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Sie entsteht 1945-46, zur selben Zeit wie die 35er Caméflex von Eclair. Sie hat eines der besten Gehäuse aller Schmalfilmkameras. Wie ihr Vorbild, der Ciné-Kodak Special, steht die Pathé-WEBO M großflächig auf dem Stativ. Die optische Achse ist so tief wie nur möglich gelegt, wodurch man unglaublich dicht ans Objekt herankommen kann. Ein einfaches Objektiv und Zwischenringe genügen für fantastische Makrobilder. Für lange Brennweiten ist größte Stabilität gegeben. Die Feder zieht 980 Bilder durch. Der wie bei der Paillard-Bolex-H stehende Fliehkraftregler sorgt für einen weiten Bereich von Bildfrequenzen, nämlich von Tempo 8 bis 80. Filmrückwicklung ist möglich im Umfang eines Federaufzugs, also der genannten Anzahl Bilder. Zählwerke in Fuß, Metern und Bildern ermöglichen exaktes Arbeiten. Die WEBO M hat als einzige Schmalfilmkamera ohne Spiegelreflexsucher einen Verschluß in Schmetterlingausführung, d. h. mit zwei Flügeln bei halber Umdrehungsgeschwindigkeit. Als verstellbarer Umlaufverschluß läuft er unmittelbar vor der Bildfensterplatte, näher am Film geht es kaum. In der Geschlossenstellung wird ein kleines Blattfederchen mit einem Zahnrad zur Berührung gebracht, was ein schnarrendes Geräusch macht. Es soll einen daran mahnen, daß der Film unbelichtet bleibt. Diese Rätsche funktioniert auch rückwärts. In den Stellungen zu, ¾ geschlossen, halb geschlossen, ¼ geschlossen und offen rastet der Verstellhebel ein. Saubere Sache Der Filmkanal ist leider nicht auf der Höhe anderer Kameras. Die Filmseitenführung verursacht mir leichte Bauchkrämpfe, wenn ich an die Normen und ans Kopieren denke. Es ist schon eigenartig: In Frankreich setzt man sich immer wieder über wichtige technische Vereinbarungen hinweg. Sogar bei der 35-mm-Kamera Aaton Penelope ist die Filmseitenführung verkehrt gebaut. Die Federwirkung der Seitenbleche ist minimal. Der Reflexsucher der Pathé-WEBO M besteht aus einer Membrane im 45-Grad-Winkel zwischen Objektiv und Film, eine dünne Glasscheibe, und einem Linsen-Mattscheibe-System. Die einseitig entspiegelte Membrane wirft etwa fünf Prozent des von der Optik kommenden Lichts zur Seite. Im Gegensatz zum Prismenblock der Paillard-Bolex-H Reflex gibt es bei dieser Ausspiegelung keinen Fokusversatz, weshalb jedes Objektiv mit C-Fassung verwendet werden kann. Das C-Gewinde darf 3,8 Millimeter lang sein. Der Dreierrevolver der Pathé-WEBO kann auf einfache Weise blockiert und freigesetzt werden. Als ganz kleines Manko ist zu werten, daß man beim Revolverdrehen an die Objektive faßt. Das Filmeinspannen muß geübt werden, doch das ist Ehrensache für Filmer. Selbst die teuersten Berufskameras haben keine Einfädelautomatik. Nach zwei, drei Filmrollen macht man das ganz selbstverständlich. Nachdem man den Deckel aufgesetzt und verriegelt hat, erfährt man ein Gefühl der Sicherheit. Das habe ich bis heute nur bei dieser Kamera erlebt. Jüngere Modelle sind mit einer Einfädeleinrichtung ausgestattet. Für den Service-Techniker ist die Pathé-WEBO eine besondere Herausforderung. Im Schaltwerk gibt es gerne Verschleiß am Auslösebolzen. Eine kleine Rolle statt bloßer Stahlkante diesem gegenüber oder gehärteter Bolzen wäre kein Luxus gewesen. Dafür sind die Reglerlager von außen her zugänglich, ein Detail, das einzigartig ist. Das typische Merkmal der Pathé-WEBO ist ihre billige Machart. Zwischen Zahnrädern und Wellen gibt es zuweilen Luft und wenn der Techniker die Befestigungsschrauben ungleichmäßig festzieht, läuft das entsprechende Zahnrad unrund. Falls also ein solches Gerät im Lauf miaut, dann war die Montage nicht sorgfältig gemacht. Es gibt jedoch einige Punkte im Getriebe, die den Mechaniker vor die Entscheidung stellen: Kamera fertig bauen, weil die Konstruktion ein Bruch ist, oder die Waffen strecken. Da ist zum Beispiel einfach zu wenig Platz für das kombinierte Sperrklinken-Zahnrad des Aufzugs, welches entweder an den Lötaugen des Federhauses kratzt oder am Zählwerkgetriebe schleift. Man kann es auf der Welle positionieren, wie man will, man kann auch die Welle axial einstellen, so weit etwas zu holen ist, die zuoberst befestigte Antriebscheibe der Wickelpeese kommt nie in Flucht mit dem Rest ihres Weges. Zudem stimmen die Profile der Peesenscheiben mit ihrem Querschnitt nicht überein. Mangelhafte Filmaufwicklung, unrunder Lauf, Verschleiß und als Folge teure Reparaturen brandmarken die „M“ als ewiges Sorgenkind. Die Platine mit Lagern fürs Getriebe und der Wickeltrommel wird bloß mit drei Schrauben niedergehalten. Als Monteur kann ich sie mit etwa einem halben Millimeter Spiel nach vorne, oben, hinten und unten beliebig fixieren. Es gibt keine korrekte Position, ich kann nur die beste finden. Einzig die Federbüchse ist seriös im Gehäuse verankert. Irgendwann hat man bei Pathé auf die vielen Beschwerden über mangelhafte Filmaufwicklung reagiert und den Umschlingungswinkel an der treibenden Scheibe vergrößert: Ich schätze diese klassische Amateur-Kamera ins untere Mittelfeld ein. Sie steht besser auf dem Stativ als manche andere, bietet viele Möglichkeiten für Bildbeeinflussung und Tricks und verströmt mit ihren Gehäuserippen einen Charme von Zigarrenkiste. Altväterlich, französisch eigenwillig, viel stabiler als die Beaulieu Reflex, aber unsicher im Innern. Beim Modell BTL, Abkürzung von Behind The Lens, ist ein CdS-Fotowiderstand eingebaut, mit dem Messung des reflektierten Lichts erfolgt, und zwar des Lichts, das einerseits von einem hellen Lackring auf dem Verschluß abfällt und andererseits von der Filmoberfläche und heller Lackierung der objektivseitigen Bildfensterumgebung. Die Flächen sind aufeinander abgestimmt, damit im Lauf wie im Stillstand der gleiche Lichtstrom auf die Meßzelle fällt. Im Sucherrohr ist ein Drehspulinstrument angebracht, dessen Ausschlag mit der Objektivblende geregelt werden kann. Mit Blick durch den Sucher überwacht man den Ausschnitt, die Schärfeneinstellung und die letzte freie Variable der Filmbelichtung, die Irisblendenöffnung. Ältere Modelle haben die weiße Bemalung nicht. Die Pathé WEBO M sticht die Paillard-Bolex H beim Reflexsucher aus. Das Prinzip der Glasmembrane ist 1967 bei den Berufsfilmkameras von Mitchell eingeführt worden. Unsere französische Amateur-Kamera hatte es bereits 20 Jahre früher. Tatsächlich macht aber ein uralter Schaustellertrick mit teilweise spiegelnder Fläche, der schon vor der Französischen Revolution ausgewertet wurde, den Anfang. Während bei Paillard ein Doppelprisma von neun Millimetern Dicke eine gewisse optische Komplikation mit sich bringt, ist die Pathé-Membrane von gut einem Zehntel Millimeter Stärke optisch kein Problem, jedoch halt leicht zerbrechlich. Beim Reinigen ist allergrößte Sorgfalt geboten. Der Teufel steckt im Detail und so gibt es bei dieser Schmalfilmkamera noch einen Pferdefuß, die Befestigung der Reflex-Membrane. Angenommen, das Gläschen wäre an sich frei von inneren Spannungen, so müssen beim Befestigen desselben auf den vorgesehenen 45-Grad-Stützen der Frontplatte zwei gut ebene und miteinander fluchtende Oberflächen vorhanden sein. Schon ein Hundertstel Millimeter Abweichung bewirkt, daß die Membrane verbogen ist und in der Folge Verzerrung des Mattscheibenbildes besteht. Auch der Lichtweg durch die Membrane hindurch zum Film wird beeinflußt. Was bei der Beaulieu Reflex vom Spiel des Schwingspiegels als Abweichung besteht, daran trägt die Pathé WEBO M still und heimlich als Kreuz des Glases. Mit sorgfältiger Bearbeitung der Membranauflagen lassen sich die Verzerrungen aber auf wenige Tausendstel Millimeter verringern. Solche Abweichungen machen sich rechnerisch erst ab Blendenöffnung 1:1,12 bemerkbar. Die Kunst des Monteurs besteht darin, das Gläschen gleichzeitig im geforderten Winkel und frei von äußeren Spannungen zu befestigen. Ankleben ist dabei nur eine mögliche Methode. Ich möchte noch ein Wort über das Getriebe verlieren. Die Pathé-WEBO M hat Primzahlen-Zahnräder. Damit ist gleichmäßige Abnutzung eingerichtet. Sie hat aber auch zwei Schnecken auf dem Regler, eine sechsgängige, über die der Greifer angetrieben wird, und eine dreigängige, mit der die Verschlußwelle verbunden ist. Es ist wichtig, daß die Lagerzapfen und das Verstellgetriebe der langsamer bewegten Verschlußwelle gut geschmiert sind, denn wenn diese zu bremsen beginnt, wirkt sich das verhältnismäßig stark auf die Bildfrequenz aus, eben weil der Regler direkt davon betroffen ist. Dummerweise ist das vordere Lager der Verschlußwelle vom Kamerabenutzer für einen Tropfen Öl leicht erreichbar, das hintere hingegen nicht. Spricht die Pathé-WEBO M französisch? Gebrochen, denn auch sie kommt aus Amerika. Die Zugfeder hat die Höhe 0.65" und die Stärke 0.028". Weitere Zollmaße finden sich im Getriebe. Ein französischer feintechnischer Apparat, der nicht durchgehend metrisch hergestellt ist? Import aus den Vereinigten Staaten, der Entwurf und viele Teile! In Frankreich würde man nie eine Platine mit dem Sonnenrad des Federhauses vernieten. Der Federhaus-Zahnkranz hat den Diametral Pitch 36 (126 Zähne, Teilkreisdurchmesser 3½"). Das dritte Zahnrad hat DP 51 (85 Zähne, Tkd. 1⅔"). Weissbrodt und Broido haben nur Patente auf den verstellbaren Verschluß und die Streulichtmessung gehabt, z. B. US 2445288. Technischer Wert einer M ohne Objektive: € 180.
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Beim Auspacken kommt mir in den Sinn, daß ich einen Abkömmling des Ciné-Kodak K von 1930 in Händen halte. Ihr erinnert Euch, es wimmelte in Rochester einst von Deutschen und Schweizern*. Darum mit K: Koax. Dank dieser Anordnung der Filmspulen und enger Bauweise der Mechanik hat alles Platz in einem Gehäuse von 190 × 125 × 55 mm, ohne vorstehende Teile gemessen. Vorne das C-Gewinde, dahinter eine Glasmembrane im 45-Grad-Winkel wie bei der Pathé WEBO M, allerdings nicht zur Seite, sondern nach oben spiegelnd, und wie bei mancher Mitchell BNCR (1967), dazu ein Suchersystem mit zehnfacher Vergrößerung. Das Okular läßt Anpassung ans Auge innerhalb von ± 2 Dioptrien zu. Meine Exemplare, aus der Ukraine und von Bulgarien beschafft, haben die Nummern 245-72 und 0974-71. Die Alpha wurde von 1970 bis 1973 gebaut, ein Erzeugnis aus dem glücklichen Fünfjahreplan 1966–1970. Seit Jahren zuvor baute man mit der Kiew-16 S eine metrische Kopie des Bell & Howell Filmo Auto Load nach. Wieviel von der Kamera in die Alpha geflossen ist, zeigt sich beim Greiferantrieb. Beim Vergleichen der technischen Einzelheiten blicke ich zur ursprünglichen Schmalfilmkamera von Bell & Howell zurück (1917), die für halbierten Normalfilm gebaut wurde. Die Exzenterscheibe für den Greifer enthielt die Bell & Howell Standard (1911-12), sie hatte Charles Moisson 1894 beim Prototypen für den Lumière-Domitor eingeführt und ist selbst Jahrhunderte alt, wenn man sie als in der Antike bekannt voraussetzt. Wie wir vom Mechanismus von Antikythera wissen, waren vor über 2200 Jahren mehr Dinge in Gebrauch, als sich unsere Lehrer vorstellen konnten, zumindest meine. Im Boden das ⅜-Zoll-Gewinde. Die Kamera steht auf ihrer großen Bodenfläche bockfest. Vorteil liegende Kiste. Die optische Achse liegt 50 mm darüber. Die Kiew 16 Alpha hat ein Kunststoffgehäuse aus Diflon-K, ein Polycarbonat, wie es in der Sowjetunion hergestellt wurde. Daher das Leergewicht 1150 g, mit Film geladen, ohne Objektiv 1250 g. Diflon hat nach Angabe von Alekseyev und Umanskiy, 1973, Kältebeständigkeit bis –100 °C und eine Erweichungstemperatur um 135 °C. Diflon K ist korrosionsbeständig. Das Unternehmen Diflon in Kiew gibt es heute noch. Im Gehäusekörper sind Aussparungen und Gewindekernbohrungen vorhanden für das Drehspulinstrument des späteren Polyautomaten. Mechanisch hat man eine mit Bogenrätschengreifer nach Norm absetzende Kamera. Die Filmseitenführung ist jedoch nur auf der technischen Höhe der Eumig C 3, ein starrer Kanal. Es stehen die Bildfrequenzen 12, 16, 24 und 32 zur Verfügung plus Einzelschaltung mit und ohne Drahtauslöser. Wie bei den Ciné-Kodak gibt es Stellschrauben mit Regleranschlägen. Grundsätzlich könnte man eine Kurvenscheibe ähnlich derjenigen bei Beaulieu einbauen, um stufenlose Tempoverstellung zu haben. Der Öffnungswinkel im Scheibenverschluß beträgt 170 Grad. Der Verschluß, dessen Achse etwas tiefer liegt als die optische, dreht sich im Gegenuhrzeigersinn. Eine Fühlhebeleinrichtung zeigt den Filmvorrat in Fuß und Metern an. Umlaufendes Federhaus und direkter Aufzug am Federkern erlauben, während der Aufnahme nachzuspannen. Mit einem Aufzug werden 605 Bilder belichtet. Das sind 25 Sekunden Aufnahmedauer bei Tempo 24. Es gibt eine Federsperre mit Planetenrad, darüber eine Abdeckkappe mit Krempe. Federbüchse dicht, kaum Rost. Das Schaltwerk hält einen Bolzen in der Verschlußwelle an. Übersetzung zwischen ihr und Regler: 10 zu 3. Vier Kugellager, wer hätte das gedacht! Das ganze Getriebe ist trocken, an einem Kugellager hängt noch etwas altes Fett. Rost. Zweigewichte-Fliehkraftregler, kreisrunde Exzenterscheibe im Greiferrahmen. Das dünne Bildfensterblech ist ohne Möglichkeit zum Ausrichten mit drei Schrauben fixiert. Okular fest. Jemand hat schon geschraubt. Es ist klar Technikimport, ein Abglanz noch vom Chicagoer Rockwell-Labor, und entfernt klingt auch das Getriebe der Eumig C 16 an. Was auch überrascht, sind Verstiftungen. Die einzige Platine, Stahlblech von der Stärke 0,43 mm, ist mit drei 1-mm-Stiftchen gegen Verschieben gesichert. Das Trägerblech des Greifers sitzt auf zwei 1er Stiftchen, die Halterung des Aulösehakens und das Objektivgewindestück ebenfalls. Alles andere steht in starkem Kontrast zu diesem mechanischen Aufwand. Der Gehäusekörper ist nirgends verstärkt, alle Schrauben mit Ausnahme der Bodengewindebüchse, die mit Stahlblechschiene und Mutter befestigt ist, sitzen direkt in dem Diflon. Der linke Zapfen des Federkerns läuft im Diflon. Ich muß sagen, daß dieser Kunststoff sich beim Bewegen der Schrauben nach 45 Jahren recht solide anfühlt. Er zeigt an keiner Stelle Risse. Die Güte der Bearbeitung und die Montagequalität sind lausig. Als Auflagemaß stelle ich 17,58 und 17,56 mm fest. Es sollte 17,52 mm sein. Bei einem der C-Gewinde steht eine Braue vor. Die Filmführung birgt Kratzerrisiko. Es ist nicht dafür gesorgt worden, daß der Film mit der Bildfläche nirgends ankommen kann. Das trifft hauptsächlich auf den Weg zwischen Vorratsspule und Zahnrolle zu. Wohl hat das Gehäuse innen eine geglättete Fläche und Abschrägung, doch das genügt nicht. Die Vorratsspule ist nicht gebremst, die Plastikumlenkrollen laufen nicht gerade sehr gut rund und besitzen Gräte. Wenig Staub bringt sie schon zum Stehen. Daneben scheint mir auch die Aussparung für die Bildfläche im Filmkanal etwas untief. Weiter, macht man die Schleifen zu klein, neigt gewöhnliches Material bei den Perforationslöchern zum Einknicken, so scharfe Kurven muß der Film machen. Ein unscheinbarer verchromter Zapfen hilft, die untere Filmschleife von der Andrückplattenhalterung fernzuhalten. Film mit dünnerer Polyesterunterlage verhält sich sehr gut. 200 Fuß in der Kamera zu haben, ist cool, 5½ Minuten bei Tempo 24. Man verliert aus der Natur der Sache nur wenig Licht an der Membrane, einer der großen Vorteile dieses Sucherkonzepts. Bei meinem Modell von 1972 ist die dünne Glasscheibe mit einem gelben Farbton einseitig teilverspiegelt, und zwar die dem Objektiv zugewandte. In der Durchsicht aus Filmperspektive nehme ich eine bläuliche Tönung war. Ein mit dem Teilspiegel verbundenes Gelbfilter? Teilverspiegeltes Glas von Alpha Industries, Chantilly, Virginia, USA? Nach verschiedenen Angaben geht 30 oder 50 Prozent Licht auf die Mattscheibe, doch das sehe ich anders. Es ist etwa 8 Prozent. Die AЛБФA-Membrane ist an einer Ecke aufgeklebt, eine erfrischend einfache, wenn auch vielleicht wild anmutende Befestigungslösung. Sehr genau ist sie nicht montiert, man sieht die Schiefwinkligkeit mit bloßem Auge. Entsprechend ist das Sucherbild auch nicht recht scharf. Mikroskopie-Deckgläslein 16 × 16, Stärke Null, tun als Ersatz den Reflexdienst einwandfrei. Solche spiegeln etwa 10 Prozent Licht aus. Membrane, Mattscheibenlinse und Umlenkspiegel genau ausrichten ist eine hübsche Aufgabe. Die beste Hilfe dabei ist ein in die Sucherbohrung geschobener LASER-Zeiger, anhand dessen man vor der Kamera eine Vorlage ausrichtet. Hernach verschiebt man Kamera oder Vorlage senkrecht um 62 mm und dann geht es ans Schieben und Schrauben festziehen, bis Mattscheibe und Vorlage sich mittig im Sucherausschnitt decken. Nach Prüfen des Auflagemaßes muß man nur noch Sucherbild und Bild in Filmebene gleich scharf hinbekommen. Hierzu gibt es eine mit Gewindestift verschließbare Öffnung in der Objektivhalterung, durch die hindurch man an eine der beiden Befestigungsschrauben der Membranhalterung kommt. Ich nehme an, in der Fabrik wurde fürs Einstellen ein mattiertes Prisma hinter das Bildfenster geklemmt, ähnlich der Einstellhilfe Paillard-Bolex. Die Mattscheibe ist sehr fein und gleichmäßig, besser, als was man von Pathé, Beaulieu, Paillard, ja sogar von Arnold & Richter gewohnt ist. Die Ränder der Mattscheibenlinse sind schwarz lackiert. Auf optischem Gebiet holte Sowjetrußland durch Reparationsleistungen kräftig auf, um noch über einen gewissen Weg alleine weiterzukommen. Das meist mitgelieferte Vega 20 mm, f/2.0, ist ein Fünflinser ähnlich dem Zeiss-Biometar von 1953 mit dicker vierter Linse. Ich habe es zerlegt, gereinigt und wieder zusammengesetzt. Nur ein Beispiel seiner lausigen Güte sei der Befestigungsring des Blendenkorbes. Die Linsen sind kaum besser gefaßt. Mit dem C-Gewinde bin ich frei, vom 20-Dollar-Objektiv bis zu den teuersten Apochromaten alles auszuprobieren. Die Gewindehöchstlänge ist 4 Millimeter, begrenzt durch ein dünnes Stahlblech. Echte Weitwinkelobjektive, die in die Halterung hineinragen, und einige andere können nicht ohne weiteres angesetzt werden. Das wären zum Beispiel die alten Kern-Yvar 15, Kern-Switar 25, Wollensak ½“ und andere mehr mit zu langen Gewinden. Mit Zwischenringen ab 10 mm Auszugverlängerung können sie aber im Nahbereich Verwendung finden. Die Kern-Stereo-Optik scheidet ganz aus. Die Aussparung für den Greifer in der Andrückplatte ist mit schwarzem Band überklebt, damit kein Streulicht in die Filmkammer fällt. Unter dem Fenster der Filmvorratsanzeige finden sich eingeklebte Streifen von schwarzem Papier. Den Raum zwischen Bildfenster und Objektiv zu verdunkeln, sind keine Anstrengungen unternommen worden. Blankes Metall ist zu sehen. Der Kunststoff-Griffring zum Wählen der Bildfrequenz ist unter der Spannung seines Befestigungsgewindestiftes geborsten. Es waren eben keine eingefleischten Kamerabauer am Werk, sondern die Nomenklatura hat eingekauft. Die Angestellten waren froh, bei der nach dem Politiker Grigori Iwanowitsch Petrowski benannten Fabrik beschäftigt zu sein. Die besteht immer noch. Wenn ich vor den aufgeführten Unannehmlichkeiten beide Augen zudrücke, das heißt, mich selbst belüge, dann habe ich nach gründlicher Generalüberholung eine knapp brauchbare Reflexsucherkamera. Aus zwei unvollständigen Modellen machte ich ein vollständiges. Meine Investitionen belaufen sich auf Anschaffungskosten von 87 und 50 Franken, einige Stunden Fronarbeit und Material im Umfang von 20 Franken, zusammen 157 Franken. Unter diesen Voraussetzungen muß ich das laute Laufgeräusch ertragen. Auch sorgfältige Schmierung verringert es kaum, denn die Hohlräume im Kunststoff bleiben. Dafür ist die Alpha fast ein Kilo leichter als die Beaulieu Reflex 16 und auch noch 200 g leichter als die Ikonoskop. Als Makro-Enthusiast möchte ich meine neue sowjet-ukrainische Freundin im Nahbereich nutzen. Sie riecht leicht nach vergangenen Tagen. Als Zubehör gab es Gelbfilter, Pistolengriff und Kunstledertasche. ____________________________ *Deutsche in Rochester NY, USA: Joseph Stoiber, Eastman-Kodak Co. Johann Jacob Bausch von Groß-Süßen Heinrich Lomb Ernst Gundlach J. C. Reich J. Zellweger (Schweizer?) Rudolph Klein Theodor Brück Heinrich M. (?) Reichenbach, Eastman Co. Otto Wittel, Eastman-Kodak Co. Albert F. Sulzer, Eastman-Kodak Co. William G. Stuber, Eastman-Kodak Co.
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