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Anläßlich eines Auftrages zur Generalüberholung und Beschleunigung einer GIC 16 habe ich mir selbst eine GIC 9.5 erstanden, um mich vorzubereiten. Ich kannte die Kameras bislang nicht. Es gibt auch die GIC 8 für Doppel-8-Film, rechts abgebildet. Die Modelle haben alle das gleiche Gehäuse, 155 mm hoch, 100 lang und 63,5 mm breit. Das Gewicht ist 1100 Gramm. 18 auf 25 Millimeter mißt die Bodenfläche ums ¼-Zoll-Stativgewinde herum. Die von Marcel Beaulieu von 1949 bis 1953 gelieferten Federwerkgeräte nehmen Spulen für 50 Fuß oder 15 Meter Film auf. Es müssen recht enge Schleifen in den Film gespannt werden, was mich darauf gebracht hat, dünneres Material auszuprobieren. Das Einspannen geht leichter vor sich mit Film auf halbstarkem Träger. Die GIC gehören zu den einfach ausgestatteten Kameras. Man hat eine Bildfrequenz, 16, keine Einzelbildauslösung, eine Fühlhebelanzeige des Filmvorrats teils in Meter, teils in Fuß und Meter, einen Schachtsucher mit einem Strichrahmen für die dreifache der normalen Brennweite, Parallaxemarken und ein C-Gewinde für Wechselobjektive. Nachfolgemodelle wurden als Movirex verkauft, als Super Movirex mit Dreierrevolver und weiteren Schikanen. Immerhin: Die Modelle für 16-mm- und für 9,5-mm-Film haben eine Wickelzahntrommel. Das für Doppelachtfilm hat keine, ein schwerer Fehler. Mein Auftraggeber hat gewünscht, daß die Kamera mit 24 B./s laufe. Dazu mußte ich neue Wendelfedern für den Regler machen lassen. Selber winden geht bei so kleinem Durchmesser, wie der Raum zulässt, nicht mit vertretbarem Aufwand. Die Sache ist etwas verwickelter, als man sich vorstellt, denn neue Reglerfedern müssen nicht um den Faktor 1,5 stärker sein, wie es die Vergrößerung der Bildfrequenz nahe legt, sondern um das Quadrat davon, also 2,25 Mal. Da kein Platz ist für größere (Norm-) Federn, muß dickerer Draht enger gewunden werden, was die Federkonstante zusätzlich vergrößert. In die Berechnung gehört auch das so genannte Windungsverhältnis aus Drahtdurchmesser und Wendeldurchmesser. Dieses ist ein Faktor in vierter Potenz. Zum Glück ist das Herstellen solcher Federn günstig, wenn ein Mal alles eingerichtet ist, dann braucht man bloß noch Draht und Strom. Die Feineinstellung machte ich mit Anpassen der Fliehgewichte. Angesichts des Filmkanal-Gußteiles bleibt mir fast der Atem weg. Welche Ähnlichkeit mit jenem der Zeiss-Ikon Movikon 16! Zwischen Objektiv und Film gibt es da ebenfalls nur zwei Bauteile. 17 Jahre nach Einführung der Zeiss-Ikon die gleiche Anlage bei einem französischen Gerät, wie kommt denn das? Gibt es einen gemeinsamen Vorfahren? Ja, das Gußteil des Bell & Howell Filmo 70, rechts abgebildet, ist mit ebenso einer Kavität gestaltet. Doch anders als bei anderen Kameras belegt dieses die ganze Front, nicht bloß die Filmseite, und ist deutlich kräftiger ausgebildet. Nach Auseinandernehmen, Reinigen und Prüfen der Bestandteile stellte ich Schäden fest. Die vorliegende GIC 16 muß ein Mal aufs Objektiv gestürzt sein oder sonst Druck auf die Objektivhülse bekommen haben, das Auflagemaß ist um einen halben Zehntel zu kurz, die optische Achse schief. Man sieht das Licht unter dem Lineal. Im C-Gewinde deutliche Druckspuren. Es gibt keine Sperre für die Antriebsfeder, der Mechanismus läuft aus. Das umlaufende Federhaus erlaubt aber Nachspannen der Feder während der Aufnahme. Leider ist an die Feder nur unter Zerstörung der Sicherung zu gelangen, die Federbüchse ist mit der Zahnscheibe verstemmt, der die kleine Platine einfassende Federkern darin gefangen. Das macht die GIC alles andere als chic. Das Klicken der Aufzugrätsche und die Mechanismus-geräusche drücken der GIC den Stempel LAUT auf. Das muß nicht stören, kann aber. Es verwundert nicht, daß das Gerät lärmig ist. Der Fliehkraftregler, ungefähr so gebaut wie eine Fahrradklingel, rotiert in einem frei eingelöteten Messingring, der natürlich hübsch ins Schwingen gerät. Ring, Halterung, Platinen, die ganze Kamera tönt mit. Bei meiner 9.5 ist der Ring auch noch leicht schief. Die Ringhalterungen sind mit der Platine vernietet. Der Regler hat auf der einen Seite ein Ritzel mit 13 Zähnen, auf der anderen eine viergängige Schnecke, die mit dem 14-zähnigen Schraubenrad der Hauptwelle kämmt. Ein Regler zwischen Lastgruppen ist machbar, hier stabil auf Grund der Untersetzung zur Hauptwelle. Schlecht altersbeständig sind die Lederbremsscheiben. Die GIC 16 und 9.5 kosteten 1950 ohne Objektiv 16'000 Francs, die GIC 8 15'500, heute 938 bzw. 909 Franken oder 815 bzw. 789 Euro. Ihr sollt kaufen, brauchen, vergessen! Was in die selbe Richtung geht wie bei der Bencini Comet 8 ist Verchromung eines teilweise rohen Gußstückes, siehe dieses Bild. Dafür haben die GIC Bildfenster mit scharfen Ecken. Der Öffnungswinkel des Scheiben-verschlusses beträgt 140 Grad, Merkmal einer Sonnenscheinkonstruktion. Das muß nichts Nachteiliges sein, entsteht doch durch die etwas kürzere Belichtungszeit, 1/41 Sekunde, weniger Bewegungsunschärfe, was schnelleren Bewegungen entgegen kommt. Ihr wißt ja: Beach-Volleyball, Surfen, Eis essen . . . Andere Kameras für 50-Fuß-Spulen waren die Pathé Lido, die den Badestrand gleich als Namen trägt und die es ebenfalls für 9½-mm-, 16-mm- und 8-mm-Film gab, die Ciné-Nizo 9½-16-8, die erste Bolex, die Suchánek-Admira-Ledvinka 9½-16-8, die Ditmar 9½-16-8, der Ciné-Kodak BB, das Ansco-Risdon-Modell A, der Vitascope Movie Maker und noch andere mehr. 100 Fuß Schmalfilm für 4000 Bilder ist eine praktische Länge. Bei Tempo 16 ergibt sich die Aufnahmezeit von 4 Minuten und 10 Sekunden, bei Tempo 24 hat man 2 Minuten und 46 Sekunden. Mehr ist manchmal mehr, oft aber zu viel. Je kreativer man bei den Aufnahmen sein will, umso unpraktischer sind große Filmlängen. Die braucht der Reporter, wenn es draufzuhalten gilt. Nicht umsonst gab es die 50-Fuß-Kassette für 16-mm-Film von Kodak und entsprechende Kameras. Für 50-Fuß-Spulen gilt nach Norm der Höchstdurchmesser 71,5 mm. Die Größe ist handlich und leicht in der Manteltasche unterzubringen. Die doppelte Filmlänge darauf zu haben, ist nun einfach obercool. Man kann nur hoffen, daß es bei einem Rohfilmhersteller bald ein mal Klick macht im Oberstübchen, daß jemand kapiert, wie attraktiv Film mit dünnerer Unterlage ist. In diesem Zusammenhang sei gesagt, daß eine neue Filmvorratsanzeige relativ leicht anzubringen wäre, man könnte wie bei den Modellen, wo eine Meter- und eine Fußskala nebeneinander stehen, eine für gewöhnliche und eine für dünneres Material machen. Dabei könnte man auch die dunkelgrüne Scheibe, welche das Ablesen sehr schwer macht, durch eine farblose ersetzen. Im Innern dichtet man dann mit schwarzem Filz gegen einfallendes Licht ab. Der Rätschengreifer setzt im Perforationsloch +2 ab. Damit steht die GIC 16 recht einsam da, +2 haben sonst nur die Krasnogorsk-3 und, man halte sich fest, die Mitchell 16. Nun findet sich bei der GIC 16 in der Position ‒3 ein abgeschrägter Zahn, eine Sperrklinke. Die Filmpositionierung funktioniert so: Der Greifer zieht am Film und verlangsamt. Der Film rutscht am Ende des Greiferhubs mit einem Loch über die Klinke. Wenn Lochabstand und Einstellung der Kamera zusammenpassen, was bei frischem Material der Fall ist, kann der Film auf keinen Fall zurückrutschen. Doch was bringt das und wie soll man mit der Filmpositionierung im Perforationsloch minus Drei umgehen? Welcher Projektor paßt dazu? Keiner. Bei der GIC 9.5 beträgt der Positionierabstand zweieinhalb Lochabstände, der gesteuerte Greifer setzt im Perforationsloch +3 ab. Ich habe mich nach einem entsprechenden Projektor umgesehen, die Vielfalt an 9½er Geräten ist ja erstaunlich groß, und bin beim GIC gelandet! Der Filmkanal der Kamera ist 9,59 mm weit, eine für mich unbefriedigende Sache. 9½-mm-Film läuft nicht verkantet durch den Kanal, weil der Greifer in Filmmitte zieht. Das Rätsel löst sich bei der Untersuchung des Projektors auf. Der hat nämlich auch keine aktive seitliche Filmführung. Um noch einen Moment beim Projektor zu verweilen: Ich habe kein anderes Vorführgerät mit so einem schlechten Lichtwirkungsgrad angetroffen, hat der GIC doch tatsächlich kleinere Hell- als Dunkelsektoren in der Blende. Auf dem Bild weiter unten ist es zu sehen. Das muß man mit einer stärkeren Lampe wettmachen, was eigentlich eine umfassende Erneuerung mit sich zieht: eine Seitenführung für den Film, einen Sockel für moderne Lampen und Neuwicklung der Maschine, um den Transformator loszuwerden. Die Apparate sind mit 120-Volt-Motoren ausgestattet. Die GIC-Projektoren besitzen wie die Kameras einen Geradzuggreifer mit Ölschmierung. Ein weiterer Schwachpunkt der Kameras ist die Verbindung mit dem Objektiv. Eine schwarz eloxierte Alumimiumhülse, siehe das Foto weiter oben, am Objektivträger mit zwei Senkkopfschrauben befestigt, muß die Last der Optik übertragen. Während das bei den Festbrennweiten gut geht, nähert man sich mit einem Sucher-Zoom, das exakte Einstellungen sichert, einer statischen Grenze. Die Sucher-Pan-Cinor von Berthiot und die Angénieux-Reflex-Zoom sind so schwer, daß eine Stütze angezeigt ist. Im Geiste ihrer Anlage haben Variolinsen eigentlich keinen Platz an der GIC, sie will kompakt bleiben und mitgenommen werden. So lobt auch mein Auftraggeber ihre Kleinheit. Unter den Kameras für 16-mm-Film auf Spulen ist sie wahrlich unter den kleinsten und das ist ihre Stärke. Für Genaueinstellung kann man sich des Cine-Flex von Elgeet bedienen. Dieses Zubehör wiegt nur wenige Gramm. Der Ciné-Kodak BB ist leichter, hat aber keinen C-Anschluß. Unterlegescheibe à la mode du chef Die allgemeine Qualität der GIC ist arm. Schwächliche Statik, Lunker im Druckgußgehäuse, exzentrisch gebohrte Muttern und Scheiben, unvollständig oder schief geschnittene Schraubenschlitze, Lager ohne Schmiermöglichkeit, einfach ins Gehäuse gedrücktes Okular, Suchermasken mit unterschiedlichen Seitenverhältnissen zum starren Filmkanal (16,03 mm an der engsten Stelle, parallele Seiten sind es nicht), Filmkanal in Längsrichtung nicht eben, Greiferrahmen dünnes Blech. Servicefreundlichkeit ist nicht gegeben. Eine der Schrauben, mit denen das Werk in der Gehäuseschale hält, befindet sich unter dem runden Namensschildchen, das mit zwei Kerbnägeln befestigt ist. Einen dieser Nägel mit einer Zange packen zu können, ist mir noch nicht gelungen. Man beginnt, unter dem Schildchen zu hebeln und versaut damit das weiche Aluminium mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Ich könnte es auch so formulieren: Man hat das Schildchen mit böser Absicht über eine Schraube gesetzt. Die elegantesten Geräte sind sie nicht, die GIC. Ihr hellgrauer oder gneisfarbener Kräusellack ist so typisch Nachkriegjahre, manches Gerät ist mit schwarzen Zierlinien bemalt. Der Gehäusewulst für die Verschlußscheibe wirkt ein wenig unbeholfen. Ein mit zwei Muttern aufzuschraubender Deckel verlangt jemand Ungeduldigem etwas ab. Die primitive Filmführung an der Zahntrommel ist unterstes Fach. Immerhin ist diese nach einiger Zeit zum Aufklappen verbessert worden. Weit aufklappen kann man sie bei eingelegten Spulen nicht. Die Andrückplatte kann man herausnehmen. An meiner 9.5 ist ein 20-mm-Cinor B, f/1.9, von Berthiot. Das ist das von Hermagis 1924 vorgestellte Perlynx, ein dialytischer Vierlinser, das heißt aufgelöst, aus vier Einzellinsen bestehend. Das Hervorragende an dem System ist, daß die hinterste Linse eine stark positive ist, was das Bildfeld gut ebnet und gleichmäßige Ausleuchtung bei mittlerem Bildwinkel bringt. Von Taylor-Hobson wurde diese Anlage für die Super-Comat- und SERITAL-Objektive übernommen, SEparate Rear Inverted Taylor Anastigmatic Lens. Der Vorteil für den Objektivhersteller sind zwei zusätzliche Freiheitsgrade aus unterschiedlichen Linsenradien und das Fehlen von Kittflächen, was die Fertigung vergünstigt und den Zusammenbau beschleunigt. Wo keine Kittflächen sind, da kann es auch kaum Glaspilz geben, sitzen die Pilzsporen doch schon im Wald im Baumharz. Zum Glück lassen die GIC sich teilweise von außen schmieren, was genutzt werden sollte. Man gebe in größeren Zeitabständen je einen Tropfen Nähmaschinenöl hinter die antreibende Peesenscheibe; von dort aus werden auch ein Zwischenrad des Getriebes und mit ihm weitere Zahnkränze geschmiert; zwischen Unterseite der Filmzahntrommel und Lagerbuchse; wenn das Öl die Welle entlang hineinläuft, wird wieder ein Teil des Getriebes mitgeschmiert. Gewindestift in Filmzahntrommel nicht lösen! auf die sichtbar sich drehenden Lagerzapfen in der Hauptplatine; je einen Tropfen Haftöl (Werkzeugmaschinen-Gleitbahnöl) zwischen Spulendorn und Achse hinab, gleich unter der Nutmutter; je einen Tropfen Haftöl die Krallen des Aufzugschlüssels entlang und nach Abschrauben desselben zwischen Platine und Federkern. Die Seriennummern sind in Gruppen angelegt, wobei die 16-mm-Modelle in den 50‘000ern, die 9½er in den 20‘000ern und die Doppelachtkameras in den 10‘000ern stehen. So habe ich die GIC 16 mit den Nummern 50'245 und 51'512 (feste Filmführungen) gesehen, 9½-Modelle mit den Nummern 20'136 (?) (bewegliche Filmführungen), 20'520 (fest), 21'205 (meine, beweglich) und 21'493 (bew.) sowie Doppelachter mit den Nummern 10'557 und 760'900 (wohl falsch). Mein GIC-9.5-Projektor hat die Nummer P20038.