies eine Frage der Betriebsform oder ausschließlich eine der sorgfältig arbeitenden Filmvorführer? Enttäuscht hat mich die Antwort von @Stand-By: es wird dort zwar mit Befremdung reagiert auf alle, die sich nun an die Reportage der FR "ranhängen" würden, gar nicht in der Vorstellung zugegen gewesen wären und im übrigen die überaus positiven Äußerungen der Gäste zum "Rest" der Veranstaltung (nämlich vor der Interlock-Panne) nicht gebührend gewürdigt hätten (etwa die "abgenudelte" Kopie des zweiten HDR-Teils?). Überdies sei doch die (unbotmäßige?) Unterstellung der FR fast so etwas wie der eigentliche Skandal, daß bei dieser Vorstellung gar eine Computer-Software für den Ausfall verantwortlich gewesen wäre, obwohl man im Kino von @Stand-By über keine solche zur Steuerung der Projektoren verfüge. Nicht verraten wird aber, wie sonst dann im "Cine-Star Metropolis" der Anlasser sein "Kommando" für den Interlock-Betrieb erhält. @Stand-By: das nennt man Ausweichen! Wenn anderen also Unkenntnis unterstellt wird, dann wäre doch eine glaubwürdige Begründung und Entschuldigung für diesen "Supergau", wie er ja überraschend freizügig von Mitarbeitern im Kino vor Ort selbst tituliert wurde, angebracht. Stattdessen hört man ausweichende Allgemeinplätze in diesem Thread wie: "Wobei ich jetzt mal anmerken muss, das dieser ominöse "InterlockRechner" bislang nicht aufgefunden wurde, weil nicht existent. Der Rest war eher eine verkettung von unglücklichen Zuständen [?] Definitiv kann "menschliches" Versagen am Tag X ausgeschlossen werden." Nun ja, das sind Informationen, @Stand-By, die eigentlich keine sind. Erinnern wie uns an das Zitat der FR: >Ein "Supergau" laut (THEATERLEITER). In den Sälen acht und neun lief dank modernster Umlenkprogrammierung die Trilogie. Um Mitternacht sollten für eine Preview des dritten Ringe-Teils die Säle l, 2 und 3 dazukommen. Taten sie auch. Allerdings schaltete der Computer Saal acht und neun zeitgleich aus. "Die Panne war schon vor zwei Jahren einprogrammiert worden. Wir hatten das in dieser Größenordnung einfach nie vorher ausprobiert", ärgert sich (THEATERLEITER).< Zitat-Ende FR. Dann ein Schubs von mir an @magentacine: Die Schelte an mich "Aber warum muß das eigentlich in die allgemeine (und jedesmal wieder unproduktive) Multiplex-Debatte wegdriften?" ist natürlich wenig hilfreich, und das weißt Du natürlich. Du schiltst ja selbst die "Anonymität" mancher dieser Häuser in Deinen Zeilen. Konkret nochmals meine Rechtfertigung meiner "politischen" Sichtweise: Der Interlock-Betrieb ist eine wesentliches (positives oder negatives, je nach Bewertung) Merkmal der Betriebsform Multiplex. Weiterhin, @magentacine: Du startest mit dem FR-Zitat einen Angriff gegen allgemein als schlimm einzustufende Filmdarbietungen, die es auch weißgott sind, versteckst Dich aber vorsorglich hinter einer fachterminologischen Schelte der FR und hinter humoristischen Einlagen? Beide Diskussions"strategien" haben leider - aufgrund eines fehlenden Standpunktes - in diesem Thread nachwievor kein Licht in die realen wirtschaftlichen und technischen Kalküls/Risken des Interlock-Betriebs gebracht, sondern eher einer Beliebigkeit im Stil von Privatnachrichten Vorschub geleistet. Weder Deine Schelte der FR noch Dein Verstehenwollen der Betriebsweise Interlock/Multiplex konnten empfindliche und relevante Informationen bislang zutage fördern. Sie werden wohl auch - man lese nochmals die Zeilen von @Stand-By aufmerksam - kaum preisgegeben werden. So bleibt erneut nur wieder Spekulation, welche Folgen Pannen im Interlock-Betrieb zeitigen können und ob sie vermeidbar sind, indem man eben nicht Interlock fährt und stattdessen, wenn möglich, eine weitere Kopie bestellt. Ich glaube deshalb nachwievor, daß der Interlock-Betrieb Risiken birgt, die kaum vertretbar sind: Was passiert eigentlich, wenn auf einem der vier oder mehr Interlock-Projektoren der Xenon-Kolben ausfällt? In fünf bis fünfzehn Minuten könnte der Kolben (von versierten Fachkräften mit VDE-Zertifikat: man beachte Sicherheitsbestimmungen!) gewechselt werden, die Vorstellung ginge evt. weiter. Was aber passiert im Interlock-Betrieb? Sehen wir dann zehn Minuten Unterbrechung in allen vier (oder mehr) Sälen für die Dauer des Kolbensaustauschs in Saal 1, oder erleben wir eher einen generellen ABBRUCH der Vorstellung im vom Ausfall betroffenen Saal, wo doch nur der Xenonkolben hätte ausgewechselt zu werden brauchen? Könnten die Zuschauer dann in die anderen Säle "umgelenkt" werden? Müßte dann nicht der Film insgesamt, der ja während des erloschenen Xenonskolbens in Saal 1 in den anderen Sälen unterbrechungsfrei und somit weitergehender goutiert wurde, nicht überall zugunsten der umgeleiteten Zuschauer zurückgespult werden? Ich frage ganz naiv, nach der "alten Vorführschule", die sich etwas unbedarft in die Moderne verirrt hat. Wir wissen alle - das macht keiner. Und in der Art wird sich auch die Panne im Kino von @Stand-By vermutlich erklären lassen, zumal er es nicht erklären mag. Auch ein "Supergau" im Kino wird kaum die Folge haben, daß man einen "Schnellen Brüter" lieber stillegt (siehe Tschernobyl), sondern daß man als bekennender Techniker den "Fehler" sucht, ihn glaubt beseitigt zu haben, um hernach dieselbe Produktionsweise fortzuführen, da es keinen "Rückschritt" geben darf. Irgendwann kommt es dann wieder zu einem "Gau", den realtiviert man wieder zum "Ausnahmefall" und beseitigt erneut gewissenhaft einen anderen Fehler, um produktionstechnisch "auf der Höhe der Zeit" und "wettbewerbsfähig" zu bleiben. Fragt da noch einer nach etwaigen Langzeitfolgen beim filmliebenden Kinobesucher? Wehe den undankbaren Zuschauern, die es nach alledem wagen, irgendwann "die Nase voll haben" und zur DVD greifen oder "mit Lebensmitteln werfen", sie sind ja so ungerecht gegenüber der tollen Gesamtleistung der wirklich einmaligen Interlock-Technologie, die das Kino zu einem modernen Freizeiterlebnis macht. Fazit: Zum Sklaven der Technik sollte man sich nicht machen, dann viel eher: ars gratia artis - Kunst um der Kunst willen oder Film in seiner Reinstform ist das, was mich begeistert, und keine Völkerwanderungen durch "anonyme Säle".
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Na, wenn es ins Kriminelle abgleitet, spricht diese Äußerung m.E. tausend Bände. Den Beruf braucht man nicht deswegen zu wechseln, wohl aber das Kino. Zudem hatte Interlock-Betrieb in den 50/60er Jahren eine andere Bedeutung und Zwecksetzung: zumeist Verkopplung zweier Projektoren untereinander (etwa für den zweibandigen 3-D-Betrieb) oder die Verkopplung eines Projektors mit einem Bandspieler (SepMag über Rotosyn etc.). Ich wüßte adhoc jedenfalls keine andere Anwendung. Zu @Odiug: Meine Anmerkungen sind erklärtermaßen negativ, da ist auch nichts Besseres mehr zu erwarten. Nur: selbst wenn auch ein großes Solo-Premierenhaus "aus alten Tagen" angeblich dieselben Desaster hätte erleben können (was ich eher bezweifle aus Erfahrung mit denselben), würde ich mich aus rein ästhetischen Gründen mit einem Multiplex nicht anfreunden könnten: 7 (gegenüber klassischen Palast-Kinos doch eher durchschnittlich aussehende) Säle, in denen keiner größer als 400 Plätze ist, in welchen die Zuschauer für ein und denselben Film/Kopie "verstreut" werden und alle "glücklich" sind - diese Weltsicht erscheint mir als Widerspruch. Ökonomisch mag sie dem Zeitgeist entsprechen (man siehe auch die Bauwut und den Hype bei nicht ausgelasteten Shopping-Centern, in denen bestimmte Konzerne unbedingt überall eine Niederlassung haben müssen, trotz mangelnder Auslastung und späterer Insolvenz), aber langfristig ist diese Tendenz massiven Warenausstoßes fragwürdig. Der hier geschilderte Frankfurter Fall ist aber kein Einzelfall. Man kann dem Interlockbetrieb daher ebenso wie der Kernkraft "restlos vertrauen", überspitzt formuliert. Weiterhin würde vielleicht als nächstes zu dessen Verteidigung vermutlich entgegnet werden, daß von dieser Betriebsweise der Standort und auch Arbeitsplätze abhängig wären. Na ja, sie werden aber auch langfristig hierdurch eigentlich nicht verteidigt werden können, da Überkapazitäten bestehen, das "Restrisiko" bei Interlock-Betrieb nicht auszuschließen ist und ggf. verheerende Folgen zeitigt. Der Standort und die Arbeitsplätze werden langfristig m.E. immer nur durch Qualität und einen Vorsprung gegenüber dem Home-Cinema verteidigt. Und davon kann bei nachts massenhaft ausgezahlten Zuschauern, die sich primär die beiden ersten "Ringe"-Filme doch nur im Zusammenhang und in Erwartung des abschließenden dritten Teils noch einmal ansahen, kaum mehr die Rede sein. Der einzelne Zuschauer sieht nicht die "überwiegend positive Bilanz" beim Interlock-Betrieb, sondern er wird sich bei solchen (Ausnahme-?)Desastern gut überlegen, ob er noch in Zukunft überhaupt ein Filmtheater aufsucht, egal dann welches, da Kino "allgemein" mit zu vielen Ärgernissen verbunden ist. Ganz bestimmt würde ich die Darbietung eines Interlockbetriebes niemals als etwas "besonderes und tolles" ansehen, wie gesagt wurde. (Für die Geschäftsleitung und den Verleiher vielleicht). Dann doch eher den Paralleleinsatz eines Block-Busters z.B. in IMAX DMR-Kopie propagieren: in einem perfekt gewarteten und architektonisch überragenden Einzelhaus. Auch das Argument, durch die nicht ausgelasteten Säle würden automatisch auch die Sichtverhältnisse angenehmer, ist eher wage: Atmosphäre kommt nicht zuletzt durch ein volles Haus erst richtig auf, und schlechte Sichtverhältnisse sind zuvorderst eine Frage der Architektur und nicht der Auslastung. Ob aber alte Premierenpaläste immer hochmoderne Objektive und eingemessene Soundanlagen hatten, sei dahingestellt. Dennoch bleibt die Skepsis gegenüber einem fabrikmäßig geführten Kino: technisch, architektonisch, programmatisch, konzeptuell, personell, ideell, atmosphärisch, künstlerisch und ... irgendwann auch ökonomisch, wenn der Bogen "einfach überspannt" wurde und die Marktsättigung zur Degeneration führt. (Alte Regel nicht der cinéastischen "Kämpfer", sondern der Betriebswirtschaftler, die ich hier nur abschreibe). Es gibt andere Weisen, attraktives Blockbuster-Kino zu machen, als das hier geschilderte und gescheiterte Beispiel, glaube und hoffe ich zutiefst. Allen frohe (und interlockfreie) Festtage wünschend. C.
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Tja, da war der DDR-Zentralismus ausnahmsweise demokratischer als manches heutige Multiplex? Offenbar ja. Da bleibt nur Bitternis, der ich mich pauschal anschließe: denn lieber ein paar Kohleaussetzer und die gleiche Kopie (aktweise) per Schnellboten zum nächsten Freiluftkino, als "spinnennetzartige" Verstrickung im Kaufhauskino und Massen ausgezahlter Zuschauer, die auf dem Popcorn ausrutschen. Im Ernst: man könnte dort versaften! Wie belustigend, wenn einer der Mitarbeiter des 'CineStar Metropolis' von einem "Supergau" spricht. (Zur Erinnerung ein Zitat: "Multiplexe sind wie Atomkraftwerke." Rede eines Berliner Multiplexbetreibers, der schließlich in die Filmproduktion wechselte).
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Wieso Mist? Hier schreibt ein nicht eben mit der heutigen Filmverwer(urs)tungspraxis vertrauter Journalist über Kinoerlebnisse von gestern, heute und morgen. Ich hörte von der Frankfurter Rundschau, der Vorfall ereignete sich wieder im 'CineStar Metropolis', aber das ist halt Frau Kiefts Problem, sofern sie noch was in der Firma zu sagen hat. Fazit: Je mehr Säle und je mehr "Technik", desto mehr Pannen offenbar. Wozu dann Technologie, wenn sie dem Film nicht nützt? War die Kopiertechnik in dieser Vorführung lobend erwähnt? Die Leinwand, die Sound-Anlage oder die Saalarchitektur? Über nichts dergleichen Atmosphärisches ist zu den Kaufhaus-Kinos zu lesen, sondern über Pannen, die früher (fast) undenkbar waren (als man noch auf dem Zweitprojektor weiterspielen konnte und stets eine vertraute Kopie für einen halbwegs gecheckten Vorführraum zur Verfügung stand). Was aber bringt uns die Unersättlichkeit von "Marktführern"? Riskante Spekulationen, Sparsamkeit am falschen Ort, überhetztes Personal, ausfallende Vorstellungen (wo durch Interlock-Betrieb die Gier nach maximalen Besucherzahlen gleich am ersten Starttag übermütig zur "Auslastung" ohnehin nur mittelgroßer Säle verführt). Aber logo, daß früher alles besser war! Wieso? Da gab's doch im fernen Frankfurt noch Tausend-Platz-Paläste wie 'Grand Palast', 'Film-Palast', 'Metro im Schwan' u.a. Verrückte Zeiten: damals gab's eine einzige Kopie für auch nur einen einzigen Saal, perfekt lichtbestimmt für die Bedürfnisse des Premierentheaters, sie lief monatelang, die Anlagen wurden sensibel gewartet und von Fachkräften bedient. Heute ist alles "schlechter"? In einem Punkt in jedem Fall: schnellstmögliches Einspiel um den Preis dürftigster Kopien- und Vorführqualität. Das wird "betriebswirtschaftlich" in Kauf genommen, was warscheinlich keiner anzweifeln dürfte. No thanks, Marktführer und Nachfolger, das braucht man nicht.
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Hier würde ich gerne weiterdiskutieren: Eine durchdachte Automatik sollte i.d.R. schon beim Startvorgang einer Langlaufeinrichtung einen falsch eingelegten Film "stoppen". Das ist zumindest beim 600-Meter-Spulenbetrieb - sofern man noch mit engen Trommelkanalrollen wie auf älteren Getriebeprojektoren arbeitet, nicht immer durchgehend von einer Automatik überwachbar, sodaß Perforschäden bei nicht fluchtendem Material sowie auch Laufstreifen, bedingt durch Trommelkanalrollen usw. nicht auszuschließen sind. Hinzu kommt gerade im Spulenbetrieb die höhere Verschrammung durch Trockenfriktonen und Staub, der dort mehr Schaden anrichtet als im Tellerbetrieb, Stefan. Auch das "Herausspringen" des Films aus Umlenkrollen bei Telleranlagen, wie Du erwähnst, kenne ich so nicht - kann dies aber nicht für alle Fabrikate ausschließen. I.d.R. sind ja die (zumeist roten) Stützrollen eine Voraussetzung, die ein Herausspringen verhindern soll und der Film wirft, da dauerhaft unter Zug, keine Schleifen. Sollte dies dennoch einmal der Fall sein oder eine verklebte Filmlage blockiert unwiderruflich vor der Einsteckeinheit, so wird die Rißschaltung aktiviert und die Anlage stoppt. Gerne aber lasse ich mich von anderen Erfahrungen belehren, die dies nicht bestätigen möchten. Betreffs des unterschiedlichen Umgangs mit dem Film beim Entkoppeln ist das m.E. nicht eine "Geschmacksfrage", sofern hier jeder seine "eigene Arbeitsweise" für richtig hält. Sollte dies von Dir aber als ein Argument gegen das Koppeln gemeint sein, was an und für sich ja in der Praxis immer wieder zu Bildverlusten führte, so liegt es am Verleih oder am Archiv, bei Anlieferung der Kopien bspw. eine bestimmte Stelle vorzuschreiben, an der getrennt und gekoppelt werden kann, und diese entsprechend zu zu präparieren. Das schränkt die Willkür zumindest mittelfristig ein, und im Zusammenspiel mit einer perfekt gewarteten Langlaufeinrichtung sollte ein Abspiel der Kopie technisch (man beachte die Einmessungsunterschiede bei Überblendungsprojektoren) und praktisch hervorragend klappen. Die Unterteilung in Einzelakte ist kein heiliges Gesetz, sondern entsprach den Erfordernissen beim Filmdreh oder bei der Filmnachbearbeitung in den Kopierwerken und den Modalitäten des Transports. Dennoch sollte ein jedes Kino für aktweise Überblendung technisch und personell gerüstet sein, wenn das nachwievor die Auflage einiger Veranstalter ist oder zeitliche Gründe dies erfordern. Es gehört nachwievor zum guten und gar nicht hoch genug einschätzbaren "Handwerk", dies zu können und dabei die Kopie (sowohl bei der Vorbereitung am Umrolltisch als auch während und nach der Projektion) so jungfräulich wie möglich zu belassen.
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Die Frage lautete: "Warum eigentlich Akte koppeln?". Daraus ergeben sich neben rein technisch-operativen und ökonomischen Gründen auch Fragen der Archiv-Ethik, etwa: "Sollte man Akte eigentlich koppeln?" Somit habe ich die eingangs gestellte Frage legitimer Weise differenziert. Anstoß hierzu waren bereits Thesen meiner Vorredner zur Kopienabnutzung. Diese wurden um Aspekte der Risikoeinschränkung bei Archivkopien erweitert, weshalb erstmals ich das gängige Credo in Frage gestellt habe, die klassische Überblendung (Akte werden einzelweise abgespielt) sei immer die beste Vorführweise. Eruiert wurde meine Präferenz auf ein Koppeln von Akten durch Vergleiche verschiedener Fabrikate von Telleranlagen und Projektoren, die auch aufeinander abgestimmt sein sollten, um das Risiko eines Totalschadens zu minimieren. Diese Betrachtung erschien mir wichtig, da von vielen Archiven ein "Koppelverbot" ihrer Filme ausgesprochen wurde, woraus zwingend mitunter ein Überblendungsbetrieb von Einzelakten resultiert. Explizit halte ich diese Anordnung für ein Dogma der Archive, das auf irrigen Einschätzungen beruht: defacto leiden nämlich die Einzelakte ihrer seltenen Kopien deutlich mehr unter einem aktweisen Abspielbetrieb, als wenn diese vorsichtig gekoppelt und über eine perfekt gewartete Langlaufanlage gespielt würden. Da einige Beschwerden über meinen Beitrag eingestehen, sie hätten ihn nicht einmal gelesen, vermag ich keine Abweichung vom Thema zu erkennen. Schade, daß die genannten Punkte nicht positiv aufgenommen und weiterdiskutiert wurden, sondern rüde niedergemacht werden. Bisweilen ist dabei bereits die Schwelle zum Analphabetismus überschritten, was allein schon die Einführung von Forumsregeln rechtfertigte.
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Subjektiv und "gefühlsmäßig" schließe ich mich @magentacine und @christian_mueller an, obwohl ich was gegen Fließbandvorführungen (geschäftlich einkalkulierte Risiken werden über die Rechtsschutzversicherung der Kinos bei Kopienschaden gedeckt) habe, die die Folge des Overscreenings seit den 1970er Jahren sind. Und andersherum zeigen einem alte Archiv- und Sammlerkopien, die zuletzt in den 60er Jahren eingesetzt wurden - trotz des damals noch existierenden Ausbildungsberufs "Filmvorführer" - beständig die "Wahrzeichen" der Vergänglichkeit": unzählige Klebestellen, verschmierte Tesa-Tapes, Laufstreifen, vor allem Perfoschäden, schon damals Silberfolien bei aktweiser Automatik-Überblendung, Brandlöcher, zerranzte Start- und Endbänder, aufgehende Naßklebestellen usw. usf. Etliche dieser Probleme können beim Wiederseinsatz einer solchen Kopie in der einen oder anderen Weise dann zum Problem werden: auf älteren Telleranlagen (ST-200/270 usw.) können nachwievor (selbst nach Perchlorreinigung usw. nicht "restlos" inspizierter Klebestellen) die Filmlagen um die Einsteckeinheit verheddern. Das ist das einzige ernste Manko, das mir momentan bei altem Material auf Tellerbetrieb einfällt, denn etwa Perfoschäden werden hier weit eher toleriert als im lastabhängigen Spulenbetrieb. Anderseits könnten unsichere Naßklebestellen (die man ja nicht alle herausschneiden sollte wegen erneuten Bildverlustes!) durch mehrere Umlenkungen des Films auf Telleranlagen auf allzu kurzer Distanz "aufgehen". Sie tun dies aber auch im Spulenbetrieb unter den höheren Zugbelastungen, erst recht bei den Rollenanfängen und Enden. Hier birgt der Spulenbetrieb mit Überblendung (je kleiner die Rolle, desto aufwendiger die Kontroll- und Startvorgänge!) noch weitere Risiken: wie gesagt für die Perfo, für mehrfach fehlerhaftes Einlegen, Überbeanspruchung von Start- und Endbändern und der daraus resultierenden Pannengefahr und Kopienbeschädigung bis in den Bildteil hinein (Splicen bei Anfahrvorgängen). Zwar verursacht bereits ein einziger Einlegefehler am Teller u.U. einen "Supergau": den Totalschaden einer Kopie schon nach einem Durchlauf. Ich glaube aber, daß man das Risiko durch Sicherheitsschalter (ja: warum nicht neben jeder zweiten Rolle ein zuverlässiger optoelektronischer Abtaster?) mindern kann: die Anlage stoppt dann unverzüglich, wenn falsch eingelegt wurde. Dito sind die neuen Einsteckeinheiten der Telleranlagen mit optischen Abtastern ein Fortschritt. Jedoch bildet jede weitere Apparatur "neben" dem "solistisch" auftretenden Filmprojektor theoretisch ein weiteres Risiko. "Theoretisch" sollte ja seinerzeit die "FP 20 Solo-Automatik" Langlaufeinrichtungen direkt am Projektor integrieren, allerdings erwiesen sich die Rückspulvorgänge (90-Grad-Filmumlenkung bei rasanter Umspulgeschwindigkeit und leider nicht konstantem Filmzug) engegen dem Geist des Erfinders als Kopienrisiko. Ähnliches auch bei anderen Herstellern wie Cinemeccanica mit rücklaufendem Malteserkreuz etc. pp. Eine "Non rewind"-Vorrichtung des Willy Burth war daher wohl doch eine geniale Erfindung: der konstante Filmzug und der Wegfall des Umspulens haben vielen Kopien eine längere Lebensdauer beschert als im einzelaktweisen Überblendungsbetrieb, andererseits aber auch zur Nachlässigkeit verführt ("Supergau": "Restrisiko" wie bei der Kernenergie!). Ein weiterer wesentlicher Faktor ist und bleibt der Projektor an sich: Viele unserer "Lieblingsprojektoren" müßten schon auf den Prüfstand gestellt werden. Beispiel: auf meinen Lieblingsprojektoren "Philips DP 70" und "Bauer U2" oder den hochgelobten "robusten" "Ernemann"-Maschinen der Getriebebauweise würde ich heute nicht mehr "blindlinks" einzelaktweise uralte Kopien spielen wollen, sondern lieber auf der leider "klapprigeren" "Bauer U 4", "FP 20/30", "Viktoria-5" oder sogar "Ernemann 15". Diese Behauptung dürfte hier einen Sturm der Entrüstung ernten, aber für spezielle Anwendungen haben sich auf den neuen "Klapperkisten" eine vereinfachte Filmvorführung, der Verzicht auf Trommelkanalrollen (zugunsten besser sichtbarer weißer Delrin-Umlenk- und Führungsrollen), Verzicht auf gewichtsabhängige Friktionen, ein längerer Weg - zusätzlich über eine breiter ausgeflanschte Umlenkrolle - von der irgendwann einmal schlagenden Metall-Spule hinüber zur ersten Zahnrolle des Projektorkopfes, elektronische Rißschalter usw. usf. als durchaus segensreich erwiesen. Zwar lassen sich alte Projektoren ebenfalls in diese Richtung umbauen (meine persönliche Lieblingslösung), aber den Aufwand treiben die wenigsten, und/oder erst nach endlosen Pannen. Auch die Schäden durch Sprungschrammen zu großer Schleifengrößen an der Schaltrolle (gerade auf der von mir geschätzten "FP 5" oder anderseits der robusten "Ernemannn X" u.a. älterer Projektoren) sind ja auch nicht zu unterschätzen. Der "moderne", filmschonende und preiswerte Projektor der Leichtbauweise in Verbundelung mit einer Telleranlage bietet also "Patentlösungen" für durchgehend gekoppelte Akte alter und neuer Filme. Die Debatte um heutige Anforderungen im Polyesterbetrieb habe ich nicht angeschnitten, da sie schon oft geführt wurde. Die Bewertungen dürften hier wieder anders ausfallen: z.B. aufgrund der mechanischen Dauerbeanspruchung eines einzigen Projektors hier mitunter die Wahl eines robusteren alten Getriebeprojektors nahelegen. Quintessenz: es müßte erst eine unabhängige Branchenstudie systematisch und tabellarisch die Vor- und Nachteile der jeweiligen Betriebsweisen in einem Bewertungsprofil erfassen und wohl ingenieurwissenschaftlich verifizieren. Dies hülfe auch den rein subjektiven Bewertungen über "Was ist besser?" ab, die seit nunmehr Jahrzehnten zu keiner Übereinstimmung führten. Allerdings dürfte ein derartige Expertise für Unruhe unter den Produzenten von kinematographischem Equipment sorgen, die sich evt. dann ungerecht bewertet fühlten. Vielleicht hat es ja auch deshalb bis heute eine verläßlichere Expertise nicht gegeben? :idea:
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Ja klar! Und dann gerne auch ausführlicher, wenn keiner "kneift". :wink:
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Doch, das braucht man. Denn wo bei Dauerdefiziten eine Koalition des Schweigens herrscht, und sich manche Persönlichkeiten und Fachleute auf die Schulter klopfen (künftig sind es dann wohl Ingenieure für Kunststoff-Verklebung, die fast die gesamte Projektionstechnik der Potsdamer-Platz-Lichtspielhäuser planten und darüberhinaus?) und zusammen mit der Festspieladministration, die schon vor Bauende von den fantastischen Vorführbedingungen schwärmte (auch von technischen und konsekutiv auch personellen Bedingungen, was die vielen angelernten Aushilfskräfte angeht?) und in gewisser Selbstherrlichkeit ergehen, wie ich finde (vgl. die Dokumentation "50. Berlinale 2000 - The Face of a new Festival", worin die Internationalen Filmfestspiele Werbebotschaften wie folgt verkünden, die ich - aus der Paxis - nicht so bestätigen würde: "Individuelle Ausstattung und technische Pefektion: Blick in zwei CinemaxX-Kinos" [...] "Ausgefeilte Bild- und Tontechnik, große Leinwände, moderne Komfortsessel und klimatisierte Kinosäle sorgen dafür, daß im CinemaxX jeder Film unter besten Bedingungen präsentiert wird. Der hohe Neigungsgrad von 15 Grad im Zuschauerraum gewährleistet optimale Sicht auf allen Plätzen, denn jede Siztzreihe hat einen Höhenunterschied von 32 Zentimetern zur nächsten Reihe. Alle Kinosäle sind mit der maximalen Leinwandgröße ("vierte Wand") ausgestattet. Das neue Gesicht der Berlinale am Potsdamer Platz bedeutet eine Anpassung an höchsten Kinostandard." Und schließlich ebd. das Vorwort des 2000 noch amtierenden Festival-Direktors: "[...] und den Stars wird der längste rote Teppich aller Zeiten ausgerollt, während die Vorführbedinungen ein Optimum erreichen, von dem man nur träumen kann!") - wer also immer nur Selbstlob und Hauptstadtüberheblichkeit (bin selbst Berliner) gelten läßt, stößt hier auf Widerspruch. Ergänzend sei darauf hingewiesen, daß vor zwei Jahren die Verbände der amerikanischen Filmindustrie von sich aus der Berlinale anboten, gerne einmal deren Vorführstandards zu überprüfen. Wie aber lautete die Reaktion? Man bedürfe dieser Hilfe nicht, da bereits die Zusammenarbeit mit der weltweit führenden Firma Kinoton (die ich hier nicht positiv oder negativ beurteile!) ein ausreichender Garant für die Vorführstandards sei. Soviel, lieber Vorredner @OP, zum Thema "mißverstanden genialische Selbstdarsteller". @OP: falls Du eine Gegendarstellung verfassen möchtest, kann diese diesen Thread nur bereichern und meinen "einseitigen" Beitrag realitivieren helfen. Es geht also nicht um "Exoten und Selbstdarsteller", sondern um technische Standards, von denen man als Steuerzahler auf dem Festival doch etwas erwarten kann. Die angesprochenden Institutionen sind teils staatlich während der Filmfestspiele subventionierte Kinos und Veranstaltungen. Viele hochengagierte Kinobetreiber und hochkompetente Techniker außerhalb Berlins, die sich verdient und verdienter gemacht haben, erhalten a) keine steuerlichen Zuwendungen oder b) publizistisches Selbstlob. Der engagierte Vorführkollege Uli (s.o.) wird mich zwar für die Einseitigkeit meiner Schelte vielleicht verdammen, was ich bedaure, da ich nicht ihn hierfür verantwortlich mache, sondern die Zustände in Berlin ganz allgemein. (P.S.: Lieber @OP, leider habe ich Dich dreimal angeschrieben auf Dein Verkaufsangebot "MPU-1"-Magnettonvorverstärker in der Kategorie"Biete" dieses Forums. Du bietest etwas zum Verkauf an, hast die Ware nachwievor, teilst aber weder Deine Telefonnummer noch Adresse mit. Ernst oder Witz??).
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TK-Chris: Bitte um Aufklärung! Welcher Titel ist gemeint? Von "all the queens man" habe ich noch nie etwas gehört. Meinst Du "Queen of the Gypsies" (Sovscope 70, 70-mm-Negativ) oder Mary - Queen of Scots" (Panavision, 35-mm-Negativ")? Dankeschön.
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Also ob die 'Alhambra'-Kinos in Berlin "bankrott" sind, habe ich zumindest in öffentlichen Verlautbarungen noch nicht gehört. Wohlwahr sind die schon Jahre vor dem ersten Spatenstich prognostizierten Minimalumsätze, zudem in gewissser Nähe zum 'CineStar' in den Borsighallen mit identischem Programm. Gleichwohl hat Dipl.-Kaufmann Wegenstein, der Bauherr, sein Kino auf seit urlangen Genealogien bestehendem eigenen Grund und Boden errichtet, angeblich zwar auch Hypotheken aufgenommen, aber m.E. so schnell nicht aufgegeben. Die hochgelobten HPS-4000-/SDDS-Anlagen dort sind zwar installiert, ob aber je eine "Abnahme" stattfand, wage ich zu bezweifeln. Apropos Geld: Viele entlassene Mitarbeiter warten - wie man von ihnen immer wieder hört - angeblich noch heute auf ihre Löhne...
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Habe gerade den Bericht über den Kollegen gelesen und ich muß sagen, endlich wird unsere Arbeit hinter den Kulissen auch mal entsprechend gewürdigt! Wer bekommt denn im Saal schon mit, daß hinter der letzten Reihe eigentlich der Film läuft? Das, was Kollege Schmidt da erlebt hat, wäre für mich und wahrscheinlich auch jeden anderen hier Horror pur! Im Saal hats keiner mitbekommen und die Vorführung war gerettet. Und daß es mal Applaus für einen Vorführer gibt, wann kommt das denn bitte schon mal vor??? Mal ehrlich: was wären denn die Filmschauspieler, wenn es uns - die Vorführer - nicht gäbe?! -- Grüße aus Hamburg! Dazu möchte ich anmerken - obwohl das ja schon ewig her und fast uralt ist - daß die Überraschung mit der "Monsterspule" nicht das einzige Wagnis dieser letzten Preisverleihung im 'Zoo-Palast' war. Z.E.: die Samuel-Goldwyn-Spule ist von mir, die seinerzeit gezeigte 70mm-Kopie ebenfalls (zumal man den Film komplett auf 35mm nicht bekam und anstelle des Retro-Kinos 'Astor' ihn "notgedrungen" in die Abschlußgala des Zoo-Palastes wegen dessen 70mm-Ausrüstung schob). Der "Horror" begann schon die Nacht zuvor im 'Zoo-Palast' während der Testläufe. Die technische Leitung der Berlinale war trotz wochenlanger gutgemeinter Warnungen vor den Problemen der Technik dieses Hauses nur bedingt gewillt oder befähigt, diesen abzuhelfen. Obwohl bekannt war, daß es eine ältere, farbstichigere und etwas gewölbte 70mm-Kopie ist, begannen die Tests und "Umbauten" hierfür erst wenige Stunden vor Vorstellungsbeginn. Dabei bot sich ein depremierendes Bild des einst für alle Formate bestens gerüsteten 'Zoo-Palast' (heutiges Kino 1). Sicherheitshalber hatte ich Branchenprofis mit eingeladen, die sich der zeitgenössischen Technik (kopierwerksseitig und soundtechnisch) bestens erinnern konnten, weil sie selbst Abnahmen und Mischungen für dieses Format resp. Premieren in diesem Haus in früheren Jahrzehnten begleiteten. Mitgebracht wurden freundlicherweise auch die zeitgenössischen, mit der Kopie gleichalten Einmeß-Testfilme. Dies alles beindruckte den promovierten Technischen Inspekteur der Berlinale nicht im mindesten: sein Kollege z.B. war kaum davon abzubringen, den fast 40 Jahre alten Film nach Dolby-A-Norm am CP-200 einmessen zu wollen, was erst diverser Auseinandersetzungen bedurfte, ehe man endlich übereinkam, fünf diskrete Frontkanäle irgendwie "konventionell" abgleichen zu müssen. Leider kam es beim Einpegeln der Cat. 92 am MPU-1 zu ständigen Schwingungen (Peiftöne etc.), sodaß ein Einmessen des von Dolby stets als "kompatibel" mit einem CP-200/MPU-1 verbundelten "conventional magnetic"-Sounds verunmöglicht wurde: kurzerhand wurden die Kanäle Mitte-links und Mitte-rechts "nach Gehör" wieder soweit zurückgepegelt, bis das Pfeifen verschwand. Leider pfiff es dann aber heftig über die Surroundkanäle - nur mochte das als einziger im Saal nur der Technische Inspekteur nicht hören. Auch "sah" er wohl nicht gut: die Bildbreite von 17mtr. gegenüber früheren 20mtr. im vor UCI-Zeiten als "Traditionshaus" bekannten Zoo-Palastes, schien die Festspieltechniker nicht zu stören, sofern man sich nicht gerade für Film als Kunst interessiert und über die rabiaten Bildbeschneidungen wunderte. So fragte ich zunächst höflich: "Sollten man hier nicht mal die Bildmaske ausfeilen?", worauf Uli leider erwiderte: "Das Bild stimmt, hier wird nichts ausgefeilt". Der Technische Inspekteur mochte natürlich am allerwenigsten feilen. So zog ich frecherweise - war ja nun der Kopienleihgeber - die Maske aus der FP-75 - und hoppla: das Bild war breit und groß! Also erlaubte ich mir mal eine öffentliche Beschwerde unter Zeugen "anzudrohen", wenn nicht bis morgen diese "multiplex-sklerösen" Zustände der Firma UCI resp. der Festspiele GmbH beseitigt würden. Ganz flink wurden am Morgen die Masken ausgefeilt, das Surround-Peifen beseitigt, aber die verstellten Frontkanäle beibehalten: nach der abendlichen Bärenverleihung erklangen dann leider die Gershwin-Opern-Arien der alten, aber klanglich brillanten Kopie topfig, trötig und dumpf, auf den Kanälen Mitte-links und Mitte-rechts soffen sie förmlich ab. Darauf stolz der technische Berlinale-Inspekteur mir ins Ohr flüsternd: "Es ist sehr schön". Was übrigens die in diesem Thread beschriebene "Monsterspule" angeht, war diese zwar eine alte Zinkspule, die allerdings seit nunmehr 45 Jahren in fast allen 70mm-Kinos unproblematisch einsetzbar war. Die Größe ist genormt und noch heute bei Technicolor in London in identischer Größe zu kaufen. Wenn UCI-Kinowelt Zoo-Palast (unter der Ägide von Kinoton und der Festpiele GmbH/Technischer Inspekteur usw, usf.) ihre Digitalton-Geräte so einbauen, daß dabei Möglichkeiten des Abspiels früherer Film- und Tonformate verunmöglicht werden, so ist dies - bei aller Achtung vor der Einsatzfreudigkeit und Geschicklichkeit des Berlinale-Vorführers Uli - schlechterdings ein Armutszeugnis. Es trifft dann im Pannenfall (obwohl die Überblendungen ja in letzter Sekunde hier perfekt klappten) oft die letzten Glieder in der Auswertungskette - die daran unschuldigen Vorführer - damit zu belasten. Das überträgt sich auch auf eine weitere, glorreich angekündigte 70mm-Wiederaufführung zwei Jahre später im hier so hochgerühmten 'Berlinale Palast' am Potsdamer Platz, der seitdem die Funktion des 'Zoo-Palast' übernimmt: im Februar 2001 stand die angeblich "digital restaurierte" (?!?) 70mm-Wiederaufführungsversion von "2001 - A Space Odyssey" zum Angebot, wieder auf der Abschlußgala. War ich zunächst noch über die neue, bunte Kopie anfangs in freudiger Erwartung, nahm mir schon bei der ersten Aufblende zur Mondfinsternis mein Kopierwerkskollege die Wort aus dem Mund, zumal er den alten Film auf der historischen Premiere mit einer "wie von Kubrick handverlesenen Kopie" im Berliner 'Royal-Palast' noch perfekt erleben durfte: eine derart grell-aufgestylte und dennoch völlig flach wirkende Kopie habe er lange nicht gesehen. Der Ton klänge nach "Mittelwellenradio", der Bildstand sei eine Katastrophe. Das ist leider keine gehässige Schmähung heutiger Technik und Qualifikation, sondern eine immer wieder verhallende Mahnung, daß im Grunde in den Berlinale-Kinos fast nichts und wenn, dann nur in letzter Sekunde zu stimmen scheint. Konkret wird man im 'Berlinale Palast' die Mimik des elektronischen Schrittmotors der FP-75-E (ein Malteserkreuz gibt es an dieser Maschine nicht mehr) wohl nur auf die kinetischen Kräfte des 35-mm-Transports eingemessen haben (daher der katastrophale Bildstand bei 70mm-Format, siehe auch 'Kino 'Arsenal' in Berlin - obwohl die gleiche "2001"-Kopier hernach im englischen Bradford mit einandfreiem Bildstand zu sehen war!). Ebenso soll der Magnetton für die neue SR-magnetic-70-mm-Kopie von "2001" wieder erst kurze Zeit vor der Vorstellung verkabelt und eingemessen worden sein. Einen so leisen und dürftig klingenden Magnetton aber hatte auch ich noch nie gehört. Das Bild wackelte zweieinhalb Stunden lang "wie ein Rattenschwanz". Mein Kollege trocken: "Würde der Kubrick noch leben, der ja persönlich noch die Kinos inspiziert hatte, er würde hier eine Bombe in das Haus werfen". So weit so gut. Nun will ich solche "Ausnahmefälle"auf der Berlinale nicht übertreiben. Die Bildwiedergabe für 35 mm ist im 'Berlinale-Palast' sehr schön und die Vorführungen von Uli lobenswert. Dennoch habe ich mir die Unverschämtheit herausgenommen, darauf hinzuweisen, daß Film- und Projektionstechnik in Berliner Kinos und Institutionen zumeist ein Stiefkind zu sein scheinen. Mit den besten Grüßen und der Hoffnung auf Besserung...
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Für die Steilprojektion bot Zeiss Ikon in Kiel schon Mitte der 50er Jahre eine Ernemann-X für Steilprojektion an. Bei dieser war das Lampenhaus an seiner Hinterseite (so auf der Abbildung des betreffendes Heftes "Bild und Ton" zu erkennen) um etwa 30 Grad angehoben, während der Objektivträger parallel zur optischen Achse etwa um 5 cm nach unten versetzt war. Auch hier ging das nur mit Optiken im 4-Zoll-Durchmesser (101.6 mm), die aber infolge der Parallelverschiebung des Objektivträgers nicht angekippt werden mußten.
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Den hätte ich auch gerne einmal komplett und wohne nicht weit des geschlossenen 35-mm-"Traditionskinos", das trotz großer Beliebtheit und eleganten Zustandes geschlossen hat und sich etwa 100 mtr. zum benachbarten zweiten Traditionskino der Firma (dort 35/70mm-Equipment) sich befindet, das einst einen Trailer dieser Art zerfahren hat und auch bald schließen soll. Nur das zum Trost: an diesem Trailer war schon vorher nix mehr heil und die Hochmütigkeit - gefolgt von Ungebremstheit - mancher Vorführer ein bedauernswertes Markenzeichen dieser Firma, die noch vor kurzen Dtlds. größter Multiplexbetreiber war (daher die "Schließung" eigener Traditionskinos, die uninteressant geworden sind). Ich bin aber keinesfalls der Anbieter und auch nicht der Friseur solcher Auktionen. Mann sollte da nicht mitbieten, sonst nimmt das Herumschnippeln in den Kopien irgendwann überhand. Schuld ist wieder einmal die Betreiberfirma, die ihre schönsten Flaggschiffkinos verrotten läßt - der "Schnipsel" ist da für mich fast wie ein weiteres "Wahrzeichen" dieser Stadt und ihrer Großkinobetreiber, die ihren Weltstadtboulevard zur Shopping-Meile absinken läßt. Danke für den interessanten Ebay-Link, war sehr amüsant.
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SOUND 360 = 20th Century Fox's Sensurround?
cinerama antwortete auf Walther's Thema in Allgemeines Board
Da bitte ich um Erklärung, da verwirrt: inwieweit ist ein aktueller Artikel über "Rollercoaster" ein sicherer Rückschluß auf den ein Jahr später gedrehten "Damnation Alley"? Sofern "Sound 360" eine Antwort der Fox auf Universals "Sensurround" gewesen sei, ist nachtzutragen, daß "Rollercoaster" noch ein Universal-Film in herkömmlichem "Sensurround" war, auf den erst ein Jahr später von der Fox mit "Damnation Alley" mit einem anderen Sound-System "geantwortet" wurde. Sollte der American Cinematographer "Sound 360" erstmals in Zusammenhang mit "Rollercoaster" erwähnen, wie Du schreibst, wäre dies eine sehr aufschlußreiche, neue Erkenntnis - ich kenne den Artikel noch nicht. Meine dürftige Information sagt nur aus, daß ausschließlich für "Damnation Alley" dieses System angewandt wurde und weitere Ankündungen für "Driver" und "Damien - Omen II" im Sande verliefen. In (West-)Deutschland liefen von den o.g. Titeln lediglich zwei in einem Sonderverfahren: "Rollercoaster" (u.a. in der Berliner 'Filmbühne Wien' etwa 1977 mit einer original "Sensurround"-Anlage für optische Modulation, die nochmals für "Kampfstern Galactica" anderthalb Jahre später zum Einsatz kam). "Sound 360" beinhaltete konkret MagOptical-Tonspuren auf 35mm-Kopie, dabei mit lediglich drei Magnetpisten (zur Speisung einer gesonderten Lautsprecherkonfiguration) und eine diesmal nicht halb verdeckte, sondern freie Mono-Lichttonspur normaler Breite. (Eine kleine Spitzfindigkeit am Rande: keineswegs sind die American-Cinematographer-Ausgaben in jeder gut ausgestatteten Bibliothek erhältlich: in unserer berühmten Bibliothek im Filmhaus Potsdamer Platz lückenlos leider erst seit den 70er Jahren! Und nur durch Zufall liegt bei mir noch die Augabe vom November 1974 auf dem Tisch, auf der ab Seite 1312 ein Großbericht über "Sensurround" anläßlich der Produktion "Earthquake" beginnt.) Ich hoffe, es melden sich noch einige Soundtechniker dieses Forums mit USA-Erfahrung, die diese Frage näher beantworten können? -
Vielen Dank für derart umfängliches Interesse an früheren Kinoangelegenheiten, wobei ich doch gleich bei der unsachlichen Nebenbermerkung "schwitzender" Projektoren ertappt wurde, die rein gar nichts mit dem Polfiltereffekt zu tun haben: Es war nur eben bermerkenswert, daß der legendäre Berliner Vorführer W.M. , nachdem er vom 'MGM-Theater Kurfürstendamm' mit zwei "wie geleckten" DP70-Maschinen und einer berauschenden Darbietung von "Meuterei auf der Bounty" in 70mm Ultra Panavision verwöhnt war, mit Amtsantritt im Neuköllner 'Rixi' nicht nur sexy Filme goutierte, sondern auch "schwitzende 'Ärgermann'-Projektoren" (da besagte Ernemann IV, stangenmäßig noch für 3-D verkoppelt, kübelweise Öl ließen, so daß er oben mit dem Nachfüllen kaum nachkam, wo er doch eigentlich die Brennstäbe zu kontrollieren hatte). Aber jetzt habe ich wohl ich die Ernemann-Fraktion verprellt? Nun - man darf fast vierzig Jahre später schon erstaunt sein, daß das später in 'Off' umbenannte und jüngst als 'Neues Off' renoviertes Kino heute zu den schönsten der Stadt gehört (allemal einen Berlin-Besuch wert, neben 'Zoo-Palast' 1 und 4, 'Filmpalast Berlin', 'Royal-Palast' 1 und 2, oder 'Filmtheater International' - zumal der Potsdamer Platz rasch anödet). Bei letzterem Kino, dem 'International', wäre interessant zu wissen, bis wann dessen 3-D-Leinwand Bestand hatte? Zu erwähnen sind ebendort die 3-D-Stereo 70-Premieren der russischen Produktionen "Stereo 70" am 2.6.72 und "Der Reiter ohne Kopf" am 5.4.74 u.a., wobei zwei Teilbilder nebeneinander im Normalformat auf 70-mm-Kopie über Splitlinse und mit 6-Kanal-Magnetton wiedergegeben wurde. Wie Du bereits oben ergänztest, war "Operation Taifun" 1966 natürlich der große HiFi-Stereo 70-"Schlager" im Europacenter - nach Einführung von Todd-AO fast schon "zuviel des Guten", wie mancher Zeitgenosse anmerkte: zwei anamorphotisch im Faktor 2x aufgezeichnete Teilbilder auf 65mm-Negativ wurden ebenso auf 70mm-Positiv mit 6-Kanal Magnetton kopiert und boten im Seitenverhältnis von 2 : 1 die vielleicht eindrücklichsten 3-D-Bilder, die es je gab, bedenkt man die Vorzüge der plastischen Photographie der 60er Jahre in Verbindung mit Kopierung auf damaligem stark silberhaltigem Kaltprozess-Printmaterial. Demgegenüber dürfte auch das heutige IMAX 3-D etwa hinsichtlich seiner Reliefartigkeit deutlich abfallen. Über die Wiedereröffnung des Zehlendorfer 'Primus-Palast' dürfen wir uns bald freuen, leider aber werden historische Rekonstruktionen auch der Projektionstechnik heute leider überall stiefmütterlich behandelt, gilt doch das Hauptaugenmerk zunächst dem architektonische Primat. Das 'Sputnik' spielte in den 80er Jahren mehrmals 3-D auf Askania AP XII-Projektoren, die aber zu der Zeit bereits Einstreifenkopien projizierten. Über "Dynasty" im 'Filmkunst 66' gibt es noch irgendwo ein Abbild, möglicherweise in "Filmzeit", dem Buch über die Berliner Off-Kinoszene? Der erwähnte Filmkaufmann P. H. Vollmann zeigte außerdem noch Anfang der 80er Jahre in seinem 'Thalia-Kino' in Lankwitz die Triarama/HiFi-Stereo 70-Produktion "Liebe in 3-D", zwar in 35mm, aber dank einer aparten Frau Steeger sehr zu meiner Erbauung. Das Bild dort aber war stockduster, ebenso zur selben Zeit im 'City' bei Warhols "Frankenstein" (mit "nur" 2.5 kW auf 17 Metern Bildbreite). Die 3-D-Vorführungen im Charlottenburger 'Broadway' habe ich verpaßt, wohl aber sind vielen Berlinern dort die 70-mm-Todd-AO-Vorführungen Mitte der 70er Jahre noch lebhaft in Erinnerung, die der Betreiber K.P. Hanusa im damals sich 'Cinema Prinzeß' nennenden Kino mit Leidenschaft darbot. Verpaßt wurde von mir auch 3-D in der damaligen 'Filmbühne Sylvia' (vom ersten Betreiber K. Heger nach dessen Tochter benannt), des heute von K. Steenwerth mitbetriebenen Erstaufführungshauses 'Odeon', in das er für "Far and away", "Hamlet" und "Vertigo" mittlerweile 70mm-Projektion einbaute (da fehlt also nur die Splitlimnse für HifFi-Stereo 70 und die Silberleinwand). Im Weddinger 'Sputnik' wird die 3-D-Bildwand gewiß noch aushängen - das Kino ist ja denkmalgeschützt und man könnte es mal wieder betreiben, sobald der Hype um die Multiplexe verflogen ist? Ich mache da gerne mit und evt. auch einer der letzten Betreiber der Spielstätte! Soweit der Rundflug durch die Berliner Kinogeschichte...
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Also die drastische Verkleinerung der LW im 'Egyptian Theatre' erstaunt mich doch, da für Todd-AO dort die Breite 20 Meter beträgt. Ich will das mal glauben, möchte aber dennoch erinnern, daß ich im 'City' im Europacenter "Frankenstein 3-D" Anfang der 80er Jahre auf etwa 17 Meter Bildbreite in Scope mit Polarisationsbrille sah. Standardmäßig hatte das Haus zu der Zeit 2.5 kW, ob lichttechnisch extra aufgerüstet wurde, mag ich bezweifeln. "Zur Not" scheint also auch die "Überkapazität" von 2.5 kW noch keinen Schaden an den Polfiltern verursacht zu haben, denn der damalige Vorführer hätte mir dies irgendwann erzählt. In Berlin gabe es ja nach dem Kriege die ersten 3-D-Schwarzweiß-Vorführungen so etwa Anfang der 50er Jahre im 'Delphi Filmpalast am Zoo' - mit offenbar vier Projektoren, von denen jeweils zwei verkoppelt waren. Auch im 'Rixi' in Berlin-Neukölln, dem heutigen 'Off', wurde noch in den 1960er Jahren zweibandig vorgeführt, mit mechanisch verkoppelten Ernemann-IV-Projektoren, die ständig "schwitzten"... Ab Mitte der 70er Jahre dann die WAs mit den "Amazonas"-Filmen, "Gefahr aus dem Weltall" im 'Kuli' im Kudammkarree sowie Ende der 80er Jahre Ähnliches noch auf der Silberleinwand im Weddinger 'Sputnik'. Sowie Filme nach der Polarisationsmethode, wie erwähnt Anfang der 80er mit "Frankenstein 3-D" im 'City', ebendort "Der weiße Hai IV", dann ein paar Polarisations-Hongkong-Kracher zu etwa derselben Zeit im Charlottenburger 'Filmkunst 66' sowie Hardcore-Sexfilme im 'ABC-Kino' (Beathe Uhse) im Kudamm-Karree. Silberleinwände gibt es offenbar keine mehr in Berlin (und selbst das 'City' hat seine inzwischen ausgetauscht, wie ich gestern hörte) - oder irre ich mich hier? Es sind dafür die 3-D-Imax-Kinos am Potsdamer Platz neu hinzugekommen.