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Geschrieben

Vielen Dank, Rene Rossi, für den Hinweis auf diesen interessanten Artikel aus dem britischen Filmvorführerforum.

 

Natürlich hat der Autor recht. Die Stunden des Kinos, wie wir es kennen, sind gezählt. High Noon. Niemand von den Zuschauern kann daran etwas ändern umd, richtig, die meisten bemerken den Unterschied nicht einmal. Ich bin einer von denen, die unendlich traurig sind, wenn die Projektion von mechanisch auf digital umgestellt wird. Wenn ich hier in Frankfurt die Auswahl habe, gehe ich in das Kino, in dem die 35mm-Kopie läuft.

 

Was ich nicht verstehe: Warum gibt es im Forum relativ viele Vorführer, die die digitale Abspielstätte verteidigen? Ist denen nicht klar, dass das ohne jeden Zweifel das Ende dieses Berufs bedeutet? Die Entwicklung kam allmählich. Ursprünglich das Lichtspieltheater mit Nitrofilm und zwei Vorführern in jedem Haus. Dann das Filmtheater mit Sicherheitsfilm mit nur noch einem Vorführer, der wacker die einzelnen Akte überblendete. Seit den 70er Jahren das Kino, in dem ein Vorführer zehn oder mehr Säle zu betreuen hatte. Und jetzt? Noch leben wir in einer Übergangsphase. Aber es wird nicht mehr lange dauern, dann gibt es gar keinen Vorführer mehr. Es ist ja nicht schwer, sich vorzustellen, dass der Besitzer der Abspielstätte die Filme am Heim-PC ordert, terminiert und dem jeweiligen Saal zuordnet, sodass die Kassiererin (sofern es dann noch eine gibt) nur noch zur rechten Zeit einen Knopf zu drücken hat. Und selbst das könnte ein Automat, wie wir ihn von Parkhäusern und U-Bahn-Stationen her kennen, erledigen. "If you see someone in there, give them a wave. They may not be around for much longer."

 

Warum also wollt Ihr euch, liebe Digitalfans, selbst abschaffen?? Die E-Lok hat die Dampflok verdrängt, überflüssig gemacht, denn sie ist schneller, sauberer und vor allem wirtschaftlicher. In Berlin kann man in einer U-Bahn, am Frankfurter Flughafen mit einer Hochbahn mitfahren, in denen im Führerstand kein Mensch mehr sitzt. Dennoch hängen heute ungeahnt viele Menschen, Erwachsene und Kinder, an diesen fauchenden, faszinierenden Ungetümen. Im Linienbetrieb ist die Dampflok nicht mehr zu finden. Aber es gibt sie noch, und manchmal fährt sie sogar. Das läßt hoffen. Ein wenig...

 

PS: Auch die Theaterbesitzer sollten einmal nachdenken. Wenn man zu Hause im optimalen Fall dasselbe Kinoerlebnis haben kann wie in einem Kino - wer, mit Verlaub, sollte dann noch ins Kino gehen, wo es zu Hause doch viel gemütlicher ist? 'Aber da kann er den Film erst ein halbes Jahr nach dem Start sehen', werden Sie einwenden. Da kennen Sie die Produzenten aber schlecht! Wer sollte die bitteschön daran hindern - ars gratia pecuniae -, ihre digitalen Daten gleich in den Heimkinovertrieb zu bringen, statt erst ein halbes Jahr auf das wirklich große Geld zu warten?

 

Pardon, das musste einfach mal raus. Gibt es eigentlich noch Vorführer, Theaterbesitzer, Kinogänger und Cineasten, die ebenso denken?

Geschrieben

 

Was ich nicht verstehe: Warum gibt es im Forum relativ viele Vorführer,

die die digitale Abspielstätte verteidigen? Ist denen nicht klar,

dass das ohne jeden Zweifel das Ende dieses Berufs bedeutet?

 

Unsinn! Vielleicht das ende des berufes in dieser form.

Es sind die vorführer die sich weitergebildet haben und mit der

zeit gehen, deren job bleibt auch erhalten,

weil sie mit den neuen fähigkeiten weiter einsetzbar sind.

 

Wer sich vor dem wandel sträubt und nicht bereit ist sich

zum erhalt seines arbeitsplatzes weiterzubilden bleibt auf der strecke...

 

Wir sind volldigitalisiert mit TMS und ich arbeite

immernoch als vorführer in vollzeit.

Geschrieben

Genau so schaut´s aus

 

Wer in 2 Jahren nur noch 35mm "kann" oder "will" wird ein großes Problem bekommen.

 

So eng sehe ich das garnicht, ist doch Klasse wenn man in 10 Jahren noch

analog vorführen kann.

Ich freue mich auch das wir bis auf einen Saal alle 35er behalten konnten..

Geschrieben

Zeit, sich nochmal zu erinnern ... vor 35 Jahren (ab 2:00):

http://www.youtube.c...h?v=BHfnXOk1b1E

Wie schön, dass es die "Kurbel", wo ich "Im Lauf der Zeit" zum ersten Mal sah, immer noch gibt - und sie spielen auch immer noch 35mm ...

Vielen Dank, Sam, für deinen Link zu diesem ebenso wunderbaren wie traurigen Filmausschnitt aus Wim Wenders' "Im Lauf der Zeit"!, einem meiner Lieblingsfilme, der nur allzu gut meine Stimmung ausdrückt, wenn ich an Kino denke.

 

Unsinn! [...] Wir sind volldigitalisiert [...] und ich arbeite

immernoch als vorführer in vollzeit.

Lichtbringer, danke für deinen Beitrag. Allerdings bist du auf die wichtigsten meiner zugegeben sehr emotionalen Argumente nicht eingegangen. Ich freue mich für dich, dass du dich fortgebildet und deinen Job behalten hast. Eine Weile wird es sicher noch dauern, bis das Kino vollautomatisiert ist. Theoretisch ist es zweifellos möglich, praktisch aber stehen dem - noch - die zu erwartenden weiteren Investitionen entgegen. Du bist 41 Jahre alt; wenn du Glück hast, wirst du deinen Beruf noch bis zum Renteneintritt ausüben können.

 

Bitte bedenke, dass es mir in meinem Beitrag nicht nur um das bevorstehende Aussterben eines Berufs geht, sondern vor allem um das unwiederbringliche Ende einer aufregenden und faszinierenden Technik!

 

Wird es dereinst in Großstädten vereinzelt Kinos geben, die mit dem Slogan werben werden "Lichtspieltheater mit originaler 35mm-Filmprojektion"?

Geschrieben

Wird es dereinst in Großstädten vereinzelt Kinos geben, die mit dem Slogan werben werden "Lichtspieltheater mit originaler 35mm-Filmprojektion"?

 

Glaube ich nicht. Es gibt ja auch keine autohäuser die mit dem spruch werben: "Nur noch hier, autos mit orginal holzvergaser", und das war

bestimmt auch eine aufregende und faszinierende Technik.

 

Aber ich will auch nicht zu zynisch sein, ich freue mich jedes mal wenn ich zur unserer

Filmkunstreihe eine 35er kleben und spielen darf.

Ich finde dieses zwanghafte festgeklammer an die analogtechnik einfach bloß nervig...

Geschrieben

@wrzlbrr:

 

ES GIBT!

 

 

 

 

Und wenn die Verleiher es zulassen, wird es vlt. auch Kinos geben die damit werben werden.

Ob Groß- oder Kleinstadt ist da sicher eher unwichtig.

 

 

Freies Zitat: "Erst wenn man den eigenen Ast abgesägt hat, hat man wieder Grund zum Jammern"

 

 

Wie zweischneidig ein Schwert sein kann...

 

 

Mit jeder Digitalisierung hat man den Verleihern ein Viech mehr in die küche gejagt.

Hatten wir aber alles schon in einem anderen "Digital-Thread".

Aber es ist ja alles soooo toll!!!! /i

Geschrieben

Zeit, sich nochmal zu erinnern ... vor 35 Jahren (ab 2:00):

 

http://www.youtube.c...h?v=BHfnXOk1b1E

 

Wie schön, dass es die "Kurbel", wo ich "Im Lauf der Zeit" zum ersten Mal sah, immer noch gibt - und sie spielen auch immer noch 35mm ...

 

 

Und uns als einer der Hauptdarsteller im Film (Roxy Helmstedt) gibt es auch noch.

(Mittlerweile zwar digitalisiert können aber auch weiterhin 35mm ;-) )

 

Gruß

HAPAHE

  • 3 Wochen später...
Geschrieben

Warum dieses Wehklagen, als ob der Filmvorführer eine geschützte Kreatur ist? Seht euch doch mal um, dann werdet ihr feststellen, dass sich in fast jedem Beruf vieles verändert hat. Ein Kfz-Mechaniker mit dem Wissen von vor zwanzig Jahren wird heute kein Auto mehr reparieren können, ein Elektriker, der zwanzig Jahre in einem anderen Beruf war, könnte heute keinen Arbeitsplatz mehr bekommen...die Liste lässt sich unendlich fortführen. Selbst in den Büros wäre man heute aufgeschmissen - die EDV und dann die PCs haben die ganze Arbeitswelt verändert.

 

Also, nicht in Selbstmitleid versinken, sondern sich der aktuellen Lage anpassen, z. B. durch Fortbildung. Stillstand ist Rückgang, irgendwann werden Hobbyfilmvorführer dem staunenden Publikum einen 35mm-Film vorführen - so wie es heute Hobbylokomotivführer gibt, die in ihrer Freizeit den alten Dampfrössern Leben einhauchen.

 

Teert und federt mich für meinen Aussagen - aber so ist es nun einmal. Wenn wir immer mit dem zufrieden wären, was wir gerade haben, würden wir heute noch in den Höhlen leben.

Geschrieben
Seht euch doch mal um, dann werdet ihr feststellen, dass sich in fast jedem Beruf vieles verändert hat.

Ja, doch die Grundlagen sind das Entscheidende. Ich bin jetzt in der letzten Etappe meiner Ausbildung zum Mechaniker und muß sagen, daß diese Lehre kaum mehr etwas anderes ist als ein Abrichten auf unbeschwerten Umgang mit CAM*-Programm und CNC**-Werkzeugmaschine. Feilen, Stemmen, Meißeln, Schaben, Sägen, Anreißen und Körnen, Läppen, Honen, mehrere Aspekte des Zusammenbaus oder des Unterhalts kommen viel zu kurz. Was glaubt ihr, seit wann es den Drillbohrer mit Spannuten gibt, wie man ihn kennt? Seit 1863. Bis in die 1860er Jahre hinein wurde mit meist handgeschmiedeten Vollbohrern gearbeitet, d. h. fleißig entspänt. Wir haben heute kaum eine Ahnung davon, wie die Industrien aufgebaut wurden, deren wir uns immer noch rühmen. Wir wissen nur, wer sie aufgebaut hat: Arbeiter.

 

Ich will damit sagen, daß einer der Alten mit einem reparablen Gerät durchaus zu Rande kommt, die modernen Produkte hingegen nicht auf lange Lebensdauer und Instandhaltung ausgelegt werden. Die Frage ist also: Wird es wieder eine Stärkung der Investitionsgüterindustrie geben? Seit dem Zweiten Weltkrieg ist global eine Konsumgüterindustrie eingerichtet, in der Fachleute eigentlich nur stören. So stoßen wir mit Ideen beim Lehrmeister eigentlich immer auf Widerstand. Ich habe gefälligst gar keine eigenen Ideen zu haben. Man ist richtig gestresst mit jedem Lehrling, der seine Denkwarze einschaltet. Heute werden Millionen von Angestellten dafür bezahlt, möglichst nichts (anderes) zu tun (als das schon Geplante). Mein Wort zum Tag der Arbeit

____________________

 

* Computer Aided Manufacturing: Rechnergestützte Fertigung

** Computerized Numerical Control: Gerechnete zahlenmäßige Steuerung

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