Dialyse
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Zitat TK-Chris (#291056): "... hochtechnisches Verfahren, dass [...] nicht eben mal in der Garage gemacht werden kann ..." Empfehlung zu drei kurzen YT-Videos: Rundgang durch die ehemalige Farbfilmproduktion bei Kodak London/Harrow - The Main Building * dito: Service Tunnels Power Plants *) Korrektur: der "Versuch" eines Rundgangs ... Bei Laien (und selbst Außenstehenden vom Fach) kann ein solcher Rundgang schnell Angstzustände hervorrufen, dabei war das Hauptproduktionsgebäude in Harrow nicht einmal das komplexeste Areal - in Rochester und Melburne waren die unendlich erscheinenden Labyrinthe von der Weitläufigkeit her noch um Einiges umfangreicher. Man fragt sich unvermittelt, wie das alles zusammen funktionieren konnte, aber es dürfte klar sein, dass die Farbfilmproduktion absolutes High-Tech mit enormem Kapitaleinsatz erforderte.
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Zitat F. Wachsmuth, Geschrieben vor 10 Stunden (#291020): @Dialyse – wer auch immer Du bist Kein Aufheben, tut nicht viel zur Sache (etwas vom "Fossil" Herrn Pratos, ähnlicher Chemikalien-Dunstkreis, jedoch Marly/Schweiz - da gab es einmal eine Firma, die meiner Wenigkeit, sage ich mal, 30 Jahre lang bestens geläufig war). Zu meinem letzten Kommentar noch eine Anmerkung: "mit einem enormen Ausschuss an Material ein bis zwei Jahre ackern, bis die eigentliche Produktion anlaufen kann" - ab einem bestimmten Zeitpunkt Tag und Nacht und wie die Maulwürfe in einigen Bereichen in völliger Dunkelheit. Ein paar Bilder, wie es im Speziellen ausgesehen hat, mittlerweile ausgeräumt und teilweise verschrottet (der ehemalige Standort aus dem zweiten Bild des Links - mit dem ehemaligen CEO). Nur um noch einmal zu verdeutlichen, um was es geht, eine Zahl über den o.g. Betrieb, dessen Einrichtung für Farbumkehrmaterial sich nicht wesentlich von Betrieben unterschied, die Farbdiafilm herstellten: Die Vorbereitungen für den Anlauf des sog. "Tunnel 4" für die Produktion des Cibachrome-Materials erforderten Mitte der 60er Jahre ein mehrjähriges Investitionsvolumen im 8-stelligen Bereich (Schweizer Franken, inflationsbereinigt). Wie gesagt: nur die Kosten für den Produktionsanlauf, und nicht für die Einrichtung selbst. Das Umkehrmaterial war zwar ohne Konkurrenz, das Volumen war aber nötig, um mit Werbemaßnahmen zur Bedarfsweckung und der zu erwartenden Bedarfsdeckung eine betriebswirtschaftlich gesunde Produktion auf die Beine zu stellen. Die Produktionsmenge, der Endkundenpreis und der Absatz in teils Amateurmärkte sowie in den Profibereich war durchaus mit dem damals recht teuren Kodachrome zu vergleichen. Den Ektachrome kann man sich zwar weniger aufwändig vorstellen, um dessen Produktion nach mehrjährigem Stillstand in der heutigen Wirtschaftslage und mit mit verloren gegangener Infrastruktur wieder anzufahren, wird Kodak in ähnlichen Regionen neu investieren müssen. Hochwertigen Farbfilm kontinuierlich wirtschaftlich zu produzieren, war und ist eine gigantische Angelegenheit, irgendwelche Klitschen hat es diesbezüglich deshalb nie gegeben. Und es bleiben eben Zweifel, ob Kodak den Ekta tatsächlich stemmen kann, was dabei aus Fuji wird, und überhaupt (das Buch von Film-Ferrania darf getrost als zugeklappt gelten).
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Zitat Helge, Geschrieben vor 16 Stunden (#290970): Das sind doch alles nur Worthülsen. In die Realität übersetzt heißt das m.E. nichts anders, als das die Jahrzehnte alte Chemie eben hin ist. Was für eine "Purifikation" da noch möglich sein soll, bleibt mir ein Rätsel. An der deutschen Übersetzung liegt es nicht - ausgehend vom Originalbegriff, der einer technischen Bedeutung nach übersetzt werden kann: "purification" = Reinigung, Klärung, oder "water purification" = Wasseraufbereitung. Viel mehr gibt der Begriff im Rahmen der Fotochemie nicht her. Originalzitat: "Alle Chemikalien sind alt und altern jeden Tag." Und zwar dergestalt, dass ausnahmslos alle Moleküle in einer Lösung oder Suspension chemischen Veränderungen unterliegen. Durch Sedimentation, Diffusion, Brownsche Bewegung usw. bedingt, allerdings qualitativ und quantitativ unterschiedlich - im Endeffekt: nach jahrelanger Lagerung reagiert eine chemische Substanz zu inhomogenen Bereichen unterschiedlicher Eigenschaften. Oder salopp gesagt: zu einer undefinierbaren, schlierigen Brühe, die nur noch als Belastung für die Umwelt taugt und garantiert keine auch noch so kleine Menge der Originalsubstanz mit den exakt definierten bzw. benötigten Eigenschaften enthält; und damit logischerweise auch keine Möglichkeit besteht, die Chemikalie wie auch immer für die Produktion zu nutzen. Worthülsen, klar, aber nur für Schafe. Mal abgesehen vom Unsinn des "Wir können stattdessen diese alten Chemikalien für Analysen und Vergleiche verwenden", frage ich mich, in wie weit der ältere Herr Prato, der für wichtige Aufgaben in der Farbfilm-Chemie zuständig ist, eigentlich gewillt ist, diese Art von irreführender Informationen mitzutragen (der Mann hält etliche Patente und zählte damals zu den führenden Köpfen der Ferrania-Chemie – sagt Film-Ferrania). Oder arbeitet der in aller Ruhe und nahezu fast ganz allein im stillen Kämmerchen an den unzähligen Details und Aufgaben, die außer dem prüfenden Blick in eine farbige Zyankuppler-Reagenz "sonst noch" zu lösen sind, um die komplexe Chemie eines Dia-Sauriers mit all seinen unzähligen Produktionsparametern mit zwei, maximal drei weiteren Kollegen auf eine ehemalige Probegussmaschine zu übertragen und zum Leben zu erwecken, woran üblicherweise dutzende von Spezialisten und jede Menge Hilfskräfte mit einem enormen Ausschuss an Material ein bis zwei Jahre ackern, bis die eigentliche Produktion anlaufen kann? (sollen nämlich alle Parameter eingehalten werden, macht die Breite und Größe der Anlage keinen allzu großen Unterschied). Die Vorstellung ist absurd, die Geschichte lässt sich dennoch auftischen, weil sie mangels Wissen offensichtlich für bare Münze genommen wird. In den Grundzügen widerlegen lässt sie sich (essentielle Firmengeheimnisse außen vor) durch jedermann, z.B. durch einen Gang in eine entsprechend bestückte Uni-Bibliothek, Abteilung Fotochemie plus Verfahrenstechnik Chemie. Oder mit Suchworten wie film production plant (factory), wahlweise in Deutsch, ergänzt durch ciba, basf, dupont, fuji japan, fuji europe, kodak rochester, kodak pathe, kodak windsor colorado, kodak harrow, kodak canada, agfa-gevaert usw. Vielleicht sollte man sich mal über über das unterhalten, was FF tatsächlich zu bieten hat – ich finde der P30 könnte mal adäquat entwickelt werden, da ist deutlich mehr möglich, als nach den Vorschlägen in diesem PDF mit üblichen Entwicklern.
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Mit etwas Verspätung ... Zitat Dr. Cox, Geschrieben Montag um 02:36: "Dialyse äußert hier einige, berechtigte, Bedenken, die aber zum Teil auf Informationsmangel beruhen - zB. besteht das Problem der Neuprogrammierung schon seit 6 Monaten NICHT mehr. Dialyse weißt sogar darauf hin nicht allzu gut informiert zu sein - eine "Analyse" ist da wohl was anderes!" Sie machen sich ihre Welt, wie es Ihnen gefällt, nicht wahr? Ich hatte lediglich nach einem, und wenn ich sagen darf, sehr speziellen Detail (der Neuprogrammierung der Sensoren an der 8-Schichten-Gießmaschine) gefragt, weil die Webseite von Film-Ferrania außer einem nichtssagenden Propagandafilmchen bis dato keine Informationen hergibt. Außerdem ist sie seit zwei Monaten verwaist, so dass ich mich frage, wozu die Seite eigentlich gut sein soll. Und daraus leiten Sie nun Widersprüche bis hin zur Ahnungslosigkeit ab. Wie jeder lesen kann, so er das tatsächlich will, trübt dieses unbefriedigte Detailwissen keineswegs den Gesamtüberblick. Sie irren sich, aber nicht dass mich das noch wundern oder gar ärgern könnte, ich kenne ja ihre Beiträge. Ich habe mich übrigens in der darauf folgenden Nacht durch die sozialen Medien gequält, in denen Ferrania kommuniziert, was einem ja nicht einfach gemacht wird, wenn man nicht selbst Teil dieser "Gemeinschaft" werden möchte. Entscheidend Wissenswertes über die technischen Produktionsabläufe habe ich dabei nicht erfahren, dafür um so mehr von gänzlich fehlendem Fachverstand, Ablenkungsmanövern und einer quasi-pathologischen Fixierung auf das Objekt der Begierde. Ich habe vor meinem Ruhestand selbst in der Filmfertigung gearbeitet, aber diese Szene ("Sekte" wäre der alternative, passendere Begriff) überschreitet mein Vorstellungsvermögen und bestätigt in grotesker Weise meine kurze Einschätzung ("Analyse" wäre übertrieben) aus meinem Eingangsbeitrag über den Zustand dieses Projekts. Zitat dbx1000, Geschrieben Sonntag um 22:12: "Aufwachen insofern, dass ein brauchbarer E6 oder Negativfilm nur von Kodak kommen wird. Alles andere sind Träumereien." Kodak bedient gegenwärtig den Markt für Kino-Farbnegativ-Film, in dieser Branche besteht ja wieder Bedarf durch die Hinwendung zu den filmischen Ausdrucksmitteln der prä-digitalen Ära. Inwieweit die Rückbesinnung auf kinematografische Tugenden einiger weniger "Tarantinos" für Kodak auf Dauer bezahlt macht, wird man sehen. Das Prinzip Hoffnung könnte sich hier (mit einer gestärkten Infrastruktur) vielleicht noch am ehensten auf einen überschaubaren, aber wirtschaftlich tragbaren Markt ausweiten, so wie man es von einigen anderen, durchaus lukrativen wiedereingeführten Produkten kennt. Natürlich mit dem "Retro"-Label des nicht Gewöhnlichen, damit sich der Konsument die Kehrseite, den hohen Preis, einigermaßen schönreden kann, je nach Schamgrenze des Budgets (w.z.B. happig teure Schallplatten-Neupressungen in guter Qualität oder neuerdings nicht hackbare mechanische Schreibmaschinen ...) Für Dia-Farbfilme kann ich den Markt und somit den antreibenden Profit für Kodak (Alaris) nicht wirklich erkennen, denn die Kinoproduzenten brauchen diese Filme nicht zwingend, weil hauptsächlich auf Kodak-Negativmaterialien standardisiert. Und ob die in der Kodak-Werbung artikulierte analoge Renaissance angesichts der allgegenwärtigen digitalen Übermacht genug hergibt, um die großen 12(oder mehr)schichtigen Produktionsanlagen für einen Ektachrome-Kleinbild- und Schmalfilm rentabel betreiben zu können? Mich würde es wirklich überraschen, wenn der angepeilte Produktionstermin zum Jahresende hin eingehalten und die Marge des E100 tatsächlich abgesetzt werden kann. Die Frage wäre dann, ob und wie lange nach der ersten Badarfssättigung tatsächlich eine anhaltend stabile Situation für den Absatz dieses sicherlich hochwertigen Diafilms entsteht, die nicht nur der Neubefüllung von Gefriertruhen dient - Kodak benötigt ja analog zum Kinofilm einen erheblichen Durchsatz. Und wie es mit Fuji weitergeht. Die Japaner befinden sich mit Kleinbildfilmen auch ohne Konkurrenz auf dem Weg der Angebotsstraffung, weil die Nachfrage nach Umkehrmaterial in erster Linie aus dem professionellen Bereich kommt, also von den größeren Formaten. Die müsste Kodak eigentlich ebenfalls bedienen. Diese Situation ist mit vielen Fragezeichen versehen, im Hinblick auf Film-Ferrania mit der ehemaligen Versuchsgießanlage vergleichsweise weniger Schichten, schlicht absurd: deren anfänglich so vollmundig klingenden Ideen werden - angesichts der vorhandenen "Kapazitäten" nüchtern betrachtet - auf der Strecke bleiben müssen, ohne dass es je eine realistische Chance für ein Produkt auf halbwegs Augenhöhe gegeben hätte. Auch nicht für einen eher bescheidenen, aber dabei gewiss alles andere als erschwinglicher Diafilm à la Scotchchrome. Gegenüber einem SW-Guss ist Farbdiafilm sozusagen Spiegelei vs. arts culinaires les plus im großen Stil. Woher aber das know how und die Organisation von mindestens 50, eher 100 Spitzenköchen kommen soll, ist überhaupt nicht vorstellbar. Besonders wenn man hört, dass das Trüppchen kurz vor der Pleite stand und nur durch Spiegeleier, sorry: Schwarzweißfilm auf kleiner Flamme weiterkochen konnte. Respekt vor dem Ergebnis, aber vom ursprünglich propagierten Ziel "näherungsweise unendlich" entfernt. Ich weiß nicht, ob meine rund 30 Jahre mit Kodachrome repräsentativ sind, aber sollte in nicht allzu ferner Zukunft unter den maximal vorstellbaren Gegebenheiten ein Ferraniachrome produziert werden, würde ich sehr wahrscheinlich - oder eher: voraussehbar - das besseren Material bevorzugen. Besonders wenn ein Fuji Provia 100F bei Rossmann & Co als Agfa Precisa CT 100 drei oder viermal günstiger zu haben ist. Aus quasi rein ideellen Gründen finanziellen Unsinn zu begehen ... nun ja, kann man machen oder auch bleiben lassen (wenn etwas nicht funktionieren kann, dann ist es normalerweise eben abgeschrieben). Ich würde Ihrer Aussage von den "Träumereien" beipflichten und die Prognose wagen, dass es weder altbackene Scotchchrome-Derivate und schon gar keine wirklich konkurrenzfähigen Ferraniachrome geben kann/wird. Schade um die Strukturfördermittel und vor allem bedauerlich für die Hoffnungen all derer, die auf die Königsklasse des Films aus der ehemals so bedeuten Firma gehofft hatten.
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Wegen der mangelnden Professionalität: Ehrlich gesagt, ich kann mir bei allem Enthusiasmus (vor allem den des Chèfe) nicht vorstellen, wie man mit einer Hand voll Senioren eine derart komplexe Aufgabe namens Dia-Farbfilm stemmen möchte. Die wenigen, älteren Herren haben gewiss eine Menge an Erfahrung vorzuweisen, nur stammt die eben noch aus dem letzten Jahrhundert und lag lange Zeit brach. Und während bei Fuji hunderte gut bezahlte Mitarbeiter kontinuierlich Produktionsprozesse - gepaart mit moderner Forschung - am Laufen halten, um eine zeitgemäße Filmqualität bereitzustellen, wie wir sie kennen, erinnere ich mich lediglich an die Präsentation dieses einzigen Reagenzglas-schwingenden "Fossils" (ist absolut nett gemeint!) aus besseren Zeiten. Ob der Gute solche Sensibilisatoren (vom "Rest" der Emulsionschemie ganz zu schweigen) hinbekommt, um mit dem Wissen über die alten Rezepturen und Verfahrenstechniken auch nur ansatzweise ein konkurrenzfähigen Film auf die Beine zu stellen? Hoffentlich bleibt der Mann gesund und munter, um auch die dringend benötigte Schulung bzw. die Weitergabe von internem Wissen an junge Fachleute noch rechtzeitig über die Bühne zu bekommen. Mir würde jetzt noch viel mehr einfallen, warum ich nicht an einen Dia-Film glauben kann, der mich überzeugen könnte, selbst wenn ich durch Anwesenheit in irgendwelchen sozialen Medien besser über das Geschehen informiert wäre. Immerhin, die Logistik mit dem Trafo, der Kühlanlage und noch etliches mehr (inkl. italienischer Bürokratie) haben sie offensichtlich gemeistert, was mich durchaus beeindruckt, eher wundert. Für einen SW-Film war das allerdings das Minimum bzw. unerlässlich. Was ist denn im Hinblick auf einen Mehrschichtenfilm - nur um ein Beispiel von Unzähligen zu nennen - aus der vorsintflutlichen Prozesssteuerung mit der alten Unix-Anlage geworden, v.a. zu nennen die Neu-Programmierung der 4-bittigen µP's der Sensoren? Ohne deren exakte Funktion zur Erfassung und Verarbeitung der (womöglich weitgehend in den Sternen stehenden) Emulsionsparameter wird der Beguss auf der 8-Schichten-Maschine nicht in den Griff zu bringen sein. Da fehlt doch hinten und vorne das Personal ... Die Webseite meint "Quiet Means Busy" - im Prinzip gut gesagt, kann man das doch so monatelang stehen lassen und jeden interessierten Ferrania-Fan auf unbestimmte Zeit schmoren lassen ...