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Geschrieben

Hallo!

Das Phänomen des Image Spread (Zuschleierung der Schwärzung in den filigranen Bereichen der Tonspur durch Reflektionen im Material während der Belichtung) äußert sich beim Zackenton bekannterweise im Donnereffekt. Prozeduren zu dessen Kompensation/Minimierung sind schon seit den 30ern entwickelt und werden nach wie vor angewendet (damals möglicherweise erfolgreicher als heute, da man alltäglich mit dem Problem zu tun hatte).

Der Sprossenton wird nun meist auf weichere Materialien kopiert, da die Graustufen erhalten bleiben müssen. Das Problem des Image Spread fällt daher auch nicht so sehr ins Gewicht, es muss aber auch beim Sprossenton vorhanden sein. Kennt denn jemand vielleicht ein ähnliches Verfahren wie es beim Zackenton angewendet wird (Kreuzmodulationstest) für Sprossenton, um dessen Image Spread messbar und somit kontrollierbar zu machen?

Grüße, und auf regen Austausch!

..mein erster Beitrag hier :rolleyes:

Geschrieben

Grüßʼ dich, rexco, willkommen im Filmvorführerforum (ist einfach ein geiles Wort)!

 

Die Sprossenschrift ist frei vom Gleichrichteeffekt. Lichtstreuung in der Schicht bewirkt nichts anderes als eine Verschiebung der Gesamtdichte. Da man, wie du vermerkt hast, die Aufzeichnung auf geringem Kontrast hält, fällt die Streulichtverschwärzung praktisch nicht ins Gewicht. Die Kunst des Intensitätverfahrens liegt darin, das Negativ so zu belichten und zu entwickeln, daß die Kopien neben gefälligem Bild eine saubere Tonspur haben. Sind Dichte und Kontrast auf einem bestimmten Filmmaterial gegeben, z. B. Gamma log 1.55, muß man sich im Labor rückwärts vom Positiv zum Negativ einrichten.

 

Die so genannte Gegenmodulation (engl. cross modulation) ist eine Sache, derer man sich mit der Sprossenschrift entledigen kann. Das Intensitätverfahren hat dafür seine eigenen Probleme, wie z. B. den Zwang, möglichst zwischen Dichte 0 und 2 zu liegen, wobei die Betonung auf Null ist. Für größtmögliches Signal bei der Wiedergabe sollten bei maximaler Dynamik blanke Stellen auftreten, was jedoch durch den Kurvenfuß des real existierenden Positivfilms ein Stück weit vereitelt wird. Gleichzeitig schwanken die Sprossen bei geringer Dynamik um ein mittleres Grau, etwa Dichte 0.3.

 

Nur die Praxis hilft weiter. Glaubʼ mir, ich habe alles Mögliche an Schwarzweißfilm fürs Intensitätverfahren gebraucht und mißbraucht und die Unterschiede sind frappant. Was ich an der Stelle einfach wieder ein Mal sagen möchte: Es ist seit 1924 möglich, anständig klingende Sprossentonspuren zu erzeugen. Wenn Sprossen auf einer Kopie mies tönen, dann liegt der Grund dafür in 99 von 100 Fällen beim Kopierwerk, wo man die Zusammenhänge nicht versteht. Ein wenig rauschen tun alle alten Sprossen, aber sie donnern nicht. Triangel, Flöte, Orgel, Klavier und andere heikle Instrumente können wirklich gut erklingen.

Geschrieben

Danke Filmtechniker!

Es freut mich sehr, dass mir hier jemand so qualifiziert antwortet, obwohl ich hier eigentlich im falschen Forum bin (das richtige muss meines Wissens erst noch erfunden werden, und würde sich ausschließlich mit analogen Lichtton beschäftigen..).

 

Tatsächlich scheint die Kopierung von Sprossentönen eine strenge Einhaltung des Gamma, gemäß den Grauwerten der Vorlage, vorauszusetzen. Das Maß der ansonsten auftretenden Verzerrung kann leicht optisch über die Verschiebung der Welleform (einer Digitalisierung) weg von der Nullinie erkannt werden. Insofern würde ich behaupten, dass durch falsche Kopierung sehr wohl ein unerwünschter Gleichanteil aufgeprägt wird, dieser hat aber in seiner Auswirkung nichts mit dem Donnereffekt gemein. Die optische Beurteilung der Tonspur selbst gibt leider nur sehr bedingt Aufschlus über den Erfolg von deren Kopierung, daher muss das Kopierwerk sein Ergebnis idealerweise von einem Tontechniker überprüfen lassen oder es muss fachlich geschult werden.

 

Ich bin in der Tonrestaurierung tätig und habe ein Kopierwerk zur Verfügung welches ich soweit bearbeiten will, dass Sprossen gut umkopiert werden. Wir können hier leider nicht von einem optimalen Positiv auf ein entsprechendes Negativ rückschließen, sondern wir haben nur noch das was wir haben.

Auf jeden Fall scheint es mir unabdinglich einige Belichtungsstufentests mit den hauptsächlich verwendeten Materialien zu fahren um daraus Tabellen zu generieren, aus der man z.B. für eine vorher bestimmte Sprossen-Ruhedichte und gewünschte Materialkombination das optimale Kopierlicht ablesen kann. Auch könnte ich mir vorstellen über einen Scanner den Grauwertumfang zu bestimmen, falls das in irgend einer Weise dienlich sein sollte.

 

Grundsätzlich glaube ich, dass trotz des Rauschens eine fürs Kino geeignete Qualität der Sprosse erreicht werden kann, die ihren besonderen Charme hat. Leider stehen wir kurz davor die Expertise auf dem Gebiet ihrer Herstellung aussterben zu lassen. Das können wir nur durch den Austausch von Erfahrung noch so lange hinauszögern, bis alle noch vorhandenen Sprossentöne zu Staub zerfallen bzw. durch schlechte Kopierung versaut sind.

 

Vielleicht hat jemand mit den in diesem Beitrag genannten oder anderen Testansätzen schon praktische Erfahrung gemacht oder Ideen, die in diese Richtung gehen..?

Geschrieben

Hallo Rexco, willkommen im Forum!

 

Ich möchte noch vor Deinem ersten inhaltlich her hochqualitativen Beitrag mit hochinteressantem Inhalt den Hut ziehen. Deshalb, weil ein teil meiner Dilpomarbeit sich mit Deiner Frage beschäftigt. Doch ist wohl die Antwort von unserem Experten @ Filmtechniker doch noch merklich qualifizierter als diese meine.

 

Beste Grüße

Martin

  • 2 Monate später...
Geschrieben (bearbeitet)

Bei YT wird im Zusammenhang mit der Restauration defekter/unvollständiger Kopien eine Lichttonkamera gezeigt (ab etwa 2:30 min), wo am Rechner aufbereitete Einzelbilder mittels Beamer direkt auf den Film aufbelichtet werden und simultan eine Sprossentonspur mittles grüner LED/Laserdiode aufbelichtet wird. Eine Demo der Funktion hätte mit altem Rohfilm autentischer ausgesehen...

Sieht für einen Eigenbau recht ordentlich aus, auch die Qualität des am Ende gezeigten Beispiels wirkt sehr professionell. Der P6 hat sicher eine modifizierte Tonlichtquelle (grünes Kontrollfenster erscheint dunkel), um diese bräunliche Sprossenschrift ordentlich abtasten zu können.

 

http://www.youtube.com/watch?v=vOxBbVA2lpI

Bearbeitet von Robby (Änderungen anzeigen)

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