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L’Yonne, Fluß. Dieser Fluß führt an der Stelle, wo er sich mit der Seine vereint, bei Montereau-Fault-Yonne, im Mittel 93 Kubikmeter Wasser in der Sekunde, während die Seine 80 Kubikmeter in der Sekunde bringt. Also fließt durch Paris die Yonne. Nachdem das geklärt ist, können wir dahin schauen, wo Marcel Christen, 1903‒1982, sich als Präzisionsmechaniker eingerichtet hatte, nach Vinneuf. Das 1300-Seelen-Dorf liegt etwas abseits der Yonne, deshalb war es im 2. Jahrhundert Vicus Novus genannt worden, Neudorf. Das alte lag direkt an der Icauna. Woher Marcel kam und warum er Kamerabau an einem ganz ländlichen Ort betrieb, konnte ich bislang nicht herausfinden. Auch woher er den Mut nahm, gegen Beaulieu, Ciné GEL, Grimm, Lévêque und Mascre anzutreten, bleibt unbekannt. Sicher gab es nach dem Krieg einen neuen Schmalfilm-Boom, um es amerikanisch zu sagen, es war das El Dorado des Heimkino, nur kamen zur französischen Konkurrenz noch alle anderen hinzu. 1954 wurde von den Etablissements Chapignac, St-Etienne, ein Tiefziehunternehmen, die Armor hergestellt. 1955 kamen die Heurtier heraus, 1959 die elektrische Morex, 1960 die SEM Véronic und Virginie und 1960-61 die erste Crouzet. Doch er hat’s getan, Christen hat 1950 mit der Fabrikation von Filmkameras begonnen. Er soll mit der Zeit bis 25 Angestellte beschäftigt und monatlich 300 bis 350 Kameras ausgeliefert haben, was insgesamt 25'000 Einheiten ausmacht. Ende der Produktion war 1962. Die Werkstatt wurde von Sohn Jean-Louis übernommen. Neun Modelle sind bekannt. 1. Christen 8, 16 B./s, Auslösehebel auf der Seite, D-Gewinde 2. Christen 8, Auslöseknopf an der Front 3. Christen 8 Super, Rückspulung mit Steckkurbel; 1953 4. Christen 8 Super VM, 5. Christen 8 Super B 3, Zweierschlitten; Preis mit Objektiv 12,5-1.9 (1957–2016): € 815,58 6. Christen 8 Super B 3 VM, Zweierschlitten, drei Geschwindigkeiten, 7. Christen 8 Super 4 V, vier Geschwindigkeiten 8. Christen 8 Reflex Intégrale DB-1, ein D-Gewinde, 4 G., Rückspulung mit eingebauter Kurbel 9. Christen 8 Reflex Intégrale DB-2, Zweierrevolver mit D-Gewinden, 4 G., R. m. e. K. Die Nichtreflexmodelle haben eine gewölbte Filmbahn. Alle Modelle waren erhältlich in drei Farbtönen, Kräusellack Sand, grün oder grau. Die technischen Einzelheiten Ich beginne mit dem Optischen. Das Aufnahmegewinde ist leider zu kurz, deshalb kann nicht jedes Objektiv mit D-Fassung verwendet werden. Ich messe eine Länge von 3 Millimetern bis zum Schutzblech. Adapterringe eröffnen einem aber Möglichkeiten. Man muß sich passende Weitwinkel- und Normalbrennweiten beschaffen, zum Beispiel das Kern-Paillard-Switar 13-0.9 hat einen längeren Gewindestutzen. Der Sucher besitzt keine Mattscheibe, man stellt auf Luftbild ein. Das Okular erlaubt Augenkorrektur von plus 2 bis minus 6 Dioptrien. Das Sucherbild mit Fadenkreiz ist recht hell. Die mit ziemlich großem Radius verrundeten Ecken im Sucherbild verdecken einiges an Bild. Die Sucherausspiegelung erfolgt verdreht unter dem Winkel von 23½ Grad! Die Membrane ist verspannt und hat schon Sprünge. Das kommt von der Alterung des Klebemittels, weil die Membrane ungeschickterweise auf beiden Seiten angeklebt wurde. Die Maße der Membrane sind 0.4“ × 0.4“ (10,16 mm im Quadrat). Für die Umlenkung nach hinten ist ein Oberflächenspiegel eingesetzt. Mit einer der wenigen Kameras mit Membran-Reflexsucher in Händen, im Doppel-8-Format sind die Christen die einzigen, steigerte sich mein Interesse noch weiter. Was den Reflexsucher betrifft, haben nur Pentaflex 8, Ercsam Camex R 8 und Beaulieu R 8 mit Spiegelverschluß die Nase gleich weit vorn. Alle diese Konstruktionen sind mit Mattscheiben ausgeführt, denen auch alles Licht zugeführt wird. Eine Membrane hingegen ist fest montiert, es gibt keinerlei Unsicherheit aus Lagerspiel. Das ist ihr großer Vorteil. Das Auflagemaß beträgt 12,32 mm, drei Hundertstel Millimeter mehr als die genormten 12,29. Das ist richtig, denn die Glasmembrane führt einen prismatischen Längsversatz ein, auch wenn sie dünn ist. Unter dem Winkel von 45 Grad und beim Brechungsindex von 1,52 passt die Membranstärke von 0,065 mm zu dem gemessenen Wert (√2 × 1,52 × 0,03 mm). Es fehlt mir somit nur noch ein Gläslein von 10,16 × 10,16 × 0,065 mm. Es darf auch 10 auf 10 auf 0,1 sein. Stärkeres Glas bewirkt wenig mehr Versatz, womit etwas Filmwölbung Rechnung getragen ist. Arnold & Richter hat für die PL-Kameras das Auflagemaß von 51,98 mm +0 –0,01 festgelegt. Das Getriebe ist wie folgt gestaltet. Die Federbüchse besitzt 132 Zähne und kämmt mit einem Ritzel von 10 Zähnen. Auf der Ritzelwelle sitzt ein Zwischenrad mit 100 Zähnen, das mit dem nächsten Ritzel von wieder 10 Zähnen kämmt. Auf dessen Welle befinden sich ein Zwischenrad mit 36 und ein Schraubenrad mit 15 Zähnen. Das eingreifende nächste Schraubenrad hat 40 Zähne. Es ist mit der Greiferwelle und mit einem schmalen Zwischenrad von 36 Zähnen verbunden. Das Reglerschraubenrad hat 16 Zähne. An das erste Schraubenrad ist auch die Verschlußwelle gekoppelt. Im Scheibenverschluß ist eine Öffnung von 171 Grad. Der Greifer setzt +3 ab. Beim Öffnen des Kameradeckels wird er zurückgezogen, was das Filmeinlegen und -herausnehmen leicht macht. Beim Regler mache ich eine unerwartete Entdeckung. Sein Schraubenrad enthält nämlich einen Freilauf, das ist eine Klemme, die in eine Drehrichtung wirkt, in die andere dagegen nicht. Der relativ schnell drehende Regler kann daher beim Anhalten des Mechanismus’ frei auslaufen und wird nicht brüsk stillgesetzt. Es durfte wieder ein Mal eine gute Idee Metall werden. Ausgeführt ist das mit einer Wendelfeder, von der ein Ende in einer Bohrung im Schraubenrad steckt und das andere als Umschlingung der Welle abfällt. Eine solche Schlingfeder gibt es auch um den Kern der Zugfeder, übrigens noch bei mancher Marke. Mit einem Federaufzug kann ich 610 Bilder belichten, 38 Sekunden bei Tempo 16. Dank Aufzug am Federkern ist ununterbrochene Aufnahme ganzer Spulenlängen möglich. Es gibt die Geschwindigkeiten 8, 16, 24 und 48. Sie bräuchten nicht gestuft sein, eine Kurvenscheibe an Stelle des exzentrisch verdrehten Vierkants wäre auch gegangen. Eine perfekt wirksame Sperre verhindert ungewollten Lauf. Sie kann sich nicht lösen, weil man einem gut sitzenden Knopf eine halbe Drehung geben muß. Mit einer umklappbaren Kurbel kann man den Film unter Aufzug der Feder zurückwickeln. Die Zählscheibe zeigt in Metern an, sie springt im Abstand von jeweils ½ m. Durch einen Spion in der Rückwand liest man Einzelbilder ab, das selbe System wie bei der Ercsam-Camex 8. Auf dem Umfang der Federbüchse sind die Zahlen 1 bis 133 angebracht. Für Einzelbildbelichtung und Dauerlauf verwendet man einen Drahtauslöser. Der Filmkanal ist starr, ich messe die Breite von 16,08 Millimetern. Verkanteter Filmlauf wie bei der Eumig C 3. Das Bildfenster mißt 3,50 auf 4,82 mm, seine Innenkanten sind blank. Die Andrückplatte ist verchromt. Die Christen hat ein unprätentiöses Gehäuse in Kastenform, Länge 106 mm, Breite 60 mm, Höhe 131 mm. Leergewicht 1100 Gramm. Im Boden das ⅜-Zoll-Gewinde. Die Kamera steht tip top. Auf dem Dach ein Ledertragband. Ich finde die Anlage der handlichen und kompakten DB interessant, die Ausführung dagegen lausig. Die Filmführung ist primitiv, die Werkplatinen sind nicht positioniert, da muß man pröbeln und schieben, die Verschlußwellenlager sind aus Plastik, warm eingepreßt, die Bohrungen in Platine und Verschlußlagerhalterung fluchten nicht. Zudem ist eine Bohrung in der Lagerhalterung kegelig angesenkt, die Senkkopfschraube zieht die Halterung unweigerlich zu sich. Nach dem Gewindeschneiden verputzen? Eh, bien, non. Ans Einstellen von Spiel im Getriebe ist nicht zu denken bei der Machart. Die Halterungen der Reglerlager müßte man verstiften. Ausrichten kann ich sie, aber die Reglerzapfen sind so ungleich, Ø 1,98 oben und 1,95 unten, daß genau fluchtende Lagerbuchsen den Regler nur schlottern lassen. Man würde dem Regler eine Welle von durchgehender Größe wünschen und die Lagerbuchsen gemeinsam auf Maß gehont, doch er ist anders gemacht. Brutal sind Stahlschrauben in Aluminium, das ist auch verkehrt. Schrauben sollten die schwächeren Verbrauchsteile sein und das Material der Innengewinde von größerer Festigkeit. An der Christen DB hat man eine Reflexsucherkamera mit zwei, drei Schikanen, die sich aber nicht eignet für wiederholte Pflege. Bei jedem Anziehen der Schrauben verschlechtert man die Gewinde. Wem es ein Trost ist: Die meisten Amateurgeräte sind so gemacht. Zum Membran-Reflexsucher Heute, 5. Februar 2017, habe ich ein Membrangläslein auf einer Ecke eingeklebt. Nach vorne darf es nicht überstehen, weil da die Schutzscheibe bis auf den Membranhalter fallen kann. Sie ist ins Objektivgewindestück nur eingesteckt. Hintenheraus bleiben vielleicht zwei Zehntel zum vorbeirasenden Verschluß . . . Im Sucher habe ich Doppelbild. Suchermembranen müssen einseitig entspiegelt sein, sonst ist das nichts. Im Moment fehlen mir leider die Mittel, meine Gläslein einseitig entspiegeln zu lassen. Dann müssen Reflex-Membranen eben liegen, wobei das Ankleben nur Behelf ist. Zwar steht das Glas, richtig geklebt, unverspannt im Strahlengang, jedoch nicht unbedingt in der Ebene, in der man es haben will. Es führt nichts daran vorbei, eine Ebene einzurichten und das Glas aufzulegen. Weiter ist das Haltestück der Christen aus Aluminium gemacht und hat Hufeisenform. Beim Anziehen der Gewindestifte zur Befestigung verspannt man es. Um es nicht zu verspannen, dürfte man die Gewindestifte nur gerade bis Spiel Null anstellen und müßte sie anschließend mit Schraubenlack sichern, was auch wieder Quark ist. Die Gewindestifte sind zu kurz, sie stehen angezogen so tief in den Bohrungen, daß man nie wieder recht an die Lackkappe herankäme. Gut, man kann sie durch längere ersetzen. Nach meinem Verständnis richtig wäre eine Membranhalterung erstens von geschlossener Form, zweitens aus durchgehärtetem Stahl mit einer geschliffenen Auflagefläche und drittens axial befestigt, nicht radial, und zwar großflächig. Das heißt, keine Gewindestifte, die je einen Druckpunkt machen, sondern ein Gewindering. Linsen in Objektiven werden ja auch axial mit Ringen befestigt, nicht radial mit Schrauben. Diese benutzt man bei Blenden- und Entfernungseinstellringen, wo es reichlich Spiel gibt. Die Membranauflage dürfte geläppt sein und ein überfangendes Rähmchen haben, worin das Glas mit ringsum etwas Spiel liegt, niedergehalten von zwei Federblättern oder einer Ringfeder, falls man rund konstruierte. Der Knackpunkt ist jedoch eine Mattscheibe. Die Reflexeinrichtung ist weniger wert mit Luftbild. Wir erkennen hier die Zwickmühle aus Lichtverlust für den Film und Helligkeit des Sucherbildes. Man könnte die Plankonvexlinse in der Membranhalterung mattieren. Ich hab’s ausprobiert, ihre Planfläche steht im richtigen Abstand und wird in die Fadenkreuzebene abgebildet. Vielleicht ließ Christen diese Option offen, vielleicht war sie ihm nicht nicht ein Mal bewußt. Zum Filmen bei guten Lichtverhältnissen wäre diese 8-mm-Kamera, alles aufgearbeitet, die mit dem genauesten Reflexsucher. Die Feineinstellung längs der optischen Achse erfolgt durch Unterlegen der Membranhalterung mit dünnen Paßscheiben. Ob es sich lohnt, so zu investieren? Nein. Ich verschmerze das ausgegebene Geld und wende mich anderen Geräten zu. Bis neulich Patrice-Hervé Pont, Catalogue des cameras françaises, modèles d’amateur depuis 1945; 1993
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Sie entsteht 1945-46, zur selben Zeit wie die 35er Caméflex von Eclair. Sie hat eines der besten Gehäuse aller Schmalfilmkameras. Wie ihr Vorbild, der Ciné-Kodak Special, steht die Pathé-WEBO M großflächig auf dem Stativ. Die optische Achse ist so tief wie nur möglich gelegt, wodurch man unglaublich dicht ans Objekt herankommen kann. Ein einfaches Objektiv und Zwischenringe genügen für fantastische Makrobilder. Für lange Brennweiten ist größte Stabilität gegeben. Die Feder zieht 980 Bilder durch. Der wie bei der Paillard-Bolex-H stehende Fliehkraftregler sorgt für einen weiten Bereich von Bildfrequenzen, nämlich von Tempo 8 bis 80. Filmrückwicklung ist möglich im Umfang eines Federaufzugs, also der genannten Anzahl Bilder. Zählwerke in Fuß, Metern und Bildern ermöglichen exaktes Arbeiten. Die WEBO M hat als einzige Schmalfilmkamera ohne Spiegelreflexsucher einen Verschluß in Schmetterlingausführung, d. h. mit zwei Flügeln bei halber Umdrehungsgeschwindigkeit. Als verstellbarer Umlaufverschluß läuft er unmittelbar vor der Bildfensterplatte, näher am Film geht es kaum. In der Geschlossenstellung wird ein kleines Blattfederchen mit einem Zahnrad zur Berührung gebracht, was ein schnarrendes Geräusch macht. Es soll einen daran mahnen, daß der Film unbelichtet bleibt. Diese Rätsche funktioniert auch rückwärts. In den Stellungen zu, ¾ geschlossen, halb geschlossen, ¼ geschlossen und offen rastet der Verstellhebel ein. Saubere Sache Der Filmkanal ist leider nicht auf der Höhe anderer Kameras. Die Filmseitenführung verursacht mir leichte Bauchkrämpfe, wenn ich an die Normen und ans Kopieren denke. Es ist schon eigenartig: In Frankreich setzt man sich immer wieder über wichtige technische Vereinbarungen hinweg. Sogar bei der 35-mm-Kamera Aaton Penelope ist die Filmseitenführung verkehrt gebaut. Die Federwirkung der Seitenbleche ist minimal. Der Reflexsucher der Pathé-WEBO M besteht aus einer Membrane im 45-Grad-Winkel zwischen Objektiv und Film, eine dünne Glasscheibe, und einem Linsen-Mattscheibe-System. Die einseitig entspiegelte Membrane wirft etwa fünf Prozent des von der Optik kommenden Lichts zur Seite. Im Gegensatz zum Prismenblock der Paillard-Bolex-H Reflex gibt es bei dieser Ausspiegelung keinen Fokusversatz, weshalb jedes Objektiv mit C-Fassung verwendet werden kann. Das C-Gewinde darf 3,8 Millimeter lang sein. Der Dreierrevolver der Pathé-WEBO kann auf einfache Weise blockiert und freigesetzt werden. Als ganz kleines Manko ist zu werten, daß man beim Revolverdrehen an die Objektive faßt. Das Filmeinspannen muß geübt werden, doch das ist Ehrensache für Filmer. Selbst die teuersten Berufskameras haben keine Einfädelautomatik. Nach zwei, drei Filmrollen macht man das ganz selbstverständlich. Nachdem man den Deckel aufgesetzt und verriegelt hat, erfährt man ein Gefühl der Sicherheit. Das habe ich bis heute nur bei dieser Kamera erlebt. Jüngere Modelle sind mit einer Einfädeleinrichtung ausgestattet. Für den Service-Techniker ist die Pathé-WEBO eine besondere Herausforderung. Im Schaltwerk gibt es gerne Verschleiß am Auslösebolzen. Eine kleine Rolle statt bloßer Stahlkante diesem gegenüber oder gehärteter Bolzen wäre kein Luxus gewesen. Dafür sind die Reglerlager von außen her zugänglich, ein Detail, das einzigartig ist. Das typische Merkmal der Pathé-WEBO ist ihre billige Machart. Zwischen Zahnrädern und Wellen gibt es zuweilen Luft und wenn der Techniker die Befestigungsschrauben ungleichmäßig festzieht, läuft das entsprechende Zahnrad unrund. Falls also ein solches Gerät im Lauf miaut, dann war die Montage nicht sorgfältig gemacht. Es gibt jedoch einige Punkte im Getriebe, die den Mechaniker vor die Entscheidung stellen: Kamera fertig bauen, weil die Konstruktion ein Bruch ist, oder die Waffen strecken. Da ist zum Beispiel einfach zu wenig Platz für das kombinierte Sperrklinken-Zahnrad des Aufzugs, welches entweder an den Lötaugen des Federhauses kratzt oder am Zählwerkgetriebe schleift. Man kann es auf der Welle positionieren, wie man will, man kann auch die Welle axial einstellen, so weit etwas zu holen ist, die zuoberst befestigte Antriebscheibe der Wickelpeese kommt nie in Flucht mit dem Rest ihres Weges. Zudem stimmen die Profile der Peesenscheiben mit ihrem Querschnitt nicht überein. Mangelhafte Filmaufwicklung, unrunder Lauf, Verschleiß und als Folge teure Reparaturen brandmarken die „M“ als ewiges Sorgenkind. Die Platine mit Lagern fürs Getriebe und der Wickeltrommel wird bloß mit drei Schrauben niedergehalten. Als Monteur kann ich sie mit etwa einem halben Millimeter Spiel nach vorne, oben, hinten und unten beliebig fixieren. Es gibt keine korrekte Position, ich kann nur die beste finden. Einzig die Federbüchse ist seriös im Gehäuse verankert. Irgendwann hat man bei Pathé auf die vielen Beschwerden über mangelhafte Filmaufwicklung reagiert und den Umschlingungswinkel an der treibenden Scheibe vergrößert: Ich schätze diese klassische Amateur-Kamera ins untere Mittelfeld ein. Sie steht besser auf dem Stativ als manche andere, bietet viele Möglichkeiten für Bildbeeinflussung und Tricks und verströmt mit ihren Gehäuserippen einen Charme von Zigarrenkiste. Altväterlich, französisch eigenwillig, viel stabiler als die Beaulieu Reflex, aber unsicher im Innern. Beim Modell BTL, Abkürzung von Behind The Lens, ist ein CdS-Fotowiderstand eingebaut, mit dem Messung des reflektierten Lichts erfolgt, und zwar des Lichts, das einerseits von einem hellen Lackring auf dem Verschluß abfällt und andererseits von der Filmoberfläche und heller Lackierung der objektivseitigen Bildfensterumgebung. Die Flächen sind aufeinander abgestimmt, damit im Lauf wie im Stillstand der gleiche Lichtstrom auf die Meßzelle fällt. Im Sucherrohr ist ein Drehspulinstrument angebracht, dessen Ausschlag mit der Objektivblende geregelt werden kann. Mit Blick durch den Sucher überwacht man den Ausschnitt, die Schärfeneinstellung und die letzte freie Variable der Filmbelichtung, die Irisblendenöffnung. Ältere Modelle haben die weiße Bemalung nicht. Die Pathé WEBO M sticht die Paillard-Bolex H beim Reflexsucher aus. Das Prinzip der Glasmembrane ist 1967 bei den Berufsfilmkameras von Mitchell eingeführt worden. Unsere französische Amateur-Kamera hatte es bereits 20 Jahre früher. Tatsächlich macht aber ein uralter Schaustellertrick mit teilweise spiegelnder Fläche, der schon vor der Französischen Revolution ausgewertet wurde, den Anfang. Während bei Paillard ein Doppelprisma von neun Millimetern Dicke eine gewisse optische Komplikation mit sich bringt, ist die Pathé-Membrane von gut einem Zehntel Millimeter Stärke optisch kein Problem, jedoch halt leicht zerbrechlich. Beim Reinigen ist allergrößte Sorgfalt geboten. Der Teufel steckt im Detail und so gibt es bei dieser Schmalfilmkamera noch einen Pferdefuß, die Befestigung der Reflex-Membrane. Angenommen, das Gläschen wäre an sich frei von inneren Spannungen, so müssen beim Befestigen desselben auf den vorgesehenen 45-Grad-Stützen der Frontplatte zwei gut ebene und miteinander fluchtende Oberflächen vorhanden sein. Schon ein Hundertstel Millimeter Abweichung bewirkt, daß die Membrane verbogen ist und in der Folge Verzerrung des Mattscheibenbildes besteht. Auch der Lichtweg durch die Membrane hindurch zum Film wird beeinflußt. Was bei der Beaulieu Reflex vom Spiel des Schwingspiegels als Abweichung besteht, daran trägt die Pathé WEBO M still und heimlich als Kreuz des Glases. Mit sorgfältiger Bearbeitung der Membranauflagen lassen sich die Verzerrungen aber auf wenige Tausendstel Millimeter verringern. Solche Abweichungen machen sich rechnerisch erst ab Blendenöffnung 1:1,12 bemerkbar. Die Kunst des Monteurs besteht darin, das Gläschen gleichzeitig im geforderten Winkel und frei von äußeren Spannungen zu befestigen. Ankleben ist dabei nur eine mögliche Methode. Ich möchte noch ein Wort über das Getriebe verlieren. Die Pathé-WEBO M hat Primzahlen-Zahnräder. Damit ist gleichmäßige Abnutzung eingerichtet. Sie hat aber auch zwei Schnecken auf dem Regler, eine sechsgängige, über die der Greifer angetrieben wird, und eine dreigängige, mit der die Verschlußwelle verbunden ist. Es ist wichtig, daß die Lagerzapfen und das Verstellgetriebe der langsamer bewegten Verschlußwelle gut geschmiert sind, denn wenn diese zu bremsen beginnt, wirkt sich das verhältnismäßig stark auf die Bildfrequenz aus, eben weil der Regler direkt davon betroffen ist. Dummerweise ist das vordere Lager der Verschlußwelle vom Kamerabenutzer für einen Tropfen Öl leicht erreichbar, das hintere hingegen nicht. Spricht die Pathé-WEBO M französisch? Gebrochen, denn auch sie kommt aus Amerika. Die Zugfeder hat die Höhe 0.65" und die Stärke 0.028". Weitere Zollmaße finden sich im Getriebe. Ein französischer feintechnischer Apparat, der nicht durchgehend metrisch hergestellt ist? Import aus den Vereinigten Staaten, der Entwurf und viele Teile! In Frankreich würde man nie eine Platine mit dem Sonnenrad des Federhauses vernieten. Der Federhaus-Zahnkranz hat den Diametral Pitch 36 (126 Zähne, Teilkreisdurchmesser 3½"). Das dritte Zahnrad hat DP 51 (85 Zähne, Tkd. 1⅔"). Weissbrodt und Broido haben nur Patente auf den verstellbaren Verschluß und die Streulichtmessung gehabt, z. B. US 2445288. Technischer Wert einer M ohne Objektive: € 180.