Auf den Satz hin muss ich mich als schon längerer Mitleser hier nun fast zwangsläufig vorstellen. Ich bin genau so ein Mittzwanziger, der wieder zum Analogen zurückgefunden hat - ja, ZURÜCkgefunden. Ich bin mit analoger Fotografie (und Großvaters Super8-Filmerei) aufgewachsen, habe in meinen Teen-Jahren (grässliches Wort genauso wie Tweens...) meine ersten Fotolaborerfahrungen gemacht. Dann kamen die Verheißungen des digitalen Zeitalters (2004 aber auch relativ spät), doch kaum war die DSLR da fingen die Probleme schon an - die alten Objektive sollten ersetzt werden, aber das Geld für guet Scherben war nie da, so ist es eingeschlafen, ich habe mehr mit einer Kompakten geknipst. Überhaupt ist mir die schnellebige Welt von immer kürzeren Produktzyklen und ständigen Upgrades ein Gräuel, ich will Beständiges, erprobtes, zukunftsfähiges (nichts schlägt hier das Analoge, ein Barytprint hat archivfest gemacht eine Lebenserwartung von 500 Jahren) Material haben. Über Super8 - und die Entdeckung, dass es entgegen der Aussage meines Großvaters doch noch Filme gibt - habe ich wieder zurückgefunden, auch zur Analogfotografie. Großvaters Super8-Ausrüstung (eine nie benutzte 814XL-S sowie sein Arbeitstier Bauer A512) verrichtet nun bei mir seine Dienste, die Fotografie ist (bis auf unbedeutende Bilder für ebay und co) zu 100% auf analog wieder umgestellt - nebst reaktiviertem Labor. Selbst wenn ich bei uns im Ort von einer Veranstaltung Bilder mache, die dann für Vereinszeitungen bestimmt sind fotografiere ich analog, entwickle selber, nur bei Farbbildern wird vom negativ weg digital weitergearbeitet. Um das Geld, wo sich andere alle zwei Jahre einen neuen Kamerabody kaufen, kann ich viele Filme und Unmengen Chemie verbraten. Auch bei der Filmerei werden für künstlerische oder familiäre Zwecke wieder Super8-Filme verwendet - für die Projektion, ich brauche keine Abtastung, welche bei Archivierung und Erhalt im Laufe der Jahrzehnte viel aufwändiger ist als die Super8-Rollen bei denen man nur auf richtige Lagerung achten muss. Lediglich Auftragsarbeiten wie Hochzeiten, Konzerte etc. filme ich weiterhin digital (und auch hier auf bewährtem DV-Band). Es wird bei Hochzeiten heute verlangt, dass alle Gratulanten (teilweise länger als eine halbe Stunde) auf dem fertigen Produkt zu sehen sein müssen, das zahlt mir keiner, würde ich es mit Film realisieren. Manchmal sehne ich mich bei Hochzeiten aber danach, mit der Limitierung von Super8 zu arbeiten, einen Film von vielleicht 15 Minuten mit den wichtigsten Ereignissen zusammenzustellen, dicht, atmosphärisch, kompakt. Aber gut, wer zahlt, schafft an. So ist das nunmal. Ich hoffe jedenfalls, dass wir noch lange (Lauf-)Filmmmaterial zu kaufen bekommen in guter Qualität, damit auch in 20 Jahren noch 20-jährige "digital natives" die wunderbaren Eigenschaften filmbasierter Fotografie und Laufbildfilmerei für sich entdecken können.