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Geschrieben

Sehr praktisch! So werden nicht nur die Kosten für die Digitalisierung sondern auch für die Archivierung auf die Kinos abgewälzt.

 

 

Ob denn die Archivierung im Kino die Lösung des Problems ist, scheint mir fraglich bei der rasanten Entwicklung der Upgrades in Soft- und Hardware. Ob denn ein DCP von heute in 3-5 Jahren noch spielbar ist, oder nur noch Datenmüll, ist nicht absehbar. Oder hat da jemand Garantien ?

Meiner Meinung nach gehört das im FFG geregelt, das geförderte Filme auch in abspielbarer Form zugänglich sein müssen.

Geschrieben
Ob denn die Archivierung im Kino die Lösung des Problems ist, scheint mir fraglich bei der rasanten Entwicklung der Upgrades in Soft- und Hardware. Ob denn ein DCP von heute in 3-5 Jahren noch spielbar ist, oder nur noch Datenmüll, ist nicht absehbar. Oder hat da jemand Garantien ?
Das schöne an digitalen Formaten ist ja, dass sie gerade nicht im herkömmlichen Sinne altern. Selbst wenn es irgendwann schwierig sein könnte, eine Software aufzutreiben, die das heutige Format direkt abspielen kann, so ist es doch jederzeit möglich, ahand der hoffentlich noch irgendwo gespeicherten Formatdokumentation einen Konverter zu programmieren, der die Daten dekodiert und in ein dann aktuellen Format wieder encodiert. Andererseits verursacht es im Softwarebereich aus technischer Sicht auch keine zusätzlichen Kosten, die Kompatibilität alter Codec- und Containerformate ewig mit rumzuschleppen. Ganz im Gegensatz zum analogen Zeitalter, wo es die Kosten in die Höhe treiben würde, wenn ein aktueller Projektor noch jedes mögliche Seitenverhältnis und Tonformat seit 1930 oder so unterstützen sollte.

 

Aber... das DRM schränkt dies natürlich für den DCP-Container stark ein, da es bei diesem Format halt nicht nur auf die Software, sondern auch auf die Hardware ankommt. So gesehen kann bei verschlüsseltem Content tatsächlich irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem die Rohdaten zwar noch vorhanden sind, aber niemand mehr in der Lage ist, sie zu entschlüsseln. Ist bei den proprietären DRM-verseuchten Musikdateien ja schon mehrfach passiert, bevor Amazon (und Apple?) die DRM-Freien MP3s auf den Markt gedrückt haben.

 

 

Geschrieben
verursacht es im Softwarebereich aus technischer Sicht auch keine zusätzlichen Kosten, die Kompatibilität alter Codec- und Containerformate ewig mit rumzuschleppen. Ganz im Gegensatz zum analogen Zeitalter, wo es die Kosten in die Höhe treiben würde, wenn ein aktueller Projektor noch jedes mögliche Seitenverhältnis und Tonformat seit 1930 oder so unterstützen sollte.

Aus technischer Sicht treibt ein Satz Projektionsobjektive und Filmbahneinsätze die Kosten ein Mal in die Höhe, nämlich bei seiner Beschaffung. Danach sind die Objektive jahrzehntelang nutzbar. Upgrades nicht erforderlich. Bitte, nicht einfach drauflos schreiben im vermeintlich sicheren Bewußtsein, das analoge Kino gehe eh den Bach hinunter. Wenn dir jahrzehntelang nicht geheuer ist: Triplette und Petzval-Vierlinser tun es für die meisten Kopien. Das können Objektive aus den 1950er Jahren sein, längst amortisiert. Um noch eins draufzusetzen: Objektive wird man voraussichtlich noch in 1400 Jahren herstellen können. Man braucht Glas, Hülsen und Ringe aus Metall. Computertechnik setzt Industrie voraus, die langfristig viel wahrscheinlicher den Bach hinunter geht. Was die Tonsysteme betrifft, mag ich nur sagen, daß es da um relativ einfache Schaltungen geht und daß keinerlei Programme nötig sind. Das Komplizierteste ist wohl der Digital-Analog-Wandler.

Geschrieben

Zustimmung.

Wer handwerkliche Mindestaufgaben eines Filmvorführers und Kinomitarbeiters beherzigt, ist selbst mit einem 60 Jahren alten Petzval-Objektiv, bei adäquater Spiegeleinstellung und ggf. mit Abblendung, imstande, ein randscharfes und hochauflösendes wie auch helles Bild zu projizieren, dem der Betrachter nicht nachweisen kann, dass es nicht von einem Ultra-Star-HD-Plus-Objektiv von 2002 an die Wand geworfen wurde.

 

Beherzigt man Grundsätze der Kopienschonung und Sauberkeit, wären auch heutige Polyesterkopien noch in 1000 Jahren abspielbar.

 

Kompatibilität der Codec- und Containerformate ist nicht zu unterschätzen bei heutigen Produktionen und Vertriebswegen. Für die Sicherung des Repertoires und Kinofilms aber bleibt als einfachster und sicherster Weg nur die Filmarchivierung und das Filmbandformat. :smile:

Geschrieben

Aus technischer Sicht treibt ein Satz Projektionsobjektive und Filmbahneinsätze die Kosten ein Mal in die Höhe, nämlich bei seiner Beschaffung. Danach sind die Objektive jahrzehntelang nutzbar. Upgrades nicht erforderlich. Bitte, nicht einfach drauflos schreiben im vermeintlich sicheren Bewußtsein, das analoge Kino gehe eh den Bach hinunter. Wenn dir jahrzehntelang nicht geheuer ist: Triplette und Petzval-Vierlinser tun es für die meisten Kopien. Das können Objektive aus den 1950er Jahren sein, längst amortisiert. Um noch eins draufzusetzen: Objektive wird man voraussichtlich noch in 1400 Jahren herstellen können. Man braucht Glas, Hülsen und Ringe aus Metall. Computertechnik setzt Industrie voraus, die langfristig viel wahrscheinlicher den Bach hinunter geht. Was die Tonsysteme betrifft, mag ich nur sagen, daß es da um relativ einfache Schaltungen geht und daß keinerlei Programme nötig sind. Das Komplizierteste ist wohl der Digital-Analog-Wandler.

 

Schade, dass dir der kleine Unterschied nicht selbst ins Auge gefallen ist. Stell dir vor, du bist Hersteller eines analogen Projektors und willst eine Serie aufbauen, die alle 16 bis 70mm-Formate mit allen Seitenverhältnissen und Tonverfahren der vergangenen 50 bis 100 Jahre unterstützt. Du musst nicht nur alle Komponente auf der selben Maschine unterbringen, sondern auch jedes Bauteil erstmal herstellen (lassen). Das heißt, für jedes zusätzliche Format, dass du unterstützen willst, fallen für jedes einzelne Exemplar Kosten an. Da in der Praxis aber nur ein Bruchteil dieser Komponenten durch die Kunden nachgefragt wird, kannst du dir nie ganz sicher sein, ob du die zusätzlichen Entwicklungskosten wieder rauskriegst, musst ggf. eine Quersubvention fahren und riskierst, teurer als die Konkurrenz zu sein.

 

 

Der Kollege aus der Digitalabteilung nebenan kompiliert dagegen einfach die Codec-Sammlung, die innerhalb der vergangenen 20 Jahre gewachsen ist, in das neuste Produkt ein und ist fertig. Ganz ohne Zusatzkosten. Eine entsprechend modulare und vernünftig designte Softwarearchitektur natürlich vorausgesetzt.

 

Dein Vergleich passt eher zu: Alles, was man brauchst, um in 50 Jahren eine h.264-Datei abzuspielen, ist eine Dokumentation des Formats, einen Editor und einen Compiler. Da verlagern sich schlicht die Kompetenzen, mehr nicht. Ich könnte dir auf Anhieb keinen A/D-Wandler zusammen löten, aber bei entsprechender Dokumentation einen Videodecoder zu programmieren dürfte kein sonderliches Problem für mich sein. Ob die Performance für die Echtzeitwiedergabe ausreichend wäre ist die andere Frage, aber für die Umkodierung in ein anderes Videoformat wäre das nebensächlich.

 

(Das alles wie erwähnt unter Ausschluss von DRM, denn die Verschlüsselung der Daten ohne den zugehörigen Schlüssel macht diese Vorteile kaputt. Und Lizenzgebühren für patentierte Codecs sind hier ebenfalls vernachlässigt.)

 

Ein ähnlicher Paradigmenwechselt betrifft die Haltbarkeit der Daten. In cineramas Zeiten kam es einfach nur auf die vernünftige Lagerung an. Was auch das beste war, dass man machen konnte, da jede Kopie die Qualität verschlechterte. Im digitalen Zeitalter gilt jedoch das exakte Gegenteil, hier kommt es drauf an, möglichst oft Kopien zu machen, um die Daten auf die jeweils aktuellen Speichermedien zu transferieren. Was die Lagerung bei Luft und Wetter für eine 35mm-Kopie ist, dass ist der 30 Jahre alte CD-Rohling für die Videodatei.

 

 

 

 

Nachtrag: Ich hab nie behauptet, dass das analoge Kino den Bach runtergeht. Auch wenn es natürlich gute Gründe für die Annahme gibt, dass 35mm in den nächsten 10 bis 20 Jahren keine nennenswerte Rolle im kommerziellen Bereich mehr spielen wird. Persönlich bin ich bei dem Thema zwiegespalten. Aus handwerklicher Sicht vermisse ich die Arbeit an unserem 35mm-Projektor, der nun bereits seit Monaten kaum mehr als ein Staubfänger im Vorführraum ist. Auch Sicht des Besuchers genieße ich dagegen die gestiegene Angebotsvielfalt, die höhere Bildwiederholrate und den perfekten Bildstand (bitte darüber keine Diskussion, wir wissen alle, dass die Mehrheit der 35mm-Projektoren nicht in dem Wartungszustand sind, in dem sie sein sollten).

Geschrieben

Was heißt denn in cineramas Zeiten? Lebt er nicht mehr?

 

Falsch ist, daß beim Duplizieren Qualitätseinbuße auftritt. Seit 2002 ist der Kornzuwachs weg. Gigabitfilm sei Dank.

 

Stell dir vor, du bist Hersteller eines analogen Projektors und willst eine Serie aufbauen, die alle 16 bis 70mm-Formate mit allen Seitenverhältnissen und Tonverfahren der vergangenen 50 bis 100 Jahre unterstützt. Technikferne, pur. Es sind doch gerade die Elektronikverfechter, die vom deus ex machina träumen, alles soll mit einem Kästchen machbar sein. Ringsum Krokodilstränen über Steve Jobs, der weiße Wegwerfkästchen propagierte. Monopoly, kennst du das Spiel?

 

Es gab Kombiprojektoren, aber stets nur für zwei Filmformate, also 70-35 oder 35-16, und wenn drei, dann die vergessene Paillard G 3 von 1933 oder der Diksi-Tfp. von 1938 für 16, 9½ und 8. In Bezug auf die Bildformate bietet Schmalfilm kaum Probleme, das ist alles 3:4. Manchmal geht es um einen Anamorphoten am 16er Projektor*. 70-5 ist genormt 1:2,2. Die Vielfalt betrifft 35-mm-Film.

 

*Super-16 ist reines Aufnahmeformat für Normalfilmkopien, Bildseitenverhältnis 3:5. Ultra-16 finde ich ideal, aber wie alles Ideale weltfremd. Man kann den Film kaum führen. Großzügige Filmränder sind ein Segen. Da haben Timecode Platz, Fußnummern, Herstellermarken, Tonspuren, Bildnummern u. a. m.

 

Ich hatte gestern ein Gespräch mit einer Frau, die sagte, daß das Phänomen Kino vorbei ist, also daß Menschen sich zu Hunderten in einem Saal niedersetzen und auf eine Bildwand starren. Wenn das zutrifft, dann ist auch elektronisches Kino nix. Stellen wir nicht die Tendenz fest, daß Daten nach Belieben verarbeitet werden? Die Jungen ziehen sich nur noch Häppchen rein, 5 Minuten YouTube ist schon lang. Fernsehen ist mit Ausnahmen zum Einschlafen. Ich will sagen, daß man einerseits einflußloser User geworden ist, andererseits aber Allgewalt sucht, was pünktliches Erscheinen zu einem angekündigten Zeitpunkt ausschließt. Die Wanderarbeiter im Reich der Mitte können sich solchen Luxus nicht leisten. Wir können die Digitaltechnik nur so günstig kaufen, weil Asiaten sie IHR WISST ES JA.

 

Wenn es obsolet wäre, daß Menschen sich in geschlossenen Räumen in Sitzreihen gemeinsam etwas ansehen und anhören gehen, dann wären auch der Kasper vorbei, René Maliks Maulwurfn, den ich so liebe, und das Theater. Vielleicht kommt das noch. Ich bleibe dem Theater fern, weil die Intendanten und Dramaturgen pathologische Fälle sind, fast alle, so daß ich die Hoffnung auf eine von innen heraus erarbeitete Aufführung der Räuber oder der Zimmerschlacht fast aufgegeben habe. Was mir bleibt, ist die Erinnerung an die Wallenstein-Trilogie 1999 zu Prag mit Walter Skotton und einer großartigen Sandra Löwe. Regie hatte Ossi Fuchs.

Geschrieben

Was heißt denn in cineramas Zeiten? Lebt er nicht mehr?

 

Hast du das wirklich so verstanden, oder versuchst du zu trollen? Eigentlich dachte ich, dass der Sinn "in den Zeiten der analogen Filmarchivierung" in den Worten erkennbar wäre.

 

Falsch ist, daß beim Duplizieren Qualitätseinbuße auftritt. Seit 2002 ist der Kornzuwachs weg. Gigabitfilm sei Dank.
Mach 100 Kopien von der Kopie von der Kopie von der Kopie... mach das gleiche digital. Welches Ergebnis sieht eher wie das Original aus? Falls ich das missverständlich geschrieben habe, versuche ich nochmal, zu erläutern, worauf ich hinaus wollte: Natürlich ist es genau wie der "alles-in-einem-Projektor" sehr unrealistisch, dass es jemand macht. Der Punkt ist aber, dass es digital geht bzw. sogar sein muss, weil die Medien keine entsprechend lange Lagerungszeit garantieren können - aber beim Analogfilm genau das Gegenteil der Fall ist. Und dass digitales Filmmaterial - um mal zu der von zehkuh angesprochenen Befürchtung zurückzukommen - zumindest ohne DRM auch in 10 Jahren kein unbrauchbarer Datenmüll ist.

 

 

Geschrieben
[...]

Ich hatte gestern ein Gespräch mit einer Frau, die sagte, daß das Phänomen Kino vorbei ist, also daß Menschen sich zu Hunderten in einem Saal niedersetzen und auf eine Bildwand starren. Wenn das zutrifft, dann ist auch elektronisches Kino nix. Stellen wir nicht die Tendenz fest, daß Daten nach Belieben verarbeitet werden? Die Jungen ziehen sich nur noch Häppchen rein, 5 Minuten YouTube ist schon lang. Fernsehen ist mit Ausnahmen zum Einschlafen. Ich will sagen, daß man einerseits einflußloser User geworden ist, andererseits aber Allgewalt sucht, was pünktliches Erscheinen zu einem angekündigten Zeitpunkt ausschließt. Die Wanderarbeiter im Reich der Mitte können sich solchen Luxus nicht leisten. Wir können die Digitaltechnik nur so günstig kaufen, weil Asiaten sie[/color] IHR WISST ES JA.

In die Richtung streben die Verwertungsgesellschaften und geben es auch ungeniert zu: Kinoauswertung nur als fluktierendes Werbefenster für eine Weltpremiere - letzlich Primär-Amortisation auf allen Plattformen, für die längst auch der fasch...oide o.g. Konzern wirbt ("wir müssen dorthin gehen, wo die Menschen sind" [klingt beinahe humanistisch]), dem Dank der teuflisch-pfiffigen Spielzeuge von Steve Jobbs neue Märkte erschlossen wurden.

Darum werden elektronisierte Kinos diesem Wettbewerb keines falls glaubhafter und stabiler standhalten, sondern sie müsse notgedrungen darin untergehen.

"Theater" und "Apple" harmonieren nun wirklich nicht miteinander.

 

Theater- und Opern-"Performances" tendieren auch immer mehr zur Burleske, vernachlässigen handwerkliches Maß und ästhetische Konsequenz,

Geschrieben

Ob denn die Archivierung im Kino die Lösung des Problems ist, scheint mir fraglich bei der rasanten Entwicklung der Upgrades in Soft- und Hardware. Ob denn ein DCP von heute in 3-5 Jahren noch spielbar ist, oder nur noch Datenmüll, ist nicht absehbar. Oder hat da jemand Garantien ?

 

Besser als Garantien sind allemal Erfahrungen. Aus heutiger Sicht historische digitale Bild, Ton, Videoformate aus den 80er Jahren? Kein Problem, Töne von C64, ATARI, den ersten Macs, VfW, etc, abzuspielen. Kann jeder aktuelle Rechner von Haus aus oder mit frei verfügbarer Software. Meine ersten Audio-CDs sind mittlerweile fast 30 Jahre alt und spielen problemlos auf aktuellen BluRay Playern und PCs. Und als kleiner Seitenhieb - Abspielgeräte dafür sind einfacher und preiswerter zu bekommen als solche für die angeblich so sichere und überlegene Schallplatte. Die 30 Jahre alte CD lässt sich problemlos, ggfs. auch verlustfrei, in heutige aktuelle Formate und Medien konvertieren. Hätte ich die Vinylausführung so oft abgespielt wie die CD, bestünde sie nur noch aus Staub.

 

Woher dagegen kommt die 'Erfahrung', dass digitale Formate schon nach 3-5 Jahren nicht mehr verwertbar sind? Obendrein ist die DCI spec von vorne bis hinten öffentlich, dokumentiert, frei. Dolby Digital, SR, Farbkopierverfahren - hochgradig proprietär, patentiert, nicht öffentlich, in der Umsetzung von aufwendigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig.

 

Soweit man sich auf die reine Wiedergabe von Standardformaten mit Stereo Lichtton verlegt - mag das noch hinreichend offen sein. Aber ist eine solche 'Schmalspur-Archivsicherheit' wirklich ein Argument, das in die Realität trägt?

 

 

Es gibt allerdings EINEN wirklich kritischen Punkt bei DCI-Kopien - die Erhaltung und Dokumentation der AES Schlüssel, die mindestens benötigt werden, um Abspiellizenzen herstellen zu können. Geht der verloren, aus Schlampigkeit, weil der Verleih pleite geht (siehe Tarantino/Miramax), etc., dann sind alle digitalen Kopien in Umlauf wertlos. Zumindest solange, bis BruteForce Angriffe auf den Schlüssel zu einer realistischen Option werden, oder vom Studio das Master zu Verfügung gestellt wird.

 

Man sollte nicht annehmen, dass die Erhaltung eines solchen kleinen digitalen Schnipsels ein Problem sein könnte, aber im Unterschied zu üblichen Sicherungskonzepten will man natürlich gerade beim ultimativen Kopierschutz keine Sicherheit durch Vorhaltung redundanter Mehrfach-Kopien. Und es sind ja schon unersetzliche andere Güter durch schlichte Schlamperei im Müll gelandet. Oft ist die Key-Erstellung bei Dienstleistern ausgelagert und der Verleih hat gar keine eigene Kompetenz zur Sicherung und Erhaltung. Dann wird der Dienstleister abgewickelt, Sicherungen werden nicht durchgeführt oder geraten im Zuge der Liquidierung unter den Hammer - und dann ist eventuell Sense. Oder der Verleih hat schlicht nach einigen Jahren überhaupt kein Interesse mehr, einen Schlüssel zu generieren.

 

Hier sollte man eigentlich anregen, die Schlüssel einer übergeordneten Instanz zur Sicherung zu übergeben. Nur: Die Verleiher sind nunmal die Rechteinhaber, und wenn die ihre Altware verkommen lassen wollen, ist das halt deren 'gutes' Recht. Einen Anspruch auf öffentlich verfügbare Kopien solcher Werke gibt es nunmal leider nicht - weder digital, noch analog.

 

 

- Carsten

Geschrieben
Ich bewundere diese schweizer Art der Problemlösung.

Es ist weltweit die Lösung der Erhaltung der Farben, sie mittels so genannter Auszüge auf stabilem Schwarzweißfilm zu erhalten. Ich möchte nicht überheblich erscheinen, glaube mir bitte, daß ich mich in der Archiv-Technik auskenne.

Geschrieben

Das glauben wir Dir, aber Archivierung ernährt keine Kinobetreiber und erhält keine Kinolandschaft. Wer sich in gleicher Veranlassung vor 40-50 Jahren entschlossen hätte, zugunsten von 70mm und Magnetton das minderwertigere 35mm aufzugeben, hätte keine 5 Jahre überlebt. 'Markt' mag nicht gerade eine moralische oder werterhaltende Kategorie sein, aber zumindest sollte man die Kategorien in der Diskussion auch nicht ständig vermischen.

 

- Carsten

Geschrieben
... Beherzigt man Grundsätze der Kopienschonung und Sauberkeit, wären auch heutige Polyesterkopien noch in 1000 Jahren abspielbar. ...
Theorie und Praxis unterscheiden sich hier aber gewaltig!
Geschrieben

Es ist weltweit die Lösung der Erhaltung der Farben, sie mittels so genannter Auszüge auf stabilem Schwarzweißfilm zu erhalten. Ich möchte nicht überheblich erscheinen, glaube mir bitte, daß ich mich in der Archiv-Technik auskenne.

Und diese drei Auszüge zeigst Du dann mit drei Projektoren im Kino?

Es ging um die Abspielbarkeit eines DCPs in einigen Jahren. Das DCP ist aber nicht mit Sicherung des OCN zu vergleichen, sondern das Gegenstück zu einer Filmkopie für den Verleih.

Wo ist der Unterschied zwischen der Erstellung von neuen Filmkopien für Kinoeinsatz und neuen Kopien eines DCPs? Wenn der Verleih nicht will gibt es weder eine Filmkopie noch ein DCP.

Und für Archive sind verschlüsselte Datenträger sowieso sinnfrei.

 

 

Gruß

 

Salvatore

Geschrieben

Es ist weltweit die Lösung der Erhaltung der Farben, sie mittels so genannter Auszüge auf stabilem Schwarzweißfilm zu erhalten. Ich möchte nicht überheblich erscheinen, glaube mir bitte, daß ich mich in der Archiv-Technik auskenne.

Und ARRI Deutschland hatte seit einigen Jahren die Farbseparation den Produzenten angeboten. Wenn davon nicht ausreichend Gebrauch gemacht wird, ist fortan jeder seines Glückes Schmied.

Dazu ein Bericht aus der Feder von zwei (m.E. eher den @oceanic-Auffassungen) nahestehenden Autoren:

Nicht nur Kodak sieht aber im Archivbereich eine langfristige Chance für den chemischen Film: »Zunehmend machen sich Filmemacher zur Archivierung ihrer Programme Gedanken. Auch hier spielt Film eine wichtige Rolle«, erklärt Kai Langner.

 

Für die großen Hollywood-Filme ist die Archivierung auf Film mit Color Separation — also mit einem separaten Schwarzweißfilm pro Grundfarbe — tatsächlich eine Standardprozedur. Schwarzweißfilm wird deshalb verwendet, weil dieser chemisch stabiler ist, denn bei Farbfilmen verändern sich im Lauf der Jahre häufig die Farbpigmente, das Material bleicht aus oder wird farbstichig. Bei der Archivierung von farbsepariertem Material auf Schwarzweißfilm geht man davon aus, dass so gesicherte Filme über viele Jahre gelagert und dann auch wieder relativ problemlos rekombiniert werden können.

 

Hier spielen Kulturgutgedanken eine Rolle, aber durchaus auch wirtschaftliche Erwägungen, die sich von einer späteren Wiederverwertung der Filme in höchster Bildqualität Profite erhoffen. So wird immer wieder diskutiert, dass man hochwertige Produktionen auf Film archivieren sollte.

 

Das scheitert aber leider sehr oft an der wirtschaftlichen Realität: Es entstehen ja nicht nur die relativ hohen Kosten für die Belichtung der drei Farbseparationen auf Schwarzweißfilm, sondern man muss dieses Material auch über viele Jahre sicher lagern, was ebenfalls Geld kostet. Zusammen mit der Ungewissheit, ob sich dieses Investment jemals lohnen wird und der schwierigen Frage, welche Produktionen denn nun überhaupt wert sind, archiviert zu werden, wird diese relativ aufwändige Form der Archivierung meist nur Theorie bleiben.

 

Das gilt besonders im deutschen Markt: Bei Fernsehproduktionen, die auf Film gedreht wurden, findet im Normalfall schon längst nicht einmal mehr ein Originalschnitt auf Film statt: Diese Kosten spart man sich. Es gibt also von diesen Produktionen gar kein Original mehr in der maximal möglichen Qualität — geschweige denn steht das Geld für eine Rückbelichtung und Archivierung auf Film zur Verfügung. Bis auf wenige, teure Hochglanzproduktionen in Hollywood, wird daher in Zukunft wohl so gut wie keine Kino- oder TV-Produktion mehr auf Film archiviert werden.

 

Was braucht man heute, um auf Film zu archivieren? Einen Filmbelichter, der digitale Daten in Bilder umwandelt und diese auf Filmmaterial belichtet.

 

Und wieder einmal bringt der Blick auf Arri etwas Licht ins Dunkel: Arri hat mit dem Arrilaser einen anerkannt hochwertigen Filmbelichter im Programm, der in dem relativ kleinen Markt, der überhaupt einen Filmbelichter braucht, recht weit verbreitet ist. http://www.film-tv-video.de/reportdetails+M59b98fd726b.html

Autoren: Christine Gebhard, Gerd Voigt-Müller (November 2010)

 

Das glauben wir Dir, aber Archivierung ernährt keine Kinobetreiber und erhält keine Kinolandschaft. Wer sich in gleicher Veranlassung vor 40-50 Jahren entschlossen hätte, zugunsten von 70mm und Magnetton das minderwertigere 35mm aufzugeben, hätte keine 5 Jahre überlebt. 'Markt' mag nicht gerade eine moralische oder werterhaltende Kategorie sein, aber zumindest sollte man die Kategorien in der Diskussion auch nicht ständig vermischen.

Also bisher hatte 35mm-Film die Kinobesitzer zu beinahe 100% ernähren können. :grin: Das war ein arteigenes Medium, das kaum jemand sonst, ausgenommen Kongresshallen, einige Studios, grössere Auditorien in Institutionen oder Millionäre) sich leisten konnten. Darauf beruhte ja das (begrüssens- oder verwerfenswerte) System den Monopolcharakters des Kinos als Erstauswerter und Verwerter eines Premiumformats mit Langzeitauswertung.

Einmal nicht nur technisch gedacht, stellt sich die Frage, ob die Nachfolgeträger und Zuspielinfrastrukturen die Premiumstellung der Filmtheater (wie wir sie lieben, wir wir sie hassen, wie wir sie kennen) aufrechterhalten. Erkenne keine einzige Ansatz, der dies stützt.

Der 70mm- und 35mm-Vergleich hinkt: die seinerzeit privilegierten Kinos (geliebt oder gehasst) konnten damit bis Anfang der 70er Jahre (und später von 1977 bis 2000) ihren Wettbewerbsvorsprung halten und verdrängten bedauerlicherweise viele kleinere und bisweilen auch engagiertere Kinos.

Somit lagen die Dinge umgekehrt als ein Deiner Annahme und die heutigen Markttendenzen folgen eben genau umgedrehten Zwängen und Gesetzlichkeiten. Dies darf nicht vergessen werden, und es werde auch die Widersprüche in den "historischen Gleichsetzungen" schlagartig offenbar.

 

Darum teile ich Deinen Optimismus nicht, ohne nachweisliche Fortschritte und Erleichterungen bei Modernisierungen zu verkennen. Aber hier handelt es sich nicht um eine lapidare Modernisierung, mitnichten auch um einen Winterreifenwechsel für die "geizigen Kinobetreiber", wie immer wieder zu hören ist. Es handelt sich um elementare Umwälzungen, nach denen nichts mehr so ist, wie es war.

 

Wo ist der Unterschied zwischen der Erstellung von neuen Filmkopien für Kinoeinsatz und neuen Kopien eines DCPs? Wenn der Verleih nicht will gibt es weder eine Filmkopie noch ein DCP.

Und für Archive sind verschlüsselte Datenträger sowieso sinnfrei.

Der Unterschied könnte darin liegen, dass es alsbald keine Verleiher mehr gibt in dem Sinne, wie wir sie kennen. Ob auch das gut oder schlecht ist, ist eine andere Frage. Aber auch hier wird die Landschaft nicht wiederzuerkennen sein.

Geschrieben

Der Unterschied könnte darin liegen, dass es alsbald keine Verleiher mehr gibt in dem Sinne, wie wir sie kennen. Ob auch das gut oder schlecht ist, ist eine andere Frage. Aber auch hier wird die Landschaft nicht wiederzuerkennen sein.

 

Und das ist die Zukunft. Ich freu mich drauf. Das Modell des jetztigen Verleihs hat einfach ausgedient. Bald wird jeder einen Film an einer zentralen Stelle, die mit den Majors ihre Verträge hat, nach den jeweiligen Konditionen einen/mehrere Film/e aussuchen können. Dann hat auch endlich der Fluch mit der Kopienverteilung nach Ranking ein Ende. Soll jeder sein eigenes Wagniss eingehen.

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Hallo zusammen,

 

hier würde ich gerne auch unsere Verleiher-Situation gerne kurz beleuchten:

 

Wir haben in den vergangenen Jahren für unser damals noch umfangreiches Kopienlager monatlich rund € 7000,-

an Lagerkosten bezahlt (jährlich also über € 80.000,-). Zurückbekommen haben wir in der Regel über die Mindest-

garantien oder Festpreise leider nur einen winzigen Bruchteil, der die anfallenden Lager-, Bearbeitungs- und

Versandkosten auf Dauer nicht abdecken konnte.

 

Daher entschieden wir uns dazu, den Bestand bei den ganzen Filmen mit 0-5x Buchungen im Jahr 2010 komplett zu

vernichten und nur bei den Titeln, die immer wieder gefragt sind (z.B. Jenseits der Stille, Fluch der Karibik,

Das Leben der Anderen, Pünktchen und Anton, u.a.) einen kleinen Bestand beizubehalten. Leider kann es dadurch

natürlich immer mal passieren, das eine Kopie zum Wunschtermin vielleicht nicht verfügbar ist.

 

Zusätzlich eng wird es natürlich dann, wenn wir gute Archivkopien aus dem Verkehr ziehen müssen, da sie beim

letzten Einsatz leider nicht besonders gut behandelt wurden - aber dieses Thema ist ja in diesem Forum bereits

mehrfach ausgiebigst besprochen worden... :smile:

 

 

Viele Grüße,

Klaus Ernemann

Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Geschrieben

Hallo Herr Ernemann,

ich freue mich, dass Sie sich hier äußern und die Lage einmal aus Verleihersicht schildern. Bei Stichworten wie "den Bestand komplett vernichten" blutet den hier versammelten Filmsammlern natürlich das Herz. Warum gibt es eigentlich immer noch keine Möglichkeit, solche Kopien legal zu erwerben? Immer wieder begegnen mir Kopien aus teils jahrzenhnte zurückliegenden Verleihauflösungen, von denen nie eine DVD oder BR heraus gebracht wurde. Irgendwann ist dann jemand froh, dass ein Sammler die letzte Kopie aufbewahrt hat. Warum werden in einer Zeit, in der das Ende des 35mm Films absehbar wird immer noch Massen an seltenen Kopien vernichtet?

Gebt den Sammlern doch endlich mal eine Chance!

Geschrieben

Ein kleiner Nachtrag:

vor Jahren spielten wir den Film "Omaha". Die Kopie wurde aus den USA eingeflogen. Anschließend erhielten wir die Mitteilung, die Kopie noch so lange zu behalten, bis ein anderes europäisches Kino diesen Film zeigt.

Nach 7(!) Jahren meldete sich der Regisseur bei uns und fragt, ob die Kopie noch existieren würde. Es sei nämlich die allerletzte...

Somit ging die Kopie 7 Jahre nach ihrer Aufführung zurück in die USA.

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