An Jan-Marcus Poser (und andere):
Ich habe die Ferranie-Sache, sobald ich davon erfahren hatte, mit Spannung verfolgt und so ziemlich alles darüber gelesen was ich finden konnte. Mal sehen ob ich es noch zusammenbringe ;-) .
Das ganze ist in etwa so:
Die Jungs von Ferrania setzen sich aus zwei Gruppen von Personen zusammen. Die einen sind ehemalige Angestellte der Ferrania (3M, Scotch was-auch-immer)-Werke die anderen sind eigentlich Filmkonfektionierer.
Vor ca. 2 Jahren sind diese Konfektionierer zu den Ferrania-Werken gefahren, weil sie ein paar Perforationsmaschienen (oder sonstwas) kaufen wollten, haben dann aber festgestellt dass alle notwenigen Maschinen für die Filmproduktion vorhanden sind (auch eine Acetat-Herstellungsmaschiene usw.) - und sich kurzerhand mit den Ehemaligen kurzgeschlossen.
Da die Gebäude aber abgerissen werden sollten und die bestehenden Anlagen für heutige Absatzmärkte viel zu überdimensioniert sind, beschloß man das Gebäude zu kaufen(?) in dem früher die Entwicklungsabteilung (nicht E6 oder so, die die versucht haben die Filmemulsionen besser zu machen) war. In diesem Gebäude ist nämlich eine kleine Probegießmaschiene.
Allerdings ist diese Gießmaschiene selbst für heutige Absatzmärkte zu klein/unwirtschaftlich, deswegen hat man sich von der Monsteranlage ein paar Teile geholt (die Monsteranlage wurde verschrottet und ihre Einzelteile an Interessenten zum Metallpreis verkauft) und wird sich daraus eine Gießanlage in "richtiger" Größe bauen.
Irgendwann hat sich auch der italienische Staat mit eingeschaltet und unterstützt dieses Projekt mittlerweile, weil Ferrania mal eine große Marke Italiens war (so ähnlich wie Fiat) und man wenigstens eine sehr kleinen Teil dieser Traditionsmarke, aus welchen Gründen auch immer, retten will.
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Das Kickstarter-Projekt wurde benötigt um die Teile der Monsteranlage zu kaufen (der Abriss hatte einen fixen Termin), hauptsächlich aber um sie einzulagern, denn sehr teuer waren sie ja nicht.
Außerdem haben sie so ziemlich alle Unterlagen von Filmrezepturen gerettet, die noch in Aktenschränken rumstanden. Obwohl Ferrania die letzten 30 Jahren nur für Andere Filme gegossen hat, hat die Forschungsabteilung eigene Formeln entwickelt von denen aber keine Marktreife erlangte.
Das lag nicht unbedingt daran dass sie so schlecht waren, sonder eher daran dass kein Unternehmer Interesse daran hatte genau dieses Material auf den Markt zu bringen. Der letzte Betreiber der Ferrania-Werke hatte die Monsteranlage bauen lassen, um einen eher durchschnittlichen Film in großen Massen produzieren zu können um eben über die Masse und nicht die Klasse Geld zu verdienen.
Dann haben die Ferrania-Jungs noch alles an Maschienerie gerettet um,wie sie sagen, so ziemlich jedes erdenkliche Filmmaterial gießen zu können; zumindest theoretisch - was die da machen hat also Potenzial (Maschienen, Rezepte, Fachpersonal).
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Um den Kichstart zu belohnen wollten sie mit noch vorhandener Chemie und Acetat "Belohnungsfilme" gießen - und weil der Abriss ja einen festen Termin hatte, gingen sie davon aus dass sie zB. noch den alten Dampfgenerator nutzen könnten, der früher den ganzen Komplex mit Dampf versorgte. Und das alte Kühlaggregat auch.
Doch dann entdeckten sie Asbest in dem alten Forschungsgebäude, das sie bezogen haben, und der mußte erstmal raus. Bis der draußen war, waren aber "Dampfmaschiene" und Kühlaggregat schon verschrottet, deswegen hat sich das Gießen der Belohnungsfilme verzögert. Natürlich haben sie für Ersatz von Dampf- und Kühlmaschiene gesorgt, aber die sind noch nicht komplett geliefert/installiert. Der neue (und natürlich kleinere) Dampfgenerator ist seit Ende Juli installiert, aber das is ja in Italien und wir haben wieder einen heißen Sommer - und zum Filmgießen brauchen die Wasser mit 20° oder so.
Sie habens versucht, aber selbst nachts ist es zu warm um Filme zu gießen, deswegen muß noch auf die neue, kleinere Kühlmaschiene gewartet werden.
Jetzt solls Anfang September losgehen (mit den Belohnungsfilmen).
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Zur Konfektionierung:
Der eine Teil der Ferrania-Jungs ist ja eine Gruppe von Konvektionierern. In diesem Thread
http://www.apug.org/forums/forum390/135071-hello-apug-film-ferrania-99.html
kann man schon seit einiger Zeit Fragen an einen aus dem Ferrania-Team stellen. Er hält sich zwar in der USA auf, hat aber einen heißen Draht nach Italien und beantwortet jede Frage (nach Rückfrage) so gut es geht. Irgendwo in diesem Thread erwähnt er auch dass die Konvektionierer " Maschienen haben um alles von D8 bis 70mm zu konfektionieren" (also Film und Foto).
Deswegen könnten/müßten zumindest die Belohnungsfilme dirket von "Ferrania" geschnitten werden (das würde die Angelegenheit für den Endnutzer auch etwas günstiger machen).
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Letztlich wurde noch erwähnt dass die Belohnungsfilme auf der bereits im Forschungsgebäude vorhandenen Gießmaschiene gegossen werden. Da diese aber nur für Probegüße gedacht, und somit unwirtschaftlich ist, sollen zukünftige Güße günstiger werden - wenn man aus den Teilen der Monstermaschiene und der Probegußanlage eine Gießanlage "richtiger" Größe gebastelt hat (ja, sie haben schon ein paar Wände eingerissen).
Wenn ich mich recht entsinne kostete ein S8-Film inkl. Entwicklung (!) beim Kickstarter-Projekt etwa 50€, 30m 16mm inkl. Ew. etwa 65€ (damals war der Dollarkurs noch etwas günstiger für Euro-Bezahler).
Soll heißen wenn erstmal alles so läuft wie gedacht, wirds noch günstiger.
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---->die Konfektionierer wollen Material zum konfektionieren
----> die Ehemaligen wollen wieder in ihren Beruf
---->der italienische Staat will eine Traditionsmarke retten
---->das Forschungsgebäude will saniert werden um die nächsten 100 Jahre zu halten (lt. den Jungs haben sie genug Maschienerie um 100 Jahre lang Film
gießen zu können) und niemanden mit Krebs zu strafen
----> ach ja, und wir wollen natürlich bezahlbaren Film