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Geschrieben

Hallo,

 

bald ist es 50 Jahre her, daß das Kino DAS wichtigste Jubiläum schreibt, ohne welches es heute kein Kinowesen mehr gäbe. 1953 wurde Kino erwachsen, mit der kommerziellen Einführung von Cinemascope und stereophonischem Ton am 20.6.1953.

Doch halten es die Verbände der Filmwirtschaft für wichtig, darüber Gedanken zu verschwenden? Wohl kaum. Vor 8 Jahren gedachte man der Einführung einer Jahrmarktsattraktion, die wohl kaum perfekten Unterhaltungsgenuß geboten hatte, aber neu war.

 

1953 wurde Kino erwachsen. Der Sehwinkel wurde dem menschlichen Auge angepaßt, stereophoner Ton ermöglichte ein 360 Grad Hörerlebnis, auf breiter Front, und ein Abbild der Wirklichkeit entstand. Weltweit in Folge adaptiert, und als Lösung gegen den TV Konsum erfolgreich, hatte Kino durch Innovation schwierige Zeiten gemeistert.

Doch hat man es in Deutschlag nötig, daran zu erinnern? Nein.

 

In Italien gibt es in Bologna in der Cinemathek eine Retro vom 28.6. - 5.07.03, mit diversesten, klassischen Cinemascope Filmen. In Originalfassung und Magnet- Stereoton. Die Mühen müssen exorbitant gewesen sein, die Filme aus Beständen der Studios, staatlicher Archive und von Privatsammlern zu bekommen. Die Technik, mit neuester Optik ausgestattet, vermag auch 2.55 korrekt zu zeigen, eben ein ehrvolles Gedenken an den Cinemascope Geburtstag.

 

Doch was hat die Deutsche Filmwirtschaft zu bieten? Ein Kinofest, wie großartig, bei dem der Preis die Hauptattraktion bietet. 3 Tage - 3 Euro!

Geiz ist halt geil, und blöd sind wir dann ja auch nicht, ins Kino auch ohne bedeutenden Filmstart zu gehen, bekömmt man die Einzel-Karte doch zum polnischen Matrix reloaded DVD Preis.

Und warum nicht 3 Tage - dreifach gut. Farbe - Scope - Stereo.

Diese Dinge haben Kino aus der Krise geführt, daran zu erinnern sollte möglich sein.

50 Jahre nach der Einführung des Stereotones, 10 Jahre nachdem Digital auf breiter Front zu bezahlbarem Preis eingeführt wurde, sind 35 % aller Kinosäle noch in Mono.

Also doch Geiz ist geil.

 

Stefan

Geschrieben

Hallo Stefan!

 

Ich wollte letztens auch schon einen Thread zu 50 Jahren Stereoton im Kino eröffnen, aber es stimmt aufgrund von Cinerama ja nicht ganz. Die waren schon 1952 mit 7-Tonkanälen dabei und das mit einer besseren Bildauflösung als bei Todd-AO 70mm. Sicher bei weitem nicht mit so großer Verbreitung wie CS aber trotzdem war Cinerama etwas früher dran.

 

Daß man hierzulande kein Wort über derartige Sacherverhalte erfährt ist auch keine Überraschung. Kaum ein gutes Kino im deutschen Sprachraum (vom Frankfurter Cineplex mal abgesehen) findet es auch nur im Ansatz nötig, ältere Filme wiederaufzuführen.

 

Und das zu Recht. Denn einen finanziellen Erfolg kann man aufgrund des Mangels an Interesse kaum erwarten.

 

Wenn selsternannte "Filmliebhaber" die großen Sandalen- bzw. Monumentalfilme auf VHS LP aufgenommen vom K1 mit 5 Unterbrechungen, im falschen Format mit ausgewaschenem, unscharfen Bild, mit Sendelogo und ohne Schlußtitel in schlechter Tonqualität Zuhause liegen haben, dann gehen Diejenigen sicher nicht ins Kino um sich den Film den sie ohnehin längst "Zuhause liegen haben" als zahlende Zuseher ansehen zu können.

 

Und wenn sie sich gar schon eine DVD gekauft haben erst recht nicht.

 

Genau DAS ist die Einstellung, welche die meisten Leute heutzutage leider haben. Aus diesem Grund wird man auch in 50 Jahren keinen einzigen Bericht zu 100 Jahre CinemaScope in den Zeitungen finden können...

 

mfG

Christian Mueller

Geschrieben

Gerade in der Jetztzeit wäre es wichtig, ein solches Jubiläum zu feiern: Wo doch von den USA 1:1,85 bzw. 1:2,00 favorisiert wird, womit 35mm Film zu einer Bildauflösung von annähernd 16mm degradiert wird...

Nach wie vor meine Meinung: Ein Hoch auf Normal 1:1,37, es ist in 35mm mit heutiger optischer Wiedergabetechnik nicht zu übertreffen! Scope ist dazu die einzige Alternative!

Bis neulich.

Rolli

:roll2:

Geschrieben

Hallo Christian.

 

Das mit Cinerama stimmt schon, aber Cinerama als Roadshowverfahren hatte keine weite Verbreitung außerhalb spezieller Aufführungen erlangt. Im Gegensatz dazu war CinemaScope verglückt, aufgrund der wesntlichen Kompatibilität mit bestehenden Filmtheatern auf breiter Front eingeführt zu werden, was durch diese Neuerung im wandelnden Kinointeresse die Menschen zurück in die Säle auf breiter Front brachte.

Stereoton im Kino, gabs auch schon Jahre vorher, in Versuchen und Einzelaufführungen, doch erst 1953 kommt der Massenmarkt.

 

Wirtschaftlich rechnen wird sich keine Retro, leider. Und diejenigen, die entsprechende Aufführungen machen, bleiben technisch entweder zurück, weil alleine die Investition in spezielle 70 mm Objektive, brauchbare Vorverstärker und Stereoprozessoren nie wieder zu erzielende Kosten verursacht.

Lediglich das Norwegische Filminstitutt und sein Leiter Jan Olsen halten die Großfilmschiene am Leben, mit 70mm Optiken von Isco, Panastereo CSP 4600 Magnettonprozessor und 5 Kanal Front kann hier 70 mm gesehen werden, wie es gehört. Aber das ist eine staatliche Einrichtung, mag mancher sagen. Realität ist, trotz des niedrigen Eintrittspreises von ca 5 EUR trägt der Kinobetrieb die ganze Einrichtung. Die Vorstellungen sind schnell ausverkauft und äußerst beliebt, und so sehr unterscheiden sich die Menschen nicht, von denen in Hamburg oder Wien. Wenn das Angebot stimmt, die Qualität auch, dann gibt es auch Nachfragen.

 

Doch in einer Branche, für die eines der großen Probleme darstellt, "daß die bösen Verleiher Filme nur gegen stehende Vorauskasse oder Einzugsermächtigung liefern", hat ganz Andere Probleme. Sie wird obsolet.

 

Grüße:

 

 

Stefan

Geschrieben

Also ... ob Du nun ISCO oder SCHNEIDER Objektive, PANASTERO oder DOLBY Equipment, KRIX Lautsprecher (die sind übrigens verdammt gut) oder JBL hast, das hat keinen Einfluß auf die zu erwartende Zuschauerzahl. Und Tatsache ist, daß in den skandinavischen Ländern Klassiker im 70mm Format einfach ein größeres Publikum finden als hier bei uns.

 

Die Norweger machen ein engagiertes und gutes Programm, aber Du hast es elbst erwähnt, sie sind eine staatliche Stelle und haben Budgets um 70mm regelmäßig zu zeigen. Sie sind nocht auf den return durch den Eintrittspreis und den noch evtl. anfallenden Nebenverzehr angewiesen.

 

Jedes kino überlegt es sich heute genau, einen 70mm Repertoire film einzusetzen. Allein die Frachtkosten (120 - 150KG pro Kopie = ca. 60 - 80 Euro) und evtl. Mindestgarantien müssen reinkommen.

 

Die Norweger (ich gönne es ihnen ja) können es sich leisten, nur für Sichtungen des Kopioenmaterials quer durch Europa zu reisen.

 

es grüsst

 

preston

Geschrieben

In Bochum Langendreer gibt es das Kino endstation, das dieses Jubiläum im Juli + August mit ausgesuchten Filmen würdigt:

Das Gewand, dF, 2o.8. 19.3oh

2o.ooo Meilen unter dem Meer, dF, 2o.7. 17.3oh

Mademoiselle, dF, 24.8. 17.45h

The Fog, dF, 8.+9.7. 22.ooh

Subway, dF, 5.+6.8. 22.ooh

Carlito's Way, OV, 25.+26.8. 21.3oh

Die 36 Kammern der Schaolin, dF, 11.+12.8. 22.ooh

Logans Run, dF, 19.+2o.8. 22.ooh

Deliverance, dF, 13.8. 19.45h

Yakuza, dF, 16.7.19.45h

 

Anfahrt und so unter http://www.endstation-kino.de

 

Viel Freude beim gucken!

  • 3 Monate später...
Geschrieben

Da ich die Beiträge allesamt etwas zu subjektivistisch finde, polemisiere ich eben auch: ich hasse CinemaScope-Filme!

Dieses (körnige, randunscharfe und verschwommene) System war doch Schuld daran, das wir nie ein perfektes Breitwandsystem dauerhaft durchsetzen konnten. Es war leider immer der Vorwand, keine Filme mehr in oder auf 70mm zu kopieren/zu verleihen, es war der Vorwand für die Deutsche Kinemathek in Berlin, zu den Internationalen Filmestspielen Berlin 1993 eine "Breitwandretrospektive" veranstaltet zu haben, auf der "Scope" stellvertretend für die gesamte Breitwandfilm("Autorenfilm"-)geschichte herhalten mußte, währenddessen Anträge auf Integration etwa des 70-mm-Films mit dem Argument abgeschmettert wurden: "Das interessiert ja höchstens 50 Leute ... ist ein Sammelsurium von Formaten ... das Scope an sich war künstlerisch bedeutend ... das wird uns alles zu technisch".

Sehr wohl waren also auf deutschem Boden Mittel und Festivals gegeben, die skandinavische und italienische Glanzleistungen noch überflügelt hätten.

Und ebenso wie mein manifester Vorwurf an die Fraktion selbsternannter "Filmwissenschaftler" hierzulande ist Christians Kritik an der VHS/DVD-Warmduscher-Fraktion, wie ich sie nenne, gerechtfertigt. Lobenswerterweise stammt der Eingangsthread zwar von Stefan2, aber: mir lief in anbtracht meiner traumatischen Berlin-Erfahrungen doch die Galle über,wie Du im zweiten Beitrag CinemaScope einfach mit 70mm in einen Topf werfen konntest? Du spinnst nun total! (Und das von einem der besten Experten auf dem Gebiet - ich hätte eine kritischere Differenzierung erwartet!)

Geschrieben

Doch was hat die Deutsche Filmwirtschaft zu bieten? Ein Kinofest, wie großartig, bei dem der Preis die Hauptattraktion bietet. 3 Tage - 3 Euro!

Geiz ist halt geil, und blöd sind wir dann ja auch nicht, ins Kino auch ohne bedeutenden Filmstart zu gehen, bekömmt man die Einzel-Karte doch zum polnischen Matrix reloaded DVD Preis.

Hallo,

das war schon eine lausige Aktion,

allein für die zusätzlichen Transportkosten für die extra Kopien hätte man jedem Besucher einen 10 Euro Schein in die Hand drücken können.

Kost´ nix, taugt nix...

Geschrieben

Aller guten Dinge sind 3.

Beim Kinofest wars "so gut", daß es eine Wiederholung im nächsten Jahr nicht geben wird. Vielleicht irgendwann in kommenden Jahren einmal mit einem relaunch, mit völlig neuem Konzept auf (Nord)europäischer Ebene. So zumindest die Aussage der Filmtheaterverbände als Resummee.

 

Stefan

Geschrieben

Hallo Jean-Pierre!

 

Da ich die Beiträge allesamt etwas zu subjektivistisch finde, polemisiere ich eben auch: ich hasse CinemaScope-Filme!

Dieses (körnige, randunscharfe und verschwommene) System war doch Schuld daran, das wir nie ein perfektes Breitwandsystem dauerhaft durchsetzen konnten.

 

Man muß sich einmal überlegen wieviele Filme im Gesamten wirklich in 70mm gedreht wurden und wieviele tatsächlich nur Blowups waren. Hinzu kommt noch, daß sich nicht jedes Kino eine Magnettonanlage und zwei 70mm Projektoren leisten konnte. Man muß auch mal wirtschaftlich und nach den Kosten gehen und nicht immer nur das beste- und teuerste Optimum (70mm-6-Kanal-Magnetton) als leicht machbar hinstellen.

 

Sicher war es früher schon so, daß die Filmpaläste die erstklassigen 70mm Prints mit den genialen Mehrkanal-Bespurungen bekamen und das Ergebnis dann auch dementsprechend hochwertig war.

 

Aber so zu tun, als ob ein Standard wie CinemaScope fast nix mit Kino zu tun hat, halte ich dann doch für "ein wenig" vermessen.

 

Es war leider immer der Vorwand, keine Filme mehr in oder auf 70mm zu kopieren/zu verleihen, es war der Vorwand für die Deutsche Kinemathek in Berlin, zu den Internationalen Filmestspielen Berlin 1993 eine "Breitwandretrospektive" veranstaltet zu haben, auf der "Scope" stellvertretend für die gesamte Breitwandfilm("Autorenfilm"-)geschichte herhalten mußte, währenddessen Anträge auf Integration etwa des 70-mm-Films mit dem Argument abgeschmettert wurden: "Das interessiert ja höchstens 50 Leute ... ist ein Sammelsurium von Formaten ... das Scope an sich war künstlerisch bedeutend ... das wird uns alles zu technisch". Sehr wohl waren also auf deutschem Boden Mittel und Festivals gegeben, die skandinavische und italienische Glanzleistungen noch überflügelt hätten.

Und ebenso wie mein manifester Vorwurf an die Fraktion selbsternannter "Filmwissenschaftler" hierzulande ist Christians Kritik an der VHS/DVD-Warmduscher-Fraktion, wie ich sie nenne, gerechtfertigt. Lobenswerterweise stammt der Eingangsthread zwar von Stefan2, aber: mir lief in anbtracht meiner traumatischen Berlin-Erfahrungen doch die Galle über,wie Du im zweiten Beitrag CinemaScope einfach mit 70mm in einen Topf werfen konntest? Du spinnst nun total! (Und das von einem der besten Experten auf dem Gebiet - ich hätte eine kritischere Differenzierung erwartet!)

 

Ich glaube gar nicht, daß der Stefan 70mm und CinemaScope in einen Topf geworfen hat (wo?). Daß man bei einem "Breitwand" Festival nur Filme in CinemaScope gezeigt hat, finde ich einen Skandal! Jedes Kind weiß, daß Breitwand eben breiteres Filmmaterial als der Standard beinhaltet. Wenn man das in Berlin bei den Betreibern des Festivals nicht weiß, dann waren dort eben Nichtswisser eingesetzt, statt Experten.

 

mfG

Christian Mueller

Geschrieben

Hallo Christian,

schön, daß noch jemand zum Thema schreibt (was hat bei T-J und Stefan2 das "Sommerkinofest" mit dem Eingangsthread noch zu tun?).

In meiner Polemik intendiere ich wie voranstehend ersichtlich bewußt keine unparteiische Beurteilung aller Filmsysteme, sondern betone lieber die Fehlentwicklungen aus kommerziellen (oder künstlerisch minderbemittelten) Gründen in der Historie. Für den Außenstehenden ist dann schwer nachvollziehbar oder akzeptabel, warum ich CinemaScope nun verurteile und explizit 70 mm nur gelten lassen, da doch beide - und andere!) Innovationen verbürgte Meilensteine der Kinogeschichte seien und gleichberechtigt behandelt werden müßten.

Das wäre ja wünschenswert, ist aber leider immer weniger der Fall. (Cinema-)Scope hat sich als niedrigststehendster Systemwechsel überhaupt (trotz vorhadener Alternativen) eingebürgert, ihm haften die Geburtsmakel des für das menschliche Sehvermögen nicht adäquaten (weil schlicht zu winzigen) 35-mm-Formats an. Wird auf 35 mm gepresst und und entzerrt, um so zu tun, als sei man "Breitwand", so fällt zumindest auf, daß hier ein Kompromiß sich einbürgerte, der nicht das Ende der Geschichte darstellen darf. Zwar hat auch Scope mit Kino ebenso wie eine DLP-Dijektion oder (in Programmkinos) VHS-und Beta-Videos oder eben auch 70 mm zu tun, kennt man aber etwas Besseres, wird man nur selten Wärme für das entwickeln könne, was unscharf und grobkörnig, wacklig und verwischt aussieht (und sich ebenso anhört).

Da Du betonst, auch die wirtschaftliche Seite müsse doch gesehen werden, so ist das natürlich weniger mein Dilemma, sondern eines der Verleiher, des Overscreenings, auch der auf rein privates Vermögen abzielenden Kinobetreiber, der Kommerz-konformen Filmemacher und der Kompatibilitätsfrage hinsichtlich aller lukrativen (Video-Nachverwertungs-)Formate usw., die den Weg des einfachsten Widerstandes offerieren.

Somit - um hier einmal FÜR (Cinema-)Scope zu votieren - meidet man ja heute selbst dieses Format zunehmend, um auf das sphärische Super-35-Flat-Aufnahmeformat auszuweichen (von dem im Kopierwerk optisch auf das Seitenverhältnis einer Scope-Kopie "aufgeblasen" und beschnitten wird).

Dementgegen - hier würde ich Dir widersprechen - plädiere ich ganz begeistert für den Blow-Up-Prozess von 35-mm-(Cinema-)Scope-Negativen auf 70 mm, das diese bereits Anfang der 1960er-Jahre überragende Bilder (durch Kopierung vom Kameraoriginal im Kaltprozeß und ohne anamorphotische Verzeichnungen in der Projektion) ein KRISTALLKLARES Bild hervorbrachten. Erst durch die Duplikat-Kopierung Anfang der 1970-er Jahre (Star-Wars-, Indiana-Jones-, Alien-, Die Hard- u.a.Trilogien als Massenkopien "in 70mm") wurde selbst dieser Level zerstört, die Bilder wurden wieder körniger, flauer und milchiger -allein der Ton galt als Rechtfertigung einer 70-mm-Projektion. Ich denke, mit der (derzeitigen) DLP-Dijektion werden nochmals einige Errungenschaften preisgegeben für Vorteile überwiegend noch strittiger Art.

Somit steht die "State-of-the Art"-70mm-Präsentation auf ziemlich einsamen (und verpönten) Posten - siehe die Verachtung der Berlinale-"Breitwand"-Retromacher des Berliner Filmmuseums gegenüber allem, was irgendwelchen Mehraufwand bedeuten könnte, da doch der Autorenfilmgedanke in Berlin völlig ausreicht, um ein "Thema" zu beabeiten).

Mir schien an den ersten beiden Beiträgen von Stefan2 verwirrend, daß erst mit "50 Jahre CinemaScope" das Verpassen eines Jubiläums bedauert wird (ich denke, wir hatten das auf der Berlinale 1993 in unscharfen, zerschrammten und monauralen Kopien zu genüge "erleiden" müssen, etwas erfreulicher vielleicht in Bologna 2003). Sein zweiter Beitrag (Nr. 627) beklagt die angebliche "Nichtwirtschaftlichkeit" einer von ihm gewünschten CinemaScope-Retrospektive (nur dies als Hinweis: die der Berlinale war [m.E.] unverdientermaßen die erfolgreichste in ihrer Geschichte überhaupt!), Stefan spricht dann aber im gleichen Konnex von irgendwelchen modernisierungsbedürftigen 70-mm-Objktiven und Verstärkern, als wenn es nicht dringendere Probleme (dahindarbende Kopien, restauratorisches Desinteresse, verlustiges Kopierequipment) gäbe (wohingegen intakte 70-mm-Anlagen doch etwas zahlreicher als Spezies noch vertreten sein dürften). Alle Wertungen und Werte werden auf den Kopf gestellt: Cinerama sei nun plötzlich ein Format, das sich nicht durchgesetzt habe (trotzdem es das in fast jeder Großstadmetropole gab und die Box-office-Erträge allein des ersten Cinerama-Films fast "Gone with the Wind" in den Schatten stellten!), während es allein CinemaScope zu danken sei, daß "Menschen zurück auf breiter Front in die Kinosäle gebracht" worden seien.

 

Dazu sage ich nur eins: Millionen Fliegen können nicht irren - freßt Scheiße!

 

Schönen Sonntag noch,

 

jp

Geschrieben

Hallo Jean-Pierre!

 

Ich sehe das Problem viel eher in der Wirtschaftlichkeit als Du. Warum? Ganz einfach, weil es ohne Wirtschaftlichkeit das Kino allgemein nicht länger als ein halbes Jahr gegeben hätte. Die Gebrüder Lumiere hatten an den Erfolg des Kinos geglaubt, aber ernsthaft damit gerechnet, daß man sich etwa nach einem halben Jahr nach einem neuen Geschäftsfeld wird umsehen müssen.

 

Wenn es sich nicht rechnet, muß man Mittel aus einem anderen Geschäftsfeld oder einfach von woanders zuleiten, sei es von der Politik (sprich Steuerzahler), Freaks oder Sponsoren.

 

Du scheinst bei Deiner Argumentation völlig zu vergessen, daß nicht die Technik das Wichtigeste an einer Vorführung ist, sondern der Film. Oder glaubst Du, daß Otto-Normalbürger (und das ist nunmal die große Mehrheit der Kinobesucher) überhaupt weiß was 70mm ist?

 

Aber was James Bond oder Star Wars oder Titanic ist, DAS wissen die Leute. Und vielen ist leider sogar egal wie sie sich den Film ansehen. Das ist leider auch eine Tatsache. Wenn sich die Bildqualität in den Kinos jetzt massiv verbessern würde, glaube ich auch nicht, daß die Leute unbedingt mehr ins Kino gehen würden und genau deshalb wird dieser Punkt auch so vernachlässigt und man spielt heute mit keiner anderen Bildtechnik wie vor 50 Jahren.

 

Ich glaube eher, daß man hier bahnbrechend neue Techniken einsetzen müßte um den Zuseher mehr in den Bann der bewegenden Bilder zu ziehen. Die Einführung des Hologramm- oder 3-D Verfahrens (ohne Spezialbrille), könnte einen erneuten Durchbruch des Kinos in Richtung Unterhaltungsraum Nummer eins bedeuten.

 

Aber solche Innovationen lehnen die Filmgesellschaften wohl ab, da sie sich natürlich Sorgen um den Vermarktungsmarkt _nach_ der Kinoauswertung machen, der ja ein Erhebliches mehr an Einnahmen, als das Kinogeschäft selber ausmacht.

 

Und daß das Cinerama Verfahren so erfolgreich war, stimmt auch nicht. Anfangs ja. Da war die Sensation gegeben und auch die Zuschauerzahlen stimmten. Allerdings darfst Du nicht vergessen, daß die Spielfilme gefloppt sind und der Aufwand einfach zu groß war. Von der umständlichen und handwerklich komplizierten Handhabung und technischen Einschränkung (z.B. die beiden Trennstreifen zwischen den 3 Bildteilen) möchte ich hier garnixmehr schreiben.

 

mfG

Christian Mueller

Geschrieben

Christian,

 

bei so viel Defätismus und Zeitgeistgerede kann man sich ja dann entspannt zurücklehnen und warten, was uns die Wirtschaft noch so alles an Schönheiten der Vernunft beschert. Hologramm und 3-D, was hier von Dir für die Zukunft gefordert wird - ich bin da leidenschaftslos - sind aber ebenfalls vor Jahrzehnten schon gescheitert. Warum diese Technologien alleine besser ist als 70 mm sein sollen, ist von Dir auch nicht nachgewiesen worden und würde vermutlich auch in Allgemeinplätzen enden.

 

Die Annahme, die Zuschauer wüßten kein großes und bestechendes Bild oder Tonvolumen (mehr oder weniger bewußt) zu würdigen, ist völliger Unsinn, ein falscher Ansatz und endet wie immer Zynismus (oder Alkoholismus des Projektionisten).

 

Die Umsatzzahlen der älteren (auch jüngeren) 70-mm-Filme in Roadshow-Theatern beweisen statistisch aufgrund der gehobenen Allround-Beschallung und des damals neuartig pseudoplastischen Bildverfahrens das Gegenteil Deiner wieder einmal als historische "Fakten" im Indikativ ausgeführten Thesen ("gab es nur so" .. "gab es nicht" etc., in einigen Threads dieses Forums zu Sound-Systemen so zu lesen). Der überragende Erfolg u.a.auch des 70-mm-Verfahrens ist in den Verleiher-/Theaterabrechnungen belegt, deswegen haben sie sowas auch gemacht und andererseits die Theaterbetreiber bis zu 70% Miete für eine Roadshow-Kopie im Sonderformat bezahlt. Noch in den letzten Jahren hatten wird unter unseren (70-mm-)Publikum immer klatschenden Applaus in den Pausen oder am Ende solcher Roadshow-Vorführungen verzeichnet. Lief der Film aber zuvor oder danach nur in konventioneller 35-mm-Kopie, gab es leider keinen Applaus! Das war wirklich so und freute mich außerordentlich. Christian, Du solltest Dich als Kenner der Format-Materie schämen für solches Kleinreden jeglicher Bemühungen, wo Du doch selbst nichts in dieser Richtung Öffentlichkeit für's Publikum veranstaltest, oder irre ich mich hier?

 

Es ist auch historisch schlichtweg falsch zu behaupten, die Cinerama-Filme seien oft nur noch Flops gewesen. Ich führte an, dass bereits mit dem ersten Film die Besucherzahlen von "Gone with the Wind" fast getoppt wurden. Flops hat es wie überall auch gegegen ("The Wonderful World of the Brothers Grimm"). "How the West was Won" war bereits wieder ein Riesenerfolg - wie auch "Ben-Hur" für das 70-mm-Verfahren (bis Anfang der 80er-Jahre war das so auch selbst den Kritikern und Rezensenten überaus klar bewußt!).

 

Anno 2003 mag ja alles auf den Kopf gestellt sein, aber nach Deinen "anything goes"-Theorien dürften dann auch IMAX-Kinos kein Aufsehen erregt haben, wenn Zuschauer ausschließlich an "Titanic" und "Star Wars" als Filminhalt und irgendwie entfernt bewegtes Bild sich erinnern. Letztere beiden Titel/Trilogien 1977-2003 waren - dies bestätigt ausnahmsweise Deine "anything goes-"Theorie" - Filme in fotografisch leider sehr flauem Look und wurden zu Erfolgen. Inzwischen sind ja auch Generationen am PC-Bildschirm oder mit Videospielen aufgewachsen und beurteilen Bilder gemäß dieser technisch-ästhetischen Sozialisation. Der Vergleich fehlt ganz einfach.

 

Es sei mir bitte erlaubt, darauf hinzuweisen, dass es auch anders geht und man sich nicht zum Sklaven des Marktterrors machen sollte. O.K.?

 

(Bitte weitere Diskussionen nicht auf Basis ungenauer Historiographien führen und Ansätze auf Verbesserungen mit der Gleichgültigkeit der Zuschauer oder elektronischen Holographie-Verfahren rechtfertigen. Eine solche Dikussion führe ich nicht weiter. Der Relativismus Deiner Argumentation scheint mir allgemeiner Ausdruck von Verunsicherung und Orientierungslosigkeit zu sein, was ich mir dardurch erkläre, daß im Moment keiner weiß, wohin die Branche eigentlich strebt, solange Mittelmäßigkeiten wie CinemaScope und DLP als derzeitiges feier-bedürftiges Event ausgelobt werden - siehe u.a. auch o.g. Eingangsthread).

Geschrieben

Hallo Jean-Pierre!

 

Du argumentierst leider viel zu oft an der Realität vorbei. Das ist sehr schade, denn dadurch verliert man den tatsächlichen Blick für die Wirklichkeit. Das sollte selbst Jemandem der in der Illusionsindustrie verhaftet ist _nicht_ passieren.

 

bei so viel Defätismus und Zeitgeistgerede kann man sich ja dann entspannt zurücklehnen und warten, was uns die Wirtschaft noch so alles an Schönheiten der Vernunft beschert. Hologramm und 3-D, was hier von Dir für die Zukunft gefordert wird - ich bin da leidenschaftslos - sind aber ebenfalls vor Jahrzehnten schon gescheitert.

 

Gescheitert aber nur, weil man keine großen Filme in 3-D abgefilmt hat, sondern nur Billigproduktionen. Das ist dasselbe Argument wie bei den Computeranimierten Filme. Weil 2 Filme in der ersten Hälfte der 80er Jahre gefloppt sind, hat man der Technik und nicht den Filmen die Schuld in die Schuhe geschoben, was natürlich nicht der Wahrheit entsprach.

 

Warum diese Technologien alleine besser ist als 70 mm sein sollen, ist von Dir auch nicht nachgewiesen worden und würde vermutlich auch in Allgemeinplätzen enden.

 

Man darf nicht den Fehler begehen und die Dinge völlig durcheinander bringen. 70mm ist nur der Träger und kann beliebig auch für etwa 3D verwendet werden. 70mm und 3-D schließen sich gar nicht aus siehe IMAX.

 

Die Annahme, die Zuschauer wüßten kein großes und bestechendes Bild oder Tonvolumen (mehr oder weniger bewußt) zu würdigen, ist völliger Unsinn, ein falscher Ansatz und endet wie immer Zynismus (oder Alkoholismus des Projektionisten).

 

Ob Du einen in 35mm gefilmten Film jetzt in 70mm und Magnetton wiegergibst oder in 35mm und SR.D wird Dir kaum einen deutlichen Unterschied an Zusehern bringen. Und wenn der Film schlecht ist, kommst Du mit 70mm auch nicht an den Massenmarkt heran.

 

Die Umsatzzahlen der älteren (auch jüngeren) 70-mm-Filme in Roadshow-Theatern beweisen statistisch aufgrund der gehobenen Allround-Beschallung und des damals neuartig pseudoplastischen Bildverfahrens das Gegenteil Deiner wieder einmal als historische "Fakten" im Indikativ ausgeführten Thesen ("gab es nur so" .. "gab es nicht" etc., in einigen Threads dieses Forums zu Sound-Systemen so zu lesen). Der überragende Erfolg u.a.auch des 70-mm-Verfahrens ist in den Verleiher-/Theaterabrechnungen belegt, deswegen haben sie sowas auch gemacht und andererseits die Theaterbetreiber bis zu 70% Miete für eine Roadshow-Kopie im Sonderformat bezahlt.

 

Du darfst nicht den Fehler begehen die damalige Situation mit der heutigen zu vergleichen. Das Konsumverhalten hat sich seit der Einführung der Video- oder gar PC-Games Systeme gravierend verändern. Zusätzlich sind die Erfolge der von Dir beschriebenen 70mm Filme ja auch deshalb so groß gewesen, weil diese Filme meist ausschließlich für die erste Zeit in 70mm gelaufen sind.

 

 

Noch in den letzten Jahren hatten wird unter unseren (70-mm-)Publikum immer klatschenden Applaus in den Pausen oder am Ende solcher Roadshow-Vorführungen verzeichnet.

 

Was Du hier ansprichst ist eine Gruppe von Kennern, die sich für die alten Filme interessieren und sich nach der X-ten Auspressung im TV- und Videomarkt doch nocheinmal eine Karte kaufen und sich auf das ausgezeichnete Audio-Visiuelle vorbereitet haben.

 

Lief der Film aber zuvor oder danach nur in konventioneller 35-mm-Kopie, gab es leider keinen Applaus! Das war wirklich so und freute mich außerordentlich.

 

Und wie war das Bild- und vor allem der Ton der 35mm Vorführung?

 

Christian, Du solltest Dich als Kenner der Format-Materie schämen für solches Kleinreden jeglicher Bemühungen, wo Du doch selbst nichts in dieser Richtung Öffentlichkeit für's Publikum veranstaltest, oder irre ich mich hier?

 

Es geht nich um das Kleinreden von Bemühungen. Es geht nicht um das Kleinreden von 70mm. Es geht ausschließlich darum, daß mir fast der Kragen platzt, wenn ich von Dir Sätze wie

 

ich hasse CinemaScope-Filme!

 

lese. Viele haben das 70mm Erlebnis nie kennengelert und ist 35mm für Dich etwa kein Kino? Kann ja wohl nicht wirklich Dein Ernst sein, was Du einem hier auftischen möchtest.

 

Es ist auch historisch schlichtweg falsch zu behaupten, die Cinerama-Filme seien oft nur noch Flops gewesen. Ich führte an, dass bereits mit dem ersten Film die Besucherzahlen von "Gone with the Wind" fast getoppt wurden. Flops hat es wie überall auch gegegen ("The Wonderful World of the Brothers Grimm"). "How the West was Won" war bereits wieder ein Riesenerfolg - wie auch "Ben-Hur" für das 70-mm-Verfahren (bis Anfang der 80er-Jahre war das so auch selbst den Kritikern und Rezensenten überaus klar bewußt!).

 

"How the West was won" war natürlich ein Flop und das weißt Du auch ganz genau. Der hat doch seine Kosten nicht wieder einspielen können. Ich glaube auch wo gelesen zu haben, daß die Gebrüder Grimm nicht gerade der Bringer waren. Wäre interessant wo Du Deine Zahlen her hast. Von Welterfolgen kann bei diesen beiden Filmen nicht die geringste Rede sein!

 

Ben Hur hingegen war ein absoluter Welterfolg. Wie man die beiden Cinerama Filme überhaupt nur im Ansatz mit Ben Hur vergleichen kann zeigt, daß Du offenbar die Technik und nicht den Kommerz als Maßstab genommen hast. Und wieso hat dann keiner mehr in Cinerama investiert, wenn das System dermaßen erfolgreich war.

 

Wenn Du sagst, daß das Cinerama Verfahren, anfangs mit "This is Cinerama" sehr Erfolgreich war so stimmt das sicher. Deshalb hat man das Verfahren dann in weiterer Folge ja auch weltweit veröffentlicht.

 

Auch bezweifle ich Deine "Zahlen" was den

Anno 2003 mag ja alles auf den Kopf gestellt sein, aber nach Deinen "anything goes"-Theorien dürften dann auch IMAX-Kinos kein Aufsehen erregt haben, wenn Zuschauer ausschließlich an "Titanic" und "Star Wars" als Filminhalt und irgendwie entfernt bewegtes Bild sich erinnern.

 

Im Gegensatz zu Titanic oder Star Wars setzen IMAX Filme eher geringe bis unbedeutende Gesamtzahlen um.

 

Letztere beiden Titel/Trilogien 1977-2003 waren - dies bestätigt ausnahmsweise Deine "anything goes-"Theorie" - Filme in fotografisch leider sehr flauem Look und wurden zu Erfolgen. Inzwischen sind ja auch Generationen am PC-Bildschirm oder mit Videospielen aufgewachsen und beurteilen Bilder gemäß dieser technisch-ästhetischen Sozialisation. Der Vergleich fehlt ganz einfach.

 

Auch wenn Du es nicht wahrhaben möchtest. Es kommt auf den Film an ob er erfolgreich ist. Und ob etwas fotographisch einen flauen Look hat oder nicht soll man dem Publikum überlassen und sich nicht dauernd als Kritiker versuchen.

 

(Bitte weitere Diskussionen nicht auf Basis ungenauer Historiographien führen und Ansätze auf Verbesserungen mit der Gleichgültigkeit der Zuschauer oder elektronischen Holographie-Verfahren rechtfertigen. Eine solche Dikussion führe ich nicht weiter.

 

Es bleibt Dir überlassen, worauf Du antworten möchtest und worauf nicht.

 

Der Relativismus Deiner Argumentation scheint mir allgemeiner Ausdruck von Verunsicherung und Orientierungslosigkeit zu sein, was ich mir dardurch erkläre, daß im Moment keiner weiß, wohin die Branche eigentlich strebt, solange Mittelmäßigkeiten wie CinemaScope und DLP als derzeitiges feier-bedürftiges Event ausgelobt werden - siehe u.a. auch o.g. Eingangsthread).

 

Dann muß die Industrie einfach nur überall 70mm einsetzen und die Kinoflaute ist vorbei?! Das glaubst Du doch bitte selber nicht. Wenn es so einfach wäre, dann würde man es sicher auch so machen.

 

Du mußt an der Technik etwas fundamentales ändern und nicht nur die Auflösung und den Bildstand leicht verbessern. Ich bin sicher, daß der 3-D Film (ohne Brille) oder der holographische Film Zukunft hätte, wenn man es nur mit den entsprechenden Produktionen fördern und verleihen würde.

 

mfG

Christian Mueller

 

P.S.: Selbst in CinemaScope sehe ich mir einen guten Film wesentlich lieber an, als einen schlechten in 70mm Ultra!

Geschrieben

Zitat Christian: "Selbst in CinemaScope sehe ich mir einen guten Film wesentlich lieber an, als einen schlechten in 70mm Ultra!".

 

Das dachte auch die Deutsche Kinemathek bei ihrer Breitwandretrospektive 1993 (Godard und Ray) und zeigte folglich nur Scope, weshalb anderes eben nun verrottet, weil's so aufwendig ist.

 

Nachbemerkung: "How The west was won" war ein Box-office-Hit (Vgl. Variety 1961).

 

Ich diskutiere in diesem Forum auch nicht über Filminhalte (insofern bin ich auch kein "Kritiker", vielmehr führtest Du erst den Begriff "Inhalt" ein), sondern über Performativiät, Technik, audio-visuelles Erleben und kommerzielle Widerstände, die dem im Wege stehen. Das ist hoffentlich im Sinne dieses Forums?

 

Zwar erkenne ich in unserem Disput den alten Antagonimus zwischen Form und Inhalt, wobei die eine die andere Seite jeweils zu bändigen versucht, aber noch immer konnte dieser Widerspruch nicht überzeugend aufgelöst werden - weder durch meine Maximal-Forderungen noch Deinen realitätsnahen Empirismus, der ständig von der "Masse" ausgeht.

 

Notabene: Die Minderheit von heute ist die Masse von morgen und umgekehrt.

 

Und: selbstverständlich waren auch "jüngere" 70-mm-Roadshow-Präsentationen Erfolge: u.a. Alien 3, Titanic, Pearl Harbor, Independence Day, Matrix -Reloaded (IMAX DMR). Ein Glück!

 

Da führt es uns alle nicht weiter, diese Resultate zu relativieren, in dem die dankbaren Zuschauer als verschrobene Minderheit dargestellt werden. Solche Argumentationsketten ließen sich ausweiten: So stellt die gesamte Zuschauerschaft heutiger Kinos eine Minderheit gegenüber den anderen Freizeitvergnügen und Medien inzwischen dar.

 

Ob nun 70 mm ein Träger der Holographie ist, interessiert mich momentan weniger. Bitteschön! Ich meinte aber die Vorzüge des Todd-AO-Verfahrens gegenüber CinemaScope und nicht "Irgendetwas" erinnern zu müssen, was noch keiner kennt, was aber bereits als Alternative von Dir aufgebaut wird - obwohl weder das eine noch das andere sich vergleichen oder gegeneinander ausspielen ließe.

 

Bei CinemaScope versus 70 mm ist das nun anders. Ich betrachte CinemaScope als einen Rückschritt, ein Hindernis und einen Bremser für gesteigerte Ansprüche an Bild und Ton. CinemaScope versprach "plastisches Sehen ohne Brille"und war das Gegenteil: das "Cinerama des kleinen Mannes" (was mich ärgert, aber Kinematheksleute stets begeistert, da nun der kleine Autor eine Chance erhält). Die Filme in Scope (auch und gerade die der Autorenfilmer) kenne ich fast alle und schätze sie auch, die Vorbehalte gegen die Technik bleiben.

Die Kritik an "flauer" Fotografie und flauen Kopien behalte ich aufrecht. Es gibt (wie beim Lernen einer Sprache oder den vier Rechenarten) bestimmte Regeln, die man zwar später künstlerisch verfremden darf, aber die man erst einmal beherrschen sollte, bevor man sie diskreditiert. Leider werden sie diskreditiert, denn das Handwerk wurde immer seltener erlernt, das beweist die Branche insgesamt, und auch Leser des Forums werden mir in diesem Punkt beipflichten.

 

Man klimpert ja auch nicht ewig irgendwie auf dem Klavier herum, sondern versucht irgendwann einmal, Noten zu erlernen. Alles andere bleibt geschwätzig.

 

In diesem Sinne

 

 

 

jp

Geschrieben

Hallo Jean-Pierre!

 

Dann bin ich jetzt mal zynisch. Auch Dein 70mm ist ein Rückschritt, da es das 70mm Format auch quergefilmt gibt. Genannt IMAX 15/70. Ich betrachte den von Dir geforderten konventionellen 70mm Standard als rückschrittlich, da es ja längst etwas besseres gibt.

 

Ich hasse das 35mm und das konventionelle (5/70) 70mm Verfahren und fordere ein breiteres IMAX Format für die normalen Kinos, genannt 30/70! :shock: :wink:

 

mfG

Christian Mueller

Geschrieben

Hey ihr beiden,

 

das ist ja schon fast so schlimm wie bei meinem Bruder und mir..

 

also ich müsste in erster Linie Christian Recht geben, so toll diese ganze Technik auch sein mag, der durchschnittliche Zuschauer merkt nix davon.

Beispiel:

Auch wenn ich nun an die Decke neben meinen ehemaligen "Chefvorführer" getackert werde.. Wir haben vor Matrix Reloaded ein Dolby Digital Trailer "Rain" geklebt, der Film lief aber nur in nem Saal mit Cp55 und SRA5m, also in Dolby SR Analogton.

 

1. kam einer nach der Preview zur Kasse und lobte uns für den super Ton

2. waren die meißten wahrscheinlich ebenfalls zufrieden (ich denke über99,99999...% haben nicht gemerkt das der Film nur in Analogton lief)

3. Kann auch von uns keiner in einem fremden Saal herraushören in welchem (Digital)tonformat ein Film gezeigt wird.

 

Ich denke die (Bild)Qualität von 35mm/70mm lässt sich mit der (Ton)Qualität von Analog(Lichtton)/Digital auf 35mm vergleichen.

Keine Sau vom normalen Publikum kann es auseinander halten. Ich wette mit dir, cinerama, das wenn man einen Trailer für "die herrausragende Bildqualität dieses 70mm Films" auf 35mm herstellen würde ebenfalls einige das "tolle Bild" loben werden obwöhl es stinknormales 35mm ist.

 

Tatsache ist nunmal: Ohne Moos nix los! Wenn das doofe Publikum eh nix merkt, wieso das 10 fache für ne 70mm Kopie ausgeben??

 

Und zum Thema Magnetton: Glaubst du wirklich das man "Analogen Magnetton" wirklich so gut bewerben kann wie "Dolby Digital Surround EX"? Mittlerweile ist selbst unser Staubsauger digital. DIGITAL ist modern, also muss es gut sein!!! :twisted:

 

Auch ich denke das sich der 3D Film hätte durchsetzen können, wären nicht schrecklicherweise alle Filme darauf getrimmt worden die neue 3D Technik voll auszunutzen, etwas natürlicher mit guter story hätte mit sicherheit nicht geschadet. Dann gibts natürlich heute noch die 3D Filme wie z.B. in Warner Bros. Movie World. Dort gibt es nur den einen Film und man schaut sich den Film an wegen der Technik - nicht wegen des Filmes. Aber nach spätestens 3 mal hat man genug von der technik und man will durch einen neuen Film unterhalten werden. Wenn dieser nur der gleiche Mist wie der erste ist floppt das ganze und das wars dann..

 

 

Viele Grüße

 

Max

Geschrieben

der durchschnittliche Zuschauer merkt nix davon.

Beispiel:

Auch wenn ich nun an die Decke neben meinen ehemaligen "Chefvorführer" getackert werde.. Wir haben vor Matrix Reloaded ein Dolby Digital Trailer "Rain" geklebt, der Film lief aber nur in nem Saal mit Cp55 und SRA5m, also in Dolby SR Analogton.

 

1. kam einer nach der Preview zur Kasse und lobte uns für den super Ton

2. waren die meißten wahrscheinlich ebenfalls zufrieden (ich denke über99,99999...% haben nicht gemerkt das der Film nur in Analogton lief)

3. Kann auch von uns keiner in einem fremden Saal herraushören in welchem (Digital)tonformat ein Film gezeigt wird.

Hallo,

@Max, sisso!

Geschrieben

wenn immer die technik ausschlaggebend für den erfolg sein soll- in diesem fall das large format, oder mehrkanal ton jeder art- so müßte ja IMAX in seiner bestehenden form oder aber das von KINOTON forcierte 8/70 als preiswertere alternative der renner schlechthin sein...

 

nur sieht die realität anders aus. IMAX blutet langsam aber sicher aus, da diese betonköpfe in toronto mit den mafiamethoden in punkto leasing und wartungsknebelverträge, sowie der nicht nachvollziehbaren 98% saalauslastung nur mit IMAX kopien, einfach nicht schlau werden.... da hilft auch die DMR variante nichts. der kunde will einen film sehen- und letztlich ist es ihm vollkommen egal in welchem format er in audio- oder visueller natur präsentiert wird.

 

mir persönlich wäre auch ein large format lieber als die herkömmliche 35mm variante, aber diese kosten ist keiner mehr bereit zu investieren, das gilt vom produzent- bis hin zum theaterbesitzer. 70mm in all seinen varianten ist in meinen augen tot...leider!! das hier z.b. stefan 2 und andere dieses format am leben erhalten wollen ist zwar sehr schön und lobenswert- aber letztlich aussichstlos. im digitalen zeitalter gibt sich niemand mehr die mühe auf dieser basis auch nur einen cent zu investieren...ausnahmen bestätigen auch hier die regel. selbst w. weber mit seinem "underground" IMAX in nürnberg, vor dessen mut und inovation ich mich persönlich tief verneige und ihm absoluten respekt zolle, hat mehr als große probleme dieses large format haus umsatzmäßig auf dem startlevel zu halten.

 

letztlich entscheidet halt immer der film mit seiner inhaltlichen qualität und somit der besucher, ob es topt oder flopt...aber auf keinen fall das format der kopie......leider!

Geschrieben

...genau das ist es ja. Das wichtigste wird immer der inhalt des Films sein, deswegegen (auch ich) gehen die Menschen in erster linie ins Kino. Was nützt die beste Technik wenn sich für den Film niemand intressiert oder sich dabei langweilt... :?

 

Mfg. Walt

Geschrieben

Hi,

 

sicher, die Diskussion kamm lang werden. Doch eines möchte ich noch zu bedenken geben. 70 mm Filmkopien waren 1960 nur gegen horrende Vorrauszahlungen, im Falle Cleopatra DM 350.000.-- verbunden mit 1 jähriger Mindestspieldauer zu bekommen. Bei diesem Film z.B. ein ein Fiasko, kamen doch nach 8 Monaten nur noch ca 7 Besucher in die Vorstellung, ruinös bei 1000 Plätzen.

Sicher, es gab die "Exclusivausbeutungsrechte" für einen genau festgelegten Bereich, 35mm Nachspiel wurde erst zugelassen, wenn die 70mm Auswertung unter eine Schwelle fiel.

Auch dieser Faktor der Verleihpraktiken muß auf der finanziellen Seite , neben den Investitionen in die 70 mm Projektoranlage, mit berücksichtigt werden.

 

Mein "thread" Beginn bezog sich übrigens auf die 50 Jahre Cinemascope in 2003, 50 Jahre "neuer" 70 mm Geschichte können wir 1956 feiern.

 

Stefan

Geschrieben

ANTITHESEN-VERSUCH

 

 

Christian:

 

"(...) 70mm ist ein Rückschritt, da es das 70mm-Format auch quergefilmt gibt. Genannt IMAX 15/70."

 

Möglicherweise stimmt dies, zumindest markttechnisch, da große, perfekte Bilder und sogar neuerdings Spielfilme (umkopiert mit IMAX DMR) in Imax-Theatern situiert sind, die als Infrastruktur scheinbar genügen sollten.

Folgende Punkte stehen dem kritisch gegenüber:

a. 35 mm auf Leinwänden der Größe über 18 Metern sehen auch mit verbesserten Materialien mit größtem Abstand schlechter aus, als ein 70-mm-Film von 1956 ("Around the World in 80 Days").

b. Anhänger des Monumental- und Breitwandkinos haben Probleme mit dem eher haushohem, aber nicht breitwandigem Imax-Bild - ich ebenso.

c. Viele wünschen sich ein pseudo-plastisches, kornloses und kristallklares Bild auch für ihren jeweiligen Lieblingsfilm in ihrem Lieblingskinos mit der großen Leinwand, wenn sie sowas mal kennengelernt haben. Das ist aber mit Imax-Equipment in nromalen Kinos nicht finanzierbar.

d. Demgegenüber gibt es allein in Deutschland etwa 200 Leinwände, die noch über eine 70-mm-Anlage verfügen.

e. Imax ist somit nicht besser als das normale 70mm im Kino, da darin kaum Spielfilme gedreht wurden und nicht beitwandig wirken können, und weniger Zuschauer in weniger Metropolen errieichen (siehe Punkt d.)

f. Es gibt keinen Grund, das "Konventionelle" 70 mm zu hassen und das Imax zu lieben, wenn man den großennUnterschied man kennengelernt hat: das uralte 70-mm-Filme einen plastischen, relifeartigen Look haben mit astronomsicher Tiefenschärfe, was bei IMax-Filmen selten zu sehen ist. Die Gründe liegen am alten, niedrigempfindlichen Kaltprozeß-Negativ Kodak 5248, der forcierten Ausleuchtung, der Anhebung der Kantenschärfe über spezielle Kopierprozesse auf Printmaterial im Kaltprozeß ECP-I. Ein sozusagen "funkelnder" Look, den es auf Imax und insgesamt allen heutigen Materialien (unabhängig vom Format!) so kaum noch gibt, gekoppelt aber an das große Format erstaunliche Wirkungen entfaltet (wiewohl heutige Filmemacher eine solche Bildästhetik durchaus auch sehr kritisch sehen, sowas ablehnen).

g. Wir haben also lediglich mit dem alten 70-mm-Film und dem Cinerama-Prozeß noch Zeugnisse an der Hand (deren Kopien zunehmend vergilben, da läuft die zeit davon!), die auch eine ganz andere Art von Kino zeigten, in die man sich durchaus verlieben kann - jedenfalls tat ich es und möchte nie mehr mit CinemaScope tauschen.

 

 

MaxBiela:

 

"Der durchschnittliche Zuschauer merkt nix davon".

 

Ich denke, er würde es merken, wenn er einen Vergleich hätte, und einer seiner Lieblingsfilme unter die großformatigen fiele. Das war tatsächlich so in den 1950er/60er Jahren, das Publikum kannte sich damit aus, denn zu der Zeit war die Breitwand das, was heute der Hype um die Special-Effects sind.

 

"Ich denke die (Bild)Qualität von 35mm/70mm lässt sich mit der (Ton)Qualität von Analog(Lichtton)/Digital auf 35mm vergleichen."

 

Den Unterschied halte ich für viel gravierender, siehe auch Forums-Thread zum 70-mm-Festival Frankfurt. Allerdings, auch ich höre keinen so gewaltigen Unterschied zwischen Dolby-Digital und Dolby-SR, was die Frontkanäle angeht. Da ist Dolby-SR indertat ein hochwertiges analoges Tonsystem, das bei ohnehin guten Lautsprechern beachtliche Wirkungen zeigen kann. Hier bin ich kein ?Jünger? von Dolby Digital, aber auch kein Zyniker, nur all dies überzeugt mich nicht.

 

"(...) nach spätestens 3 mal hat man genug von der technik und man will durch einen neuen Film unterhalten werden. Wenn dieser nur der gleiche Mist wie der erste ist floppt das ganze und das wars dann".

 

Das kann durchaus sein und geht mir ebenso. Aber es gab ganz tolle 70-mm-Klassiker - hat man diese gesehen, möchte man sie nicht mehr missen. Beides kommt also hier zusammen.

 

Manfred:

 

"(...)wenn immer die technik ausschlaggebend für den erfolg sein soll- in diesem fall das large format, oder mehrkanal ton jeder art- so müßte ja IMAX in seiner bestehenden form oder aber das von KINOTON forcierte 8/70 als preiswertere alternative der renner schlechthin sein... "

 

Die Anlagen stehen ja kaum irgendwo, und allenfalls ein Dutzend an Rummelplatzfilmen (keine Spielfilme) sind darin gedreht. Demgegenüber etwa 200 Leinwände in Deutschland mit konventioneller 5-70-Anlage, und hunderte an Spielfilmtiteln seit 1955.

 

"(...) letztlich entscheidet halt immer der film mit seiner inhaltlichen qualität und somit der besucher, ob es topt oder flopt...aber auf keinen fall das format der kopie......leider!"

 

Das ist heute zumeist so (z.B. "Waterworld": 200 Mio. Dollars, aber gedreht auf Kaschbreitwand 1.85 : 1), aber nicht zu allen Zeiten so gewesen. Ich glaube an das Gute im Menschen, und es gibt ja diese Weiterentwicklungen.

Leider hätte ich z.B. "Herr der Ringe" und "Matrix" noch öfter gesehen, wenn sie (leider) nicht in CinemaScope gedreht worden wären. Das flaue Scope-Bild strengte mich sehr an, es war zu groß für heutige 18-Meter-Leinwände und tlws. verschwommen. Schade drum, wo's besser ginge.

 

Haueptling:

 

"Was nützt die beste Technik wenn sich für den Film niemand intressiert"

 

Das ist ja unbestritten. Aber es wirklich nicht so, daß uns heute ein Übermaß an Bildbrillanz im Kino beglückt, sondern eher das Gegenteil. Warum sollte man also sagen, Inhalt war gut, als können wir das auch auf Video zeigen? Gehören Form und Inhalt nicht zusammen und ergänzen sich?

Wie ist es mit einem Sinfonie-Orchester, dass dissonant und verstimmt Schuberts "Unvollendete" (oder Euer Lieblingsstück!) spielt, warum muß das so hingenommen werden, auch wenn sich kein Gast darüber "beschwert"?

 

Stefan2:

 

"(...)im Falle Cleopatra DM 350.000.-- verbunden mit 1 jähriger Mindestspieldauer zu bekommen. Bei diesem Film z.B. ein ein Fiasko, kamen doch nach 8 Monaten nur noch ca 7 Besucher in die Vorstellung, ruinös bei 1000 Plätzen."

 

Diese Angaben beziehen sich aber allenfalls auf das 'Delphi' in Berlin und einige US-Theater. "Cleopatra" war natürlich in USA ein Desaster, aber in Deutschland ein großer Erfolg. Auch wird hier vergessen, daß diese Kopien immer wieder als Repertoire neu gestartet wurden, also selbst floppende Monumentalfilme alle ihr Geld langfristig wieder einspielten. Rund 25 Jahre waren diese Kopien bis zu ihrer Unspielbarkeit im Umlauf, ein Spitzengeschäft für die Verleiher und ein sicherer Renner für Kinos in der Flaute oder im Sommerloch (bitte etwas genauer historisieren und nicht pauschalisieren).

 

"Mein "thread" Beginn bezog sich übrigens auf die 50 Jahre Cinemascope in 2003, 50 Jahre "neuer" 70 mm Geschichte können wir 1956 feiern."

 

Dein zweiter Beitrag in diesem Thread legte allerdings ohne Unterscheidung los mit 70mm-Objektiven und Spezialverstärkern für 70mm etc. Dabei entstand der Eindruck, 70mm sei ein kleine Abart des CinemaScope (so wie es die Berliner Retromacher 1993 auffaßten), was ich aufgrund der doch sehr stark in Erscheinung tretenden visuellen Unterschiede nicht gerechtfertigt finde. Daher mein Plädoyer, keine erneute CinemaScope-Retro zu machen, sondern mal eine 70-mm-Retro vorzubereiten (wie es sie in Frankfurt oft gab, fünfmal im Filmmuseum und jetzt im Cineplex!), solange noch die letzten Kopien spielbar sind und Zeugnis davon ablegen, daß es auch etwas anderes gab. So also war es von mir (gutwillig) gemeint. Davon lenkt CinemaScope und Imax ein wenig ab, aber wer will, der könnte doch in diesem Thread bitte für eine CinemaScope-Retro oder eine Imax-retro konkrete, greifbare und verbindliche Vorschläge einbringen, wenn dabei etwas Erfreuliches herauskommt? Bei CinemaScope habe ich da leise Zweifel, ob das ("plastisches Sehen ohne Brille") thematisch und technisch noch überzeugen würde. Wir hatten das in Berlin - es gab überall lange Gesichter auf der Berlinale (da halfen auch keine moderneren Objektive und Verstärker mehr weiter. Tschuldigung!)

 

"Auch dieser Faktor der Verleihpraktiken muß auf der finanziellen Seite , neben den Investitionen in die 70 mm Projektoranlage, mit berücksichtigt werden. "

 

Also daß ist auf dem Kinosektor heute kaum noch ein Problem, da es so viele nicht verwendete und gebrauchte Anlagen gibt. Wir haben aber ein weltweit brennendes Kopienproblem bei 70mm wegen teilweise demontierter Kopieranlagen in den Kopierwerken (z.B. Technirama-Möglichkeiten etc.) und geschrumpfter Negative, was für die Thematisierung einer Retrospektive gewisse Anlässe böte. CinemaScope-Filme - die ja auch sehr schöne unterhaltsame Filme sind, sind akut weniger bedroht, auch existiert das Format im täglichen Kinogeschäft und hat sich durchgesetzt. Eine Retro sehe ich immer gerne mit irgendetwas verbunden, was es sehr lange nicht mehr gab oder nie mehr geben wird.

 

"50 Jahre "neuer" 70 mm Geschichte können wir 1956 feiern."

 

Na, so ein Quatsch aber auch, Stefan. Nun kennen wir uns doch schon so lange und sehen uns auch ständig bei den ausländischen 70mm-Festivals, und Du nennst es nun ein "neues" Verfahren, damit CinemaScope alt aussieht. Das tut es zwar leider (weil 35 mm plus Anamorphose zusammengehen), aber bereits am 27.11.1952 wurde die Magna Theatre Corp. gegründet, um dem als zu teuer und wegen der zwei Trenn-Nähte technisch als strittig angesehenen Cinerama ein "Cinerama fromout one Hole" gegenüberzustellen, und zwar auf der Grundlage des 65mm/70mm-Verfahrens. Mit diesem Projektstart lag man also noch vor CinemaScope, da Fox-Chef Skouras erst am 17.12.1952 in Frankreich beim Erfinder einer alten Linse, Prof. Chretien, vorstellig wurde, und danach sich entschloß, ein neues Breitwandsystem herauszubringen, das als CinemaScope bekannt wurde. Mit "The Robe" gab es zwar schon am 17.9.1953 eine erste Premiere in CinemaScope, währenddessen die Magna Theatre Corp. noch immer mit der American Optical Company am modifizierten 70-mm-Verfahren arbeitete, obwohl man früher als CinemaScope begonnen hatte und 70 mm bereits in den 1910-er-Jahren ein Projektions- und Aufnahmeformat eingeführt war (als von anamorphotischem Film noch nichts zu sehen war!). Auch, Stefan, ist mir nicht verständlich, welches 50. Jubiläum, Deinen Ausführungen folgend, dann 2006 gefeiert werden müßte? Der erste 70-mm-Film nach dem Todd-AO-Verfahren, "Oklahoma!", hatte doch schon am 13.10.1955 Premiere, wie Du doch weißt. Wenn Du feiern möchtest, rate ich zu "CinemaScope 55": "Carousel" erschien am 17.2.1956 auf der Leinwand, nur leider auf 35 mm. Für eine Retro indessen stehen Dir dann 3 Filme dieses Systems in Reduktionskopie zur Verfügung ("Carousel", "The King and I" sowie "DeLuxe Tour"), weshalb sich das Thema CinemaScope endgültig erübrigt hat, fürchte ich.

 

Schöne Grüße an die Fraktion der Skeptiker

 

 

jp

Geschrieben

hallo jp,

 

sicherlich sind deine sehr leidenschaftlichen- euphorischen und auch verständlichen statements in fast allen punkten richtig, aber kein produzent, kein verleih wird dadurch inspiriert werden, passende drehbücher/themen im large format zu produzieren. eine neue ära wird es für dieses format sicher nicht geben. ich war (bin) selber ein mehr als leidenschaftlicher verfechter für dieses format- und habe auch in den70er und 80ern jede möglichkeit hier und in den usa wargenommen mir solche produktionen in den richtigen häusern anzusehen, aber diese zeit ist leider leider vorbei...

 

der wichtigste und einzigste grund warum breitfilm keine chance mehr hat sind letztlich die kosten für beide seiten (theater und produktion)

...daher glaube ich persönlich nicht an eine wiederbelebung dieser technik, was sehr schade ist, aber als fakt hingenommen werden muß.

Geschrieben

es ist halt nur schade, vor allem, weil von der Frima ARRI 1989 erst 10 65mm kameras angefertigt wurden, die aber, wenns hochkommt, einmal im jahr verliehen werden, schade eigentlich, diese kamera ist eigentlich mit jeder 35mm kamera verleichbar, was die Möglichkeiten der Technik angeht, und soooo schwer ist sie nicht mal (verglichen mit andern 65mm kameras)

Geschrieben

 

 

Aber es wirklich nicht so, daß uns heute ein Übermaß an Bildbrillanz im Kino beglückt, sondern eher das Gegenteil. Warum sollte man also sagen, Inhalt war gut, als können wir das auch auf Video zeigen? Gehören Form und Inhalt nicht zusammen und ergänzen sich?

 

jp

 

Ich würde gerne z.b. "Herr der Ringe" in 70 mm Vorführen, das wäre sicher ein gigantisches Erlebnis...

Aber es ist nun mal eine CS 35 mm aufnahme.

 

Ich kann deine Leidenschaft auch gut verstehen.

Hatte leider nur einmal die möglichkeit in 70 mm vorzuführen, Bildauflöung ist da schon wirklich ein genuss...

 

ausser die Blow Up's

 

Mfg. Walt

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